Die persönliche Sicht: Rente mit 63 – Ein Riesen-Irrtum

Wenn Ideologie die Sache schlägt, ist Argumentieren sinnlos. Ministerin Nahles hat es geschafft, dass die „Rente mit 63“, wie sie verkürzt genannt wird, durchgesetzt wird und Frau Nahles trieb und treibt das Vorhaben mit ideologischer Klarheit voran.

  • Hartz IV und die Errungenschaften, die damit verbunden sind? Vergessene Einsichten, sozialdemokratische Verirrung.
  • Verbundene Mehraufwendungen, aus welchem Etat auch immer? Kleinigkeit, die Steuereinnahmen sprudeln doch und wir wissen ja auch aus der Erfahrung, dass es sich gut damit lebt, vergangene Entwicklungen einfach für die Zukunft weiter anzunehmen. Irgendwie ging es doch immer.
  • Die Tatsache, dass das Durchschnittsalter und die damit verbundene Durchschnittsgesundheit und -leistungsfähigkeit steigt? Irrelevant, es wird auf Sozialstaat geflaggt.

Als wäre es nicht schon genug, hat der Irrtum noch eine weitere Facette: Durch das gesetzlich erwünschte und sozialromantisch verklärte Ermöglichen der Frühverrentung werden uns tausende hocherfahrene Fachkräfte verloren gehen, wie bei der Bahn und anderen Unternehmen bereits erkannt. Fachkräfte? Davon haben wir doch reichlich. Fachkräftemangel? Nie gehört. Dann bildet man eben die in Deutschland erfreulicherweise zunehmend aus anderen Ländern kommenden jungen Leute etwas schneller aus, zum Turbo-Abi (das bekanntlich ebenfalls ein Irrtum war) gesellt dann die Turbo-Fachkraft.

Warum wird nicht endlich Systemdenken für Politiker angeboten? Eine echte Marktlücke.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.***

Liebe Wachstumskritiker, fangt doch einfach einmal an!

Hier ist ein Appell an Wachstumskritiker, verbunden mit ein paar Ideen.

Wie wäre es mit …

  • Bedeutend weniger Gehalt (oder zumindest eingefrorenen Bezügen)
  • Mehr Arbeitszeit pro Woche, vielleicht so, wie in den 60er Jahren?
  • Spülen per Hand
  • Waschen per Hand
  • Briefe und Faxe (oder auch die nicht) schreiben statt Emails zu senden
  • Abschalten des Internets
  • Abgabe des Autos

Ich hätte noch mehr Vorschläge. Ach, Sie wollen nicht bei sich beginnen, das müssten dann schon alle anderen auch tun?

Ganz ehrlich, ich kann das Gerede über die Gefahren des Wachstums nicht mehr hören. Ich würde mich vielmehr freuen, wenn wir einmal auf die Errungenschaften dessen schauen, was wir und vor allem die Generationen vor uns geschaffen haben und dann mutig weiter nach vorne gehen.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.;

Die persönliche Sicht: Weg mit dem Beratersprech

Viele von uns kennen die Berater-Phrasendreschmaschine (die im Übrigen aus der Politiker-Phrasendreschmaschine abgeleitet wurde): Ein kleines Instrument, das auf drei voneinander unabhängigen Rädchen mit unterschiedlichen Begriffen, von denen jeweils einer immer sichtbar ist, Zusammensetzungen ermöglicht wie:

kontraproduktive Analyse Paralyse,
überproportionale Personal Potenziale,
innovative Zielgruppen Systeme,
vorstandstaugliche Marketing Multiplikation

und so weiter.

Lustig? Ja, aber leider auch häufig die Wahrheit. Auch uns ist es schon einmal passiert, dass Klienten uns gebeten haben, den „Beratersprech“ aus einer Dokumentation herauszunehmen. Wir sind alle nicht vor Fehlern gefeit. Aber wir haben uns dies zu Herzen genommen. Wir schreiben und sprechen so, dass unsere Klienten es verstehen. Das bedeutet nicht, dass wir unser Sprachniveau herunterfahren, unseren Wortschatz reduzieren. Aber es bedeutet, dass wir nicht versuchen, uns durch abgehobene Beratersprache künstlich zu profilieren. Das wollen wir doch der Berufsgruppe „Ärzte“ vorbehalten.

Auf diese Weise kann aus einem „erheblichen zu realisierenden Wachstumspotenzial durch Implementierung einer preislichen Neupositionierung“ durchaus „Wachstum durch Preisanhebung“ werden. Oder ein Projekt: „Wie wir durch einen höheren Preis stärker wachsen“.

PS: eine Exceldatei mit 24 Tripeln für die Berater-Phrasendreschmaschine stelle ich gern kostenfrei zur Verfügung. Senden Sie mir eine Mail.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Die persönliche Sicht: Abgerechnet wird am Schluss

Es mangelt nicht an vorschnellen Urteilen (siehe dazu auch mein Editorial im Mandat Growthletter, der am 3. Februar erscheint) und das Urteil über den Start der neuen Regierung ist gesprochen: Ein schlechter, verzögerter, verpatzter Start.

Ich finde, das ist ein typischer Stammtischspruch. Jawohl, zwischen der Wahl und dem operativen Start der neuen Regierung ist (sehr) viel Zeit vergangen, aber ist der Start deshalb „verpatzt“? Ich würde mich freuen, wenn wir uns mehr über Resultate unterhalten, als über Tätigkeiten. Für mich ist es wichtiger, ob eine Regierung eine gute Arbeit im Sinne des Volkes, das sie vertritt und im Sinne des Staates in seiner globalen Einbindung, dem sie verpflichtet ist, macht. Der Start ist für mich dabei wesentlich weniger relevant als die Resultate.

Schauen wir also doch einmal aufmerksam hin und bewerten wir die Ergebnisse. Das macht zwar mehr Mühe, weil es einer inhaltlichen Auseinandersetzung bedarf, aber abgerechnet wird bekanntlich am Schluss.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York. ***

Die Kultur des Scheiterns

Wer nichts riskiert, kann nicht scheitern. Herrlich, bleibe man also in der Hängematte, denn Scheitern kommt in Deutschland in der Regel nicht gut an. Lieber nicht bewegen und, im Gegenteil, ordentlich herumkritisieren an unhaltbaren Zuständen, als sich aus der Masse herauszubewegen, etwas zu wagen, zu riskieren und dabei auch die „Gefahr“ des Scheiterns in Kauf zu nehmen. Wer in Deutschland scheitert, dem ist häufig der Hohn der Masse gewiss. „Das konnte nicht gehen“, „Wer hoch steht, fällt auch tief“, „Das musste ja so kommen“, dies sind nur einige Sätze, die ich bereits gehört habe, wenn jemand mutig etwas gewagt hat, damit aber (vorerst) gescheitert ist.

Es wird in unserer Kultur oft nicht gesehen, dass jemand etwas versucht hat. Es wird gesehen, dass jemand gescheitert ist. Das Glas ist nicht halb voll, es ist halb leer. Bemerkenswert und gleichermaßen fatal dabei ist im Übrigen, dass diejenigen, die nicht gescheitert sondern ausgesprochen erfolgreich sind, auch nicht besonders hoch angesehen werden. „Gescheiterte“ haben es oft schwer, wieder Fuß zu fassen. Was für eine vergebene Chance, könnten doch viele von diesem Mut und den mit dem Scheitern verbundenen Erfahrungen profitieren. Aber nein, es wird sich in Abwendung und Besserwisserei geübt.

Unsere US-amerikanischen Kollegen haben dazu eine gänzlich andere Mentalität. Der amerikanische Traum lebt immer noch. Wenn jemand scheitert, versucht er es eben noch einmal. Oder er versucht etwas anderes. Sein Umfeld macht ihm dazu Mut und hilft ihm. Ich finde, davon könnten wir uns eine Scheibe abschneiden, denn wenn sich die Kultur hier ändert, wird es auch eine (noch) größere Gründerszene geben, davon bin ich überzeugt.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Dringend gesucht: „Wir“-Bewusstsein und „Ich“-Bewusstsein

Macht Ihnen das Rufen nach immer mehr Staat keine Gedanken? Bereitet es Ihnen nicht zunehmend Sorge, dass „Freiheit“ einen immer geringeren Stellenwert in der Skala der favorisierten Werte einnimmt? Mir schon. Immer wieder hört man, dass „die Politiker“, „der Staat“, „die Regierung“, „die Wirtschaft“ oder einfach „die da oben“ irgendetwas falsch machen und man dagegen ohnehin nichts ausrichten könne. Auf der anderen Seite werden staatliche Leistungen in Anspruch genommen, es wird mehr vom „Staat“ gefordert. Das passt nicht zusammen.

Ich bin auf der Suche nach mehr „Wir“-Bewusstsein. Wir sind der Staat, wir wählen die Politiker, wir legen fest, wer die Regierung wird und – jawohl – wir sind auch „die Wirtschaft“. Statt dies weiter zu übersehen und in Frage zu stellen, sollten wir uns lieber mehr engagieren, um an definierten Punkten unsere Akzente zu setzen. Überdies sollten wir einen Schritt weiter gehen und das ebenfalls verschärfte gesuchte „Ich“-Bewusstsein wieder finden, denn jeder einzelne von uns hat einen erheblich größeren Handlungsspielraum, als die meisten zu glauben meinen. „Wenn Du eine helfende Hand suchst, schau am Ende Deines Armes nach“, so lautet ein Sprichwort. Wie wahr.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Die persönliche Sicht: Amtliche Warnung vor Windböen

Spätestens seitdem es Wetter-Apps gibt, nehmen die „amtlichen Warnungen“ zu. Inzwischen wird jeden zweiten Tag im Herbst amtlich vor Windböen gewarnt. Das liest sich dann beim DWD so: „Es treten Windböen mit Geschwindigkeiten bis 60 km/h (17 m/s, 33 kn, Bft 7) … auf.“ Ich kann mich nicht erinnern, dass früher so häufig vor Windböen gewarnt wurde und das führe ich nicht auf bessere Prognoseinstrumente zurück. Ich spreche auch nicht von Sturmböen, Orkanböen oder schlimmeren Ereignissen, sondern von Windböen. Eine kurze Bö mit sieben Windstärken mag einen Segler verunsichern, in einer deutschen Stadt hingegen sollte sie einfach nur zur Kenntnis genommen weden können.

Wir werden zunehmend entselbstständigt. Menschen stehen nachts bei „rot“ an der Fußgängerampel, obwohl weit und breit kein Auto zu sehen ist und auch nicht damit zu rechnen ist, dass eines kommt, „Straßenschäden“-Schilder haben eine noch bessere Konjunktur als „Markierung fehlt“-Zeichen, die aber auch schon keine schlechte Vermehrung erfahren. Auf Waldwegen wird vor mangelnder Befestigung gewarnt. Abgesackt mit dem Auto? Wir haben Sie gewarnt. Dass der Kaffee inzwischen überall mit einer „heiß“-Warnung versehen ist, daran haben wir uns schon gewöhnt. Oh, ehrlich, so heiß? Ich hätte ihn gerne kalt. „Vorsicht: Kalt!“

In unserem Wohnmobil ist ein Piktogramm-Hinweis angebracht, der uns davor bewahren soll, bei geschlossener Verdunkelung der Windschutzscheibe und der vorderen Seitenfenster loszufahren. Schade, das wollte ich schon immer probieren: Blindflug mit einem Dreiachser. Nichts darf man.

Genug des Sarkasmus. In unseren Unternehmen können wir eine Menge tun. Vor allem können wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei unterstützen, ihr Urteilsvermögen zu stärken, Erfahrungen zu machen, die dazu führen, dass sie sicherer in jedweder relevanten Situation werden. Wir können einen Punkt hinter die Entselbstständigung machen, und das sollten wir auch tun. „Vorsicht, selbstdenkende Bürger“. Auch ein nettes Schild.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Die persönliche Sicht: Weniger statt mehr

Wir haben eine neue Regierung und das Erste, was es zu tun galt, war, die Ministerien neu zu ordnen, sich also wieder mit sich selbst zu beschäftigen. Herr Gabriel ist jetzt Superminister – „Super-„, das tut auch dem Ego gut -, Frau von der Leyen ist Verteidigungsministerin – was ein genialer Schachzug der Kanzlerin war -, Herr Ramsauer ist sauer, die CSU gilt gemeinhin als Verlierer, was nach Herrn Seehofers Lesart ganz und gar nicht der Fall ist.

Wir werden sehen, welche Resultate sich wirklich einstellen. Mit 80 Prozent der Bundestagsmandate sollte sich eine gewisse Gestaltungshoheit einstellen, die nicht in „complacency“, Selbstgefälligkeit, ausarten sollte. Vielleicht gelingt uns das, was die Amerikaner „working across the aisle“ nennen, das aufeinander Zugehen zwischen den Parteien.

Weniger sollte mehr sein. Nicht mehr Bürokratie, sondern weniger. Nicht mehr Staatssekretäre (es gibt derer drei mehr, was völlig unpassend ist), sondern weniger. Nicht mehr Behörden, sondern weniger. Nicht mehr Subventionen, sondern weniger (dies ist aktu bedroht!).

Wir werden die Regierung an ihren Taten messen.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Die persönliche Sicht: Es soll der Beste machen!

Mir reicht’s. Das ganze parteistrategische Geschacher um Gesichtswahrung, Pöstchen und Positionierung ist nicht dienlich. Die Wahl in Deutschland mit der anschließenden, Ewigkeiten dauernden Verhandlung um eine große Koalition, die Tatsache, dass 470.000 SPD-Mitglieder nun darüber abstimmen, ob es eine solche große Koalition geben soll, oder nicht – lachhaft –, das nicht aufhören wollende sich-in-Stellung-Bringen für Ämter, all das lässt in Vergessenheit geraten, dass die Parteien nur Vehikel sind, Interessenvertretungen, Wertegemeinschaften. Sie sind aber nicht der Staat, sie sind nicht Deutschland. Die mandatierten Personen sind mit einem Auftrag, dem Land zu dienen ausgestattet. Sie sind nicht mit dem Auftrag ausgestattet, einer Partei zu dienen, oder gar sich selbst.

Ich möchte, dass wir eine Regierung bekommen, in welcher der oder die Beste der gewählten Parteien für den jeweiligen Job genau diesen Job macht und nicht derjenige, der sich dadurch am besten strategisch und machtpolitisch für 2017 positioniert. Es geht längst nicht mehr um die Sache – falls es überhaupt darum ging. Es geht nur noch um Macht und Ego. Das finde ich schon in Unternehmen schwach. In einer (potenziellen) Regierung aber finde ich es dem Wähler gegenüber herablassend und persönlich nahezu unerträglich.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Die persönliche Sicht: Gastronomen, hört endlich auf, zu jammern

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir geht Gejammer generell auf die Nerven, also auch das der Gastronomen. Wie viele Gastronomen klagen über schlechtes Geschäft, gestiegene Bierpreise, schlechtes Wetter, wenig Zuspruch? Ergänzen Sie die Liste. In Dortmund hat just ein Restaurant in exponierter Lage, am neu entstandenen Phoenixsee, geschlossen, obwohl es noch gar nicht so lange geöffnet war. Wundersam. Immerhin: Wir haben kein Gejammer mitbekommen. Der Laden hat einfach zugemacht.

Aber: Jetzt kommt Harry. Harry ist Inhaber eines Restaurants, etwas entfernt von unserem Wohnort, in das meine Frau und ich sehr gern gehen. Harry hat eine bodenständige, ehrliche Karte, ist Gastronom durch und durch und seine Söhne wachsen langsam in seine Fußstapfen. Harry ist eine Marke. Wenn man in Harrys Restaurant sitzt, wird man erkannt, begrüßt, immer freundlich bedient, immer in guter Qualität. Harry weiß, wie das Business läuft. Als wir vor kurzem einen Tisch bekommen wollten, war der Laden voll, Harry freute sich, dass wir wieder einmal da waren, sicherte uns einen Tisch in wenigen Minuten zu und wir kamen ins Gespräch über den vollen Laden. Harry daraufhin: „Das ist das beste Jahr. Wie immer. Es war bisher immer das beste Jahr.“ Hatte ich erwähnt, dass Harry mit dem gleichen „schlechten Wetter“ zu kämpfen hatte, wie alle anderen Gastronomen?

Kein Gejammer, kein Wort über steigende Einkaufspreise, nichts. Harry freut sich stattdessen, dass der Laden brummt. Und wir freuen uns auch, denn das garantiert, dass wir noch oft dort einkehren können.

Gastronomen: Hört endlich auf, zu jammern und fragt Harry, wie es geht.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH