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Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 699: Gefährliche Fehlentscheidung

Im Straßenverkehr erlebt man vieles, aus dem wir lernen können. Kennen Sie dies?

Sie fahren auf der zweispurigen Autobahn, linke Spur, relativ zügig, rechts sind allerlei LKW, wie üblich, die mit 80 bis 90 km/h ihren Weg ziehen. Etwas weiter vor Ihnen, auf der rechten Spur, zwischen den Lastern, Sie ahnen es mit der langjährigen Fahrerfahrung schon: Es könnte sein, dass der PKW gleich ausschert. Sie machen sich bremsbereit, kommen näher, aber es sind keine Anstalten des anderen PKW-Fahrers erkennbar, dass er auf Ihre Spur möchte.

Dann aber: Doch, jetzt. Blinker links, ein kurzes Rausziehen. Sie bremsen, aber in der Zwischenzeit sind Sie schon näher gekommen und es könnte gefährlich werden. Das erkennt der Fahrer des anderen PKW auch und zieht seinen Ausscherversuch durch leichtes Rechtseinlenken zurück, um dann festzustellen, dass das Beschleunigen ihn sehr nahe an den vorausfahrenden LKW gebracht hat. Die Folge: Blinker links und doch rausziehen. Sie wogen sich in Sicherheit, jetzt aber heißt es: Bremsen! Sofort!

Sie haben genug Abstand geschaffen, der PKW von der rechten Spur schert vor Ihnen ein, wenn er nett ist, bedankt er sich (passiert meist nicht) und wenn Sie gut drauf sind, regen Sie sich nicht auf.

Das hätte auch schiefgehen können, oder, wie es mein LKW-Fahrlehrer Sven es formulierte: „Manchen Autofahrern ist nur deshalb noch nichts passiert, weil andere dauernd auf sie aufgepasst haben.“

Der einscherende PKW-Fahrer hat die Situation falsch eingeschätzt. Er hätte gar nicht rausziehen dürfen. Das „Raus-doch-nicht-raus-doch-raus“-Manöver hat dann nicht nur für Verwirrung gesorgt, sondern auch die Gefahrenlage allseits deutlich verschärft.

Im unternehmerischen Kontext erleben wir häufig Ähnliches: Es werden aus einer Situation heraus Entscheidungen getroffen, die dazu führen, dass (wirtschaftliche) Schieflagen entstehen. Bei manchen Unternehmen geschieht dies immer und immer wieder. Unsere Klienten sind erfreulicherweise anders: Sie lernen.

Wie können wir die Anzahl gefährlicher Fehlentscheidungen vermindern? Die folgenden beiden Kernfragen ergeben sich:

  1. Ist eine bestimmte Aktion jetzt erforderlich oder erscheint es geboten, zu warten  (schere ich aus oder bleibe ich noch etwas hinter dem LKW)?
  2. Kenne ich hinreichend viele Konsequenzen, welche die Entscheidung haben wird (Entstehung einer möglichen Gefahrensituation)?

Mit diesen beiden Fragen erhöht sich die Entscheidungsqualität drastisch und die Anzahl von Fehlentscheidungen sinkt. Dazu muss das Umfeld genau beobachtet werden (LKW vor mir, Betrieb auf der linken Spur) und ich muss meine eigenen Fähigkeiten genau kennen (Leistung des Fahrers und des Fahrzeugs). Auch muss ich direkt entscheiden, wie es weitergehen soll, wenn die Aktion ausgeführt wurde (kann ich auf der linken Spur Gas geben oder muss ich bremsen und verstärke damit die Gefahr)?

In unseren Beratungsmandaten sind wir mit unseren Klienten täglich mit einer Vielzahl von Entscheidungen betraut. Nicht jede Entscheidung bedarf einer analytischen Vorbetrachtung, manche aber eben schon. Unser gemeinsames analytisches Vorgehen schafft zweierlei: Erstens werden Entscheidungen besser und zweitens werden sie schneller getroffen – in welche Richtung auch immer.

Wie gehen Sie komplexe Entscheidungen an?

Auf eine gute Woche

Ihr und Euer

Guido Quelle