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Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 651: Erfolg ist nicht dauerhaft

Erinnern Sie sich noch an die (TV-) Werbung von Intel mit dem Titel „Intel Inside“? Das war damals neu, fast revolutionär, eine ganz neue Werberichtung. Da warb ein Prozessorhersteller für seine Chips, die in den unterschiedlichsten Rechnern verbaut waren und damit, dass viele Softwarepakete extra so geschrieben wurden, dass sie nur oder besonders gut auf Intel-basierten Rechnern liefen. Intel vollzog ein enormes Wachstum, wurde sehr erfolgreich.

Kürzlich meldete Intel, dass es 15 Prozent der Stellen abbauen und die Dividende aussetzen wird.

Erinnern Sie sich noch an Tupper-Partys? Tupperware, das Direktvertriebs-Haushaltsunternehmen, das mit allerlei praktischen Dosen, Schachteln, Helferlein die Welt eroberte? Die Produkte gab es nur auf sogenannten Tupper-Partys und das System lebte von den Verkäuferinnen, die fast schon „Evangelisten“ waren. Später versuchte Tupperware auch Shops, das war nicht von Erfolg gekrönt.

Tupperware hat kürzlich Insolvenz angemeldet.

Wir könnten die Liste der Success-Stories, die nicht dauerhaft fortgeschrieben werden konnten, weiterführen, aber für heute belassen wir es dabei. Beiden Unternehmen ist gemein, dass sie hocherfolgreich waren und sie diesen Erfolg nicht halten oder gar ausbauen konnten. Man kann nun dafür verschiedene Faktoren verantwortlich machen: Neue Wettbewerber tauchen auf, neue Technologien, Kunden wollen mal etwas anderes, Lebensgewohnheiten verändern sich, … – wollen wir fortfahren? Nein.

Warum ist das müßig? Weil es nur auf eines ankommt: Es kommt nur darauf an – und dieses „nur“ ist nicht lapidar zu verstehen, sondern im Sinne von „einzig“ – es kommt also einzig darauf an, diese äußeren Dinge im Blick zu haben, immer durch die Windschutzscheibe zu schauen und nicht so oft in den Rückspiegel und sich intern weiterzuentwickeln. Es kommt darauf an, gelegentlich ein Teleskop herauszuholen, um sich ein Bild von dem zu machen, was kommen kann und wird und darauf Produkte und Leistungen und auch Beziehungen aufzubauen. Es kommt weniger darauf an, das Mikroskop perfekt zu beherrschen.

Als Unternehmenslenker sind wir dafür verantwortlich, dass wir die Zukunft gestalten. Wir können, sollen, dürfen bei einem Rückschritt nicht äußere Umstände für jenen Rückschritt verantwortlich machen. Wir sind es, die die Fehler begangen haben, wenn der Erfolg sich nicht fortschreibt.

Sie hören mich immer wieder in Vorträgen sagen „Wachstum kommt von innen“. Ich meine das genau so. Ja, es gibt singuläre Ereignisse, Unfälle, Verbrechen, Naturkatastrophen, die nur einzelne betreffen, die für ein Unternehmen unausweichlich sind, aber die meisten Erfolge und Misserfolge werden von innen geschaffen, nicht von außen.

Machen wir alle es besser als Intel und Tupperware? Wir wissen es nicht. Sollten es aber zumindest versuchen. Zwei Dinge sind dabei überflüssig: Erstens Schadenfreude und zweitens ein guter Rat, was die Unternehmen „nur“ hätten tun müssen. Hinterher sind alle schlau.

Seien Sie, seien wir in der Gegenwart schlau.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 650: Die ehrbare Kaufmannschaft

Ich bin seit wohl über 20 Jahren Mitglied der Westfälischen Kaufmannsgilde, war normales Mitglied, Mitglied des Beirats, war Vorsitzer (so heißt der jeweilige Vorsitzende des Vorstands laut Satzung) und bin seit fast sechs Jahren als „Past-Vorsitzer“ zwar noch formell im Vorstand, aber aktuell nicht sehr aktiv. Die Kaufmannsgilde hat sich der ehrbaren Kaufmannschaft verschrieben und ist somit ein Verein, der auf einem sehr klaren Wertegerüst ruht.

Dieses Wertegerüst der ehrbaren Kaufmannschaft hat mein Handeln stets geprägt. Ich bin immer wieder schnell „auf 180“, wenn im Geschäftsleben, meist aus finanziellen Gründen, Werte über Bord geworfen werden. Monetik statt Ethik, das ist gar nicht mein Ding und ich bin sehr froh, dass dieses Denken, das werteorientierte Miteinander, auch in unserem Unternehmen, bei Mandat, ein wesentlicher Teil unseres Fundaments ist.

Umso mehr hat es mich betroffen gemacht, ehrlicherweise sogar geärgert, als ich im Handelsblatt kürzlich las, dass jede vierte Insolvenz in der EU auf das verspätete Zahlen von Rechnungen zurückzuführen sein soll.

Geht’s noch?

Hier ist der Prozess: Eine Leistung wird erbracht, sie wird abgenommen, eventuell wird nachgebessert und spätestens dann wird sie im Rahmen der vereinbarten Zahlungsfristen bezahlt. Wenn zwischenzeitlich Zahlungsabschnitte vereinbart wurden, werden sie eingehalten. Ende.

Größtenteils sind es größere Unternehmen, die ihre Zahlungen strecken, das macht ja auch Sinn, man hat länger eigene Liquidität und ein paar Cent Zinsen gibt’s auch noch.

Das geht so nicht.

Ich kann auch nicht in den Lebensmittelmarkt gehen, den Einkaufswagen vollmachen und fröhlich mit einem „Ich zahle in den nächsten Tagen“ an der Kasse vorbeischlendern. Warum sollte das in B2B-Beziehungen so sein?

Unternehmensführungen, die aktiven Zahlungsverzug fördern, oder die den regelmäßigen, systematischen Zahlungsverzug sanktionsfrei tolerieren, sollten sich dringend fragen, ob das ein Verhalten ist, das sie weiter ausprägen möchten. Bereiche, die ohne Wissen der Unternehmensführung Zahlungen regelhaft bewusst verzögern oder Verzögerungen nicht sanktionieren, gehören personell umbesetzt, weil sie von charakterlich für den Job ungeeigneten Menschen geführt werden.

Wir müssen uns aufeinander verlassen können. Anderenfalls wird dem Misstrauen und dem Betrug die Tür geöffnet. Uns geht auch – sehr, sehr selten – schon einmal eine Rechnung versehentlich durch. Wir achten aber nicht darauf, Zahlungsziele bis zum Maximum auszudehnen, sondern zahlen kurz nach Eingang. Wer auf die Zinsen angewiesen ist, macht Dinge grundlegend falsch. Wer auf die Liquidität angewiesen ist, sollte an seinem Geschäftssystem feilen. Rechnungen müssen pünktlich bezahlt werden, fertig. Privat im Übrigen auch.

Hier ein Tipp für Unternehmenslenker: Prüfen Sie in Ihren Buchhaltungsabteilungen die dort herrschenden Regeln. Es ist uns des Öfteren begegnet, dass Buchhaltungs- und Controllingabteilungen ungeschriebene Regeln haben, die das verspätete Zahlen kultivieren. Nicht selten spielen dabei auch Erfolgsmessgrößen des Unternehmens eine Rolle. Der Schaden, den der Ruf des Unternehmens dabei erhält, wird nicht gemessen, ist aber real.

Auf gute Kaufmannschaft und eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 649: Zukunftssicherheit

Kürzlich stolperte ich in einem sinnvollen Beitrag (ja, die gibt es) auf irgendeinem „sozialen Medium“ über den Begriff „Zukunftssicherheit“. Immer, wenn ich über Begriffe stolpere, halte ich kurz inne und denke nach, warum das der Fall ist.

Bei Mandat stehen drei wesentliche Worte im Zentrum unseres Handelns:

  1. Wachstum
  2. Zukunft
  3. Mittelstand

Warum? Nun, wir unterstützen vorwiegend Unternehmen des gehobenen Mittelstands, sehr oft Familienunternehmen und deren Eigentümer, dabei, gesund profitabel zu wachsen und tragen damit zu einer guten Zukunft des von uns beratenen Unternehmens bei.

Würden wir sagen, wir schaffen „Zukunftssicherheit“? Wohl eher nicht. Ich weiß ehrlicherweise auch nicht, ob wir das schon einmal gesagt haben, aber wenn, dann ist es nachdenkenswert. Ich bin nämlich der Auffassung, dass es so etwas wie „Zukunftssicherheit“ nicht gibt. Der Begriff suggeriert etwas, das es nicht geben kann.

Ja, man kann jetzt akademisch darüber philosophieren, dass jedes Absichern von irgendetwas eine gewisse Sicherheit gibt. Aber der Begriff „Zukunftssicherheit“, der ist mir inhaltlich zu groß. Er gaukelt uns etwas vor, das es nicht gibt und wir sind gut beraten, dies zu akzeptieren, das macht das Leben nämlich leichter.

Ich weiß nicht, wer den Satz „Wenn Du eine helfende Hand suchst, dann schau‘ am Ende Deines Armes nach“ geprägt hat, aber er ist treffend. In unserer Mandat-Welt, in der Welt des gesunden profitablen Wachstums für vorwiegend mittelständische Unternehmen, ist es wichtiger, in den Unternehmen die Werkzeuge für das Schaffen einer guten Zukunft, für den Umgang mit einer Zukunft, deren Inhalte wir nicht in allen Teilen beeinflussen können, für den Umgang mit Unsicherheit, für strategische Aktionen und für taktische Reaktionen auf Markt- und Umfeldveränderungen zu schärfen, als den Anspruch zu haben, „Zukunftssicherheit“ zu schaffen.

Die Befähigung, der Umgang mit Dingen, die außerhalb des Gestaltbaren liegen, der Umgang mit Krisen, das Gestalten des Marktes, das Schaffen einer guten Zukunft, all das liegt in unserer Handlungsspanne. Wenn das dann zu „Zukunftssicherheit“ beiträgt, mag das fein sein, aber der Begriff bleibt trügerisch.

Es gibt keine absolute Sicherheit. Die größte Sicherheit schafft das überlegte gemeinsame Handeln, das in-Bewegung-Bleiben, das gezielte Ausprobieren, das Agieren. Ja, auch in unseren Beratungsprojekten entstehen Fehler. Dann wird justiert, korrigiert, weiter ausprobiert, gezielt geplant und durchgeführt. Das gibt Sicherheit.

Es gibt keine absolute Sicherheit. Vermitteln Sie in Ihrem Unternehmen diesen Geist, den Geist des Handelns, die Gelassenheit im Umgang mit dem Unwägbaren. Wenn Sie die richtigen Dinge angehen, kommen auch die richtigen Ergebnisse dabei heraus. Gesundes profitables Wachstum ist ein Ergebnis des vorangegangenen richtigen Tuns.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

 

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 648: Der Ferrari am Baumarkt

Ein Samstagabend auf dem Parkplatz eines Baumarkts. Auf dem Weg zurück zum Auto fällt mein Blick sofort auf einen Ferrari, der schräg hinter unserem Auto steht. Rot, natürlich. Ein Ferrari. Auf dem Baumarktparkplatz. Herrlich. Vermutlich musste der Fahrer noch rasch zwei, drei Rollen Tesa kaufen, mehr passt ja nicht rein, in den Flitzer.

Ein tolles Auto. Ich mag die Marke sehr, finde die Autos großartig, aus professioneller Sicht auch die Markenentwicklung und -kontur. Auch die stets gepflegte, klare Trennung zwischen Lamborghini und Ferrari hat mich schon immer fasziniert. Meist gilt: Entweder Du entscheidest Dich für einen Ferrari oder für einen Lambo. Hier ist in Sachen Markenführung einiges richtig gemacht worden.

So strahlt der rote Flitzer, ein Spider, offen, in der Sonne. Seine Prominenz wird dadurch verstärkt, dass an diesem Samstagabend natürlich nicht mehr so viele Autos auf dem Parkplatz stehen.

Zwei Jungs, vielleicht 15, 16 Jahre alt, kommen mit ihren E-Scootern zum Auto, zücken die Smartphones, vergewissern sich kurz, dass ich nicht der Fahrer des Fahrzeugs bin, sondern zu unserem Multivan gehe und fotografieren den Flitzer dann ausgiebig. Für die beiden ist es ein Tageshighlight, das sieht man an ihren glücklichen Gesichtern. Ich freue mich mit ihnen, steige in unseren Bus und fahre heim. Die beiden bleiben noch ein bisschen bei dem roten Straßenflitzer.

Soweit die Situation, nun zum Thema „Strategie“. Die beiden Jungs haben einen Ferrari erkannt und fotografiert. Warum? Nein, nicht wegen der Farbe allein – wobei das Rot natürlich prominent ist. Sie haben ihn fotografiert, weil er etwas Besonderes ist. Etwas sehr Besonderes. Testen wir ein wenig: Hätten die beiden einen Mercedes-AMG S63 oder gar einen Maybach fotografiert? Vermutlich nicht, obwohl es eine vergleichbare Preisklasse und Motorklasse ist. Ach, Sie meinen, das seien zu sehr Alltagsfahrzeuge? Ok. Hätten die beiden einen Porsche Targa fotografiert? Ah, auch zu gewöhnlich. Ok. Einen Trabant? Sehr selten sind sie geworden. Aha, zu billig?

Tja? Warum haben die beiden den Ferrari fotografiert? Hier sind Erklärungsangebote: Ferrari hat um die Marke eine Legende gebaut. Viele Promis fahren Ferrari. Ferrari ist teuer, vollkommen unsinnig in der Vernunftargumentation, laut, immer ein wenig schrill und nicht jeder bekommt einen. Ferrari ist Emotion pur.

Nein, nein, lassen Sie uns nicht in die Themen „Ist das denn noch zeitgemäß“, „das wird sich alles ändern, weil, die Jugend‘ (ich liebe ja Pauschalisierungen ja) sich nicht mehr für Autos interessiert“, „ja, aber der CO2-Verbrauch“, „wer braucht denn sowas“ und andere Nebengeräuschorte abdriften. Wir bleiben beim Thema. Die beiden haben den Ferrari fotografiert (und hätten auch einen Lamborghini fotografiert), weil Ferrari in Sachen Markenaufbau, -entwicklung und -führung sehr vieles richtig gemacht hat.

Und jetzt kommt’s: Das können Sie auch. Unsere Klienten, mit denen wir das Thema „Marke“ angehen, sei es Schärfung und Konturierung der Marke, Neupositionierung der Marke, Weiterentwicklung der Marke oder gar Aufbau einer Marke, beweisen dies Tag für Tag im Wettbewerb. Richtig, nur wenige Marken sind „Ferrari-Marken“, aber darum geht es doch auch gar nicht. Es geht auch nicht ums Foto. Es geht darum, dass möglichst viele sagen: „Natürlich musst Du bei [Marke] kaufen, alles andere kannst Du Dir sparen.“

Wie steht es um Ihre Markenkontur?

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 647: Auf dem Spielfeld bleiben

Deutsche Politiker und sogenannte Experten beschäftigen sich intensiv und öffentlichkeitswirksam mit dem vermeintlichen oder wahrscheinlichen oder bedenklichen oder was-auch-immer-Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA. Kürzlich waren Wahlen in einigen deutschen Bundesländern und Politiker aus anderen Bundesländern oder gar aus der Berliner Blase haben sich wochenlang trefflich darüber ausgelassen, was in den „Wahl-Bundesländern“ nun zu tun und zu lassen sei. Bürger, die eine bestimmte Partei – ganz egal welche – nie im Leben wählen würden, sagen, was genau jene Partei zu tun und zu lassen habe.

Was soll das?

Jetzt könnte man meinen, dies beschränke sich auf die Politik. Mitnichten ist dies so. In Unternehmen: Der Vertrieb sagt der Produktion, wie sie zu arbeiten habe, damit endlich die Aufträge abgearbeitet würden, die Produktion sagt dem Einkauf, dass er schneller zu liefern habe, damit man produzieren könne, der Einkauf sagt dem Vertrieb, dass es bei den dauernden Veränderungen bis zum finalen Auftrag – sei es durch Mengenänderungen, Artikeländerungen oder Spezifikationsänderungen – nicht verwunderlich sei, dass man erst spät einkaufen könne.

Der Kunde kauft nicht wie gewohnt und es werden Erklärungsansätze erarbeitet, warum der Kunde sich anders verhalten müsste und auch sollte. Der Wettbewerb verhält sich anders und man lamentiert über den Wettbewerb. Über das Wetter haben wir noch gar nicht gesprochen. Und: Ja, die Politik, lasst uns ‘mal machen!

Was soll das?

Wenn wir Beratungsmandate in Unternehmen annehmen, die zu gesundem profitablen Wachstum führen sollen, ganz unabhängig davon, ob wir über eine Strategie(weiter)entwicklung, eine Umorganisation, eine Strategierealisierung, eine Vertriebsoffensive sprechen, dann räumen wir diese Bestrebungen, das eigene Spielfeld zu verlassen, so gut wir können ab. Es ist sonst multiple Energieverschwendung.

Unsere erfolgreichsten Klientenunternehmen akzeptieren, was sie nicht ändern können. Sie suchen Alternativen und arrangieren sich mit Umständen, die außerhalb ihres Einflussbereichs liegen. Das kann auch dazu führen, dass Geschäftsfelder aufgegeben werden, es kann aber eben auch dazu führen, dass ganz neue Geschäftsfelder auftauchen, an die man zuvor – aus Bequemlichkeit, weil es immer schon so war, wie es war – nicht gedacht hat.

Bleiben Sie auf Ihrem Spielfeld. Das bedeutet nicht, dass wir kein Interesse an den Randthemen oder an den Themen, die sich unserem unmittelbaren Einflussbereich entziehen, haben sollten, aber dort den Verantwortlichen für unser Glück und Unglück, unseren Erfolg und Misserfolg zu suchen, das ist zu kurz gesprungen. Außerdem lenkt es vom Wesentlichen ab. Wir können jede Stunde nur einmal einsetzen.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 646: Alle Jahre wieder

Haben Sie es gemerkt? Vor 105 Wochen, also vor knapp zwei Jahren, hat der Wochenstart Nr. 541 denselben Titel getragen. Kunststück, es war ja auch der gleiche Anlass, nämlich das Internationale Marken-Kolloquium, das in dieser Woche, ab Mittwoch bis Freitag, wie in den 20 Jahren zuvor, im Kloster Seeon im Chiemgau stattfinden wird.

Wir betonen immer wieder, wie speziell die Atmosphäre, die Vertrautheit und die Wirkung des Kolloquiums ist, aber, das gehört auch dazu, wir müssen das immer weniger selbst betonen, weil die Teilnehmer für das Kolloquium sprechen und die Zahl der Wiederkehrer, die Zahl derer, die sich gezielt dort verabreden – denn die Termine stehen bereits Jahre im voraus fest in unserem Kalender – mehrt sich. Wir brauchen gar nicht mehr so viel zu sagen, inzwischen gibt es Dutzende Videos auf unserem YouTube-Kanal von Teilnehmern und Referenten, die bezeugen, dass es wohl investierte Zeit ist.

Wir müssen uns immer öfter entscheiden, wo und wie wir unsere Zeit verbringen, weil wir den Eindruck haben, dass immer mehr Menschen und Sachverhalte unsere Zeit fordern. Wir müssen unsere Zeit verteidigen, aber eben auch gezielt investieren.

Insbesondere dieses Zeitinvestment von Unternehmern, Vorständen, Geschäftsführern, die zu uns kommen, freut uns sehr. Sie alle könnten auch etwas anderes tun, entscheiden sich aber, zu uns nach Seeon zu kommen. Aufgetankt mit guten Ideen und auch mit neuen geschäftsrelevanten Kontakten fahren alle am Freitag wieder heim. Na ja, fast alle, denn manche bleiben noch übers Wochenende, es ist einfach zu schön dort.

Alle Jahre wieder, das bedeutet für uns auch, dass wir wieder alle im Kloster sein werden. Wir wollen nicht nur per Mail oder Zoom, Teams, Telefon bekannt sein, sondern wir möchten nahbar für unsere Teilnehmer sein. Business ist vor allem people business; nicht nur in der Beratung. Menschen machen Geschäfte mit Menschen.

Dies passt auch prima zu unserem diesjährigen Leitthema: „Immer in Verbindung“. Es werden spannende Vorträge, treffliche Gespräche, Diskussionen, Erörterungen stattfinden, es wird nachgedacht, es wird eine würdige Preisverleihung geben, vor allem wird auch viel gelacht. All das stärkt auch die Verbindung der Teilnehmer untereinander.

Vielleicht mögen Sie unsere Berichterstattung auf Social Media verfolgen? Ab Dienstag wird es schon losgehen, auf LinkedIn und Insta.

Denjenigen von Ihnen und Euch, die 2024 dabei sein werden, wünsche ich eine gute Anreise und viel Vorfreude, und denjenigen Unternehmenslenkern, die 2024 nicht dabei sein können, mag der Termin 2025 helfen: Notieren Sie sich den 10. bis 12.09.2025. Kloster Seeon, Chiemgau. Das Leitthema gibt es auch schon, es lautet …. Ah, Augenblick, das erfahren natürlich unsere Teilnehmer zuerst.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 645: Ich, ich, ich

Stets halten wir bei Mandat die Augen geöffnet und manchmal suchen wir auch gezielt, wenn es darum geht, uns im Kerngeschäft zu verstärken, auch durch einen eventuellen Zukauf eines Unternehmens. Aktuell ist dies wieder der Fall und ich fand einige attraktiv anmutende Offerten in einem Nachfolgeportal.

Ein Gespräch mit einer Beratung verlief bereits für den Anfang recht positiv, dazu wird es einen persönlichen Termin geben, ein Gespräch mit einem anderen Unternehmen konnte ich mir angesichts des Tonfalls des Anbieters in der ersten Mail ersparen und ein weiteres mit einer dritten Beratung führte ich vor ein paar Tagen.

Jenes Gespräch war besonders bemerkenswert.

Nachdem wir herausgearbeitet hatten, dass der Kerngegenstand eine Personalberatung ist – ein Geschäftsfeld, das uns nicht interessiert – führte der Eigentümer aus, dass er ja auch eine Consulting-Einheit aufbauen wolle.

„Ich bin ja noch nicht so erfahren und brauche jemanden wie Sie, der weiß, wo der Hase lang läuft und mir sagt, wie das Geschäft läuft.“ Meine Reaktion: „Ich weiß nicht, wo der Hase lang läuft, er schlägt ja immer wieder Haken.“ So ähnlich ging es weiter. Ich saß im Auto und hatte Zeit.

Mein Gesprächspartner konnte mir nicht erklären, welchen Vorteil WIR hätten, wenn wir viel Geld und viel Zeit investieren würden, zudem noch in den Aufbau eines neuen Geschäftszweigs, wobei ich ihm erklärt hatte, dass wir die Stärkung unseres Kerngeschäfts suchen. Ich, ich, ich. So ging es fortwährend.

Das immer noch nette Gespräch erfuhr seinen Abschluss wie folgt: „Ja, Herr Quelle, wie geht es denn jetzt weiter, ich werde Sie sicher nicht als Berater beauftragen, aber vielleicht können Sie ja nochmal darüber nachdenken, wie ich das hier aufbauen kann und sich nochmal melden. Es wäre für mich zu schade, wenn wir jetzt einfach sagen würden: Das war ein nettes Gespräch, aber das war’s.“

Ich antwortete: „Herr xy: Das war ein nettes Gespräch, aber das war’s. Ich werde nach unserem Gespräch sicher keine weiteren Gedanken auf diese Aktivität verwenden.“

Das Gespräch war beendet und ein paar Gedanken habe ich doch noch verwendet, nämlich auf diesen Wochenstart. So war die investierte Zeit in das Gespräch auch für mich hilfreich.

Ich, ich, ich, das funktioniert nicht. Wachstum entsteht durch Miteinander. Ja, am Markt auch oft durch den Gewinn eines „Gegeneinanders“, aber im gemeinsamen Wachstumsstreben ist es ein Miteinander. Ich, ich, ich, das ist vollkommen kontraproduktiv für Wachstum.

Achten Sie einmal darauf, wo in Ihrem Unternehmen „Ich, ich, ich“ gespielt wird. Das muss nicht einmal auf Personen beschränkt sein, sondern kann auch ein „Bereichs-Ich“ sein. Immer, wenn im Unternehmen Aktivitäten nicht miteinander, sondern gegeneinander laufen, läuft etwas falsch und am Ende schief.

Merke: Wenn ich etwas bewegen will, muss mein Gegenüber auch etwas davon haben. Eigentlich ganz leicht.

Wir suchen dann mal weiter.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 644: Passt Ihnen das nicht?

Neulich auf dem Gelände, auf dem sich auch meine Reinigung befindet. Ein Mix aus Ladengeschäften, ein Restaurant, ein Bäcker, ein Laden, in dem man auch seine Postsachen erledigen kann, das Ganze in einem Wohngebiet, es ist immer allerlei los auf den Parkplätzen, zudem es nicht allzu großzügig zugeht. Man muss sich ein wenig Mühe geben, einzuparken und manchmal kann man sogar nicht in unmittelbarster Nähe des gewünschten Geschäfts parken, sondern muss 30 oder 40 Meter laufen.

Manchen erscheint das zu viel. Eine Kundin der Reinigung hatte sich diese übertriebene Mühe nicht gemacht und parkte unmittelbar vor der Reinigung, eigentlich war es fast in der Reinigung. Jedenfalls parkte sie so, dass man um ihr Auto einen Bogen machen musste, sowohl per Fahrzeug als auch per pedes.

Ich schätze derart unsoziales Verhalten nicht sonderlich und war ohnehin „gut drauf“ an dem Tag, also betrat ich die Reinigung, sagte fröhlich „Guten Tag“, was die Angestellte erwiderte, die Kundin nicht. Ich zur Kundin: „Sagen Sie bitte, ist das …“ – ich zeigte auf die Motorhaube, über die ich 30 Sekunden vorher nahezu noch gestolpert war – „… Ihr Auto?“

Die Kundin, ohne mich eines Blickes zu würdigen: „Ja. Und?“

 

Ich: „Da haben Sie ja besonders schlecht geparkt.“

Aaaah, ich hatte sie. Sie drehte sich um: „Besonders schlecht geparkt? Besonders schlecht geparkt?“ Sie brauchte die Wiederholung offenbar zum Denken. Dann: „Ja und? Passt Ihnen das etwa nicht?“

Ich, nach kurzer Pause, akzentuiert: „Nein, das passt mir überhaupt nicht.“

Das Gesicht war unbezahlbar, ich kann es nicht beschreiben, ein Mix aus Staunen, Ratlosigkeit, Überforderung, Ärger. Sie münzte all das in Tat um, wandte sich wieder ihren Reinigungsangelegenheiten zu und murmelte irgendwas. Der Mitarbeiterin war das alles natürlich unangenehm und sie sagte richtigerweise nichts, mir war’s egal, ich hatte artikuliert, was ich artikulieren wollte.

Wie bekommen wir jetzt die Wachstumskurve? Ich denke, so: Es ist wichtig, sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren und eine gewisse Toleranz zu haben. War das unsoziale Parken der Dame wesentlich? Nein, ich konnte um das Auto umhergehen und umherfahren. Ich hätte es also auch ignorieren können. Andererseits: Manchmal müssen auch Kleinigkeiten eine gewisse Aufmerksamkeit erfahren, sonst funktionieren auch große Dinge nicht mehr.

Kennen Sie das auch, im Unternehmen? Regeln, die immer mal wieder ein wenig gedehnt werden? Sicherheitsschuh-Pflicht im Produktionsbereich, der Standortleiter huscht aber „nur ‘mal eben“ mit Business-Schuhen durch, Rauchverbot auf dem Gelände, aber es liegen Kippen herum, Anweisungen, Kunden keine erfundenen Geschichten als Ausrede zu präsentieren, aber einmal ist keinmal und so fort. Jedes Ereignis für sich ist keine große Sache, könnte man meinen, aber warum gibt’s dann Regeln?

Auch Regeln des Zusammenlebens sind wichtig, da brauchen wir uns noch gar nicht auf die offizielle Vorschriftsebene zu bewegen.

Weisen Sie gelegentlich darauf hin, wenn Regeln nicht eingehalten werden. Solange Sie es nicht übertreiben, erzielt es Wirkung. Regeln, die nicht kontrolliert werden, können sie übrigens ersatzlos streichen.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 643: Im Detail perfekt

Der Schrittzähler ist unbarmherzig. 10.000 Schritte sind täglich zu erzielen, so will es das Gesundheitsportal. Den ganzen Tag am Schreibtisch gesessen? Tja, Pech gehabt, entweder nachsitzen – Pardon: nachlaufen – oder das Tagesziel ist auf ewig dahin. Vom Kalorienverbrauchsziel will ich noch gar nicht reden. In unserem Sommerurlaub habe ich täglich meine Apple Watch getragen und gestaunt, dass ich zwischen 11 und 25 Kilometern pro Tag gelaufen bin – auf einer Insel!

Der App-unterstützte Außengrill ist unbestechlich. Die Temperatur des Grillguts ist überschritten? Ungenießbar, das Zeug. Gut, dass keine Gäste anwesend sind. Wobei … ist zwar etwas über die Zeit, schmeckt genau genommen aber gar nicht so schlecht, eigentlich.

Ich habe mir eine neue elektrische Zahnbürste gekauft und natürlich hat sie auch eine App-Begleitung. Noch habe ich mich nicht damit beschäftigt alles auszuprobieren, aber klar ist: Es wird genau geprüft, wie gut die jeweilige Sektorreinigung war. Ich fürchte, mein Zahnarzt schimpft, wenn ich die App nicht einsetze und App-gemäß putze. Er wird es merken, bestimmt.

Wir sollten die Perspektive behalten. Ja, es ist interessant, Dinge auch im Detail nachzuverfolgen. Für einen Sportler, einen ambitionierten Hobbykoch oder einen Zahnperfektionisten sind die Detailinformationen aus Apps zum Sport, zum Grillen, zum Zähneputzen sicher interessant. Die meisten von uns agieren sportlich aber nicht in der olympischen Klasse, grillen nicht auf Sterneniveau und das Zähneputzen hat seit einigen Jahrzehnten auch einigermaßen geklappt, die Bestätigung erfolgt halbjährlich beim Zahnarzt.

Natürlich gibt es gute Argumente für Detailkontrollen – und wenn es nur Freude am Detail, Freude am Elektronischen, Freude am Fortschritt ist, man muss das ja nicht begründen. Der Bogen, den ich heute zu unserem unternehmerischen Tun schlagen möchte, ist der, dass viele Unternehmen sich im Detail mit Dingen beschäftigen, die nicht erfolgsentscheidend sind.

Das Controlling-Dashboard wird mit allen möglichen Daten gefüttert, die niemand mehr überblickt, das Risikomanagement, Qualitätsmanagement, Umweltmanagement wird aufgebläht mit allem, was möglich ist, statt die Systeme auf das zu reduzieren, was nötig ist, es findet eine wochenlange Preisverhandlung mit einem Lieferanten oder einem Kunden um eine Nachkommastelle statt, weil es Planungsziele gibt, wobei in dieser Zeit schon ein neuer Kunde hätte gewonnen werden können.

Noch etwas kommt hinzu: Echte Profis haben sehr gut im Gefühl, wann etwas gut ist. Der ambitionierte Hobbysportler und erst recht die Top-Sportler wissen, wann sie gut trainiert haben und gut in Form sind. Der ambitionierte Hobbykoch und erst recht Profiköche wissen, wann das Steak gut ist und über das Zähneputzen wollen wir jetzt nicht reden. Jawohl, in der Spitzenklasse zählen auch Mikrodetails mitunter, das ist dann aber auch wettbewerbsrelevant.

Also: Nutzen wir die Apps, die elektronischen Helferlein, Controllingsysteme, Videoanalysen und und und, aber behalten wir eines: unsere Intuition, unsere Erfahrung, unseren Blick auf unsere Position im Wettbewerb. Behalten wir vor allem im Blick: Was ist „Hobby“, auch im übertragenen Sinne, was ist zwingend erforderlich, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen?

Der Markt gibt dann die Antwort, ob wir richtig liegen oder nicht.

Ich werde als Nächstes die Zahnputz-App ausprobieren, versprochen.

 

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 642: Wir brauchen drei Wochen

Im Rahmen einer privaten Zaunbaumaßnahme sprachen wir mit unserem Gartenbauer über das Projekt, um zu einem Angebot zu kommen. Der sorgfältig arbeitende Betrieb rechnet, wie fast alle Handwerksbetriebe, die ich kenne, nach Stunden ab. Die Aussage, nach Besichtigung der Gegebenheiten und Erörterung unserer Wünsche: „Wir brauchen zwei Personen, drei Wochen“.

Diejenigen von Ihnen und Euch, die uns kennen und schon in Beratungsmandaten mit uns gearbeitet haben, wissen natürlich sehr genau, was ich entgegnete:

„Warum nicht zwei Wochen und zwei Tage, warum nicht vier Wochen und wieso sollen wir Zeit bezahlen? Wie ist ein angemessenes Festhonorar und Sie sind schneller fertig?“

Diejenigen von Ihnen und Euch, die schon mit Handwerksbetrieben gearbeitet haben, kennen die Antwort. Es wird nach Stunden abgerechnet, das sei die fairste Variante und so fort.

Wir arbeiten bei Mandat schon über fünfzehn Jahre nicht mehr nach „Stundensätzen“, sondern vereinbaren Festhonorare. Unsere Klienten finden das prima, sie tätigen ein Einmalinvestment, sind sich gewiss, dass wir gemeinsam die Ziele richtig umzingelt haben, jeder kennt seine Rolle und los geht’s. Am Ende freuen sich alle, wenn das Projekt früher beendet ist: Der Klient, weil er seine Ziele schneller erreicht hat, wir, weil wir wirtschaftlich gearbeitet haben. Da wir Wachstumsprojekte betreuen, freut sich auch der Markt und der Staat, weil die Wirkung unserer Projekte schneller eintritt. Der Markt kann schneller über den Fortschritt verfügen, der Staat erhält schneller mehr Einnahmen durch das wirtschaftliche Unternehmenswachstum.

Ein win-win-win-win.

Stundensätze mögen als fair eingestuft werden, aber sie belohnen die Langsamen. Mit Stunden- oder Tagessätzen müssten wir stets sehen, dass möglichst viele Berater möglichst lange beim Klienten abrechenbar sind. Ja, auch das hat seine Grenzen, aber wie oft wurde schon über eingesetzte Zeiten diskutiert? Mal ehrlich: wie oft?

Diese Diskussionen haben wir nicht. Wir sehen unser Modell als ein partnerschaftliches Modell an. Haben wir deswegen schon Mandate nicht erhalten? Jawohl. Dann hat es eben nicht gepasst.

Ehrlicherweise wissen wir gar nicht ganz exakt, wie lange wir für eine bestimmte Aufgabe benötigen. So wie der Gartenbauer Widrigkeiten vorfinden kann, finden wir auch regelhaft Widrigkeiten vor. Das Ziel eint. Ändert sich das Ziel oder sollen wir Zusatzaufgaben übernehmen, wird ein additives Angebot erstellt. Ganz einfach.

Wenn Ihnen das nächste Mal jemand sagt, etwas dauere „drei Wochen“, auch im eigenen Unternehmen (!) fragen Sie nach, warum nicht länger oder kürzer. Die anschließende Diskussion ist mindestens interessant.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle