Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 629: Das Durchschnittsproblem

Immer wieder heißt es „das gleicht sich aus“. Mal macht man etwas falsch, mal richtig, irgendwie gleicht es sich aus und wir hoffen und arbeiten daran, dass wir insgesamt mehr Dinge richtig machen, als dass wir Dinge falsch machen. Alles gut, also.

Mir greift das zu kurz. Mehr noch: Im Sinne gesunden, profitablen Wachstums greift das zu kurz. Wir benötigen Einzelfallbetrachtungen. Wenn etwas weniger Wichtiges gut gemacht wird („Heute hast Du die Bleistifte aber besonders schön angespitzt.“) und etwas Wichtiges schlecht gemacht wird („Oh, wir haben leider den Auftrag im Lager stehenlassen, na ja, liefern wir halt nach dem Feiertag.“) gleicht sich das nicht aus.

Mehr noch: Selbst in derselben Kategorie gleicht es sich nicht aus. Einhundert Aufträge korrekt ausgeliefert, drei nicht. Im Schnitt: Eine Quote von 97 %. Alles gut, also? Nein. Das klingt gut, ist denjenigen, deren Auftrag korrekt abgewickelt wurde, aber nicht auffällig, weil sie davon ausgehen dürfen, dass Aufträge korrekt abgewickelt werden, sie werden es also nicht besonders hervorheben („Stellen Sie sich vor, ich habe die wöchentliche Lieferung pünktlich erhalten, das ist ja toll!“), während diejenigen Drei, deren Aufträge nicht korrekt abgewickelt wurden, das sehr wohl merken und als Missstand markieren („Geht’s noch? Nicht einmal Euer Regelgeschäft bekommt Ihr auf die Reihe?“).

Durchschnitte verleiten uns zu falschen Annahmen und je größer die Datenbasis ist, desto mehr werden wir in eine Scheinsicherheit verführt.

Wir haben Dutzende Beratungsmandate im Pharmagroßhandel geführt, also der Branche, die dafür sorgt, dass unsere Apotheken das haben, was wir brauchen, auch spontan. Hier herrscht ein extrem hoher Qualitätsanspruch und die von uns in der Gründung und im Aufbau und Betrieb betreute Logistikgesellschaft unseres Pharmagroßhandelsklienten lag in der Auslieferung bei 99,7 Prozent.

Das klingt toll, aber bei knapp 19.000 Apotheken in Deutschland, unter der Annahme, dass diese zweimal an fünf Tagen pro Woche beliefert werden (in der Tat meist öfter) und unter der Annahme, dass ein Drittel der Apotheken zu den Kunden gehören, macht das? Trommelwirbel: Etwa 10.000 Fehler. Zehntausend Patienten, mindestens (!), die ihre Medikamente nicht pünktlich haben.

Vorsicht vor dem Durchschnitt. Eine Fünf in Mathe wird nicht durch eine Eins in Biologie ausgeglichen und man sollte hinsehen, wo Stärken und wo Schwächen liegen. Controllingsysteme, deren Durchschnittswerte nicht hinterfragt werden, sind Wachstumsbremsen.

Sie steigen in Ihr Auto, stellen fest, dass aufgrund der sommerlichen Temperaturen auf drei Reifen etwas Überdruck herrscht, während ein Reifen nahezu platt ist. Der Durchschnitt sagt: „Läuft.“

Fahren Sie los?

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 628: Die, die es nicht mehr geben wird (Teil 5)

Begleitet Sie der Wachstums-Wochenstart schon länger? Schon seit dem 17.08.2020? Oder sogar schon seit dem 08.08.2016? Dann haben Sie im Wachstums-Wochenstart Nr. 434 und 224 bereits die Liste der Begriffe gesehen, die es meiner festen Überzeugung zufolge bald nicht mehr geben wird, die mindestens aber massiv an Gebrauch einbüßen, denn ganz verloren sind sie ja nie. Inzwischen haben sich auch viele Leser an der Sammlung beteiligt.

Ich dachte mir, es sei, fast vier Jahre nach dem letzten Update, wieder einmal an der Zeit, die Liste zu erweitern. Hier sind neue Begriffe, die es „nicht mehr geben wird“, die aussterben werden:

  • Apparat (auch „am Apparat“)
  • Arbeitgeber, Arbeitnehmer (nur noch im Rechtskontext)
  • den Hörer abnehmen
  • ERP-System
  • etwas googeln
  • Feel-Good-Manager
  • Gas geben
  • Kleingeld
  • Schalte (Videoschalte, Telefonschalte)
  • Social Media
  • Visitenkarte
  • Wechselgeld
  • Windschutzscheibe

 

Welche Begriffe sterben aus? Schreiben Sie mir. Damit wir Dubletten vermeiden, ist hier die Liste der bisherigen Begriffe von  der roten Liste:

  • Beamer
  • Benzin
  • Blu-ray
  • Briefmarke
  • CD-ROM
  • Datenübertragung
  • Desktop-Computer
  • Diesel
  • Digitalisierung
  • Diskette
  • Drucker
  • Durchschlag
  • DVD
  • Eintrittskarte
  • Fahrkarte, Fahrschein
  • Festnetz
  • Festplatte
  • Filmspule
  • Funktelefon
  • Glühlampe
  • Ins Internet gehen bzw. Online gehen
  • Jukebox
  • Langspielplatte
  • Laptop
  • Laufwerk
  • LCD-Bildschirm
  • Lichtbild
  • Mobiltelefon (oder „Handy“, wie wir als einzige auf der Welt sagen und was niemand außerhalb Deutschlands versteht)
  • Musikkassette, Kassettenrekorder, Tonband
  • Neue Medien
  • Personal Computer
  • Sachbearbeiter
  • Smartphone
  • Tablet
  • Tafel (Schule), Tafeldienst, Tafelkreide
  • Tageslicht-(Projektor)
  • Taschenrechner
  • Telefon
  • Telefonhörer
  • Telefonkarte
  • Telefonzelle,
  • Verkabeln
  • Videokassette, Videorecorder
  • Wählscheibe
  • Warteschleife

 

Welche Begriffe sterben aus?

 

 

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle