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Die persönliche Sicht: Selbstbedienung der öffentlichen Hand.

Weniger Staat? Längst ein Witz. Ein schlechter, zudem. Klar, es stand in der Presse und wir hätten es wissen müssen: Viele klamme Kommunen würden Steuern erhöhen, um die knappen Kassen aufzubessern, aber dennoch reiben sich manche Bürger und Unternehmensvertreter – längst nicht mehr verwundert, sondern inzwischen massiv verärgert – die Augen, wenn sie ständig neue Steuerbescheide erhalten. Beispiel Dortmund: Hundesteuer für zwei Hunde? Im Handstreich um sechs Prozent erhöht (der zweite Hund kostet im Übrigen ohnehin etwa 50 Prozent mehr als der Erste, Hundesteuer ist eben eine Luxussteuer). Grundsteuer? Satte 13 Prozent Plus. Das nenne ich eine saftige Preiserhöhung – ohne jegliche Gegenleistung. Respekt, nicht schlecht!

Liebe Kommunalpolitiker, man mag sich im Stadtrat noch so einig sein, aber das Maß ist voll. Genauer genommen ist es übervoll. Das Argument, dass der Bürger ja immer mehr Leistung erhielte und alles teurer würde, zieht nicht, weil der Bürger nicht gefragt wurde, ob er die vermeintlichen Zusatzleistungen möchte und weil fraglich ist, ob es überhaupt Zusatzleistungen gibt, die erforderlich sind.

Dortmund ist kein Einzelfall. Bedarf es weiterer Beweise dafür, dass die Kommunalpolitk hilflos, überfordert, mit ihrem Latein am Ende ist? Die Kommunen leben über hre Verhältnisse, der öffentliche Dienst ist ein überbordendes Element geworden. Im Gegensatz zu Unternehmen, bei denen Sparen nicht das oberste Gebot ist, sondern das Erzielen von Umsatz im Vordergrund stehen muss, ist es im öffentlichen Dienst genau umgekehrt: Die Wachstumsintelligenz muss aus dem Sparen und aus der Effizienz kommen und nicht aus dem Schröpfen der Bürger und der Unternehmen. Ich erwarte, dass gleiche Leistungen jedes Jahr günstiger werden, weil Routinen gelernt und Automatisierungspotenziale besser genutzt werden, weil weniger Menschen pro Leistungseinheit erforderlich sind und weil ein systemimmanentes Bestreben nach weniger Staat besteht. Ich erwarte nicht, dass gleiche Leistungen teurer werden. Warum auch? Wenn Unternehmen so arbeiten würden, gingen sie unter.

Im öffentlichen Dienst geschieht aber genau das: Die öffentliche Hand greift nach allem, dessen sie habhaft werden kann. Statt Optimierung findet Selbstbedienung statt, es ist ja schließlich noch etwas zu holen und der Steuerpflichtige kann sich nicht wehren. Der Nebeneffekt: Frust und Ärger statt Respekt und Akzeptanz, statt vielleicht sogar Unterstützung. Aber wenn man sich erst einmal von denjenigen abgekoppelt hat, die unseren Staat und damit auch die Kommunen finanzieren, wenn man erst einmal völlig losgelöst von den Realitäten agiert, dann lebt es sich zunehmend einfach. Wie war das noch? Wenn sie kein Brot haben, sollen sie eben Kuchen essen.

Ich bin von diesem Vorgehen enttäuscht. Und ich weiß: Ich bin nicht alleine. Wachstumsintelligenz und Zukunftsfähigkeit gehen jedenfalls anders.

©2015 Prof. Dr. Guido Quelle

Die persönliche Sicht: Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Beschäftigte, Auszubildende: Alles keine Zufallsbegriffe

Manchmal lohnt es sich, sprachlich genauer hinzusehen – oder hinzuhören, ganz nach Präferenz –, denn viele Begriffe sind meiner festen Überzeugung zufolge weder Zufälle noch ist deren Bedeutung im Bewusstsein der meisten Menschen präsent. Schauen wir einmal:

  • Arbeitgeber: Ein Arbeitgeber gibt jemandem Arbeit. Ein überholter Begriff. Der Einzige, der entscheidet, ob ein Unternehmen Arbeit hat, oder nicht, ist der Kunde. „Arbeitgeber“ ist ein ideologisch geprägter Begriff.
  • Arbeitnehmer: Ein Arbeitnehmer nimmt Arbeit (natürlich von einem Arbeitgeber). Er ist eher passiv (denn Nehmen setzt natürlich eine Aktion voraus, aber die Alternativen sind dünn: Ich kann etwas nehmen, oder ich kann es lassen). Arbeitnehmer sind klassischerweise also abhängig von jemandem. Sie müssen also beschützt werden. Ein ideologisch geprägter Begriff.
  • Beschäftigte (ersatzweise auch „abhängig Beschäftigte“): Einen wesentlich passiveren Begriff für Menschen, die eine Arbeit verantwortlich ausführen sollen, kenne ich kaum. Auch ideologisch geprägt.
  • Auszubildende: Früher waren es Lehrlinge. Ich fand den Begriff nicht schlecht und sah keinen Änderungsbedarf. „Auszubildende“ sind auszubilden, natürlich wieder von jemandem, von dem sie abhängig sind. Und natürlich sind sie zu beschützen. Ideologie ist hier im Spiel, nichts anderes.

Wir könnten fortfahren, aber es ist nicht nötig, um meinen Punkt zu machen: Wir brauchen, wenn wir weiter erfolgreich wachsen wollen, ein neues Verständnis der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Mitarbeitern (Mitarbeiter arbeiten übrigens entgegen Beschäftigten an dem Unternehmenserfolg mit). Wir brauchen eine Ent-Ideologisierung, was den Gewerkschaften und den anderen Lager-Befürwortern nicht passen dürfte, aber es muss ausgesprochen werden. Wir müssen wieder mehr Verantwortung auf den Einzelnen übertragen und davon wegkommen, zu meinen, dass wir zwangsbeglückt werden müssen. Wir brauchen das Recht, Fehler zu machen, zu scheitern und das Recht etwas richtig zu machen und dramatischen Erfolg zu haben.

Dafür brauchen wir aber keine Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Beschäftigte, Auszubildende. Dafür brauchen wir tolle Unternehmen, aktive, loyale, nach vorne denkende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Menschen, die etwas lernen wollen. Wir brauchen keine Ideologie in unserer Sprache.

© 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.***

Die persönliche Sicht: Politik soll Führung ausüben

Treue Leser meines Blogs wissen, dass ich von Überregulierung ausgesprochen wenig halte. Die Tatsache, dass diese Überregulierung von teilweise inkompetenten, weil sachunkundigen Politikern ausgeübt wird, macht meine Stimmung nicht besser.

Es geht aber nicht um meine Stimmung, sondern um die Rolle der Politik. Ich glaube, dass wir in Sachen Wachstum wesentlich effektiver vorankommen, wenn sich die Politik als Führung versteht. Führung aber gibt weniger den Weg und schon gar nicht die einzelnen Schritte vor, die es gilt, zu gehen, um den Erfolg zu ernten, sondern Führung schafft den Rahmen. Führung erkennt Talente. Führung ermöglicht es den Talenten, sich innerhalb des gesetzten Rahmens zu entwickeln.

Politik macht heute genau das Gegenteil. Politik gibt alles Mögliche und Unmögliche vor, macht den Handlungsrahmen immer enger, stellt Kontrollregeln auf und übersieht auch die Rolle der Leitplanken, die zu setzen sie aufgerufen ist. Leitplanken flankieren nämlich eine Fahrbahn rechts und links und nicht auch vorne, hinten, oben und unten.

Woher kommt dieses Missverhältnis? Warum ist die Politik auf dem Regulierungs- und Vorschriftentrip? Dies hat zweierlei Ursachen: Erstens gibt es immer wieder Menschen und auch ganze Unternehmen, die Freiräume unmoralisch nutzen und zweitens ist in der Politik ein Argwohn, ein Misstrauen gegen jede Art vorn Verselbstständigung merkbar. Man nenne es vielleicht „Unternehmerische Freiheitsphobie“.

Schade eigentlich, denn man sollte die Regel regeln und nicht die Ausnahme. Wäre doch schön, wenn Politik sich wieder auf ihre tatsächliche Rolle besinnt und wenn die Wirtschaft, wir Unternehmer, ein wenig freier handeln dürften. Ich glaube, das ginge nach vorn los.

Ihr Guido Quelle

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH