Die persönliche Sicht: Unter der Hand? Naja, wenn’s zur Kultur gehört …

Immer wieder höre und lese ich die Beteuerung von Managern, dass man sich selbstverständlich nicht der Korruption schuldig machen wolle, dem Schwarzmakrt keinen Vorschub leisten wolle, natürlich keine Bestechungsgelder zahle und selbstverständlich in dieser Hinsicht völlig sauber sei.

Wenn man dann genauer hinschaut, eröffnet sich doch gelegentlich eine gewisse – sagen wir einmal – „Grauzone“, die dann dadurch gerechtfertigt wird, dass man in manchen Ländern eben keine Geschäfte machen könne, ohne dem Zoll, der Aufsichts- oder Genehmigungsbehörde, der Polizei, einem Makler, wem auch immer einen „kleinen Obulus“ zukommen zu lassen.

Ich finde, dass hier die Grenze der Ethik weit – weit! – überschritten und die Auswirkung dieser Doppelzüngigkeit im Unternehmen weit – weit! – unterschätzt wird.

Wenn ich meinen Mitarbeitern vermittele, dass ein wesentlicher Handlungswert unseres Unternehmens Wahrhaftigkeit ist, dass wir keine Geschichten erzählen, wie zum Beispiel dass jemand „nicht im Hause“ sei, obwohl er gegenüber im Büro am Tisch sitzt, dass wir unseren Klienten offen sagen, wenn wir einen Fehler gemacht, einen Termin verschwitzt oder ein Resultat nicht erbracht haben, dann kann ich nicht auf der anderen Seite die Wahrheit meinem Gefallen gemäß dehnen, indem ich eine Unrechtmäßigkeit durch „die Kultur“ oder „die Gewohnheiten“ in einem anderen Land rechtfertige, nur um ein Geschäft zu bekommen oder um im Geschäft zu bleiben.

Ich habe bisher mit vielen Managern in meinem Berufsleben gearbeitet und ich bin stolz darauf, dass dies in weitaus überwiegendem Maße Menschen sind, die auf schlechte Geschäfte – und dazu gehören auch eindeutig Geschäfte, in denen „geschmiert“ wird – verzichtet haben. Damen und Herren, die sich haben Umsatz entgehen lassen, weil sie sich der „Gewohnheit“ nicht gebeugt haben. Menschen, die sich sehenden Auges in die Konfrontation mit ihrem Aufsichtsgremium, ihren Anteilseignern, begeben haben, die gefragt haben, warum das Geschäft in Russland, Polen, China, Korea, um nur einige Staaten zu nennen, nicht zustande gekommen ist. Es sind Menschen, die gesagt haben, dass sie nicht bereit sind, ihre ethischen und moralischen Grundsätze für Geld über Bord zu werfen. Respekt.

Wohl den Aufsichtsgremien, die in der Mehrheit waren, die dies verstanden und dies ebenfalls mit hohem Respekt zur Kenntnis genommen haben. Ich kenne Beispiele aus namhaften Unternehmen, die ausdrücklich befürworten, dass die gemeinsam verabschiedeten ethischen Leitplanken auch angesichts der Versuchung operativer Opportunitäten standhalten müssen und ich hege eine große Sympathie für diese Unternehmen.

Wir können ethische und moralische Grundsätze nicht einfach den Opportunitäten opfern. Man schaue in den Spiegel und sage „Ich habe noch nie jemanden bestochen und ich werde das auch nicht tun, egal, wie viel Geld uns das bringt.“

Hält Ihr Spiegel das aus?

Ihr Guido Quelle

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Von zertifizierten Coaches und anderem Unsinn

Alle paar Tage stolpere ich über eine Annonce, die verheißungsvoll verspricht, jemanden in seiner Ausbildung zum „zertifizierten Coach“ zu begleiten. Die Annoncen sind von unterschiedlicher Professionalität und Tonalität, von langweilig-scheinwissenschaftlich bis hin zu marktschreierisch-unglaubwürdig und werden von unterschiedlichsten Anbietern lanciert.

Was, bitte, ist ein „zertifizierter Coach“? Und wer, bitte, braucht so etwas? Mehr noch: Wer legt überhaupt die Standards für einen „zertifizierten Coach“ fest? Eine Gruppe aus „Über-Coaches“? Wer zertifiziert diese Gruppe?

Immer, wenn es um irgendetwas Zertifikate geht, liegt der Verdacht nahe, dass vor allem diejenigen davon profitieren sollen, die das Zertifikat ausstellen. Das ist bei „zertifizierten Coaches“ nicht anders als zu Beginn der Ära der Qualitätsmanagement-Systeme nach ISO, als es vielfach nur darum ging, den Audit-Gesellschaften Geschäft zu verschaffen, weil es manchen nämlich völlig egal war, ob sich die auditierten Unternehmen auch tatsächlich nach den Verfahren richteten und einen Vorteil davon hatten; Hauptsache, das Audit wurde bestanden (und bezahlt). Heute hat sich das glücklicherweise – nach teilweise massiver Beschwerde – verbessert.

Bei „zertifizierten Coaches“ aber geht es nicht um Unternehmen, sondern um Personen. Und es geht nicht um konkret abrufbare Prozesse, sondern um eine hochindividuelle Beratung. Hier nutzt es nichts, Methodenwissen abzufragen, Analysefähigkeiten zu benoten oder Allgemeinplätze zu besetzen. Ein wirksamer Executive Coach muss persönliche Fähigkeiten besitzen, die sich der methodischen Prüfung entziehen. Er muss erfahren sein, muss Beratungserfahrung haben. Ein Coach, der keine Managementberatungs-Erfahrung hat, kann kein guter Coach sein, denn „Coaching“ ist eine Untermenge von „Consulting“.

Ich bin „CMC“ (Certified Management Consultant). Dies ist eine Zertifizierung, die nur ein sehr kleiner Teil aller Managementberater weltweit erhält. Hat mich je jemand darauf angesprochen? Nein. Warum auch? Wir nutzen dies natürlich in unserer Außendarstellung, aber mit der Qualität meiner oder unserer Arbeit hat das nichts, nichts, rein gar nichts zu tun.

Klienten sind erwachsen. Sie entscheiden nicht auf Basis eines Zertifikates. Sie entscheiden auf Basis der Fähigkeiten, die wir als Berater in die geschäftliche Beziehung einbringen. Insbesondere wenn wir als Executive Coaches arbeiten, wäre ein Zertifikat das Allerletzte, was unsere Klienten von uns verlangen würden.

Weder macht ein Führerschein aus einem schlechten einen guten Fahrer, noch macht ein Zertifikat aus einem schlechten einen guten Coach. Weg mit der Augenwischerei. Wer Zertifikate fordert, scheut nur den Aufwand der persönlichen Auseinandersetzung mit dem Detail. Oder er sitzt in der Personalabteilung. Aber das kommt häufig auf dasselbe hinaus.

Ihr Guido Quelle

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Demonstrierende Torreros – wenn Tradition in die Irre führt

Im Jahr 2010 hat das katalanische Parlament mit großer Mehrheit das Ende des Stierkampfes beschlossen. Das wurde auch Zeit. Als im September 2011 endlich der letzte Stierkampf stattgefunden hatte, demonstrierten die Torreros gegen die Abschaffung ihres „Berufs“. Schließlich sei der Stierkampf Teil der spanischen Tradition.

Unglaublich. Ich frage mich, wann die Henker gegen die Abschaffung ihres „Berufs“ demonstrieren, denn ich hoffe auch, dass die Todesstrafe bald der Vergangenheit angehört – weil sie nachweislich nicht abschreckt, völlig wirkungslos verpufft und selbst ein einziger Justizirrtum schon ein Grund dafür ist, diese Art des Vollzugs nicht zu dulden.

Es gibt unethische, inakzeptable, nicht tolerierbare Gewohnheiten und dazu gehören unter anderem das Töten von Tieren aus Schaulust und das Töten von Menschen aus vermeintlicher Gerechtigkeit.

Nein, liebe Befürworter des Stierkampfes, der Todesstrafe oder auch des „Auge-um-Auge-Strafens“: So etwas hat in einer zivilisierten Gesellschaft keinen Platz. Und so etwas lässt sich auch nicht durch „Tradition“ rechtfertigen.

Die Tradition zu kennen und zu würdigen, ist eine Sache. Keine Zukunft ohne Herkunft, dies ist ein kluger Satz. Aber aus der Tradition alle Rechtfertigungen für die Zukunft zu ziehen, ist ein folgenschwerer Irrtum, denn ein solches Vorgehen führt zu einer schleppenden Weiterentwicklung. Wenn nur die Tradition als Basis dient, führt dies in der Regel zu maximal inkrementellem Wachstum – wenn überhaupt. Die Tradition zu kennen, sie zur Kenntnis zu nehmen, die aktuelle Realität zu reflektieren, die Zukunft zu antizipieren und daraus Schlüsse für das eigene Handeln zu ziehen; das ist es, woraus Wachstumsfundamente entstehen. Auf Staatenebene, auf Unternehmensebene und auf persönlicher Ebene.

Wenn wir ausschließlich die Tradition als Basis nähmen, säßen wir alle immer noch auf Bäumen. Wir haben aber inzwischen das Laufen gelernt.

Ihr Guido Quelle

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Die Billig-Verlierer

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 12. März 2012 gab es einen Artikel von Jakob Strobel y Serra über den Billig-Wahn bei Lebensmitteln. Dieser Beitrag sprach mir aus dem Herzen und hat mich voll erreicht. „Die überwältigende Mehrheit der Deutschen gibt deutlich mehr Geld für Motorenöl als für Salatöl aus“, heißt es dort beispielsweise. Wohin soll das führen? Zu nichts. Oder bestenfalls in die Irre. Der Billig-Wahn bei Lebensmitteln muss aufhören. Es sind die Konsumenten, die den Markt und den Preis bestimmen. Wenn wir mehr bezahlen, steigt auch die Qualität.

Aber der Lebensmittelbereich ist ja nur die eine Seite der Medaille – wenngleich er auch besonders fatale Auswirkungen hat. Das Billig-Denken zieht sich durch alle möglichen Branchen hindurch:

  • Viele Menschen wollen für 9,99 Euro eine tolle Jeans haben – bitte mit ein paar Applikationen –, das T-Shirt idealerweise schon für 2,99 Euro – gern mit ein paar frechen Prints – und abends bei Junkfood und Bier echauffieren sie sich dann über das Unding der Kinderarbeit in Bangladesh. Guten Appetit.
  • Billig-Autos haben insbesondere im Kleinstwagenbereich Konjunktur. Haben Sie einmal gesehen, was geschieht, wenn ein solches Auto einen Crash hat? Es bleibt nichts – nichts, gar nichts – übrig, wenn die Zugmaschine eines LKW (ohne Anhänger, ohne Last) mit 50 km/h auf so ein Auto, dessen Marke ich hier nicht nennen werde, auffährt. Nach dem Unfall sieht man nicht einmal mehr, dass da ein Auto war. Nur der auffahrende Laster steht ein wenig höher.
  • Elektrogeräte aus Billig-Produktion? Klar, warum soll man zuviel Geld dafür bezahlen? Hauptsache, die Waschmaschine wäscht. Das Geschrei ist dann groß, wenn sich elektrische Sicherheitsmängel einstellen, aber das hätte natürlich mit der Miele-Waschmaschine auch passieren können. Gut, dass wir nicht so viel dafür ausgegeben haben. Ist schon klar. Und die Sicherheitsstandards und Umweltstandards in der Billig-Produktion in China? Mein Gott, man kann sich doch nicht um alles kümmern.
  • Mich irritiert die gespaltene Zunge vieler Menschen, die dieser Billig-Geiz-Mentalität nacheifern, sehr. Einerseits gehen sie auf die Straße, um für „mehr“ zu streiken, andererseits sind sie nicht bereit, auch „mehr“ zu investieren. Missgunst, Misstrauen, Egoismus sind hier nicht selten Triebfedern.

  • „Sie fliegen Business Class? Ach, dann gehören Sie zu denen, die immer an den anderen vorbeirennen!“ Alternativ: „Sie fliegen First Class? Geben Sie das Geld lieber den Armen, die Economy Class kommt genauso schnell an!“
  • „Der fährt einen Ferrari? Auf welcher Steuersünder-CD der wohl zu finden ist?“ (Ersetzen Sie Ferrari durch Bentley, Lamborghini, eigentlich alles, was nicht Mainstream ist)
  • „70 Euro für das Kilo Rinderfilet? Unverschämtheit!“
  • Einer unserer besten Klienten sagte neulich, als wir über ein neues, größeres Projekt sprachen, dass er die Qualität unserer Beratung sehr schätze, dass er wisse, dass Qualität Geld kostet und dass wir wüssten, dass er sich nie wie auf dem Basar verhalten würde. Stimmt. Wir auch nicht. Und mit der gegenseitigen Fairness kommen wir bestens miteinander zurecht: Top-Qualität für gutes Geld. Für erstklassige Honorare können wir erstklassige Mitarbeiter einstellen und ausbilden, die unsere Klienten erstklassig unterstützen, damit diese wiederum erstklassige Produkte und Dienstleistungen anbieten. Was ist dagegen einzuwenden?

    Wer immer ohne Not nach dem billigsten Angebot jagt, ist ein Verlierer.

    Ihr Guido Quelle

    (c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

    Die persönliche Sicht – GdF: So geht das nicht!

    Irgendwann ist bei aller Zurückhaltung bei jedem Menschen der Punkt erreicht, an dem ihm der Kragen platzt. Mir ist das just heute Morgen passiert, als ich las, dass die GdF, eine Winzig-Gewerkschaft, die am Frankfurter Flughafen 200 Vorfeld-Mitarbeiter vertritt und die seit geraumer Zeit den Flugbetrieb durch überzogenen Streik irritiert, nun auch die Mitarbeiter der Flugsicherung im Frankfurter Tower zum Streik aufgerufen hat. Dies würde natürlich zu massiven Störungen des gesamten deutschen Flugverkehrs führen.

    Liebe Gewerkschafts-Radikale: Sie ziehen auf diese Weise nicht nur die Blicke, sondern auch den Unmut derjenigen auf sich, die bestrebt sind, Wachstum zu schaffen und zu erhalten. Im Gegensatz zu Ihnen und Ihren streikenden Mitgliedern gibt es nämlich noch Menschen, die arbeiten, die auf ein Flugzeug bei ihren Geschäftsreisen angewiesen sind und die nicht, wie Sie, völlig überzogene Bezugsforderungen stellen und diese noch obendrein mit „Kampfmaßnahmen“ durchzusetzen versuchen. Sollen wir bei Mandat auch streiken? Vielleicht für 40% höhere Honorare? Lächerlich.

    Ich werde in den nächsten drei Tagen fünf Mal im Flugzeug sitzen – vielleicht. Einen Flug mit einem Stopover in Frankfurt haben wir sicherheitshalber schon umgebucht. Wichtige Gespräche stehen an und wenn auch nur eines dieser Gespräche nicht stattfindet, verzögern sich Entscheidungen, verzögert sich weiteres Wachstum für die Beteiligten. Wäre doch schade, oder?

    Wer steht eigentlich für so einen Unsinn ein? Genauer: Wer sorgt dafür, dass in Zukunft wieder Maß gehalten wird – bei Forderungen und bei Maßnahmen? Warum ist es möglich, dass eine so kleine Gruppe, vertreten durch einige Funktionäre, die offensichtlich Profilierungsbedarf haben, viele, viele Mitmenschen in ihrer Freiheit begrenzen können? Mir fehlt jegliches – jeg-liches – Verständnis.

    Irgendwann platzt eben jedem einmal der Kragen.
    Back to business.

    Ihr Guido Quelle

    (c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

    Die persönliche Sicht: Der Sommer-Sozialismus

    DGB-Chef Michael Sommer nutzt die Weihnachtslücke und fordert, unter anderem, eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes, eine zusätzliche „Reichensteuer“, die Abschaffung der Abgeltungssteuer bei Versteuerung der Kapitaleinkünfte nach dem persönlichen Steuersatz, die Verschärfung der Erbschaftssteuer und eine „verfassungskonforme“ Vermögenssteuer. Alles im Sinne der Gerechtigkeit, natürlich.

    Super Idee, Herr Sommer. Warum liefern nicht gleich alle Ihrer Meinung nach „Reichen“ ihr Geld bei Ihnen ab und Sie entscheiden dann welche Menschen, Institutionen, Aktivitäten Ihres Wohlgefallens dann etwas bekommen? Sie können sich dann ja mit Herrn Gabriel beraten.

    Ich möchte jetzt nicht zum hundertsten Male die Fakten sprechen lassen, die ausweisen, welch geringer Anteil der Steuerzahler für welch großen Anteil des Steueraufkommens verantwortlich ist (und dass ein großer Prozentsatz der Deutschen gar keine Steuern zahlt). Ich möchte auch nicht darauf hinweisen, dass die Abgeltungssteuer ein Messer in den Rücken derer war, die ihr Geld (unter Annahme der Steuerfreiheit) in Aktien angelegt haben und damit dem Rat einer Bundesregierung gefolgt sind, selbst für ihr Alter vorzusorgen. Ich möchte auch nur kurz darauf hinweisen, dass es keineswegs eine „Staatsfinanzierungskrise“ ist, wie Herr Sommer es sieht, sondern es immer noch eine Ausgabenkrise ist, in der der überbordende Sozialstaat eine wesentliche Rolle spielt.

    Ich möchte vor allem darauf hinweisen, dass Sozialismuspolemik wie die des Herrn Sommer – gerne auch die des Herrn Gabriel hinzugenommen – geeignet sind, ein Volk zu spalten. Meine Herren, Sie profilieren sich hier auf Kosten Deutschlands, auf Kosten der Solidarität, auf Kosten der Gemeinschaft. Und das nur, um selbst gut dazustehen. Ich finde das beschämend. Und Sie sollten das auch beschämend finden.

    Ich kann mir die Sommerschen Sprüche nur mit einer absoluten Hilflosigkeit der Gewerkschaften erklären. Wenn ich schon keine Argumente mehr habe, dann trage ich eben irgendetwas besonders laut vor. Die Gewerkschaften haben verloren. Viele Betriebsräte in vielen Unternehmen hören längst nicht mehr auf die Klassenkampf-Parolen der Gewerkschaften, sondern arbeiten konstruktiv an der Zukunft der Unternehmen mit. Die Indoktrination hat ein Ende gefunden, ein Glück. Immer dann, wenn wir Betriebsratsmitglieder in Wachstumsprojekten mit am Tisch haben, erleben wir ein hoch konstruktives Miteinander. Gewerkschaftsrhetorik? Nicht die Spur. So wird gemeinsam am Wachstum gefeilt.

    Herr Sommer, falls Sie es noch nicht gemerkt haben: Sie und Ihr Gewerkschaftsmodell haben ausgedient.

    Ihr Guido Quelle

    (c) 2011, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

    Die persönliche Sicht: Volkswagen – Die E-Mail-Diktatur

    Wenn diese Meldung wirklich stimmt – was anzunehmen ist, weil es vergleichbare Meldungen von anderen Unternehmen gibt –, ist der Entmündigung der Mitarbeiter jetzt in Deutschland Tür und Tor geöffnet. Und das ausgerechnet durch die, die eigentlich für die Mitarbeiter da sein sollten: Durch die Mitarbeitervertretung.

    Tariflich angestellte Mitarbeiter von Volkswagen, so heißt es, würden demnächst ab 18.15 Uhr am Abend bis 7.00 Uhr morgens keine E-Mails mehr auf ihren Blackberry zugestellt bekommen. Darüber sei bereits eine Betriebsvereinbarung geschlossen worden. Erste Reaktionen seien positiv, heißt es. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Ich finde: Armes Deutschland, wenn das Schule macht.

    Warum 18.15 Uhr? Warum nicht 18.08 Uhr, 17.52 Uhr oder 18.29 Uhr? Mehr noch: Warum überhaupt? Das kann doch nicht wahr sein: In einer zunehmend vernetzten Welt schließt Volkswagen Mitarbeiter von der internationalen Kommunikation aus.

    Volkswagen entmündigt auf diese Weise seine Mitarbeiter. Statt darauf zu setzen, dass jeder selbst entscheiden kann, wann und wo er seine E-Mails abruft – was auch tariflich angestellten Mitarbeitern zugemutet werden kann, darf und soll –, setzt Volkswagen darauf, dass die Führung besser weiß, was für die Mitarbeiter gut ist, als die Mitarbeiter selbst. Verbot statt Führung. Das ist Diktatur.

    Außertariflich angestellte Mitarbeiter erhalten im Übrigen weiterhin E-Mails zu jeder beliebigen Zeit. A-ha. Können AT-Mitarbeiter besser entscheiden? Sind sie wichtiger? Oder leidensfähiger? Ist der vermeintliche E-Mail-Schmerz mit dem AT-Gehalt abgegolten? Wem E-mailen die AT-Mitarbeiter – Führungskräfte und Manager – aber künftig nach 18.15 Uhr? Ihren Mitarbeitern ja wohl nicht, die empfangen nämlich erst ab 7.00 Uhr wieder E-Mails. Bedauerlich. 18.15 Uhr soll eine Uhrzeit sein, zu der der Eine oder Andere durchaus noch arbeitsfähig ist.

    Liebe Volkswagen-Führung und lieber Volkswagen-Betriebsrat: Lassen Sie sich sagen, dass das nach hinten losgehen wird. Wenn in internationalen Projekten wichtige Mails aus Indien, China, Australien nach Deutschland kommen, aber nicht abgerufen werden können, weil es noch nicht 7.00 Uhr morgens ist, ist das kein Vorteil, sondern ein massiver Beitrag zu verhindertem Wachstum.

    Damit haben Sie sich einen Bärendienst erwiesen. Sie haben gezeigt, dass bei Volkswagen offenbar die Mündigkeit der Mitarbeiter unterschätzt und Führung nicht zureichend ausgeübt wird.

    Führung bedeutet auch, Mitarbeitern im Selbstmanagement zur Seite zu stehen. Führung bedeutet auch, Mitarbeitern eine gewisse Arbeitszeitsouveränität zuzugestehen. Schade, Volkswagen. Das war jetzt wirklich mal voll daneben. Wer wohl der nächste ist, der diesem schlechten Beispiel folgt?

    Bin ich froh, dass ich E-Mails schreiben und empfangen kann, wann ich möchte. Sie auch? Frohe Weihnachten!

    Ihr Guido Quelle

    (c) 2011, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

    Die persönliche Sicht: Wer auf Verlust wettet, ist ein Verlierer

    Ich bin ein großer Freund der Marktwirtschaft und ein ebenso großer Freund einer auf das Erforderliche reduzierten Einmischung durch den Staat, siehe auch meinen Beitrag ‚Mehr Friedman, weniger Keynes‘ auf diesem Blog.

    Aber: Irgendwo ist Schluss. Hier insbesondere dann, wenn Menschen daraus profitieren, dass andere dramatisch verlieren. Schlimmer noch: Wenn Menschen daraus profitieren, dass sie aktiv dafür sorgen, dass andere verlieren.

    Wetten auf fallende Aktienkurse eines Unternehmens sind schon verwerflich genug, denn mit dem Kurs fällt auch das Wohl, das Ansehen, die Wirkungskraft des Unternehmens und wir wissen als aufgeklärte Bürger sehr wohl, dass man Kurse mit entsprechendem Hebel ausgezeichnet manipulieren kann. Verwerflich also, aus meiner Sicht.

    Ausgesprochen bedenklich ist das Wetten auf fallende Währungen, denn auch hier können Manipulationen mit der entsprechenden Marktkraft gezielt erfolgen. Das wiederum hat nicht nur Auswirkungen auf der betriebswirtschaftlichen Ebene, sondern auf der volkswirtschaftlichen Ebene, oder sogar auf der Ebene mehrerer Volkswirtschaften. Hier wird auf das Wohl und Wehe von Volkswirtschaften gewettet. Ausgesprochen bedenklich, aus meiner Sicht.

    Völlig inakzeptabel aber, um mit der Sprache der Diplomatie zu sprechen, ist das Wetten auf den Bankrott eines Staates, wie jüngst in Sachen Griechenland, aber auch in Sachen Italien, Spanien, Portugal geschehen. Die Auswirkungen können verheerend sein, wird der Hebel nur weit genug oben angesetzt.

    Was denken sich Menschen, die auf Verlust setzen? Ich spreche nicht über Legalität solcher Wetten, sondern ich spreche über Ethik und Moral. Nicht alles, was legal ist, ist auch ethisch und moralisch vertretbar. Wo ist die Bremse, wer gebietet Einhalt? Bei aller Orientierung an marktwirtschaftlichen Prinzipien. Irgendwo muss das Ende erreicht sein. Wenn das moralische und ethische Gerüst mancher Akteure nicht genügt, um vor solchen Geschäften Halt zu machen, muss eben im Bedarfsfall gesetzlich eine Leitplanke eingezogen werden.

    Wachstum entsteht durch Gewinn, nicht durch Verlust. Wer auf Verluste setzt, ist und bleibt ein Verlierer.

    Ihr Guido Quelle

    (c) 2011, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

    Die persönliche Sicht: Effektivität hat nichts mit Menge zu tun

    „Aufgaben sind wie Edelgas im luftleeren Raum: Sie füllen den Raum komplett aus“. Dieser Satz ist einer unserer Lieblingssätze, wenn es um die Terminierung von Aufgaben geht. Geben Sie einer Aufgabe einen Monat und sie wird einen Monat dauern, geben Sie ihr zwei Monate und sie wird die zwei Monate in Anspruch nehmen. Geben Sie einer Aufgabe, von der Sie meinen, dass sie in einem Monat fertig sein kann, vier Monate und es wird in den ersten drei Monaten nichts geschehen. In allen Fällen wird das Resultat nicht besser. Es ist eine Kunst, die richtige Zeit für das Produzieren von Resultaten zu finden. Die Faustregel: je knapper die Zeit, desto wirksamer das Resultat.

    Mit der Vergabe von Platz verhält es sich wie mit Aufgaben: Haben Sie sich auch schon darüber gewundert, dass der verfügbare Platz auf Ihren Rechner-Festplatten nach einiger Zeit immer an der Grenze balanciert? Ist es Ihnen aufgefallen, dass Autos immer größer werden? Haben Sie festgestellt, dass z. B. XING vor kurzem die Grenze der Zeichen für Statusmeldungen erhöht hat?

    Rechner-Festplatten sind häufig wesentlich mit HD-Videos, HD-Fotos und technisch qualitativ hochwertiger Musik gefüllt. Word-Dateien, Excel-Dateien, etc. füllen eine Festplatte eher selten. Der Punkt ist, dass die meisten von uns keine 100 GB HD-Videos oder HD-Fotos mit Dutzenden Megabytes pro Schnappschuss benötigen, weil man am an den meisten Bildschirmen den Unterschied zwischen einem 1000 Terapixel Foto zu einem kleineren Foto nicht erkennen kann. Sie füllen nur unsere Festplatten.

    Autos werden immer größer. Ein Sicherheitsaspekt? Bestimmt, aber nicht ausschließlich. Der Effekt? Ein VW Polo ist heute größer als ein Golf I, die linke Spur in Autobahnbaustellen wird zunehmend auf 2,10 Meter (von zuvor zwei Meter) verbreitert, weil es zunehmend „Knöllchen“ für z. B. SUVs auf der Überholspur gegeben hat, denn diese sind nebst Spiegeln breiter als zwei Meter. Die Parkplatzsuche wird zum Engpass, in manchen Parkhäusern kommt man sich vor, als wäre man in einem Smart-Parkhaus. Mein Auto hat sieben Kameras und eine Einparkhilfe und ich fühle mich damit tatsächlich sicherer. Nennen Sie mich einen schlechten Einparker – von mir aus.

    Das soziale Netzwerk XING hat vor kurzem die Länge von Statusmeldungen von zuvor 140 Zeichen (Twitter-Länge) deutlich vergrößert. Hat sich dadurch die Qualität der Statusmeldungen erhöht? Nein, im Gegenteil, sie sind langweiliger und länger geworden und manchmal auf mobilen Geräten kaum noch bequem lesbar.

    Verstehen Sie mich Recht: Weder möchte ich heute mit einer 20 MB-Festplatte auskommen müssen, wie die, die mein erster PC hatte, mit dem ich Geld verdient habe, ich liebe unsere vielen Fotos, ich fühle mich in zeitgemäßen Autos sehr wohl und wenn jemand sich dringend in mehr als 140 Zeichen mitteilen möchte, sei’s drum. Aber effektiver, und das ist mein Punkt, werden wir nicht, indem wir einfach Dinge größer machen. Effektiver werden wir, indem wir Dinge besser machen. Effektiver werden wir, indem wir Dinge neu erfinden.

    Mehr des Gleichen hat eben nichts mit Wachstumsintelligenz zu tun.

    Ihr Guido Quelle

    (c) 2011, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

    Wachstum und Wohlstand: Mehr Friedman, weniger Keynes

    Dies ist ausdrücklich kein parteipolitisches, gleichwohl ein politisches Statement: Wir benötigen mehr Umsicht bei dem Einsatz jeglicher staatlicher Regulierungsaktivitäten „zum Wohle der Bürger“. Wir brauchen nicht „mehr Staat“.

    Wachstum wird nicht erzielt durch ständige staatliche Interventionen. Wachstum wird erzielt durch Intelligenz, Innovation und Initiative. Der Staat hat bislang noch nicht bewiesen, dass er besser in der Lage ist, für Wachstum zu sorgen, als seine Bürger – unser Staat nicht und auch kein anderer Staat. Wachstum entsteht nicht durch den Staat, Wachstum entsteht durch die Privatwirtschaft.

    Ich beobachte mit großem Argwohn, dass Keynesianische Tendenzen immer salonfähiger werden, Keynesianische Thesen immer mehr Einzug halten, denn der „Neoliberalismus“ sei ja gescheitert. Der Staat muss Nachfragelücken schließen? Nein, das muss er nicht. Die Konsumneigung sinkt mit steigendem Einkommen? Falsch. Friedman hat dies empirisch widerlegt.

    Es ist Zeit, tendenziöse Diskussionen, die in beide Richtungen meist nur durch parteipolitische Ideologie und beileibe nicht immer durch den Blick auf das große Ganze geprägt sind, zu beenden. Die aktuelle „Finanzkrise“ lässt sich nicht durch Kakophonie lösen. Sehr wohl aber durch Umsicht.

    Natürlich lässt sich beispielsweise das Thema „Geldmenge“ oder auch das Thema „Kreditmenge“ nicht so leicht populärwissenschaftlich und wahltaktisch aufarbeiten. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Europäische Zentralbank in der Vergangenheit durch Umsicht und Beachtung der Geld- und Kreditmenge erfolgreicher war, als beispielsweise die Fed, die sich bereits vor vielen Jahren zunehmend nur noch auf das Steuern durch Zinsänderungen verlegte. Umsicht ist das Gebot der Stunde, damit wir uns nicht in eine Rezession „hineinsorgen“ – ein Begriff, den man kürzlich in der Presse lesen konnte.

    Wir können es uns auch nicht zur Aufgabe machen, alles und jeden zu retten – die FAZ sprach bereits vor einigen Jahren vom „Wettretten“, das man vermeiden solle; damals ging es um Opel. So ist der zusätzliche Geldfluss von acht Milliarden Euro an Griechenland nun zwar vermutlich notwendig und richtig, um Zeit zu gewinnen und ein massives Chaos zu vermeiden, weil uns noch Instrumente fehlen, aber niemand kann und darf ernsthaft die Option einer geordneten Insolvenz, einer Planinsolvenz eines Staats ausschließen. Das Wort „alternativlos“ ist ein Unwort, das wir schon zu häufig gehört haben.

    Keynes ist widerlegt. Friedman „pur“ geht vielleicht ein wenig zu weit. Aber mehr Friedman als Keynes, mehr Zutrauen in die Eigeninitiative, in den Wachstumswillen der Bürgerinnen und Bürger, mehr Vertrauen in gute Absichten und die Fähigkeit, diese auch zu realisieren wünsche ich mir schon. Ich möchte keine Vollkaskogesellschaft um den Preis der Freiheit. Und Sie?

    Ihr Guido Quelle

    (c) 2011, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH