Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 660: Autolanding wirft Fragen auf

Linda Vollberg und ich flogen kürzlich in einem Airbus A320 neo nach Wien und bereits der Abflug verspätete sich wegen dichten Nebels am Zielort. Kurz vor der Landung meldete sich der Pilot aus dem Cockpit und informierte uns wie folgt: „Meine Damen und Herren, wir haben dichten Nebel in Wien und werden heute ein Autolanding durchführen, das heißt, das Flugzeug wird alleine landen. Dazu ist es zwingend erforderlich, dass Sie alle Ihre Smartphones und Tablets komplett ausschalten: Nein, der Flugmodus ist nicht hinreichend, die Geräte müssen komplett ausgeschaltet sein. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben und wir wollen ja auf der Landebahn landen, nicht neben der Landebahn.“

Einmal abgesehen davon, dass ich den letzten Zusatz als wenig vertrauenerweckend empfand und mir gerade vorstellte, wie Menschen, die mit Flugangst oder Flugskepsis im Flieger saßen, dies aufnehmen würden, stellte ich mir die folgenden Fragen:

  • Wie sollen denn im Flugmodus befindliche Smartphones und Tablets ein solides Autopilotsystem beeinflussen?
  • Wenn die Beeinflussung wirklich möglich wäre, was ist das denn für ein fragiles System?
  • Was passiert, wenn nicht alle Passagiere dem Appell folgen?

Meine Überzeugung: Die gesetzliche Vorschrift mag bestehen, ist aber aus technischer Sicht Unfug. Vermutlich könnten wir sogar alle zusammen telefonieren, surfen, Daten herunterladen, ohne dass auch nur ein kleiner Teil des Bordsystems beeinflusst würde. So müsste das System zumindest ausgelegt sein.

Natürlich befolgte ich den Appell, es schadete ja nicht, aber „Unfug“ dachte ich dennoch.

Die Landung, indes, erfolgte tadellos, wir landeten sogar auf der Landebahn, wie vorgesehen. Beim Ausstieg erkundigte ich mich noch bei der Crew, ob ich es wirklich richtig verstanden hatte, dass es sich um eine vollautomatische Landung und nicht nur einen ILS-Approach handelte und mir wurde dies bejaht. Ich fand das bemerkenswert.

Gefragt habe ich mich in diesem Zusammenhang, wie viele Gesetze es wohl gibt, die Unfug sind und keine echte Berechtigung haben, außer dass man einen höchst unwahrscheinlichen oder gar unmöglichen Fall absichern will.

Im Anschluss daran fragte ich mich, wie viele Regeln es in Unternehmen wohl gibt, die ähnlichen Mustern entsprechen. Ich denke, wenn wir mit dreißig Prozent rechnen, ist das noch konservativ.

Denken Sie daran: Leitplanken und Regeln müssen Sinn ergeben und gerade im wirtschaftlichen Umfeld dürfen wir nicht alles absichern, was alle möglichen und unmöglichen Fälle erfasst. Wir werden Fehler machen, sowieso. Außerdem gilt: Was nicht kontrolliert wird, muss weg.

Wir müssen schlank bleiben. Das gilt auch für Gesetze.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 659: Restaurants haben es schwer

23. Oktober, 11:30 Uhr. Mein erstes Meeting in München ist beendet, das Meeting war gut, das Wetter ist „semi“, es nieselt, manchmal regnet es auch. Ich habe keinen Schirm dabei, weil es mit einer Aktentasche, einem Cabin-Trolley und einem Schirm kompliziert wird. Mittagessen, das wäre jetzt prima, ich bin schon um vier aufgestanden. Google Maps wird’s richten, ich bin mitten in der Stadt, das kann nicht schwer sein.

Richtig: Es besteht eine große Auswahl naheliegender Restaurants. Ich wähle eines aus, mache mich auf den Weg und verlaufe mich prompt, zumindest finde ich das Restaurant nicht. Ach, komm, das kann doch nicht wahr sein. Dafür beginnt es jetzt, kräftiger zu regnen. Das will nicht recht passen, mit Businesskleidung und Gepäck.

Ich stelle mich unter. Statt auf mein Smartphone und google Maps schaue ich mich um und stelle fest, dass ich unmittelbar neben einem – anderen – Restaurant stehe. Die Karte ist vielversprechend, die Öffnungszeiten sind es nicht. Es ist Viertel vor Zwölf, der Laden macht um 12 auf und ich verspüre keine Neigung, im kühlen Regen zu warten. Aber, man kann ja mal an der Tür ziehen. Siehe da: Die Tür ist nicht verschlossen, ich trete ein und warte.

Eine Dame kommt, ich bekunde, dass ich wisse, dass es vor der Öffnungszeit ist, dass ich mich aber freuen würde, einen Platz einnehmen zu können. Die Dame: „Auf welchen Namen haben Sie reserviert?“ Ich, baff, weil ich diese Frage mittags an einem Wochentag nicht erwartet habe: „Ich habe gar nicht reserviert.“ Die Dame jongliert ein wenig am Tablet. „Das Team ordnet sich gerade noch, es kann ein wenig dauern, aber ich habe einen Platz für Sie. Darf ich Ihnen Ihre Garderobe abnehmen?“

Ich gebe ihr meinen Mantel, die Dame weist mir einen Platz zu, wo ich auch den Trolley und die Aktentasche bequem abstellen kann. Ich bedanke mich für die Flexibilität.

Es folgt eine Aneinanderreihung freudvoller Momente: Äußerst freundliche, kompetente Mitarbeiter, eine Speisekarte, die allein schon Freude macht, hinzu einige Spezialitäten des Tages, man reicht mir ein Magazin für die Überbrückung der Pause, ebenso wie ein selbstgemachtes Stück Brot, frisch aus dem Ofen. Wasser wird nachgeschenkt, sobald das Glas nahezu leer ist, das Gericht ist eine Wonne, der Umgang miteinander gleichermaßen.

Das Beste: Der Laden füllt sich. Es wird 12:00, 12:30, 12:45 Uhr, das Restaurant ist ausgebucht. Menschen werden namentlich begrüßt, manche treffen sich hier und alle haben reserviert. Ich staune. Ja, es ist München, aber es ist auch ein ganz normaler Mittag an einem ganz normalen Mittwoch.

Ich spreche die Dame vom Empfang an, frage, ob dies ihr Restaurant sei, was sie bejaht. Ich beglückwünsche sie zu Design, Karte, Mitarbeitern und dem, was sie hier geschaffen hat. Sie freut sich, man sei ja schon zwölf Jahre dort. Ich freue mich auch und entgegne, dass Dauer kein Qualitätskriterium sein muss. Eher ein Qualitätsbeweis.

Als ich um etwa 13 Uhr das gut gefüllte Restaurant verlasse, ist mir mehreres klar:

  • Niemand komme mir mehr mit „Oh, oh, Restaurants haben es schwer“. Mag sein, wir alle haben es an der einen oder anderen Stelle „schwer“, denn wenn es leicht wäre, wären alle erfolgreich. Nein, es geht.
  • „Fachkräftemangel“ oder „Arbeitskräftemangel“ ist nicht nur eine Frage der Anzahl verfügbarer Personen, sondern eine Frage des Sogs. Der Arbeitgeber trägt dazu bei, ob er „Arbeitskräftemangel“ hat oder nicht. Die Mitarbeiter dort waren spitze.
  • In dieses Restaurant werde ich wieder gehen.

Wo machen Sie einen Unterschied?

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

 

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 658: Manchmal müssen es aber doch 100 Prozent sein

Sie haben oft von mir Ausführungen zum Nichterfordernis von Perfektion gelesen oder gar gehört. Sie haben oft gehört, dass achtzig Prozent meist völlig ausreichend sind. Manchmal müssen es aber eben doch 100 Prozent sein. Hier kommt ein Beispiel:

Unser Wohnmobil steht, wenn wir zu Hause sind, auf unserem Grundstück. Ich versorge es stets mit Strom, denn auch die bei voller Ladung verfügbaren 510 Amperestunden der Aufbaubatterien sind irgendwann durch kleine erforderliche Verbraucher, genutzt, die Batterien sind irgendwann leer, was für deren Lebensdauer nie gut ist. Also, die Routine: Strom anlegen, fertig.

Kürzlich stand ich vor der Steckdose am Haus, in der eigentlich der Stecker für das Kabel der Stromzufuhr zum Wohnmobil stecken sollte, aber jener Stecker lag fröhlich daneben. Schnell wurde mir klar, dass das Wohnmobil in den letzten zehn Tagen seit Parken stromlos war, ich steckte den Stecker in die Dose und schaute dann nach dem Zustand im Wohnmobil.

Aha, natürlich, einen durchaus nennenswerten Verbraucher hatte ich vor zehn Tagen offenbar auch noch eingeschaltet gelassen und das System war bereits heruntergefahren und in den vorgesehenen Schonmodus gegangen. Das Display der Statusinformationen über Tanks, Gas, Batteriezustand waren bereits abgeschaltet, die Stromversorgungs-Kontrolleinheit hatte die Displayfarbe von grau auf rot gewechselt. Immerhin: die Schonfunktion hatte funktioniert, denn die Batterien verfügten noch über dreißig Prozent Ladung, ein Schutz vor Tiefentladung. Immerhin.

In einer Facebook-Reisemobilgruppe zu unserer Wohnmobilmarke fragte ich, ob ich etwas beachten müsse. Man versicherte mir, das sei nicht der Fall, es würde sich bei Ladung alles wieder richten. Ein Glück. So war es auch.

Was lernen wir? Manchmal sind es eben doch 100 Prozent, die man benötigt, um einen Vorgang abzuschließen. Ich hatte den Stecker oben, am Wohnmobil, bestens verbunden, wettergeschützt, vor Hundespiel geschützt, sehr sorgfältig verlegt, aber nicht für Strom gesorgt. Ein Stecker reicht eben nicht, wenn man zwei braucht.

In der Facebookgruppe amüsierten sich einige über meine Selbstkritik und ich musste auch lachen. Ich dachte an manchen sogenannten Experten, der in Sachen Führung empfiehlt, ganz, ganz viel zu loben, auch wenn die gelobte Tätigkeit überhaupt nicht zum richtigen Ergebnis geführt hat – wohlgemerkt: bei Erwachsenen.

Das sähe dann in etwa so aus:

„Ja, Herr Quelle, das haben Sie schon sehr schön gemacht. Hmm, ja, wunderbar verbunden, regengeschützt, oh, sogar vor Hunden geschützt, richtig schön. Beim nächsten Mal denken Sie bitte nur noch daran, dass der andere Stecker auch angeschlossen wird. Ansonsten war das schon ganz, ganz, toll, wirklich. Dankeschön!“

Erinnert ein wenig an „Da ist schon viel Schönes bei“, nicht wahr?

Also: Manchmal brauchen wir 100 Prozent, sonst ist es eine Nichtleistung. Fertig.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 657: Dokumentation und Absicherung

Im Flieger, wieder einmal. Wir konnten erst spät boarden, bereits nach geplanter Abflugzeit, konnten aber immerhin schon Platz nehmen. Aus dem Cockpit kam die Nachricht, dass man im Hinblick auf einen pünktlichen Flug eigentlich guter Dinge gewesen sei, weil man pünktlich fertig war, aber dann sei eines der Funkgeräte ausgefallen.

Nun ist es so, dass in einem Flugzeug mehrere identische Funkgeräte verbaut sind. Überhaupt ist nahezu alles, was Sicherheitsrelevanz hat, doppelt oder gar öfter vorhanden. In diesem Fall gab es drei Funkgeräte, es wäre also nicht so schlimm, wenn eines davon nicht funktionsfähig ist. Das Problem bestand in diesem Fall darin, dass es sich bei dem Defekt um das Funkgerät handelte, was zwingend funktionieren muss, das letzte Gerät in der Kette, das sogar noch funktioniert, wenn sämtlicher Strom ausfällt, weil es an einem separaten Energiespender hängt. Das Gerät musste also zwingend ausgetauscht werden.

Eine Stunde dauerte es und der Pilot meldete sich erneut, dabei konnte er nicht ganz verbergen, dass er ein wenig genervt war: „Meine Damen und Herren, wir schließen den Vorgang jetzt hier ab. Um Ihnen ein Bild von der Lage zu geben: Das Gerät ist jetzt ausgetauscht. Es hat nur zehn Minuten gedauert, bis der Techniker, der ja spontan gerufen wurde, mit dem Funkgerät hier war. Weitere zehn Minuten hat es gedauert, bis das Gerät getauscht und getestet war. Die restlichen vierzig Minuten haben wir uns jetzt hier mit der gesetzlich vorgegebenen Dokumentation beschäftigt, das Tablet ist abgestürzt, wir mussten alles nochmal eingeben, aber jetzt geht’s los.“

Erleben Sie das auch häufig? Ein Drittel der Zeit für Kernleistung, zwei Drittel für Verwaltungspflichten, Dokumentation, Rechtfertigung, Absicherung? Wir sehen ähnliche Verhältnisse in der Beratung häufig.

Wenn immer es uns möglich ist, müssen wir in unseren Unternehmen darauf achten, dass wir unsere Kraft auf die Kernleistung konzentrieren. Was helfen schnelle Prozesse, wenn wir durch die Verwaltung gebremst werden?

Wo können Sie Verwaltung, Dokumentation, Absicherung weglassen? Wo können Sie mehr Kraft in die Kernleistung stecken? Wo können Sie mit weniger Aufwand mehr Wert für Ihre Kunden schaffen?

Das sind die Fragen, die uns bewegen. Wir sitzen nicht in einem Flugzeug, die wenigsten von uns haben Flugsicherheitsgesetze zu befolgen. Wir haben meist mehr Spielraum als wir meinen. Es darf in der Nicht-Wertschöpfung nicht alles gemacht werden, was möglich ist, sondern wir müssen uns darauf konzentrieren, was nötig ist. Das ist viel weniger als man meinen mag.

Denken wir daran: Es geht um gesundes profitables Wachstum, nicht um möglichst umfassende, allabsichernde Verwaltung.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

PS: Danke für Ihre zahlreichen Rückmeldungen zu Inputs für meine Profitabel-Wachsen-Werkstatt. Haben Sie den Wochenstart der letzten Woche und das Video gesehen? Ich sammele noch Themen, die Sie gern berücksichtigt wissen möchten.

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 656: Das Unperfekte – Ihre Unterstützung ist wichtig

Heute habe ich einen Punkt in eigener Sache und möchte ihn mit einem weiteren Punkt verbinden. Heute brauche ich nämlich Ihre Unterstützung, doch der Reihe nach:

Viele von uns sind auf der Suche nach Perfektion – ich schrieb vielfältig darüber und bin der Überzeugung, dass es so etwas wie „Perfektion“ in unseren Berufen nicht geben kann. Selbst Neurochirurgen sind nicht perfekt, sie haben – mikroskopisch kleine – Möglichkeiten, Puffer. Piloten und Flugzeuge sind nicht perfekt, sie haben in ihren Cockpits multiple Redundanzen, um eben diese mangelnde Perfektion ausgleichen zu können. Wir sollten anstreben, sehr, sehr gut zu sein, aber das Streben nach Perfektion unter der Annahme, sie erreichen zu können, ist müßig.

Wichtiger noch: Dinge werden nicht fertig, wenn sie perfekt sein sollen. Das ist in unseren eher wirtschaftlich geprägten Arbeitsfeldern dann sehr hinderlich, wenn der Wettbewerb mal wieder schneller war. Schnell wird am Produkt des Wettbewerbers herumkritisiert, während die Kunden das Produkt lieben und kaufen.

Ich war als junger Berater und Geschäftsführer, ja auch in meiner Anfangszeit als Unternehmer, oft auf der Suche nach Perfektion und habe – auch und vor allem durch externe Beratung – gelernt, umzudenken. Geschwindigkeit und ein gutes Produkt sind besser als Langsamkeit und ein perfektes Produkt – das es nicht geben wird. Ich selbst muss ebenfalls nicht perfekt sein. Fertig.

Jetzt kommen Sie ins Spiel: Wollen Sie mir helfen? Wollen Sie mich bei einer Produktentwicklung unterstützen? Ich habe nämlich etwas ganz Tolles vor, das schon gut durchdacht – und nicht perfekt – ist.

Ich werde eine „Profitabel-Wachsen-Werkstatt“ ins Leben rufen. Dies wird ein virtuelles Format über einige Monate sein, in dem ich auf ganz wesentliche Punkte aus meinem wohl wichtigsten Buch „Profitabel wachsen“ eingehe. Vielleicht wird es optional auch Meetings dazu geben. Es soll interaktive Elemente geben, eventuell Interviews, es soll Sie, die Unternehmensführung, in die Lage versetzen, sofort (!) etwas umzusetzen. Ich weiß, dass viele Tausend Menschen das Buch oder Teile daraus gelesen haben, in mindestens 50 Ländern dieser Erde (englische Version). Ich weiß aber auch, dass es bei vielen beim Lesen blieb. Das möchte ich ändern.

Die „Profitabel-Wachsen-Werkstatt“ ist schon gut durchdacht und ich frage Sie heute, unabhängig davon, ob Sie daran teilhaben wollen oder nicht:

  • Was müsste darin vorkommen?
  • Was sollten Schwerpunkte sein?
  • Was würde Sie enorm interessieren?
  • Was würde Sie zur Teilnahme bewegen?

Unterstützen Sie mich? Bauen wir zusammen ein Produkt? Ein unperfektes, aber enorm wirksames?

Antworten Sie mir auf den Wochenstart, alle Mails landen bei mir. Sagen Sie mir auch, ob Sie grundsätzlich interessiert wären – natürlich vollkommen unverbindlich. Sagen Sie mir auch, wenn Sie nicht interessiert sind, auch das wäre ein Indikator.

Hier ist ein Video, das ich für Sie erstellt habe und das die Absicht erklärt.
Ich mache das nicht für mich, nicht für uns, ich mache das für Sie. Machen Sie mit?

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 655: Darf ich ins Büro kommen?

Zusammenarbeit wird in unserem Unternehmen großgeschrieben. In unserem Beruf ist es wichtig, dass Dinge gemeinsam erörtert, ausgetauscht, abgestimmt werden, denn in allen Beratungsprojekten, abgesehen von den persönlichen Beratungsmandaten arbeiten wir in Teams. Man kann als Berater auch prima solo erfolgreich sein, das ist aber nicht unser Konzept. Unsere Klienten profitieren davon, dass wir eine „Boutique-Beratung“ sind, nicht abhängig von der Exzellenz einer einzelnen Person und auch keine „Beratungsfabrik“. Wir arbeiten also gern zusammen und miteinander.

Bereits zu Corona-Zeiten war der Wunsch bei uns, bei Mandat, hoch, in Präsenz miteinander zu arbeiten, so dies möglich war und so schufen wir die Möglichkeiten, dies im gesetzlich möglichen Rahmen zu tun. Gleichwohl wuchs in dieser Zeit in der Gesellschaft die Attraktivität des Homeoffices. In zahlreichen Bewerbungsgesprächen, die wir mit Beraterkandidaten führten, kam früher oder später die Frage „Bieten Sie auch Homeoffice an?“. Eine Bewerberin hätte auch gern das Büro zu Hause von uns ausgestattet bekommen.

Unsere Standardantwort ist: „In den ersten Monaten sicher nicht und danach gegebenenfalls fallweise, jeweils in Abstimmung mit dem jeweiligen Leiter des Beratungsmandats.“ Warum ist das so? Weil Berater ihre Arbeit unmöglich zu Hause lernen können, mit ihren Klienten ohnehin viel interaktiv in Präsenz arbeiten und Kolleginnen und Kollegen lernt man zu Hause auch nicht kennen. Es gehört – siehe oben – zu unserem Markenkern, Dinge miteinander und nicht nebeneinander zu erarbeiten – sowohl mit Klienten als auch in internen Teams. Natürlich arbeiten wir auch immer wieder mobil – nicht nur zu Hause, sondern auch auf Reisen –, aber Homeoffice als Regel, das gibt es bei uns nicht.

Wir sind aktuell wieder auf der Suche nach weiteren Beratern und staunen nicht schlecht. Ganz offenbar hat sich einiges in den letzten Jahren verändert, denn viele Bewerber fragen uns heute nicht „Bieten Sie auch Homeoffice an?“ oder „Wie viele Tage pro Woche kann ich von zu Hause arbeiten?“. Vielmehr ist heute die Frage häufig: „Habe ich einen Büroarbeitsplatz? Kann ich in die Firma kommen?“ Offenbar ist der Wunsch nach Zusammenarbeit größer geworden, vielleicht auch dadurch, dass die heutigen Absolventen die Einsamkeit in der Corona-Sperre während des Studiums erlebt und wenig geschätzt haben. Es gibt ja Absolventen, die nie das Campusleben erlebt haben.

Wir finden diese Entwicklung der Wertschätzung des Miteinanders gut. Zusammen macht die Arbeit noch viel mehr Freude als allein.

Wie steht es bei Ihnen? Wird die Zusammenarbeit auch wertgeschätzt? Oder dominiert der Drang zur vermeintlich selbstbestimmten Alleinarbeit?

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 654: Das liebevolle Detail

Eines unserer Klientenunternehmen, das sehr regelmäßig neue Produkte an den Markt bringt, hat sich darauf verpflichtet, dass jedes Produkt ein „liebevolles Detail“ aufweisen soll. Dies ist spannend, wenn eine neue Produktreihe intern in der präfinalen Runde präsentiert wird, denn irgendwer erinnert sich stets daran und fragt, wenn es zum Beispiel bei einem sehr einfachen Produkt nicht direkt erkennbar ist: „Wo ist denn hier das liebevolle Detail?“

Ich habe bei der einen oder anderen Runde dieser Art als Berater teilgenommen und mich immer gefreut, wenn diese Frage kam, denn sie zeigt ja, dass das, was das Unternehmen sich vorgenommen hat, auch in den Köpfen der Mitarbeiter ist. Mitunter haben die Verantwortlichen auch bei der Produktpräsentation direkt auf die „liebevollen Details“ hingewiesen, wobei diese tatsächlich nur dann in der Runde akzeptiert wurden, wenn es sich nicht um Selbstverständlichkeiten handelte, die es bei Konkurrenzprodukten auch schon gab. Nein, „liebevolles Detail“, das soll stets etwas Besonderes sein. Es muss gar nichts Teures, Großes sein, daher „Detail“, aber irgendetwas Schmuckes, Bemerkenswertes muss dem Produkt zuteilwerden.

Haben Sie auch so ein „liebevolles Detail“, das Sie Ihren Produkten und Leistungen hinzufügen? Nein, ich meine nicht die Gummibärchen, die der Kaffeelieferung hinzugefügt werden, da finde ich Cantuccini schon besser. Zeigen Sie Ihren Kunden irgendwie, dass Sie auch „nett“ sind? Gibt es irgendwelche – im übertragenen Sinne – Schleifchen, Nettigkeiten, die Sie addieren? Irgendetwas Emotionales?

Das Emotionale geht in der Sachwelt oft verloren, aber es ist häufig kaufentscheidend. Das „liebevolle Detail“ muss – wie bei unserem Klientenunternehmen – gar nichts Großes sein, es kann eine kleine Aufmerksamkeit, etwas Unerwartetes sein. Es kann gegenständlich oder auch immateriell sein. Wichtig ist, dass es zum Grundsatz des Unternehmens gehört, dass es stets und ständig in der Absicht des Unternehmens liegt.

Innovationsführer, Leistungsführer sowieso, aber selbst wenn Sie Kostenführer und auch zugleich Preiskämpfer sind, sollten Sie darüber nachdenken, wie Sie es sich zur Gewohnheit machen können, Ihre Kunden zu überraschen, denn nichts anderes ist dieses „liebevolle Detail“.

Auch das ist ein schönes Thema für Ihre strategische Arbeit.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 653: Veralbern Sie Ihre Kunden nicht

Es ist schon ein wenig her, dass mir ein soziales Netzwerk, bei dem ich seit 17 Jahren Kunde bin, schrieb, dass es neue Features geben werde und dass man eine „better user experience“ schaffen wolle. Ich schaute mir die neuen Features und die „better user experience“ an und stellte fest, dass manche Features, die ich bislang gut fand, abgeschafft wurden – das war wohl die erste Stufe der „better user experience“ – und dass andere, die bisher kostenfrei waren, nun kostenpflichtig wurden. Das war dann wohl die zweite Stufe der „better user experience“.

Eigentlich bedeutet „better user experience“ ja, dass die „user“, also wir, eine bessere „experience“, also ein besseres Erlebnis haben sollten. Das würde aber so nicht eintreten. Da ich Sprache mag, amüsierte ich mich: Vielleicht bezog es sich ja auch darauf, dass das soziale Netzwerk seine künftige „experience“ mit besseren, also zahlungskräftigeren, Usern erleben wollte.

Mir war es inhaltlich egal. Die abgeschafften Features konnte ich verkraften und da ich ohnehin ein Top-Premium-mehr-geht-nicht-Abo mit zahlreichen Analyse- und sonstigen Funktionen habe, rutschten die anderen Features einfach in den kostenpflichtigen Bereich, den ich ohnehin schon abonniere. Aber die Art und Weise der Beschönigung, des Euphemismus, die hat mich durchaus irritiert, ganz abgesehen davon, dass der Preis für das vormals Kostenfreie für diejenigen, die nicht das Top-Abo hatten, sehr steil von „Null“ nach oben abwich.

Wenn wir genau hinsehen, werden wir immer wieder bei passender oder unpassender Gelegenheit für dumm verkauft, nicht nur von Softwareanbietern. Irgendetwas wird als tolle Neuerung verkauft, die das „Erlebnis“ mit einem Produkt oder einer Dienstleistung oder den Nutzen, den ein Produkt hat, verbessern soll und in Tat und Wahrheit ist für die meisten von uns gar kein Nutzen vorhanden oder er wird überteuert verkauft.

Veralbern Sie Ihre Kunden nicht. Es ist völlig in Ordnung, wenn neuer Wert geschaffen wird, dass dieser auch auskömmlich bepreist wird. Es ist schwierig, vormals kostenfreies mit einem Preis zu versehen – daher raten wir in der Beratung auch stets dazu, möglichst wenig kostenfrei zu tun, es sei denn, ein Unternehmen ist im Premium- oder Luxus-Segment, mit Premium- oder Luxus-Preisen. Es ist ein Unding, so etwas kommunikativ als Vorteil zu verkaufen.

Kunden wissen sehr wohl, wann sie an der Nase herumgeführt werden. Nun kann man sagen, dass ein Unternehmen, für dessen Produkte oder Dienstleistungen es keine echten Alternativen gibt, sich das erlauben kann, doch, Vorsicht: NOCH gibt es diese Alternativen nicht. Sollte es diese geben, kann man sich darauf verlassen, dass Kunden ein sehr gutes Gedächtnis haben.

Wenn wir mit unseren Klienten im Sinne von monetärem Wachstum an deren Preiserhöhungen arbeiten, wenn wir Wege dafür finden und dies gemeinsam am Markt durchsetzen, dann erfinden wir keine Geschichten, wir kommen auch nicht allein über die Schiene der böse gestiegenen Kosten, sondern es wird Wert addiert. Und diesen Wert kann sich ein Unternehmen bezahlen lassen. Euphemismen, wie eine „better user experience“ gehören nicht dazu.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 652: Immer schön ehrlich bleiben

Kürzlich, auf dem Weg zum Friseur, fuhr ich hinter einem Auto her, aus dem es qualmte. Nichts Gefährliches, die Fahrerin rauchte und hatte die Fenster geöffnet, vermutlich, damit sie es in dem kleinen Raum besser aushielt. Gelegentlich kam die linke Hand mit der Zigarette aus dem Fenster, die Asche wurde auf die Straße abgeklopft.

Ich muss gestehen, dass ich das nicht ausstehen kann. Nein, mir geht es nicht ums Rauchen, ich habe als junger Mensch selbst einige Jahre mitunter kräftig geraucht – im Auto übrigens unter Nutzung des Aschenbechers, der ja diesem Zweck dient. Nein, es geht mir nicht ums Rauchen, ich kann es aber nicht ausstehen, wenn Menschen achtlos ihren Dreck auf die Straße werfen. Ja ja, ich weiß, Asche, das verspielt sich, das geht vorüber, das merkt man doch gar nicht, ist doch nur eine Kleinigkeit, nicht wiegbar, reg‘ Dich ‘mal nicht so auf, Quelle. Doch. Ich rege mich auf. Ich finde, es zeugt von Gedankenlosigkeit. Irgendwer muss den Dreck ja wegmachen, nicht wahr?

Interessanterweise hatte die Dame offenbar denselben Weg wie ich, denn sie bog auf den Parkplatz des Einkaufszentrums, in dem sich auch mein Friseur befindet. An der Abbiegeampel kam, was kommen musste: Die Zigarettenkippe wurde auf die Fahrbahn geworfen.

Wir alle haben unsere Trigger. Das ist einer meiner Trigger. Wenn man mich wirklich ärgern will, funktioniert dies zum Beispiel durch das Werfen von Zigarettenkippen auf die Fahrbahn.

Die Frau parkte ein, ich brachte mein Fahrzeug auch zum Stehen, ging zu ihr, sagte mit Abstand zum Fahrzeug höflich „Moin“, sie schaute aus dem Auto zu mir auf. Ich: „Sie haben gerade Ihre Zigarettenkippe auf die Fahrbahn geworfen.“ Was sagt die Dame? Was sagt sie? Sie sagt, aufgebracht: „Ich habe überhaupt nicht geraucht!!“ – Währenddessen schloss sie die sämtlich geöffneten Fenster des Fahrzeugs. Ich bedeutete ihr, dass das Quatsch sei und dass ich das Herauswerfen einer Kippe auf den Boden achtlos und nicht in Ordnung fände. Es folgte kein weiteres Wort, beide gingen wir unserer Wege.

Antworten, die die Dame hätte geben können, lauten: „Ja, und?“ oder „Wer sagt das?“. Bestenfalls: „Ja, das stimmt.“ Aber „Ich habe nicht geraucht“? – Eine glatte Lüge.

Wir müssen ehrlich bleiben. Lügen darf man als Beschuldigter bei Gericht (nicht als Zeuge!). Aber wenn wir einen Fehler gemacht haben, dann kommt eine Lösung am schnellsten zustande, wenn wir ihn schnell zugeben, so kann man sich mit der Behebung der Auswirkung beschäftigen oder für die Zukunft Vorkehrungen treffen. Das gilt im Privaten und auch und vor allem in Unternehmen. Dafür brauchen wir eine Kultur, die Fehler zulässt und den Umgang damit konstruktiv gestaltet.

Ja, das ist nicht immer leicht, aber ein Umfeld zu schaffen, das es Mitarbeitern ermöglicht, einen Fehler schnell zuzugeben, ist eine sehr lohnende Aufgabe.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 651: Erfolg ist nicht dauerhaft

Erinnern Sie sich noch an die (TV-) Werbung von Intel mit dem Titel „Intel Inside“? Das war damals neu, fast revolutionär, eine ganz neue Werberichtung. Da warb ein Prozessorhersteller für seine Chips, die in den unterschiedlichsten Rechnern verbaut waren und damit, dass viele Softwarepakete extra so geschrieben wurden, dass sie nur oder besonders gut auf Intel-basierten Rechnern liefen. Intel vollzog ein enormes Wachstum, wurde sehr erfolgreich.

Kürzlich meldete Intel, dass es 15 Prozent der Stellen abbauen und die Dividende aussetzen wird.

Erinnern Sie sich noch an Tupper-Partys? Tupperware, das Direktvertriebs-Haushaltsunternehmen, das mit allerlei praktischen Dosen, Schachteln, Helferlein die Welt eroberte? Die Produkte gab es nur auf sogenannten Tupper-Partys und das System lebte von den Verkäuferinnen, die fast schon „Evangelisten“ waren. Später versuchte Tupperware auch Shops, das war nicht von Erfolg gekrönt.

Tupperware hat kürzlich Insolvenz angemeldet.

Wir könnten die Liste der Success-Stories, die nicht dauerhaft fortgeschrieben werden konnten, weiterführen, aber für heute belassen wir es dabei. Beiden Unternehmen ist gemein, dass sie hocherfolgreich waren und sie diesen Erfolg nicht halten oder gar ausbauen konnten. Man kann nun dafür verschiedene Faktoren verantwortlich machen: Neue Wettbewerber tauchen auf, neue Technologien, Kunden wollen mal etwas anderes, Lebensgewohnheiten verändern sich, … – wollen wir fortfahren? Nein.

Warum ist das müßig? Weil es nur auf eines ankommt: Es kommt nur darauf an – und dieses „nur“ ist nicht lapidar zu verstehen, sondern im Sinne von „einzig“ – es kommt also einzig darauf an, diese äußeren Dinge im Blick zu haben, immer durch die Windschutzscheibe zu schauen und nicht so oft in den Rückspiegel und sich intern weiterzuentwickeln. Es kommt darauf an, gelegentlich ein Teleskop herauszuholen, um sich ein Bild von dem zu machen, was kommen kann und wird und darauf Produkte und Leistungen und auch Beziehungen aufzubauen. Es kommt weniger darauf an, das Mikroskop perfekt zu beherrschen.

Als Unternehmenslenker sind wir dafür verantwortlich, dass wir die Zukunft gestalten. Wir können, sollen, dürfen bei einem Rückschritt nicht äußere Umstände für jenen Rückschritt verantwortlich machen. Wir sind es, die die Fehler begangen haben, wenn der Erfolg sich nicht fortschreibt.

Sie hören mich immer wieder in Vorträgen sagen „Wachstum kommt von innen“. Ich meine das genau so. Ja, es gibt singuläre Ereignisse, Unfälle, Verbrechen, Naturkatastrophen, die nur einzelne betreffen, die für ein Unternehmen unausweichlich sind, aber die meisten Erfolge und Misserfolge werden von innen geschaffen, nicht von außen.

Machen wir alle es besser als Intel und Tupperware? Wir wissen es nicht. Sollten es aber zumindest versuchen. Zwei Dinge sind dabei überflüssig: Erstens Schadenfreude und zweitens ein guter Rat, was die Unternehmen „nur“ hätten tun müssen. Hinterher sind alle schlau.

Seien Sie, seien wir in der Gegenwart schlau.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle