„Erlebnis“ Range Rover: Der Einfluss des Verkaufs auf die Wirkung der Marke

Ich interessier(t)e mich für einen neuen Range Rover. Auf der Suche erlebten meine Frau und ich kürzlich das Folgende, als wir, mit unseren Hunden im Auto, leger in hundetaugliche Kleidung gekleidet, ich hatte mich am Morgen nicht rasiert, auf einem unserer Wege bei zwei Landrover Händlern vorbeischauten.

Händler 1: Ein namhafter Handelsbetrieb, der das Wort „Premium“ im Namen führt. Draußen stehen ein paar Modelle, aber kein Range Rover. Nur ein paar RR Sport und ein Evoque. Ich trete in den großen Showroom – leer. Kein einziges Auto. Aber: Ein Verkaufsbüro. Darin ein Verkäufer, der unwillig aufblickt, als ich mich ihm namentlich vorstelle und ihm sage, dass ich einen Range Rover kaufen möchte und mich darüber wundere, einen leeren Showroom vorzufinden.

  • Verkäufer (mustert mich von oben bis unten): „Ja, die Autos sind alle ‚drüben‘, es ist eine Aktion hier.“
  • Ich: „Alle ‚drüben‘??“
  • Verkäufer: „Genau. Wofür interessieren Sie sich? Für einen Evoque?“
  • Ich: „Für einen klassischen Range Rover.“
  • Verkäufer: „Einen Sport?“
  • Ich: „Für einen klassischen Range Rover!“
  • Verkäufer (mustert mich erneut, ungläubig): „Unser Vorführwagen ist unterwegs. Ich habe kein Modell hier. Die Lieferzeit ist in neun Monaten.“
  • Ich: „Danke.“

Ende des Gesprächs.

Der nächste Händler:

  • Ich: „Guten Tag, ich bin Guido Quelle und interessiere mich für einen Range Rover.“
  • Verkäufer: „Guten Tag, mein Name ist … und das trifft sich ausgezeichnet, denn ich verkaufe Range Rover.“
  • Ich: „So ein Zufall.“

Beide lachen. Wir gehen aus dem Showroom auf das Freigelände. Der Verkäufer begrüßt meine Frau mit Handschlag.

Das Gespräch verläuft weiterhin freundlich, der Verkäufer nimmt meine Verwunderung über die Lieferzeit ernst, betont aber, dass auch er daran nichts ändern könne, weist darauf hin, dass die neue Langversion eine Lieferzeit von aktuell drei Jahren (!) hat und ist selbst auch nicht besonders begeistert darüber. Er könne mir gern einen Vorführwagen besorgen, aber an der Lieferzeit könne er nichts ändern.

Wir trennen uns freundlich – ein gutes Gespräch. Dreimal darf man raten, wo ich einen Range erneut anfragen würde, wenn die Lieferzeiten einmal wieder akzeptabel wären.

Lektionen:

  1. Die „Frontline“ entscheidet über eine Marke: Der Marke Landrover hat der erste Verkäufer geschadet, der zweite hat es wieder wettgemacht.
  2. Range Rover liefert ein Beispiel dafür, was geschieht, wenn man nicht auf den Erfolg vorbereitet ist und schadet der Marke durch die inakzetablen Lieferzeiten. Ich werde jedenfalls keinen RR bestellen.
  3. Lassen Sie sich selbst nie – niemals – von Äußerlichkeiten leiten und instruieren Sie auch Ihren Vertrieb, Äußerlichkeiten nicht zur Basis für Beurteilungen zu nehmen. Auch Menschen in legerer Kleidung können ein Auto, eine Uhr, ein Schmuckstück, ein Haus bezahlen.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

EDEKA: Markenwachstum oder Markenzerstörung?

Eines kann man EDEKA nicht abstreiten: Sie sind in aller Munde. Kein Wunder, denn die virale Kampagne, die das Unternehmen aufgesetzt hat (Ein Z-Promi, der alles „supergeil“ findet) sorgt dafür, dass (nahezu) jeder inzwischen über EDEKA spricht.

Soviel zum Verbreitungserfolg. Ich möchte die Werbung hier nicht offiziell inhaltlich würdigen – meine persönliche Meinung ist, dass sie abstoßend und billig ist, aber das ist eben nicht die Meinung eines Werbefachmanns. Was ich aber sehr wohl beurteilen kann, ist die Wirkung, die auf das Wachstum ausgeübt wird. An den Auswirkungen wird EDEKA noch längere Zeit zu arbeiten haben, denn die sorgsam aufgebaute Hochqualitätsmarke („Wir lieben Lebensmittel“) wird nicht nur nicht weiter gepflegt, sondern in den Abgrund gezogen. EDEKA ist nicht „supergeil“, ebenso wenig, wie „Geiz geil“ ist oder wie „So muss Technik“ ein Satz wäre, der Saturn langfristig zu rentablem Vorteil gereicht hätte.

Selbst wenn sich nun kurzfristig Bekanntheit und sogar Frequenzen, vielleicht sogar Umsätze erhöhen: EDEKA befindet sich auf einem gefährlichen Abweg. Bekanntheit ist mitnichten alles. Wenn nun auch EDEKA sich auf das Billig-Niveau des weltweit am härtesten umlämpften LEH-Marktes, Deutschland, herunterbegibt, hat das Management alles verdorben, was zuvor an Aufbauarbeit geleistet wurde, um aus den verstaubten, altmodischen EDEKA-Märkten ein sich den Konsumenten sehr ansehnlich und modern präsentierendes Einzelhandelsunternehmen zu machen. Dies ist ein Wachstumsirrtum. Ein wenig mehr Wachstumsintelligenz hätte dies zu verhindern gewusst.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.***

„Sie realisieren also profitables Wachstum?“

Start einer Konversation mit einem potenziellen Klienten vor einiger Zeit: „Herr Professor Quelle, ich habe schon einiges von Ihnen gehört, unter anderem auch einen Vortrag von Ihnen. Sie realisieren also profitables Wachstum?“ – Ich: „Nein, SIE realisieren das.“ Pause. Lachen. Es folgt ein lebhaftes Gespräch.

Dieser potenzielle Klient hatte sofort den Unterschied erkannt. Es ist nicht der Berater – und es darf auch nicht der Berater sein -, der die Veränderungen im Unternehmen des Klienten realisiert. Die Schritte müssen aus dem Unternehmen selbst kommen. Wir helfen, neue Wege zu gehen, wir vermitteln erforderliche Fähigkeiten und Fertigkeiten, wir bewahren davor, Schritte zu gehen, die erfahrungsgemäß regelhaft in die Irre führen, wir sehen Dinge, die im Unternehmen nicht gesehen werden (können). Wir begleiten die Realisierung. Aber die Realisierung selbst muss aus der eigenen Kraft erfolgen, anderenfalls ist das Konzept auf Sand gebaut.

Zu viele Berater überschätzen sich regelhaft und zu viele Berater werden in Unternehmen als überbezahlte Sachbearbeiter teilweise über Jahre, Tag für Tag, gehalten. Die Wirkung eines erfahrenen, guten Beraters liegt in der Multiplikation, in der Verstärkung vorhandener Kraft und im Aufbau von Know-how, nicht in der Übernahme von Routinearbeiten. Klienten dürfen nicht von einem Berater abhängig werden.

Wachstumsberatung, wie wir es verstehen, ist der Transfer vom Wissen zum Können.
Aus dem obigen potenziellen Klienten ist damals übrigens ein neuer Mandat-Klient geworden.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Liebe Wachstumskritiker, fangt doch einfach einmal an!

Hier ist ein Appell an Wachstumskritiker, verbunden mit ein paar Ideen.

Wie wäre es mit …

  • Bedeutend weniger Gehalt (oder zumindest eingefrorenen Bezügen)
  • Mehr Arbeitszeit pro Woche, vielleicht so, wie in den 60er Jahren?
  • Spülen per Hand
  • Waschen per Hand
  • Briefe und Faxe (oder auch die nicht) schreiben statt Emails zu senden
  • Abschalten des Internets
  • Abgabe des Autos

Ich hätte noch mehr Vorschläge. Ach, Sie wollen nicht bei sich beginnen, das müssten dann schon alle anderen auch tun?

Ganz ehrlich, ich kann das Gerede über die Gefahren des Wachstums nicht mehr hören. Ich würde mich vielmehr freuen, wenn wir einmal auf die Errungenschaften dessen schauen, was wir und vor allem die Generationen vor uns geschaffen haben und dann mutig weiter nach vorne gehen.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.;

Unser Wachstum – Draghis Fehlentscheidung

Genauer müsste es wohl heißen: Fehlentscheidung der EZB, aber Mario Draghi hat sich nun einmal prominent an die Spitze dieser Fehlentscheidung gesetzt, die wieder einmal auf der Symptomebene verbleibt und an den Ursachen nichts ändert.

Der gesunkene Leitzins bedeutet, dass Geld noch einmal billiger zu haben ist, als es ohnehin schon zu haben war. Wenn aber etwas zum Nulltarif erhältlich ist, ist es nichts wert. Mitnichten wird diese Zinssenkung dazu führen, dass sich die Krise in der Eurozone verbessert oder dass sie gar grundlegend behoben würde. Das Signal ist vielmehr ein Anreiz für die schwächelnden Regionen, notwendige Reformen wieder einmal vor sich her zu schieben.

Eine interne Wettbewerbsschwäche kann nicht durch billiges Geld behoben werden, sie wird dadurch im Gegenteil eher noch verstärkt. Die Rede von Deflation, das Hinweisen auf Japan? Alles Nebelkerzen und man darf unterstellen, dass diese Nebelkerzen wohl absichtlich geworfen werden.

Nein, die EZB hat sich mit diesem Schritt nicht zum Fürsprecher der Wettbewerbswirtschaft gemacht. Sie hat sich vielmehr für einen signalstarken, einfachen, aber falschen Weg entschieden. Dass Sparer auf diese Weise – und auf lange Zeit – keine Aussicht haben, auch nur die Inflation mit Zinserträgen auszugleichen ist das eine. Dass Unternehmen in Italien, Frankreich, Spanien mit diesem Schritt keinen eigenen Schritt weiterkommen, ist das – schwerwiegendere – andere.

Es gibt kein „betreutes Wachstum“. Wachstum kommt von innen. Vergessen wir dies nicht.

Profitables Wachstum durch Beschimpfung? Beispiel Ryanair.

Ryanair ist eine der, wenn nicht sogar die profitabelste Airline. Ist man nun geneigt zu analysieren, warum dies so ist, möchte ich hier einmal betonen, dass dies nicht wegen der Gründe für etwas bemerkenswert ist, sondern dass dies bemerkenswert ist, dass dieses Wachstum trotz etwas eintrat. Ryanair ist profitabel gewachsen, obwohl die Airline – und ganz vorne ihr CEO Michael O’Leary – ihre Kunden beschimpft.

Richtig, Kunden haben nicht immer Recht. Aber die Art und Weise, wie die Airline es ihren Kunden wirklich nicht leicht macht, ist schon bemerkenswert. „Helft uns, Euch zu mögen“, so mögen manche Kunden um Argumente ringen, derenthalben sie – abseits vom Preis – mit Ryanair fliegen sollten. Und hier liegt in der Tat der Engpass. Die Marke ist ausschließlich auf Preis aufgebaut, es ist eine Einsäulenstrategie und genau diese droht gerade einzubrechen. Das hat auch Ryanair erkannt und wirbt bei den Kunden und den noch-nicht-Kunden um Sympathie.

Ich glaube, dazu ist es zu spät. Laut F.A.Z. vom 21.09.2013 wählten die Leser des britischen Verbrauchermagazins „Which?“ Ryanair kürzlich zur unbeliebtesten von 100 großen Konsummarken. Kunden wollen „ihre“ Marken aber mögen. Wenn Kunden eine Marke nur auf Grund des Preises kaufen, besteht keine Markentreue und eine hohe Fluktuation ist vorprogrammiert. Null Smpathie = Null Bindung.

Schauen wir einmal, wie lange die Charme-Offensive von Ryanair hält und wie sie sich auswirkt. Ich finde, das ist alles von vorne bis hinten Lug und Trug, denn der CEO mit seiner in meiner Wahrnehmung offenkundig egozentrischen, nur auf Krawall ausgerichteten Haltung ist immer noch derselbe. Ryanair bläst der Wind ins Gesicht. Derzeitige Stärke: mindestens neun Beaufort. Wenn sie es nur ‘mal merken würden …

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Was Miles & More und Vermögensverwaltung miteinander zu tun haben

Meine Assistentin legte mir vor einigen Tagen einen Brief von Miles & More, dem Vielfliegerprogramm der Lufthansa vor, der folgenden Inhalt hatte: Wenn man ein Beratungsgespräch bei der „individuellen Vermögensverwaltung der Commerzbank“ in Anspruch nähme, was (siehe Kleingedrucktes) ab einem liquiden Vermögen von 250.000 Euro möglich sei, und bei dem Gespräch seine Lufthansa Senator-Karte vorzeigen würde, erhielte man „nach Abschluss“ 15.000 Prämienmeilen.

Bitte, was soll das?

Wenn Miles & More unser Klient wäre, hätten wir unserem Klienten dringend von der – wenn auch nur gedanklichen – Kombination zwischen Lufthansa und einer Vermögensverwaltung abgeraten, einmal ganz abgesehen von dem damit verbundenen Prämienangebot. So entsteht Wachstum nicht. So erhalten Marken massive Irritationen. Glaubt man wirklich, jemand, der ernsthaft den Einbezug einer Vermögensverwaltung in Betracht zieht oder – noch schwieriger -, jemand der den Wechsel seiner Vermögensverwaltung in Betracht zieht, ließe sich mit 15.000 Meilen dazu verlocken? Meint man wirklich, die Marken Lufthansa oder Miles & More seien für Vermögensverwaltung tauglich?

Vermögensverwaltung hat etwas mit persönlichem Vertrauen zu tun, da hilft auch keine noch so vertrauensvoll wirkende Fluglinie und erst Recht helfen Prämienmeilen nicht. Auch der Hinweis „die Anlage-Spezialisten der Commerzbank handeln stets in Ihrem Sinne“ ist nicht wirklich hilfreich. Schlimm genug, dass man das erwähnen muss. Was, bitte soll ein „Anlage-Spezialist“ sonst wohl tun?

Dass der Brief bei mir in den Papierkorb gewandert ist, ist das eine. Was mich aber viel mehr bewegt ist, dass es töricht ist, jede Möglichkeit anzunehmen, die sich bietet, um Geschäft zu machen, wie hier geschehen. Ich habe mich geärgert und gehe jede Wette ein, dass ich nicht allein bin.

Zurück zur Überschrift dieses Blogposts: „Was Miles & More und Vermögensverwaltung miteinander zu tun haben“: Nichts. Also: Weglassen.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Wie profitables Wachstum nicht funktioniert: Pharmagroßhandel Deutschland

Mit Rabatten wurde noch nie sinnvolles Wachstum geschaffen. Eine ganz offensichtliche Wachstumsirrtums-Drehscheibe findet sich in der Arzneimittelversorgung. Wenngleich der Endverbraucher die Unternehmen, welche die Apotheken versorgen, auch selten kennt, sind sie publik, handelt es sich doch zu einem großen Teil erstens um börsennotierte Unternehmen und zweitens um einen oligopolisierten Markt. Die führenden Pharmagroßhändler Phoenix, Gehe (Celesio), Alliance Healthcare (ex-ANZAG), Noweda, Sanacorp teilen sich 85% des Marktes untereinander auf, die Zahlen sind transparent.

Die Art und Weise, in der die apothekenbeliefernden Großhändler insbesondere auf dem deutschen Markt agieren, ist aus meiner Sicht nur durch mangelnde Ideen, ein falsches Verständnis von Kundenbeziehungen, ein fehlendes Angebot und irrige Annahmen über Wirkzusammenhänge erklärbar. Der Kern-Wettbewerbsvorteil, der beim Apotheker ausgespielt wird, ist nämlich … (Trommelwirbel) … der Rabatt an die Apotheken. Das nenne ich einmal eine richtig gute Idee. So soll Wachstum also funktionieren. Interessant.

Auf Rabatt kann man ein Geschäftsmodell nicht gründen und auch die immensen Produktivitätsverbesserungen, die der Pharmagroßhandel kontinuierlich erzielt, können die erodierenden Margen nicht auffangen. Die Folge: sinkende Gewinne im Deutschland-Geschäft. Die Inhaber der Apotheken freut es, werden sie allein durch die Rabattschlacht vermutlich einige hundert Millionen Euro in diesem Jahr hinzuverdienen – bei gleicher oder sogar steigender Lieferleistung, wohlgemerkt. Natürlich versuchen die Großhändler, die abbrechenden Gewinne, die auch nicht im Sinne der Aktionäre oder Anteilseigner sind, aufzufangen, aber der Wirkhebel der Produktivitätsverbesserungen ist weitgehend genutzt. Auch das Heil im Ausland zu suchen, ist bestenfalls ein zeitliches und lokales Verschieben des Problems, denn wenn man keine Antworten auf die Frage hat, wie man Apotheken besser an das Unternehmen binden kann, als mittels Reduzierung des Abgabepreises, sei es durch direkten Rabatt oder durch „Naturalrabatt“, findet man diese Antworten auch nicht im Ausland.

Nein, der Pharmagroßhandel hat Chancen verspielt und sich zu stark auf seine Kernkompetenz „Logistik“ konzentriert, ohne sie durch additive, attraktive Angebote zu unterfüttern. Dabei waren die Chancen durchaus vor einiger Zeit gegeben, als vor etwa zehn Jahren die ersten Kooperationssysteme aufgebaut wurden. Der Webfehler: Die Kooperationssysteme wurden von jeher mit dem Fokus auf „Einkauf“ konfiguriert. Die Systeme (Vivesco, Linda, meine Apotheke, usw.) sind nicht konsequent in Richtung Markt weiterentwickelt worden und zu viele Branchenmanager lehnen sich zurück mit dem Hinweis darauf, dass es sich in Deutschland um einen gesetzlich reglementierten Markt handele, innerhalb dessen ein weiterreichendes Wirken gesetzlich nicht möglich sei. Mit Verlaub, ich finde, dass hier deutlich Luft nach oben besteht.

Solange die Wachstumsideen des Pharmagroßhandels in Deutschland sich auf das Senken der Verkaufspreise und auf das Halten von Marktanteilen im Oligopol beschränken, ist hier kein Staat zu machen. Hier ist ein Vorschlag zur Produktivitätsverbesserung: Man reduziere den Außendienst auf exakt Null Personen. Auf einen Außendienst kann eine Organisation, die nur über Rabatte verkauft, nämlich getrost verzichten. Möchte man dies nicht, versehe man den Außendienst mit attraktiven Angeboten für die Apotheken.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Thema verfehlt

Glaubt man den aktuellen Umfragen, setzt(e) die SPD auf die falschen Themen. Weder das Thema „Abhörskandal“ noch das Thema „Strompreise“ kann bei den Bürgern besonders punkten. Punkten könnten die Themen „Altersversorgung“ – verbunden mit Antworten auf die Fragen, wie man im Alter finanziell sorgenfrei leben könne – und „Einkommen“.

Dies soll an dieser Stelle kein politisches Statement werden, sondern ich möchte das Augenmerk auf die systemische Frage lenken, wie man sich so in die Irre leiten lassen kann. Wie kann es sein, dass ein großer Wahlkampfapparat, der keine anderen Aufgaben hat, als die für die Bürger zentralen Themen zu finden und zu adressieren, diese zentralen Themen nicht erkennt, geschweige denn adressiert?

Drei Gründe liegen auf der Hand und wir sind vor dem Effekt vermutlich alle nicht gefeit:

  1. Low-hanging-fruits: Die tiefhängenden Früchte sind es, die eine gewisse Verlockung ausüben. Sie führen aber in Versuchung und damit in die Irre. Siehe dazu auch meinen entsprechenden Post auf diesem Blog.
  2. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf: Einmal begonnen, kann man ein Thema gesichtswahrend nicht einfach fallen lassen unter der Anmerkung, man habe sich verstiegen. Ich habe Nachrichten: Doch, man kann. Und man sollte sogar, denn es verschafft Respekt und Glaubwürdigkeit.
  3. Arroganz und Ignoranz: Das Ignorieren des Marktbedarfes, das vermeintliche Wissen darüber, was gut für den Markt ist, das Suchen nach Bestägigung dafür und das Beharren auf dem Push-Prinzip (Druck), statt auf das Pull-Prinzip (Sog) zu setzen, begleitet durch eine „Wird-schon-noch“-Mentalität ist durch Arroganz und Ignoranz gekennzeichnet. Beides sind keine guten Ratgeber.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Weniger drin = Mehr Rendite = Erfolg?

Eine der dreistesten, einfallslosesten und überdies von mangelndem Selbstbewusstsein zeugenden Möglichkeiten, das Geschäftsergebnis zu stabilisieren oder wachsen zu lassen, besteht darin, weniger anzubieten und den gleichen Preis zu verlangen. Beispiele dafür gibt es genügend: Die Schokoriegel, die schon lange keine 60 Gramm mehr wiegen, aber immer noch dasselbe kosten, die Papiertaschentücher, die sich nur noch zu neunt statt vormals zu zehnt in einer Packung wiederfinden – zum gleichen Preis, selbstredend, oder die Marmelade, die immer weniger Inhalt für ebenfalls den gleichen Preis anbietet.

Diese „Strategie“ (ich muss „Strategie“ hier unbedingt in Anführungszeichen setzen, weil es gar keine Strategie im Sinne von Wachstumintelligenz ist) ist schlicht von mangelndem Respekt gegenüber dem Kunden, dem Verbraucher, geprägt. Für wie dumm möchte man uns denn verkaufen? Wie weit soll dies denn getrieben werden? Ein Riegel M***, der irgendwann nur noch drei Gramm wiegt und immer noch 1,20 Euro kostet? Oder wie wäre es mit gar keinem T****-Taschentuch mehr in einer Packung und wir bezahlen dann dafür? Marmelade mitbringen in den Laden und dafür zahlen? Wie wäre das?

Weg von der Polemik, zurück zur Wachstumslogik: Wenn Unternehmen es nötig haben, ein solches Vorgehen zu praktizieren, weil sie mit ihren Kosten nicht mehr klarkommen und irgendwie das Ergebnis halten oder sogar noch verbessern wollen, wenn sie sich außerdem haben weismachen lassen, dass sie an gewissen Preisschwellen sind, die man einfach nicht übersteigen dürfe, wenn sie sich eine selbstbewusste Preiserhöhung nicht zutrauen, weil der Wettbewerb angeblich zu hart sei, dann haben diese Unternehmen ihre strategischen und markenbezogenen Hausaufgaben nicht oder nicht zu Ende gemacht.

Wir haben zahlreiche Preiserhöhungen für unsere Klienten geplant und durchgezogen. Natürlich gehen dabei mitunter manche Kunden verloren, aber uns ist es wesentlich lieber, wir bauen eine starke Marke auf und sagen ehrlich, was der Bezug der Produkte dieser Marke wert ist und generieren „Top-Line-Growth“, wie es so schön heißt, als dass wir in eine Schleife der Mengenverminderung bei gleichem Preis verfallen, denn das Ende einer solchen Schleife ist ja absehbar. Die von uns begleiteten Preiserhöhungsaktionen haben bei unseren Klienten jedenfalls stets zu profitablem Wachstum geführt.

„Weniger drin bei gleichem Preis“ dagegen ist ein strategischer Irrtum, der zur Erosion der Marke beiträgt. Auch, wenn man es nicht sofort merkt.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH