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Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 630: Sache und Emotion

Ich bin Mitglied in einem Club, dessen seinerzeitiger Präsident die Idee hatte, an den regelmäßigen Clubabenden nicht nur einen Gastvortrag zu einem bestimmten Thema zu hören, sondern auch einen Kurzvortrag aus den eigenen Reihen über Oldtimer, da viele von uns ein altes Auto zu Hause stehen haben und gelegentlich damit fahren. So kam es auch. Die Abende waren also künftig von zwei Beiträgen gespickt, was eigentlich eine gewisse zeitliche Enge bewirkte, aber man wollte es ausprobieren.

Was soll ich sagen? Das Format kam sehr gut an. Trug der Gast meist zu einem Sachthema vor, das uns intellektuell erhellte, bot später ein Clubmitglied Einblick in seine Erlebnisse mit seinem „Oldie“, also einem PKW, der älter ist als 30 Jahre.

Bemerkenswert fand ich, dass die Diskussionen, die sich aus den Sachthemen ergaben, zwar größtenteils rege waren – wir alle sind vielfach interessiert – und dass auch Nachfragen an die jeweiligen Referenten entstanden, dass die Diskussions- und Gesprächsdynamik aber exponentiell zunahm, als es um die Autos ging. Auch ich trug zu meinem 1978er Alfa Spider vor und Sie können sich vorstellen, dass zum Beispiel die Rechnung, die ich aufmachte, wie sich Anschaffungs-, Betriebs- und massive Restaurationskosten zueinander verhielten, manches Gelächter auslöste. Ich hatte auch Bilder von den Restaurationsarbeiten beigefügt, während derer man sich fragen musste, ob sich das alles wirklich gelohnt hat – es lohnt sich natürlich nur emotional. Auch hatte ich den Sound aufgenommen, er klingt nämlich frech wie ein Großer.

Es wurde gelacht, im Detail nachgefragt und diskutiert und der Applaus am Ende eines „Oldie-Vortrags“ war nicht selten stärker als nach dem fundierten Sachvortrag zuvor und das lag weder an der Tatsache, dass das Auto ein näher liegendes Thema als zum Beispiel die Zukunft des Gesundheitssystems ist, noch an der Qualität des Vortrags. Es lag natürlich an den mit den Autos verbundenen Emotionen.

Es sind die Emotionen, die uns bewegen, nicht die rationalen Argumente. Jeder von uns, der schon versucht hat, Veränderungen in Unternehmen zu bewirken, weiß das und trotzdem wird immer wieder sachlich vorgetragen, ohne jede emotionale Anbindung.

Emotionen sind es, auf die wir reagieren, Emotionen sind es, die wir zeigen, wenn wir durch ein Thema bewegt werden. Logische, rationale Argumente sind wichtig, damit wir nicht allein „aus dem Bauch“ entscheiden („Sollen wir das Unternehmen kaufen? Ach, warum eigentlich nicht?“), aber die Emotionen machen letztendlich die Entscheidung aus, ob wir uns verändern oder nicht. Fühlt es sich gut an? Bin ich begeistert? Will ich Teil von etwas sein? Habe ich mehr Macht, Status, Ansehen? Will ich vorne sein und das soll auch gesehen werden? All das sind echte Treiber.

Von unseren vielen Hundert Wachstumsprojekten waren diejenigen die wirksamsten, in denen wir mithilfe der Unternehmensleitung neben all dem rationalen Nutzen Bewegung durch Emotionen erzeugen konnten.

Wo können Sie noch stärker auf Emotionen setzen – neben all den rationalen Argumenten?

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 510: Fragen Sie nach!

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 510: Fragen Sie nach!

Interview auf einem deutschen TV-Sender. Eine Politikerin wird zu einem irritierenden Sachverhalt interviewt.

  • Interviewerin: „Nun ermittelt ja die Staatsanwaltschaft, was sagen Sie dazu?“
  • Politikerin: „Der Sachverhalt ist ja lange bekannt, der Missstand wurde schadenfrei korrigiert. Dass die Staatsanwaltschaft jetzt ermittelt, liegt in der Natur der Sache, sie muss das tun.“
  • Interviewerin: „Sie kandidieren in Ihrer Partei in Kürze für ein prominentes Amt. Meinen Sie, dass diese Sache Ihnen Steine in den Weg legt?“
  • Politikerin: „Der Sachverhalt ist ja lange bekannt, der Missstand wurde schadenfrei korrigiert. Dass die Staatsanwaltschaft jetzt ermittelt, liegt in der Natur der Sache, wir werden die Ergebnisse abwarten.“
  • Interviewerin: „Die Wellen schlagen ja immer sehr hoch bei solchen Dingen. Was entgegnen Sie denen, die Politikern vorhalten, sie würden sich selbst Vorteile verschaffen?“
  • Politikerin: „Ich kann es nur nochmal wiederholen: Der Sachverhalt ist ja lange bekannt, der Missstand wurde schadenfrei korrigiert. Dass die Staatsanwaltschaft jetzt ermittelt, liegt in der Natur der Sache, sie muss das tun.“

Nein, das war nicht wortwörtlich, aber in der Sache richtig wiedergegeben. Mir geht es weder um den Sachverhalt, noch um die Partei, sondern ums Prinzip: Dreimal die gleiche Antwort auf unterschiedliche Fragen.

Wissen Sie, was mich am meisten dabei ärgert? Mich ärgert nicht so sehr die Politikerin, die mantramäßig immer das gleiche gesagt hat, weil sie vermutlich von Beratern den Rat bekommen hat, dass sie immer das gleiche sagen solle. Mich ärgert am meisten, dass die Interviewerin nicht nachgebohrt hat, dass sie die Politikerin hat davonkommen lassen mit so einem Quatsch, mich ärgert das kolossal. Die Interviewerin hat ihren Job besonders schlecht gemacht und die Politikerin konnte ihre Punkte am Ende doch noch machen: Indirekt auf den politischen Gegner schimpfen und ihre Partei in den Vordergrund stellen.

Nein, wir können uns nicht zurücklehnen, so bequem machen wir es uns bitte nicht, denn in zahlreichen Boardrooms geht es genauso zu. Statt Sparringspartner für den Vorstand zu sein, diesen gegebenenfalls auch zu „grillen“, gerät der Aufsichts- oder Beirat zum Abnickverein. Statt das Projektteam herauszufordern, ist der Projektleiter froh, nicht selbst Arbeit zu bekommen und hält sich zurück. Statt über qualitative Vertriebsziele zu sprechen, gibt sich der Vertriebsleiter mit irgendwie-Verkäufen zufrieden. Statt sich mit dem Projektteam zu reiben, freundet sich der Berater mit dem Team an.

Schluss mit der Kuschelei. Wir müssen mehr nachfragen. Wir müssen den Mut haben, der Sache nachzugehen. Würde die Polizei so ermitteln, käme nie etwas dabei heraus.

Wir sind nicht die Polizei, aber wir alle haben eine Verantwortung und ein Teil dieser Verantwortung liegt darin, andere nicht mit billigen Phrasen „davonkommen“ zu lassen. Wir müssen nachfragen!

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

 


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© 2022, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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Befindlichkeiten lassen Dinge scheitern

Zwei meiner Kollegen und ich sind zu einem Klientenprojekt in Remagen und ich schaue aus meinem Hotelzimmer auf den Rhein. Die Schiffsführer auf dem Rhein verständigen sich trotz aller Satellitennavigation, Radar, AIS, Mobiltelefonen und anderer technologischer Errungenschaften auch immer noch mit analogem Sprechfunk, der nach wie vor seine Berechtigung hat und der es erlaubt, dass einander bekannte Schiffsführer auch ein paar persönliche Worte wechseln können.

In einem unserer Projekte bei einem der damals führenden (Stadt-) Kurierdienste ging es genau um diesen analogen Sprechfunk, der zunehmend abgeschafft und durch digitale Kommunikation ersetzt wurde. Was für ein Aufschrei! Die Radkuriere, ebenso wie die PKW-Kuriere gingen auf die Barrikaden deswegen und fanden tausende von Gründen, warum das Unternehmen auf diese Weise nicht erfolgreich(er) werden könnte. Unser Auftrag war ein ganz anderer, nämlich ein ganz klarer Wachstumsauftrag, aber wir mussten zur Kenntnis nehmen, dass die Befindlichkeitsstörungen geeignet waren, das Projekt auf operativer Ebene mindestens drastisch zu verzögern, vielleicht sogar zu vereiteln, denn ohne Sprechfunk konnte es offenbar – so die Lesart – nicht funktionieren.

Sachlich war dies nicht richtig, aber Wahrnehmung ist Wirklichkeit. Wir haben uns zuerst also mit den Befindlichkeiten auseinandergesetzt und uns dann wieder auf die Sache konzentriert. Wie sagt meine Frau in ihren Projekten immer? „Störungen haben Vorrang!“. Recht hat sie. Es ist eben nicht die Sache, sondern es sind die Emotionen, die über Erfolg und Misserfolg eines Wachstumsprojektes entscheiden. Behalten Sie dies im Kopf, wenn Sie Ihre nächste Veränderungsoffensive starten.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.