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Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 665: Das Premium-Angebot, das keines ist

Kürzlich bei der Reiseplanung für einen Vortrag. Das Reisemittel: Flugzeug. Der Abflug-Flughafen: Düsseldorf. Leidig ist in Düsseldorf – wie an manch anderen Flughäfen oft die Suche nach einem Parkplatz und die Zeit frühmorgens ist besonders kostbar. Den Valet-Parking-Service hat DUS eingestellt. Hm, konnte man nicht irgendwo Parkplätze reservieren?

Die Recherche ergibt: Parkhaus P1 wird prominent als Premium-Parkangebot beworben. Direkt unter dem Terminal, „nur eine Aufzugsfahrt“, kurze Wege, Premium-Plätze. Ja, auch der Preis ist Premium, aber das ist dann so. Gesehen, gebucht. Das Ticket mit dem Code zur Einfahrt drucke ich sicherheitshalber aus, im Zweifel ist der Smartphone-Akku genau dann aus irgendeinem Grund leer.

Am folgenden Morgen dann Kollegin Linda Vollberg und ich fahren in aller Herrgottsfrühe zum Airport. Vor der Schranke von P1, die Ampel auf Rot: Keine Plätze mehr verfügbar. Der Code auf dem Smartphone kann nicht gelesen werden. Der Ausdruck schafft nach drei Minuten des herum Fuchtelns Abhilfe, ab ins Parkhaus.

Was erwartet uns? Ein heruntergerocktes Parkhaus mit extrem engen Parkplätzen, das bis auf den letzten Platz gefüllt zu sein scheint. Der erste Gedanke: „Was soll das?“ Der zweite Gedanke: „Gut, dass wir Zeitpuffer haben“. Wir ergattern den aus unserer Sicht letzten Parkplatz auf allen Ebenen, ich parke sehr vorsichtig ein, es ist eng. Wir werden sogar, als wir uns zu Fuß durch das dunkle, ungemütliche Parkhaus in Richtung Ausgang begeben, von anderen Autofahrern gefragt, ob wir irgendwo ausparken, denn man suche einen Platz und müsse dringend zum Flieger.

Am Aufzug angelangt, geht es in die Abflugebene. Wir staunen nicht schlecht, dass wir im Abschnitt C an die Oberfläche kommen, wir aber in Abschnitt A müssen. Sie wissen, wie lang Abschnitte in Flughäfen sind? Wir jetzt auch.

Wenn ich Ihnen jetzt noch erzähle, dass wir bei der Rückkehr mein Auto gesucht haben, es Aufzüge zu geben scheint, die nicht alle Etagen anfahren und wir an jenem späten Abend noch einem wohnungslosen Menschen im Treppenhaus begegnet sind, dem es nicht gut ging, der zwar allein klarkam, der uns aber dennoch sehr leid tat, ist alles über dieses „Premium-Angebot“ gesagt. Fünfundvierzig Euro, schlecht angelegt. Das nächste Mal parke ich wieder im normalen Parkhaus, der Weg von dort zu Abschnitt A ist nämlich ebenfalls weitgehend überdacht und in Summe kürzer.

Dieses „Premium-Angebot“ ist keines und Flughafen DUS kann sich das nur erlauben, weil man ja, wenn man mit dem Auto anreist, keine Alternative hat.

Premium muss man leben. Mit jeder Faser. Wir bei Mandat haben auch den Anspruch, „Premium“ zu sein. Nicht „Luxus“, nein, „Premium“. Daher gibt es bei uns auch den „Premium-Lift“, eine interne Initiative, die permanent darauf ausgerichtet ist, das, was nicht (mehr) Premium ist, entweder wegzulassen oder (wieder) auf Premium-Level zu heben. Da gibt es genug zu tun, denn, was für „Luxus“ gilt, gilt auch für „Premium“: Das Premium von heute ist der Standard von morgen.

Was nehmen wir mit? Ein Premium-Angebot muss auch Premium sein. Kunden merken sich nämlich, wenn sie enttäuscht werden.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

 

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 664: Systeme und das Urteilsvermögen

Als meine Frau und ich uns Anfang der 1990er Jahre kennenlernten, lebte sie in Berlin und ich in Dortmund. Ich erinnere mich noch sehr gut an unser erstes Treffen in Berlin 1991. Es gab keine Navigationssysteme, die Verkehrsinfrastruktur nach Berlin war noch auf DDR-Niveau. Karten, Stadtpläne, das waren die Hilfsmittel. Natürlich verfuhr ich mich. Statt im Südwesten von Berlin landete ich im Südosten. Irgendwie habe ich mich dann durchgeboxt.

Als ich danach öfter in Berlin war, überraschten mich die enorm vielen Lehrgangsanbieter für den Taxischein. In Berlin war es offenbar eine lohnende Studentenbeschäftigung, Taxi zu fahren und man musste umfassende Kenntnisse der Straßen und Adressen nachweisen – siehe oben: Es gab keine Navis. Viele Taxifahrer beeindruckten mich durch enorme Ortskenntnis, nicht nur in Berlin.

Heute ist alles einfacher. Die Adresse wird ins Navi eingegeben, los geht’s. So auch vor einigen Tagen in München. „Hansastraße 10“ sagte ich dem Taxifahrer, ich wollte zu einem Boardmeeting bei Flowers-Software, unserem Startup. Auf der Hansastraße sah ich, dass die Hausnummern hochzählten: 120, 122, 124, … Ich wies den Taxifahrer darauf hin. Er: „Ja, ja“ und fuhr weiter. Circa bei Hausnummer 139 fuhr er auf den Hof eines Wohngebiets: „Wir sind da.“

Ich: „Nein, schauen Sie, am Haus steht 139.“

„Das Navi sagt, wir sind da.“

„Dies ist nicht Nummer 10.“

„Das Navi sagt, hier ist Nummer 10. Was soll ich machen? Ich bin nicht das Navi.“

„Und ich kein Taxifahrer. Fahren Sie zu Nummer 10.“

Der Taxifahrer wurde richtig wütend, was mir missfiel, aber ich konnte es nicht ändern. Er raste zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren, mit hoher Geschwindigkeit, er sprach laut mit mir, dass das nicht seine Schuld sei, fragte was er machen solle, ich entgegnete, dass mir egal sei, wer Schuld und wer Recht habe, ich wolle nur in die Hansastraße 10. Irgendwann standen wir an der Hansastraße Nummer 10. Ich: „Geht doch.“ Gut, das trug nicht zur Verbesserung der Stimmung bei, aber wir waren da. Das „Warum nicht gleich so?“ habe ich mir gespart.

Fakt: Tatsächlich ist es so, dass google maps Hansastraße 10 falsch verortet. Andreas, der Flowers-CEO, sagt, es sei eine Garage mit der Nummer 10 damit verbunden und google wolle das nicht ändern. Probieren Sie es aus.

Was lernen wir?

  1. Wir dürfen uns nicht auf Systeme allein verlassen. Auch heute noch machen Systeme Fehler.
  2. Das Urteilsvermögen ist heute vielleicht wichtiger denn je: “Trust your judgment“ wird immer, immer wichtiger. Wenn ich eine Straße entlangfahre und die Hausnummern zählen von 120 aufwärts, dann werden wir der richtigen „10“ auf diese Weise nicht begegnen. Nie!
  3. Die Frage nach Schuld und Recht mag vor Gericht wichtig sein, im Taxi ist sie es nicht, sondern sie ist müßig. Im Beruf ist sie auch nicht relevant. Privat auch nicht.
  4. Unser Umgang mit der Situation entscheidet über unser Gemüt. Ich hatte gute Laune, weil ich mich auf das Meeting freute, der Taxifahrer schimpfte immer noch, als er abfuhr.

Das Board-Meeting war super und ich hatte Stoff für diesen Wochenstart. Geht doch.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 663: Bang Your Own Drum

Guten Morgen und herzlich willkommen in 2025. Ja, ich weiß, das Jahr ist schon wieder einige Tage alt und – wir wollen ehrlich sein – wir bei Mandat haben es auch noch gar nicht so richtig beruflich begonnen, denn wir sind noch bis einschließlich morgen in den Ferien, aber es ist ja immerhin der erste Wochenstart in diesem Jahr, dem Jahr, in dem wir die 700. Ausgabe des Mandat Wachstums-Wochenstarts sehen werden. Außerdem ist in den südlichen Landesteilen Deutschlands heute auch noch ein Feiertag, heute kommen nämlich die Heiligen Drei Könige.

So, nun aber. Ich habe mir überlegt: „Was kann ein guter Start ins Jahr sein?“ Dabei bin ich auf etwas ganz Tolles gestoßen. Schauen Sie selbst.

Selbst, wenn Sie sich nicht sonderlich für Musik interessieren, war es in Ihrem bisherigen Leben mit nahezu 100%iger Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen, dass Sie an dem fulminanten Song „I am what I am“ von der fantastischen Gloria Gaynor vorbeigekommen sind. Richtig? Sehen Sie. Selbst die Jüngeren kennen diesen Titel, viele können mitsingen.

I am what I am. Das kann schon ein prima Motto für ein neues Jahr sein. Die Person, der Mensch zu sein, der man ist, nicht die Person, der Mensch, den andere gerne hätten.

Eine Textzeile in dem Song finde ich besonders bildhaft. Es heißt dort:

„I bang my own drum
Some think it’s noise, I think it’s pretty.“

Man kann sich das vorstellen, oder? Jemand, der die Trommel rührt, schlägt, auf sie eindrischt und Menschen, die darüber den Kopf schütteln, während Gloria, die Trommlerin, das total super findet und sich nicht darum schert, was andere denken. Ich finde die Zeile grandios.

Ich hatte früher ein Whiteboard an der Wand hinter meinem Schreibtisch und sehr lange stand dort der Satz „Ich bin nicht auf der Welt, um die Erwartungen anderer zu erfüllen.“ Das ist ein Lebensprinzip von mir. Ja, natürlich leben wir in einem sozialen Geflecht, aber wer stets everybody’s Darling ist, ist irgendwann eben everybody’s idiot.

Das gilt übrigens für Menschen wie für Unternehmen. Wie oft hören wir: „Das müssen wir mitnehmen, wir müssen ein breites Angebot schaffen, wir können Zielgruppenteile nicht ausschließen“ und, und, und. Meist ist das ein Vortrag, der von Hilflosigkeit gekennzeichnet ist, von mangelndem Mut, von der Sorge vor Ablehnung.

Ablehnung muss man aushalten. Wenn man davon überzeugt ist, das Richtige zu tun, muss man Ablehnung und Unverständnis aushalten, es gehört dazu. Sie sind nicht Bedingung für Erfolg, natürlich nicht. Aber sie begleiten Menschen und Unternehmen, die neue Wege und eigene Wege gehen, regelhaft.

Deshalb, vielleicht Ihr Motto für 2025: Bang your own drum!

Auf eine gute Woche und ein gutes Jahr!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 662: Danke

Das war’s mit Weihnachten und wir schauen auf 2025. Erinnern Sie sich an letzte Woche? Kurz vor Weihnachten? Das war einer der wenigen sehr kurzen Wochenstarts, die ich geschrieben habe. Die Anzahl der Rückläufer, in denen bekundet wurde, dass der Empfänger in den Ferien sei, hat mich bestätigt (wobei ich natürlich weiß, dass ein solcher Autoresponder bei vielen von Ihnen nur eine erste Hürde ist, denn viele von Ihnen lesen die Mails trotzdem, daher spare ich mir Autoresponder direkt).

Ich möchte mich heute bei Ihnen bedanken und tue dies hiermit. Danke dafür, dass Sie den Mandat Wachstums-Wochenstart zu unserem beliebtesten Newsletter machen, dass der eine oder die andere von Ihnen immer ‘mal wieder Feedback gibt, Zuspruch (meist) wie Kontroverse (manchmal) und Fragen stellt. Sogar ein Beratungsmandat ist schon einmal über den Wochenstart entstanden – man weiß nie, woher die nächste Chance kommt.

Danke, dass Sie mir durch etwa 150.000 bis 170.000 Zeichen in diesem Jahr gefolgt sind. In einem Buch wären das etwa 80 Seiten. Ich hoffe, Sie hatten am Wochenstart 2024 genau so viel Freude wie ich.

Auf ein gutes neues Jahr!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 661: Frohe Weihnachten

Eigentlich könnte ich ja auch heute, einen Tag vor dem Heiligen Abend, noch ausführlich über Wachstum, Zukunft, Mittelstand schreiben, über irgendwelche wachstumsrelevanten Themen, die sicher wichtig wären, die etwas bewegen würden, die auch wieder – wie immer – einige Reaktionen hervorrufen würden.

Aber, wissen Sie, was? Ich mache das heute nicht. Erstens habe ich den Eindruck, es hören heute weniger Menschen zu, viele von Ihnen haben heute schon frei, das werde ich nachher bei den Auto-Rückläufern sehen und irgendwann reicht’s auch, oder?

Na ja, vielleicht machen wir doch einen kurzen Sprung ins persönliche Wachstum, wenn wir nun doch schon ins Plaudern gekommen sind: Wachstumsstarke Unternehmen und wachstumsstarke Personen erkennen nämlich, wann es genug ist, wann sie ‘mal nachlassen dürfen (und sollten), wann weniger mehr ist.

Ich glaube, heute ist so ein Tag.

Frohe Weihnachten!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 660: Autolanding wirft Fragen auf

Linda Vollberg und ich flogen kürzlich in einem Airbus A320 neo nach Wien und bereits der Abflug verspätete sich wegen dichten Nebels am Zielort. Kurz vor der Landung meldete sich der Pilot aus dem Cockpit und informierte uns wie folgt: „Meine Damen und Herren, wir haben dichten Nebel in Wien und werden heute ein Autolanding durchführen, das heißt, das Flugzeug wird alleine landen. Dazu ist es zwingend erforderlich, dass Sie alle Ihre Smartphones und Tablets komplett ausschalten: Nein, der Flugmodus ist nicht hinreichend, die Geräte müssen komplett ausgeschaltet sein. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben und wir wollen ja auf der Landebahn landen, nicht neben der Landebahn.“

Einmal abgesehen davon, dass ich den letzten Zusatz als wenig vertrauenerweckend empfand und mir gerade vorstellte, wie Menschen, die mit Flugangst oder Flugskepsis im Flieger saßen, dies aufnehmen würden, stellte ich mir die folgenden Fragen:

  • Wie sollen denn im Flugmodus befindliche Smartphones und Tablets ein solides Autopilotsystem beeinflussen?
  • Wenn die Beeinflussung wirklich möglich wäre, was ist das denn für ein fragiles System?
  • Was passiert, wenn nicht alle Passagiere dem Appell folgen?

Meine Überzeugung: Die gesetzliche Vorschrift mag bestehen, ist aber aus technischer Sicht Unfug. Vermutlich könnten wir sogar alle zusammen telefonieren, surfen, Daten herunterladen, ohne dass auch nur ein kleiner Teil des Bordsystems beeinflusst würde. So müsste das System zumindest ausgelegt sein.

Natürlich befolgte ich den Appell, es schadete ja nicht, aber „Unfug“ dachte ich dennoch.

Die Landung, indes, erfolgte tadellos, wir landeten sogar auf der Landebahn, wie vorgesehen. Beim Ausstieg erkundigte ich mich noch bei der Crew, ob ich es wirklich richtig verstanden hatte, dass es sich um eine vollautomatische Landung und nicht nur einen ILS-Approach handelte und mir wurde dies bejaht. Ich fand das bemerkenswert.

Gefragt habe ich mich in diesem Zusammenhang, wie viele Gesetze es wohl gibt, die Unfug sind und keine echte Berechtigung haben, außer dass man einen höchst unwahrscheinlichen oder gar unmöglichen Fall absichern will.

Im Anschluss daran fragte ich mich, wie viele Regeln es in Unternehmen wohl gibt, die ähnlichen Mustern entsprechen. Ich denke, wenn wir mit dreißig Prozent rechnen, ist das noch konservativ.

Denken Sie daran: Leitplanken und Regeln müssen Sinn ergeben und gerade im wirtschaftlichen Umfeld dürfen wir nicht alles absichern, was alle möglichen und unmöglichen Fälle erfasst. Wir werden Fehler machen, sowieso. Außerdem gilt: Was nicht kontrolliert wird, muss weg.

Wir müssen schlank bleiben. Das gilt auch für Gesetze.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 659: Restaurants haben es schwer

23. Oktober, 11:30 Uhr. Mein erstes Meeting in München ist beendet, das Meeting war gut, das Wetter ist „semi“, es nieselt, manchmal regnet es auch. Ich habe keinen Schirm dabei, weil es mit einer Aktentasche, einem Cabin-Trolley und einem Schirm kompliziert wird. Mittagessen, das wäre jetzt prima, ich bin schon um vier aufgestanden. Google Maps wird’s richten, ich bin mitten in der Stadt, das kann nicht schwer sein.

Richtig: Es besteht eine große Auswahl naheliegender Restaurants. Ich wähle eines aus, mache mich auf den Weg und verlaufe mich prompt, zumindest finde ich das Restaurant nicht. Ach, komm, das kann doch nicht wahr sein. Dafür beginnt es jetzt, kräftiger zu regnen. Das will nicht recht passen, mit Businesskleidung und Gepäck.

Ich stelle mich unter. Statt auf mein Smartphone und google Maps schaue ich mich um und stelle fest, dass ich unmittelbar neben einem – anderen – Restaurant stehe. Die Karte ist vielversprechend, die Öffnungszeiten sind es nicht. Es ist Viertel vor Zwölf, der Laden macht um 12 auf und ich verspüre keine Neigung, im kühlen Regen zu warten. Aber, man kann ja mal an der Tür ziehen. Siehe da: Die Tür ist nicht verschlossen, ich trete ein und warte.

Eine Dame kommt, ich bekunde, dass ich wisse, dass es vor der Öffnungszeit ist, dass ich mich aber freuen würde, einen Platz einnehmen zu können. Die Dame: „Auf welchen Namen haben Sie reserviert?“ Ich, baff, weil ich diese Frage mittags an einem Wochentag nicht erwartet habe: „Ich habe gar nicht reserviert.“ Die Dame jongliert ein wenig am Tablet. „Das Team ordnet sich gerade noch, es kann ein wenig dauern, aber ich habe einen Platz für Sie. Darf ich Ihnen Ihre Garderobe abnehmen?“

Ich gebe ihr meinen Mantel, die Dame weist mir einen Platz zu, wo ich auch den Trolley und die Aktentasche bequem abstellen kann. Ich bedanke mich für die Flexibilität.

Es folgt eine Aneinanderreihung freudvoller Momente: Äußerst freundliche, kompetente Mitarbeiter, eine Speisekarte, die allein schon Freude macht, hinzu einige Spezialitäten des Tages, man reicht mir ein Magazin für die Überbrückung der Pause, ebenso wie ein selbstgemachtes Stück Brot, frisch aus dem Ofen. Wasser wird nachgeschenkt, sobald das Glas nahezu leer ist, das Gericht ist eine Wonne, der Umgang miteinander gleichermaßen.

Das Beste: Der Laden füllt sich. Es wird 12:00, 12:30, 12:45 Uhr, das Restaurant ist ausgebucht. Menschen werden namentlich begrüßt, manche treffen sich hier und alle haben reserviert. Ich staune. Ja, es ist München, aber es ist auch ein ganz normaler Mittag an einem ganz normalen Mittwoch.

Ich spreche die Dame vom Empfang an, frage, ob dies ihr Restaurant sei, was sie bejaht. Ich beglückwünsche sie zu Design, Karte, Mitarbeitern und dem, was sie hier geschaffen hat. Sie freut sich, man sei ja schon zwölf Jahre dort. Ich freue mich auch und entgegne, dass Dauer kein Qualitätskriterium sein muss. Eher ein Qualitätsbeweis.

Als ich um etwa 13 Uhr das gut gefüllte Restaurant verlasse, ist mir mehreres klar:

  • Niemand komme mir mehr mit „Oh, oh, Restaurants haben es schwer“. Mag sein, wir alle haben es an der einen oder anderen Stelle „schwer“, denn wenn es leicht wäre, wären alle erfolgreich. Nein, es geht.
  • „Fachkräftemangel“ oder „Arbeitskräftemangel“ ist nicht nur eine Frage der Anzahl verfügbarer Personen, sondern eine Frage des Sogs. Der Arbeitgeber trägt dazu bei, ob er „Arbeitskräftemangel“ hat oder nicht. Die Mitarbeiter dort waren spitze.
  • In dieses Restaurant werde ich wieder gehen.

Wo machen Sie einen Unterschied?

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

 

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 658: Manchmal müssen es aber doch 100 Prozent sein

Sie haben oft von mir Ausführungen zum Nichterfordernis von Perfektion gelesen oder gar gehört. Sie haben oft gehört, dass achtzig Prozent meist völlig ausreichend sind. Manchmal müssen es aber eben doch 100 Prozent sein. Hier kommt ein Beispiel:

Unser Wohnmobil steht, wenn wir zu Hause sind, auf unserem Grundstück. Ich versorge es stets mit Strom, denn auch die bei voller Ladung verfügbaren 510 Amperestunden der Aufbaubatterien sind irgendwann durch kleine erforderliche Verbraucher, genutzt, die Batterien sind irgendwann leer, was für deren Lebensdauer nie gut ist. Also, die Routine: Strom anlegen, fertig.

Kürzlich stand ich vor der Steckdose am Haus, in der eigentlich der Stecker für das Kabel der Stromzufuhr zum Wohnmobil stecken sollte, aber jener Stecker lag fröhlich daneben. Schnell wurde mir klar, dass das Wohnmobil in den letzten zehn Tagen seit Parken stromlos war, ich steckte den Stecker in die Dose und schaute dann nach dem Zustand im Wohnmobil.

Aha, natürlich, einen durchaus nennenswerten Verbraucher hatte ich vor zehn Tagen offenbar auch noch eingeschaltet gelassen und das System war bereits heruntergefahren und in den vorgesehenen Schonmodus gegangen. Das Display der Statusinformationen über Tanks, Gas, Batteriezustand waren bereits abgeschaltet, die Stromversorgungs-Kontrolleinheit hatte die Displayfarbe von grau auf rot gewechselt. Immerhin: die Schonfunktion hatte funktioniert, denn die Batterien verfügten noch über dreißig Prozent Ladung, ein Schutz vor Tiefentladung. Immerhin.

In einer Facebook-Reisemobilgruppe zu unserer Wohnmobilmarke fragte ich, ob ich etwas beachten müsse. Man versicherte mir, das sei nicht der Fall, es würde sich bei Ladung alles wieder richten. Ein Glück. So war es auch.

Was lernen wir? Manchmal sind es eben doch 100 Prozent, die man benötigt, um einen Vorgang abzuschließen. Ich hatte den Stecker oben, am Wohnmobil, bestens verbunden, wettergeschützt, vor Hundespiel geschützt, sehr sorgfältig verlegt, aber nicht für Strom gesorgt. Ein Stecker reicht eben nicht, wenn man zwei braucht.

In der Facebookgruppe amüsierten sich einige über meine Selbstkritik und ich musste auch lachen. Ich dachte an manchen sogenannten Experten, der in Sachen Führung empfiehlt, ganz, ganz viel zu loben, auch wenn die gelobte Tätigkeit überhaupt nicht zum richtigen Ergebnis geführt hat – wohlgemerkt: bei Erwachsenen.

Das sähe dann in etwa so aus:

„Ja, Herr Quelle, das haben Sie schon sehr schön gemacht. Hmm, ja, wunderbar verbunden, regengeschützt, oh, sogar vor Hunden geschützt, richtig schön. Beim nächsten Mal denken Sie bitte nur noch daran, dass der andere Stecker auch angeschlossen wird. Ansonsten war das schon ganz, ganz, toll, wirklich. Dankeschön!“

Erinnert ein wenig an „Da ist schon viel Schönes bei“, nicht wahr?

Also: Manchmal brauchen wir 100 Prozent, sonst ist es eine Nichtleistung. Fertig.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 657: Dokumentation und Absicherung

Im Flieger, wieder einmal. Wir konnten erst spät boarden, bereits nach geplanter Abflugzeit, konnten aber immerhin schon Platz nehmen. Aus dem Cockpit kam die Nachricht, dass man im Hinblick auf einen pünktlichen Flug eigentlich guter Dinge gewesen sei, weil man pünktlich fertig war, aber dann sei eines der Funkgeräte ausgefallen.

Nun ist es so, dass in einem Flugzeug mehrere identische Funkgeräte verbaut sind. Überhaupt ist nahezu alles, was Sicherheitsrelevanz hat, doppelt oder gar öfter vorhanden. In diesem Fall gab es drei Funkgeräte, es wäre also nicht so schlimm, wenn eines davon nicht funktionsfähig ist. Das Problem bestand in diesem Fall darin, dass es sich bei dem Defekt um das Funkgerät handelte, was zwingend funktionieren muss, das letzte Gerät in der Kette, das sogar noch funktioniert, wenn sämtlicher Strom ausfällt, weil es an einem separaten Energiespender hängt. Das Gerät musste also zwingend ausgetauscht werden.

Eine Stunde dauerte es und der Pilot meldete sich erneut, dabei konnte er nicht ganz verbergen, dass er ein wenig genervt war: „Meine Damen und Herren, wir schließen den Vorgang jetzt hier ab. Um Ihnen ein Bild von der Lage zu geben: Das Gerät ist jetzt ausgetauscht. Es hat nur zehn Minuten gedauert, bis der Techniker, der ja spontan gerufen wurde, mit dem Funkgerät hier war. Weitere zehn Minuten hat es gedauert, bis das Gerät getauscht und getestet war. Die restlichen vierzig Minuten haben wir uns jetzt hier mit der gesetzlich vorgegebenen Dokumentation beschäftigt, das Tablet ist abgestürzt, wir mussten alles nochmal eingeben, aber jetzt geht’s los.“

Erleben Sie das auch häufig? Ein Drittel der Zeit für Kernleistung, zwei Drittel für Verwaltungspflichten, Dokumentation, Rechtfertigung, Absicherung? Wir sehen ähnliche Verhältnisse in der Beratung häufig.

Wenn immer es uns möglich ist, müssen wir in unseren Unternehmen darauf achten, dass wir unsere Kraft auf die Kernleistung konzentrieren. Was helfen schnelle Prozesse, wenn wir durch die Verwaltung gebremst werden?

Wo können Sie Verwaltung, Dokumentation, Absicherung weglassen? Wo können Sie mehr Kraft in die Kernleistung stecken? Wo können Sie mit weniger Aufwand mehr Wert für Ihre Kunden schaffen?

Das sind die Fragen, die uns bewegen. Wir sitzen nicht in einem Flugzeug, die wenigsten von uns haben Flugsicherheitsgesetze zu befolgen. Wir haben meist mehr Spielraum als wir meinen. Es darf in der Nicht-Wertschöpfung nicht alles gemacht werden, was möglich ist, sondern wir müssen uns darauf konzentrieren, was nötig ist. Das ist viel weniger als man meinen mag.

Denken wir daran: Es geht um gesundes profitables Wachstum, nicht um möglichst umfassende, allabsichernde Verwaltung.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

PS: Danke für Ihre zahlreichen Rückmeldungen zu Inputs für meine Profitabel-Wachsen-Werkstatt. Haben Sie den Wochenstart der letzten Woche und das Video gesehen? Ich sammele noch Themen, die Sie gern berücksichtigt wissen möchten.

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 656: Das Unperfekte – Ihre Unterstützung ist wichtig

Heute habe ich einen Punkt in eigener Sache und möchte ihn mit einem weiteren Punkt verbinden. Heute brauche ich nämlich Ihre Unterstützung, doch der Reihe nach:

Viele von uns sind auf der Suche nach Perfektion – ich schrieb vielfältig darüber und bin der Überzeugung, dass es so etwas wie „Perfektion“ in unseren Berufen nicht geben kann. Selbst Neurochirurgen sind nicht perfekt, sie haben – mikroskopisch kleine – Möglichkeiten, Puffer. Piloten und Flugzeuge sind nicht perfekt, sie haben in ihren Cockpits multiple Redundanzen, um eben diese mangelnde Perfektion ausgleichen zu können. Wir sollten anstreben, sehr, sehr gut zu sein, aber das Streben nach Perfektion unter der Annahme, sie erreichen zu können, ist müßig.

Wichtiger noch: Dinge werden nicht fertig, wenn sie perfekt sein sollen. Das ist in unseren eher wirtschaftlich geprägten Arbeitsfeldern dann sehr hinderlich, wenn der Wettbewerb mal wieder schneller war. Schnell wird am Produkt des Wettbewerbers herumkritisiert, während die Kunden das Produkt lieben und kaufen.

Ich war als junger Berater und Geschäftsführer, ja auch in meiner Anfangszeit als Unternehmer, oft auf der Suche nach Perfektion und habe – auch und vor allem durch externe Beratung – gelernt, umzudenken. Geschwindigkeit und ein gutes Produkt sind besser als Langsamkeit und ein perfektes Produkt – das es nicht geben wird. Ich selbst muss ebenfalls nicht perfekt sein. Fertig.

Jetzt kommen Sie ins Spiel: Wollen Sie mir helfen? Wollen Sie mich bei einer Produktentwicklung unterstützen? Ich habe nämlich etwas ganz Tolles vor, das schon gut durchdacht – und nicht perfekt – ist.

Ich werde eine „Profitabel-Wachsen-Werkstatt“ ins Leben rufen. Dies wird ein virtuelles Format über einige Monate sein, in dem ich auf ganz wesentliche Punkte aus meinem wohl wichtigsten Buch „Profitabel wachsen“ eingehe. Vielleicht wird es optional auch Meetings dazu geben. Es soll interaktive Elemente geben, eventuell Interviews, es soll Sie, die Unternehmensführung, in die Lage versetzen, sofort (!) etwas umzusetzen. Ich weiß, dass viele Tausend Menschen das Buch oder Teile daraus gelesen haben, in mindestens 50 Ländern dieser Erde (englische Version). Ich weiß aber auch, dass es bei vielen beim Lesen blieb. Das möchte ich ändern.

Die „Profitabel-Wachsen-Werkstatt“ ist schon gut durchdacht und ich frage Sie heute, unabhängig davon, ob Sie daran teilhaben wollen oder nicht:

  • Was müsste darin vorkommen?
  • Was sollten Schwerpunkte sein?
  • Was würde Sie enorm interessieren?
  • Was würde Sie zur Teilnahme bewegen?

Unterstützen Sie mich? Bauen wir zusammen ein Produkt? Ein unperfektes, aber enorm wirksames?

Antworten Sie mir auf den Wochenstart, alle Mails landen bei mir. Sagen Sie mir auch, ob Sie grundsätzlich interessiert wären – natürlich vollkommen unverbindlich. Sagen Sie mir auch, wenn Sie nicht interessiert sind, auch das wäre ein Indikator.

Hier ist ein Video, das ich für Sie erstellt habe und das die Absicht erklärt.
Ich mache das nicht für mich, nicht für uns, ich mache das für Sie. Machen Sie mit?

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle