Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 690: Wenn mir danach ist
Die (Amateur-) Sportler unter Ihnen kennen das: Manchmal muss man sich zum Training aufraffen. Morgens locken die Federn noch, abends war der Tag sehr anstrengend, es gäbe, suchte man eine Gelegenheit, stets wirklich gute Gründe, einmal auszusetzen mit dem Training. Mit anderen Themen ist es nicht anders: Gesundheitsthemen, Gewichtsoptimierung, sich mit einem bestimmten Vorgang beschäftigen, aufräumen, renovieren, … – es gibt immer gute Gründe, Dinge nicht zu tun. Ich schrieb in meinem Wochenstart schon das eine oder andere Mal über Aufschieberitis.
Ich habe zwei Buchprojekte aktiv verschoben. Auch ich darf manchmal erkennen, dass man keine 12 Pfund Obst in einen 6-Pfund-Korb bekommt. Es passt gerade nicht. Es war eine aktive Entscheidung. Mein schlechtes Gewissen hält sich in engen Grenzen, manchmal kommt mir ein, „Mensch, ich würde jetzt aber doch gern schreiben“ in den Sinn, aber ich habe meine Prioritäten aktuell anders gesetzt. Auf Zeit. Das Schreiben kommt wieder an die Reihe.
Wenn ich aber ein Buch schreibe, wenn ich mich aktiv entschieden habe, ein solches Projekt anzugehen, dann gibt es kein „Wenn mir danach ist“. Es wird geschrieben. Idealerweise jeden Tag. Die perfekte Struktur: Zehn Kapitel, je vier Unterkapitel, das sind 40 Einheiten à etwa fünf Seiten, go! Die Alternative: Eine Reihung kurzer Beiträge, beispielsweise der Länge dieses Wochenstarts, zwei, maximal drei Seiten, jene zu Sachzusammenhängen zusammengefasst. Aber die „10/4/go“-Version gefällt mir am besten.
„Wenn mir danach ist“, das ist eine Ausrede. Wenn man etwas wirklich will, kommt die Freude oft nach dem Aufraffen, beim Sport. Beim Schreiben. Beim Renovieren (wobei ich Letzteres lieber in kundigere Hände gebe). „Wenn mir danach ist“, das kann auch „nie“ sein. So wird es aber nichts mit den guten Vorsätzen.
Disziplin ist eine ganz besonders wichtige Eigenschaft, wenn Menschen und Unternehmen wirklich wachsen wollen. Das klingt trocken, ist es manchmal auch, aber es ist vor allem lohnend. Wollen wir ein neues Ziel erreichen, ist es wichtig, solche Etappen zu bilden, die wir uns auch zutrauen, die schaffbar sind. Steigern können wir uns immer noch. Zurück zum obigen Buchbeispiel: Wenn ich im 10/4/go-Modus bin, schreibe ich meist nur eine der 40 Einheiten, manchmal zwei. Ein ganzes Kapitel (etwa 20 Seiten) schrieb ich bisher nur einmal am Stück. Es ist mehr als zehnmal so lang wie dieser Text hier. Am Ende war ich mit dem Kapitel fertig, ich war aber auch ganz schön erledigt und es hat keine rechte Freude gemacht. Ich erinnere mich noch heute daran, wo ich das Kapitel schrieb und welches es war.
Freude ist eine mindestens ebenso wichtige Eigenschaft, wenn man wirklich wachsen will. Kommen Freude und Disziplin zusammen, wird, wie man sagt, ein Schuh daraus. Deswegen ist es auch wichtig, es mit den Aufgaben nicht zu übertreiben.
Es ist im Privaten, Persönlichen nicht anders als im Geschäftlichen: Wie wir es in Beratungsmandaten tun, tun wir alle gut daran, lieber eine Stunde darauf zu verwenden, zu erkennen, was unsere Prioritäten sind und diese auch diszipliniert und mit Freude zu verfolgen, als zu versuchen, alles irgendwie in Balance zu halten und am Ende doch mit leeren Händen dazustehen.
Kombinieren wir also Prioritäten mit Disziplin und Freude und starten entsprechend wachstumsstark zu neuen Zielen. „Wenn mir danach ist“? Das bleibt vor allem eines: eine Ausrede.
Auf eine gute Woche!
Ihr und Euer
Guido Quelle