Schlagwortarchiv für: Ablenkung

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 686: Die Kleinigkeiten sind später dran – oder gar nicht

Liebe Leserinnen, liebe Leser meines Wachstums-Wochenstarts, es ist wieder einmal soweit und da müssen Sie jetzt durch – wobei, Sie können ja wegklicken: Diesmal liegt dem Wochenstart wieder ein Hundethema zugrunde. Die meisten von Ihnen wissen, dass wir vier Leonberger haben und ich behaupte, Sie ahnen nicht annähernd, wie viele Situationen sich bei uns täglich ergeben, die einen Wochenstart thematisch bereichern, aber ich möchte ja ausgewogen sein und nicht dauernd von unseren Hunden berichten.

Aber heute, also los: Unser Vier bekommen zur gleichen Zeit Futter. Wir füttern extrem hochwertiges Trockenfutter (in Hundekreisen auch „Trofu“ abgekürzt) und es ist immer eine Wonne, wenn die Vier nebeneinanderstehen und ihre Näpfe leeren, sobald diese freigegeben sind – ja, ja, man muss warten, bevor es losgeht. Wir haben dabei unterschiedliche Strategien zu beobachten: Eine Hündin isst mit Bedacht, eine legt sich gern zum Fressen hin und genießt es, zum Schluss den Napf intensiv zu leeren, obwohl gar nichts mehr darin ist, die beiden Jüngsten achten genau darauf, dass ihnen niemand etwas wegnimmt.

Beim Fressen fallen immer wieder Teile des Trofus aus dem Napf, insbesondere bei den Jüngsten. Der Umgang mit dem abtrünnigen Futter unterliegt ebenfalls unterschiedlichen Strategien: Fällt ein „Croc“ direkt neben den Napf, wird es direkt aufgenommen, fällt es wenige Zentimeter entfernt, wird kurz nachgedacht und entschieden (maximal eine Sekunde), fällt ein Croc weiter entfernt, wird das zur Kenntnis genommen, aber es wird weitergefressen, denn …. jemand anderes könnte sonst an die große Portion im Napf kommen.

Die Hunde setzen ganz klare Prioritäten. Lieber verlieren sie eine Kleinigkeit, als dass sie eine Verteidigung des großen Ganzen riskieren. Wohlgemerkt, es geht bei unseren Hunden gesittet zu, aber wenn man sich länger vom Napf abwendet, kann doch schon der eine oder andere Blick eines Fellnasen-Familienmitglieds beobachtet werden. So wird also erst der große Napf leergefuttert, dann kümmert man sich um die Kleinigkeiten. Wenn davon dann ein Croc in die direkte Reichweite eines anderen Hundes gefallen ist, ist er halt weg, aber das Große ist gesichert. Zum Schluss sind alle satt und zufrieden. Nichts bleibt übrig.

So sollten wir auch handeln. Manche Kleinigkeit sollten wir einfach liegenlassen, denn entweder wir kommen später noch dazu, oder – nein, jemand anderes wird sie vermutlich nicht übernehmen – sie erledigen sich durch Zeitablauf oder sie bleiben einfach liegen. Das große Ganze aber, das sollten und müssen wir immer im Blick haben, stets und ständig.

Ja, die Analogie hinkt ein wenig, weil wir das große Ganze nicht vertilgen, aber Sie verstehen, worauf ich hinauswill: Zu oft lassen sich auch Projektteams von Sonderfällen, Ausnahmen, Kleinigkeiten ablenken und verlieren den Blick auf das große Ganze. Es ist wichtig, dass in Projekten, bei großen Maßnahmen, bei Produktentwicklungen, Innovationen, Prozessoptimierungen und ja, auch und gerade bei Strategieentwicklungen immer wieder jemand darauf aufmerksam macht, wenn sich wieder eine „Kleinigkeit“ einstellt, die einfach ‘mal ignoriert werden kann.

Finden Sie sich wieder? Dann sind Sie in bester Gesellschaft. Die gute Nachricht: Alles lässt sich ändern.

Unsere Hunde liegen jetzt jedenfalls nach dem Abendessen gemütlich herum und schlafen, denn ich habe diesen Wochenstart direkt nach der Beobachtung geschrieben – ganz ohne Ablenkung.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 612: Mit een Hand in d’ Taske …

„Mit een Hand in d‘ Taske lett sük kien Knütt knüppen.“ – Diesen Spruch habe ich seinerzeit aus Norddeutschland mitgebracht. Mit einer Hand in der Tasche lässt sich in der Tat kein Knoten knüpfen – lassen wir Künstler außen vor. Schauen wir einmal hin: Wir sind dann erfolgreich in einer bestimmten Sache, Angelegenheit, wir sind dann gut im Wettbewerb, wenn wir Dinge „ganz“ tun. Mit ganzem Herzen, beiden Händen, mit Können und Hingabe.

Hingabe und Leidenschaft allein genügen im Übrigen nicht, es gehört Können dazu, um erfolgreich zu sein. Aber Können allein ist eben auch nicht hinreichend. Diejenigen von Ihnen, die schon einmal einen Vortrag von mir gehört oder ein Buch von mir gelesen haben, werden sich an die Wollen-Können-Matrix erinnern. Es gibt Menschen, die Dinge gut könn(t)en, die aber diese Dinge nicht tun wollen. Wir brauchen beides: Wollen und Können.

Nun gibt es immer wieder auch Zeitgenossen, die dem alten Reiterspruch huldigen, „ein gutes Pferd springt nicht höher als es muss“. Mag sein, Sie sind aber kein Pferd. Wachstum hat auch etwas damit zu tun, besser zu werden, immer und immer wieder. Wachstum hat etwas mit Fortschritt zu tun, mit Wettbewerbsvorteilen. Diese schafft man nicht mit einer Hand in der Tasche. Diese schafft man nicht mit Halbherzigkeit.

Kürzlich gab es die Frage in den sozialen Medien, wie man sich besser konzentrieren könne angesichts der vielen Ablenkungen. Es ist recht einfach: Wenn ich zum Beispiel ein Kapitel für ein Buch – oder diesen Wochenstart für Sie – schreibe, dann tue ich nur das. Das iPhone ist (wie fast immer) stummgeschaltet und in der Hülle verborgen, damit ich auch die Anzeige nicht sehe, Outlook ist aus, damit keine Push-Nachrichten kommen, WhatsApp, Signal, iMessage am Rechner ebenfalls. Die Tür ist zu. Ist gar nicht so schwer. Alles zu seiner Zeit. Und dann tue ich das, von dem viele meinen, dass ich es passabel könne: Ich schreibe. Ganz und gar.

In der FAZ las ich kürzlich einen Beitrag über den 2022 verstorbenen emeritierten Papst Benedikt. Was tat er, der vor Hunderttausenden predigte, im Vatikan und in der Welt, als er emeritiert war? Er predigte. Jeden Sonntag. Aber nicht als Konkurrenz zu seinem Nachfolger in irgendeiner großen Kirche, sondern in seiner Residenz. Für vier Hausangestellte und seinen Privatsekretär. Jeden Sonntag. Und die Woche über beschäftigte er sich mit seinen Auslegungen, die er am kommenden Sonntag vortragen wollte.

Mit een Hand in d‘ Taske lett sük kien Knütt knüppen.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle