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Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 702: „Bleib stehen!“

In meiner praktischen Ausbildung zur Erlangung des LKW-Führerscheins in diesem Sommer habe ich natürlich das grundsätzliche Handhaben eines großen, schweren Fahrzeugs erlernt – „Rudi“, der LKW,  ist immerhin einen Meter länger als unser Wohnmobil, vor allem aber 15 Zentimeter breiter – ja, das macht viel aus –, nochmal 30 Zentimeter höher und bereits leer mit 13 Tonnen etwa doppelt so schwer wie unser unbeladenes Wohnmobil. Ich habe aber auch deutlich darüber hinaus Dinge mitgenommen und so mancher Satz meines Fahrlehrers Sven kommt mir immer wieder in den Sinn.

Sven legt Wert darauf, dass seine Fahrschüler den Umgang mit dem Fahrzeug auch in schwierigen Situationen lernen. „Geradeaus zu fahren, dazu muss ich Dir nicht mehr viel beibringen, Du fährst ja schon lange ein großes Wohnmobil“, sagte er und schickte mich oft durch enge Straßen innerorts, in die bereits der Einbiegevorgang große Aufmerksamkeit erforderte, oder außerorts in enge Landstraßen, auf denen es bei Gegenverkehr großer Konzentration bedurfte. Ich fand das prima, denn so lernte ich viel – ehrlicherweise stand mir aber auch das eine oder andere Mal das Fragezeichen auf der Stirn, aber Übung macht ja bekanntlich den Meister und Sven war ja dabei.

An einem Ausbildungstag fuhr ich innerorts in einer Straße, bei der Gegenverkehr für uns mit dem LKW nur sehr schwerlich, fast gar nicht, möglich war. Rechts und links waren Parknischen, mit PKW besetzt – Sie kennen solche Straßen in Wohngebieten – und natürlich kamen uns PKW entgegen.

Was macht man als höflicher und ungeübter LKW-Fahrer? Man versucht, den entgegenkommenden PKW Raum zu schaffen und fährt rechts nah an die parkenden Fahrzeuge, versucht vielleicht, in eine Parknische auszuweichen – natürlich vergebens.

Und der Fahrlehrer, was macht er? Er wendet den Kopf zum Fahrschüler, stellt einen fragenden Blick ein, fragt erstaunt: „Was machst Du da??“, unmittelbar gefolgt von der nicht als Empfehlung zu verstehenden Anweisung: „Bleib stehen!“

„Bleib stehen!“

Ich tat, wie mir geheißen. Sven erklärte: „Die werden schon ausweichen“ und meinte damit die PKW, die uns entgegenkamen. In der Tat sortierten sich die Autos wie selbstverständlich in Parknischen und Hofeinfahrten und ließen uns passieren. „Siehst Du“, nickte der erfahrene Sven und der erstaunte Fahrschüler fuhr gemächlich und ungehindert weiter auf der engen Straße, bedankte sich natürlich bei den netten PKW-Fahrern und dachte sich: „Stimmt, ich wäre als PKW-Fahrer ja auch ausgewichen“. Sven erläuterte dann noch, dass ein entgegenkommender LKW eine andere Sache gewesen wäre und man sich dann hätte verständigen müssen und ich hatte etwas gelernt und Stoff für diesen Wochenstart.

„Bleib stehen!“

Das will so gar nicht zu Wachstum passen, aber wenn wir genau hinschauen, dann passt es sehr wohl. Mitunter ist es nämlich besser, wenn wir eine bestimmte Position nicht aufgeben und genau da stehenbleiben, wo wir uns befinden, egal, welche kleineren Störungen uns entgegentreten. Manchmal ergibt es Sinn, einfach abzuwarten, wie sich der „Gegenverkehr“ – das können zum Beispiel der Wettbewerb aber auch interne Widerstände gegen Veränderungen sein – verhält. Möglicherweise erkennt jener „Gegenverkehr“ ja, dass wir die Position nicht aufgeben werden.

Nicht jedem Gegenverkehr muss ausgewichen werden, nicht jeder Gegenwind ist ein Sturm. An welchen Stellen sehen Sie den Ansatz, für einen Moment einfach stehenzubleiben und zu beobachten, was geschieht?

Auf eine gute Woche

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums-#Wochenstart Nr. 351: Du kannst es nicht jedem Recht machen

Manchmal fragt man sich schon, ob wir wirklich ernst meinen, was wir sagen. Da heißt es beispielsweise, dass es mehr Menschen in der Politik geben sollte, die aus der Wirtschaft kommen und Wirtschaftserfahrung mitbringen. Dann kommt ein Kandidat – jüngstes Beispiel: Friedrich Merz – und das ist dann auch nicht richtig. Er würde ja bei einer Heuschrecke arbeiten, überhaupt gebe es Ermittlungen gegen das Unternehmen und dann, ja dann, verdiene er auch noch „Millionen“. Das ginge doch nicht als Parteivorsitzender einer Volkspartei. Ja, was wollt Ihr denn? Einen armen Schlucker, der sich in ein Amt rettet? Einen hinreichend erfolglosen Menschen, der niemandem gefährlich werden kann?

Vorsichtshalber: Ich verfolge hier keine politische Agenda. Es geht nicht um AKK vs. Merz. Es geht nicht um meine politische Meinung. Es geht ums Prinzip. Es war in der Anti-Merz-Kampagne kein Wort davon, dass der Finanzinvestor auch zu Wachstum beigetragen hat, es wurde ungenügend diskutiert, dass Merz noch gar nicht bei dem Unternehmen war, als dieses vermeintlich illegale Geschäfte getätigt haben soll und es wurde auch nur am Rande zur Kenntnis genommen, dass Merz sagte, er würde seine Ämter ruhen lassen, würde er gewählt.

Zur politischen Ausgewogenheit: Vizekanzler und Finanzminister Scholz. „Gestern“ (2017/2018) noch eine exzellente Besetzung, endlich ein vermeintlich etwas konservativerer SPD-Repräsentant, der Mann aus Hamburg ist kanzlerfähig. Jetzt kommt ein Interview, in dem er, Scholz, gefragt wird, ob er sich eine Kanzlerkandidatur zutraut. Seine Antwort: „Ja“. Was passiert? Ein enormer Aufschrei. Es sei der falsche Zeitpunkt, er könne sich doch selbst nicht ins Spiel bringen, Nahles sei die richtigere. Was soll das? Was hätte Scholz sagen sollen? „Nein“? Oder „Darüber werden wir in aller Ruhe in den Gremien miteinander sprechen, wenn der Zeitpunkt … blablabla?“ Das eine wäre fatal, das andere kann die Bevölkerung nicht mehr hören. Er hat nicht gesagt, dass er kandidiert, er hat gesagt, er traue sich das zu. Ich erinnere mich, dass viele nach der Wahl genau dies auch so sahen.

Du kannst es nicht jedem Recht machen. Wenn Du Erfolg haben willst, musst Du Position beziehen, Du musst damit rechnen, anzuecken. Dabei darf das „Anecken“ nicht als Absicht unternommen werden, weil dies anstrengend ist und irgendwann als Fake auffliegt, aber Du musst #Position beziehen, das gilt für Unternehmen und auch für Politiker. Die Zeit der Beliebigkeit ist vorbei und wenn die Politik wirklich wieder attraktiv werden will, dann führt sie uns klar durch ihre Positionen, damit wir Orientierung haben.

Erfolgreich wachsende Unternehmen haben das schon lange verstanden, vielleicht kann die Politik hier etwas lernen. Was in der Politik noch eine besondere Herausforderung ist: Es geht bei aller #Positionierung trotzdem darum, zu einen, nicht darum, zu spalten, doch das wäre ein anderes Thema.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

 

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© 2019, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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