Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 672: Die eine große Idee

Es gibt sie nicht. Okay, es gibt sie, aber es gibt sie selten, die „eine große Idee“. Die geniale Produktidee, der Durchbruch, der Game-Changer, das Warten darauf hat schon zu Millionen enttäuschter Erwartungen in zahllosen Unternehmen geführt.

Jetzt kommen Sie mir bitte nicht mit all den Durchbruchinnovationen, die es tatsächlich gegeben hat, das Absolute habe ich ja im Eingangssatz schon aufgehoben. Es bleibt dabei: Zu viele Unternehmen warten auf zu wenige Durchbrüche.

Aber es gibt etwas anderes: Es gibt den kontinuierlichen Prozess der Suche nach dem Besseren und – noch wichtiger – es gibt den kontinuierlichen Prozess der Suche nach dem anderen, nach dem Produkt, dem Prozess, der Dienstleistung, die nicht nur etwas ein wenig besser, sondern vieles anders machen.

Wenn wir wirklich etwas Großes schaffen wollen, dann ist die magische Formel dahinter das Kontinuierliche, wenn wir wirklich systematisch an der Zukunft unserer Unternehmen bauen wollen, dann ist der Erfolgsfaktor dahinter das verbindliche Dranbleiben.

Klingt langweilig? Mag sein, aber auch das iPhone, oft – auch von mir – als sensationelle Innovation hervorgehoben, war am Ende ein Resultat des Dranbleibens. Das große Bild vor Augen und immer weiter auf der Spur der potenziellen Kunden. Was ist der wesentliche Unterschied zu Mikroinnovationen? Es ist die Frage danach, was die potenziellen Kunden wohl brauchen werden, wie eine Unentbehrlichkeit aufgebaut werden kann, im Gegensatz zu der Frage, was die Kunden wollen würden. Wir alle hätten nicht artikulieren können, was wir wollen, weil wir uns gar keine Gedanken darüber hätten machen können, was alles möglich wäre.

Wenn Sie also auf der Suche nach Neuem sind, wenn Sie eine Kultur des Erneuerns und Verbesserns etablieren wollen, dann warten Sie nicht auf die eine große Idee, sondern machen Sie es sich zur Routine, dass permanent, buchstäblich jeden Tag daran gearbeitet wird, zu erneuern und zu verbessern. Das beschränkt sich im Übrigen nicht auf Produkte, Prozesse und Dienstleistungen, sondern es bezieht auch Ihr gesamtes Unternehmen ein.

Und wer weiß: Wenn diese Kultur sich erst einmal etabliert hat, dann kommt sie vielleicht von ganz allein, die eine große Idee.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 671: Fussgänger bitte drücken

Vor kurzem bin ich mit einem unserer Hunde auf die Reise gegangen, um unser Wohnmobil aus der Wartung abzuholen. Wir hatten einige Kilometer Fußweg zum Bahnhof zurückzulegen, sind mit drei Zügen gefahren und hatten dann noch einen Gang vom Zielbahnhof zum Wohnmobil-Händler, ebenfalls einige Kilometer. Wenn man bewusst zu Fuß durch den Straßen- und Stadtverkehr geht, entdeckt man allerlei, was man als Autofahrer gar nicht so wahrnimmt. So überquerten Banou – die Hündin, mit der ich unterwegs war – und ich einen provisorischen Fußgängerübergang, der mit einer Ampel gesichert war und dort war zu lesen: „Fußgänger bitte drücken“. Ich musste lachen: warum, um alles in der Welt, sollte ich hier Fußgänger drücken? Natürlich war mir bekannt, dass es darum ging, die Ampel zu betätigen, indem ein entsprechender Knopf zu drücken war, aber die Formulierung amüsierte mich köstlich.

 

Ich machte ein Foto von dem Schild und postete es auf einem sozialen Medium. Kurz danach schickte mir ein Follower ein Foto, auf dem das Schild „Motor bitte abstellen“ abgebildet war. Am Fuße der Stange, an welcher das Schild befestigt war, stand ein Motorblock. Ich habe laut gelacht. Warum, um alles in der Welt, soll man dort einen Motor abstellen?

 

Natürlich wissen wir alle, was gemeint ist. Sprache ist eine nicht nur komplexe, sondern mitunter, in all ihren Facetten, Redewendungen und Variationen, komplizierte Sache. Muttersprachler gehen mit ihrer Muttersprache virtuos um und wissen Redewendungen und verkürzte Anweisungen („Fußgänger: bitte drücken“ mit Pfeil wäre deutlicher gewesen) entsprechend einzuordnen. In einer anderen Sprache sieht das schon anders aus. „It’s raining cats and dogs“, diese Wendung für einen sintflutartigen Regen ist uns vielleicht noch aus dem Englischunterricht in der Schule bekannt, aber mit Katzen und Hunden hat das nichts zu tun. Und außerdem: warum Sintflut?

 

Die Sprache ist eines der wesentlichsten Elemente eines integrierten Miteinanders. Je besser wir eine Sprache beherrschen, desto mehr können wir Teil einer Gesellschaft sein. Besonders wichtig wird dies bei Internationalisierungsprojekten, denn der größte Fehler, der gemacht werden kann, ist der, dass plötzlich alle Beteiligten Deutsch sprechen. Meist einigt man sich auf Englisch, was dazu führt, dass sich fast alle nicht mehr im muttersprachlichen Raum bewegen. Je besser wir aber die gemeinsame Sprache beherrschen, desto besser werden die Projektergebnisse.

 

Wenn Sie also internationalisieren, dann widmen sie dem Faktor „Sprache“ Aufmerksamkeit. Dies gilt auch dann, wenn sie Mitarbeiter einstellen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Helfen Sie diesen Mitarbeitern dabei, zu erkennen, dass ein Wolkenbruch nichts damit zu tun hat, dass Wolken zerbrechen, dass ein Überhang nicht unbedingt etwas mit einem Berg zu tun haben muss und dass „Motor bitte abstellen“ nicht wörtlich zu nehmen ist.

 

Auf eine gute Woche

 

Ihr und euer

 

Guido Quelle