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Mandat Wachstums-Wochenstart #103: So werden Sie produktiver

Vor kurzem gab es eine Diskussion, die von einem kanadischen Kollegen eingeleitet wurde: Wie werden wir produktiver in unserem Tagewerk? Wer möchte das nicht? Hier meine Punkte, die Sie gerne auch an Ihre Mitarbeiter weitergeben können:

  1. Hören Sie auf, zu jammern.
  2. Hören Sie auf, sich schuldig zu fühlen, dass Sie nicht produktiv genug sind. Erkenntnis ist der erste Schritt.
  3. Definieren Sie, was Sie mit „produktiver“ meinen. Viele Menschen setzen sich (und anderen) unrealistische Ziele, viele setzen sich (und anderen) gar keine. Die Planung eines Tages ist die schwierigste Einheit. Es ist schwieriger, einen Tag zu planen, als ein Projekt, denn der Tag ist so furchtbar konkret, er ist heute, nicht morgen.
  4. Prioritäten. Das Wichtige zuerst. Setzen Sie sich drei Prioritäten für das Jahr. Fragen Sie sich, ob Sie eine bestimmte Aufgabe, die Sie meinen, tun zu müssen, auf dem Weg zu Ihren Prioritäten weiter bringt. Wenn nicht: Ist die Aufgabe überhaupt nötig?
  5. Keine Unterbrechungen. Schreiben Sie einmal über einen kurzen Zeitraum (zwei Tage) auf, was Sie unterbricht und WER Sie unterbricht. Viele Störungen haben einen Namen. Sie werden staunen.
  6. Keine Ausnahmen, keine Entschuldigungen, es sei denn, das Haus brennt.
  7. Seien Sie konkret, schaffen Sie schaffbare Einheiten. Manche Aufgaben sind zu groß, um sie zu starten. Mit der Aufgabe „Buch schreiben“ hätte ich keines meiner 14 Bücher verfasst. Der Eintrag „Akquirieren“ ist keine sinnvolle Aufgabe, aber Max Mustermann anzurufen, um ihn nach einer Empfehlung zu fragen, oder über einen möglichen Auftrag zu sprechen, ist eine.
  8. Stoppen Sie rechtzeitig. In unseren Berufen sind wir nie „fertig“. Wenn wir nicht stoppen, arbeiten wir endlos. Das macht aber keinen Sinn.
  9. Organisieren Sie sich. Bilden Sie zeitliche Blöcke mit gleichartigen Tätigkeiten. Ein alter Tipp, aber dadurch nicht falscher. Telefonblöcke, Schreib-Blöcke, Denk-Blöcke erhöhen die Produktivität.
  10. Zweifeln Sie nicht im Nachhinein das Geschaffene an. Tun Sie etwas. Erledigt. Das Nächste. Obwohl ich schon immer hochproduktiv war, hat dies meine Produktivität verdoppelt. Voraussetzung ist natürlich eine vernünftige Eingangsqualität.
  11. Kümmern Sie sich nicht um Zeitplanungssysteme. Ob Sie ein TimeSystem®, ein Filofax®, Outlook® oder Post-Ist® nutzen, ist völlig unerheblich, solange Sie damit nachweislich gut zurecht kommen.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.***

Risiko oder Zwangsbeglückung: Was ist Ihnen lieber?

Jawohl, das Leben ist gefährlich, zumindest, wenn man denjenigen glaubt, die sich nur auf die Risiken konzentrieren. Was kann nicht alles passieren. Aber: Die meisten der Dinge, die passieren können, werden nicht passieren, sie werden schlichtweg nicht eintreten. Diese Tatsache schützt uns aber nicht vor den Zwangsbeglückern, die nicht müde werden, jeglichen Fall eines möglichen Eintretens regeln zu wollen.

Wir können uns nicht vor allem schützen. Das Leben birgt ein gewisses Restrisiko, das insbesondere in Deutschland vergleichsweise gering ist. Die Regelungswut indes steigt – zumindest gefühlt – stetig an. Gespräche über Helmpflicht auf Fahrrädern, ausufernde Tempo-30-Zonen in völlig unsinnigen Bereichen, Mails, die nur noch bis 18 Uhr und dann wieder ab 7 Uhr zugestellt werden, die Liste lässt sich beliebig verlängern. Statt auf die Steigerung des Urteilsvermögens der Bürger zu setzen, statt darauf zu setzen, die Einschätzung von Gefahren zu lernen, werden wir durch Vorschriften zwangsbeglückt, um uns vor einer unausweichlichen Katastrophe zu schützen. Dabei sind Unternehmen inzwischen nahezu genauso aktiv, wie der Gesetzgeber.

Ich würde mir wünschen, dass mehr Wert auf das Vermitteln von Zusammenhängen gelegt wird. Ich würde mir wünschen, dass der Bürger oder der Mitarbeiter ernst genommen wird und dass man mehr Zeit mit Überzeugung als mit dem Schaffen von Regeln und Gesetzen verbringt. Das ist langwieriger, aber lohnender.

Wie sagte mir Hans Andersson, seinerzeit Länderverantwortlicher in Südkorea und in Japan für H&M, just zu Zeiten des Tsunamis und der Fukushima-Katastrophe in einem unserer Gespräche? „Herr Quelle, einen Tsunami können Sie nicht regeln, da müssen Sie sich auf die Unternehmenswerte und das Urteilsvermögen der Führungskräfte verlassen, um das Richtige zu tun.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

CEO-Tipp des Monats April 2014: Die Unternehmensführung als Team – wirklich notwendig?

Machen wir es kurz: die Antwort auf die obige Frage im Titel lautet „Nein!“ Dies war die Kurzversion dieses Beitrags.

Nun zur Langversion: Der Begriff „Team“ ist vermutlich einer der am meisten strapazierten Begriffe, wenn es um Zusammenarbeit, Projekte, Interaktion geht. Das Strategieteam, dass Buchhaltungsteam, das Projektteam, wir alle sind ein Team, alle haben sich lieb. Abgesehen davon, dass die permanente Überdehnung des Begriffes „Team“ ganz und gar nicht dienlich ist, schlägt der Begriff im Rahmen der Unternehmensführung mitunter ausgesprochen seltsame Kapriolen. So fordert mancher Management-Autor, dass die Unternehmensführung ein Team sein müsse und sich auch als solches zu zeigen habe. Die Frage, die bisher nicht beantwortet wurde, lautet: Wozu?

Ein Team ist eine kleine Gruppe von Menschen, die, oft zeitlich begrenzt, miteinander auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten und sich gegenseitig bei der Erreichung dieses Ziels unterstützen. Dies ist zwar keine wissenschaftlich exakte und auch keine vollständige Definition des Begriffs „Team“, aber nehmen wir sie einmal als Arbeitsdefinition. Nun kann man argumentieren, dass gerade junge Unternehmen, die von zwei oder drei Menschen gegründet werden, in der Unternehmensführung einen hohen Teamcharakter aufweisen. Gründungen entstehen nicht selten aus privaten und freundschaftlichen Beziehungen heraus und gerade in der Anfangsphase solcher Start-Ups befindet sich in der Unternehmensführung durchaus ein Team.

Soviel zur Ausnahme. Nun zur Regel: In der Regel sind Unternehmensführungen über die Jahre hinweg gewachsen, nicht selten arbeitet ein CEO nur wenige Jahre mit den anderen Mitgliedern der Unternehmensführung zusammen. Mitunter ist es auch der CEO, der von einem Unternehmen zum anderen wechselt. In der Unternehmensspitze finden sich üblicherweise gereifte Charaktere, die bereits individuelle erfolgreiche Karrierepfade gegangen sind und klare Vorstellungen davon haben, was sie in dem Unternehmen, in der Unternehmensführung, gestalten wollen. Selbstverständlich muss es Absprachen innerhalb der Unternehmensführung geben und selbstverständlich schadet es auch nicht, wenn die einzelnen Mitglieder der Unternehmensführung ein Interesse daran haben, dass die jeweils anderen Mitglieder erfolgreich sind. Häufig aber hat diese Sorge um den Erfolg des Anderen ihre Grenze – und dagegen ist auch nichts einzuwenden.

Weder muss sich der CEO darum übermäßig kümmern, dass aus der Unternehmensführung ein Team wird, noch müssen die anderen Mitglieder der Unternehmensführung hier übermäßige Energie verschwenden. Viel wichtiger ist es, dass sich die Unternehmensführung auf eine gemeinsame Arbeitsweise verabredet, gemeinsame Führungsprinzipien im Unternehmen lebt und dafür Sorge trägt, dass verabredete Arbeitsresultate auch eingehalten werden. Wenn dies auf einem gemeinsamen Wertefundament ruht, ist dem erfolgreichen Arbeiten einer Unternehmensführung als „Arbeitsgruppe“ nichts in den Weg gestellt. Wenn es dem CEO gelingt, die Animositäten, die mitunter in Unternehmensführungs-Gremien vorzufinden sind, einzudämmen, wenn es dem CEO überdies gelingt, das Interesse an den Erfolgen der anderen Mitglieder der Unternehmensführung zu erhöhen, wenn es ihm auf diese Weise gelingt, die Energien in die richtige Richtung, nämlich in Richtung Wachstum, zu richten, hat er einen guten Job gemacht. Klassisches Teambuilding auf Unternehmensführungs-Ebene ist meist weder nötig, noch hilfreich.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York. ***

Der CEO-Tipp des Monats ist Auszug aus dem monatlich erscheinenden Mandat Growthletter, der kostenfrei bezogen werden kann: Anmeldung

Die aktuelle Ausgabe ist hier zum Download verfügbar (PDF, ca. 3 MB) ***

Mandat Growthletter Nr. 88 „Zusammenarbeit“ erschienen

Gestern ist die aktuelle Ausgabe des Mandat Growthletters erschienen. Wachstumsfokus: „Zusammenarbeit“. Die aktuelle Ausgabe ist hier zum Download verfügbar (PDF, ca. 3 MB)

Der Mandat Growthletter adressiert jeden Monat Wachstumsthemen unter den Rubriken

  • CEO-Tipp des Monats
  • Strategie & Führung
  • Marke
  • Organisationsentwicklung
  • Internationales Marken-Kolloquium
  • Vorträge & Veröffentlichungen
  • Mandat Intern

Der Mandat Growthletter kann kostenfrei und unverbindlich bezogen werden: Anmeldung

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York ***

Mandat Wachstums-Wochenstart #102: Fasse Dich kurz

Kennen Sie Menschen, die Dinge mit anderen Worten mehrfach wiederholen, weil sie den Eindruck haben, sie müssten ihren Punkt noch einmal bekräftigen? Das hört sich dann so an:

„Nach unserem letzten Gespräch bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass Sie von den drei Alternativen, die Sie erwogen haben, die erste wählen sollten. Ich meine, die zweite bietet auch Chancen und die dritte ebenso. Aber die erste ist einfach die wirksamste, das habe ich ganz klar erkannt. Wenn Sie die zweite Alternative wählen, haben Sie überdies einen höheren Aufwand in der Realisierung. Die dritte böte einen noch höheren Aufwand und das können Sie sich im Moment einfach nicht leisten, während die erste Alternative ja alle Vorteile vereint, insbesondere, wenn Sie Ihre derzeitige Situation vor Augen haben. Die erste Alternative ist einfach die beste, das war ja auch schon der Eindruck, den wir neulich gewonnen haben.“

Der Gegenüber ist vermutlich inzwischen eingeschlafen.

Der richtige Satz lautet: „Ich habe mir, wie besprochen, ein Bild gemacht und empfehle Ihnen: Wählen Sie die erste Alternative.“ Punkt, Schweigen. Wenn der Gegenüber Fragen hat, wird er sie stellen.

Kommen Sie auf den Punkt und vor allem: Machen Sie einen solchen.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Nespresso: Marke, Convenience und die Wirkung auf den Preis

Dass es Nestlé gelungen ist, mit Nespresso eine grandiose Erfolgsstory zu erzeugen, ist hinlänglich bekannt. Heute schauen wir einmal auf die Auswirkungen einer starken Marke sowie der geschaffenen Convenience auf den Preis und den, in diesem Falle unvermeidlichen, Gewinn.

Also, bitte: Die Rechner gezückt.

  • Nach einer ausgeprochenen Hausse am Kaffeemarkt seit Jahresbeginn 2014 liegt der aktuelle Preis pro Kilogramm Kaffeebohnen am Rohstoffmarkt heute (14.03.2014) bei etwa 3,18 Euro. (1,44 Euro pro Pfund (lb.), 1 Pfund (lb.) = ca. 453 Gramm)
  • Tchibos „Feine Milde“ wird heute (14.03.2014) auf der Tchibo-Homepage als Aktion beworben: 7,48 pro Kilogramm.
  • Der „New York“-Kaffee, den wir bei Mandat beziehen: ca. 30 Euro pro Kilogramm.

Nun zu Nespresso:

  • Eine Kapsel kostet ca. 37-39 Cent.
  • In einer Kapsel befinden sich ca. fünf Gramm. 200 Kapseln ergeben also ein Kilogramm.
  • Macht nach Adam Riese 74-78 Euro pro Kilogramm Kaffee = Faktor 10 verglichen mit dem Tchibo-Angebot und immer noch Faktor 2,5 zum „New York“-Kaffee.
  • Anders gerechnet: Für den Preis von einer „Nespresso-Stange“ (10 Kapseln) in Deutschland gibt es in Südamerika mehr als ein Kilogramm Rohkaffee zu kaufen.

Nicht schlecht.

Mit vielen unserer Klienten diskutieren wir die Kraft einer Marke auf den Preis und die Vorteile von Convenience für den Preis. Wenn Sie das nächste Mal in einem Führungskräftemeeting sind, diskutieren Sie einmal, wie Sie die Kraft Ihrer Marke nutzen und welche Convenience-Vorteile Sie Ihren Kunden gewinnbringend für beide Seiten schaffen können. Bei Ihren Kunden werden Sie offene Türen einrennen. Ob dies bei Ihrer Mannschaft auch so ist, hängt von deren Wachstumsbereitschaft ab.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Wachstum: Wenn der Vertrieb etwas „muss“, ist es der falsche Vertrieb

Typische Vertriebssätze:

  • „Ich muss heute noch zu diesem Kunden“
  • „Ich muss die Auswertung noch machen“
  • „Ich muss den Kunden noch anrufen“
  • „Wir müssen in diesem Jahr mehr verkaufen“.

Allesamt falsche Sätze.

Niemand „muss“ irgendetwas. Ein „Muss“ drückt aus, dass man etwas eigentlich nicht will. Es drückt aus, dass man irgendetwas tut, von dem man meint – oder weiß -, dass jemand anderes es von einem selbst erwartet. „Muss“ ist passiv, „muss“ bedeutet, nicht mit Kopf, Herz und Hand dabei zu sein. „Muss“ ist Pflichterfüllung.

Viele Menschen verweilen im „Muss-Modus“. Dies ist desaströs, vor allem im Vertrieb. Denn: Es geht auch anders:

  • „Ich werde heute zu diesem Kunden fahren, denn ich möchte ihn für etwas gewinnen.“
  • „Ich mache die Auswertung direkt jetzt.“
  • „Ich rufe den Kunden jetzt an, damit er weiß, was wir ihm bieten können.“
  • „Wir werden in diesem Jahr noch größeren Nutzen schaffen und dadurch automatisch mehr verkaufen.“

In unseren Wachstumsprojekten zur Steigerung der Vertriebsleistung achten wir auch auf solche Nuancen. Wenn ein Vertriebsmitarbeiter im „Muss-Modus“ ist, mag das noch angehen, wenn aber – wie häufig erlebt – eine ganze Vertriebsmannschaft in diesem Modus ist, ist dies entweder der falsche Vertrieb, oder, was wahrscheinlicher ist, der Vertriebsleiter ist untauglich. Beides ist korrigierbar.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Mandat Wachstums-Wochenstart #101: Der Selbstwert

In meinen Mentoring- und Personal-Coaching-Mandaten, die ich persönlich betreue, kommen immer wieder Fragen auf, die sich auf einen Nenner zurückführen lassen: Das Gefühl des eigenen Selbstwerts.

Warum trauen sich auch erfahrene, erfolgreiche, gestandene Menschen nicht, einen nächsten Wachstumsschritt zu gehen, einen Kunden anzurufen, einen Mitarbeiter zur Ordnung zu rufen, einen Vortrag zu halten, jemanden an eine getroffene Abmachung zu erinnern, der diese offenbar gebrochen hat?

Die Antwort: Weil Ablehnung erfahren werden kann. Oder, wie es hier im Ruhrgebiet heisst: „Weil sie das Echo nicht vertragen“.

Abgesehen davon, dass man das „Echo“, also die Reaktion, gar nicht vorabsehen kann und ein hineingedachtes „Echo“ unfair ist, ist die Sorge vor Ablehnung auch ohnehin meist unbegründet. Was passiert denn, wenn der nächste Wachstumsschritt schiefgeht? Was passiert, wenn der Kunde „nein“ sagt, wenn der zur Ordnung gerufene Mitarbeiter anderer Meinung ist und widerspricht, wenn der Vortrag nicht allen Zuhörern gefällt?

Richtig: Nichts.

Der größte Entwicklungsengpass ist das eigene Selbstwertgefühl. Die gute Nachricht: Wir haben es in der Hand.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Die persönliche Sicht: Die Gleichmacherei muss aufhören

Wenn mich wirklich etwas in Deutschland massiv stört, dann sind dies zwei Dinge: Erstens die Einschränkung der persönlichen Freiheit durch unnütze Regelungen, die meist von Besserwissern und Gutmenschen erfunden werden und zweitens die Tendenz zur Gleichmacherei, die, ideologisch geprägt und gewollt, Stück für Stück vorangetrieben wird. Heute geht es um Letzteres.

Wachstum entsteht nicht durch Gleichmacherei. Überdies wird Gleichmacherei mit gespaltener Zunge betrieben:

Einerseits werden die, „die mehr tragen können“ immer wieder dahingehend bemüht, dass sie auch „mehr beitragen“, zum Beispiel in Sachen Steuerzahlungen, Steuersätzen, Abgaben, Mehrbeiträgen zum staatlichen Verteilsäckel, wobei gern vergessen wird, dass diese Metapher immer und immer wieder bemüht wird, obwohl die, die vermeintlich „mehr tragen“ können schon lange mehr leisten, als alle anderen zusammen.

Andererseits wird bereits in der Schule massive Gleichmacherei betrieben, denn besonders helle Köpfe haben es im staatlichen Schulsystem schwer, werden sie doch unter dem Vorwand des „langen gemeinsamen Lernens“ in Gesamtschulen gesteckt und überdies durch den Radikalabbau des dreigliedrigen Schulsystems bestraft. Der drohende Wegfall der Hauptschule wird einen weiteren Beitrag dazu leisten, dass in der Schule alle „gleich“ behandelt werden, statt jeden nach seinen Fähigkeiten zu fördern. Der überbordende Drang vieler Eltern, Kinder unbedingt studieren lassen zu wollen (obwohl diese das vielleicht gar nicht möchten, geschweige denn können), trägt sein Übriges dazu bei, dass wir in Schulen eine zunehmend inadäquate Besetzung von Schülern und Lehrern finden.

Eliten haben es in Deutschland schwer, das gilt für die Forschung (wie viele exzellente Forscher gehen lieber in die USA, statt hier zu forschen?), für die Wirtschaft (welches Bild hat der rechtschaffene Unternehmer in der deutschen Öffentlichkeit?), für sogenannte „Großverdiener“ (wer sagt in Deutschland: „Toll, was xyz geschafft hat, das möchte ich auch erreichen“?) und das gilt auch und insbesondere für die Schule. Wann erkennen wir endlich, dass es sich lohnt, Eliten zu fördern?

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.***

„Erlebnis“ Range Rover: Der Einfluss des Verkaufs auf die Wirkung der Marke

Ich interessier(t)e mich für einen neuen Range Rover. Auf der Suche erlebten meine Frau und ich kürzlich das Folgende, als wir, mit unseren Hunden im Auto, leger in hundetaugliche Kleidung gekleidet, ich hatte mich am Morgen nicht rasiert, auf einem unserer Wege bei zwei Landrover Händlern vorbeischauten.

Händler 1: Ein namhafter Handelsbetrieb, der das Wort „Premium“ im Namen führt. Draußen stehen ein paar Modelle, aber kein Range Rover. Nur ein paar RR Sport und ein Evoque. Ich trete in den großen Showroom – leer. Kein einziges Auto. Aber: Ein Verkaufsbüro. Darin ein Verkäufer, der unwillig aufblickt, als ich mich ihm namentlich vorstelle und ihm sage, dass ich einen Range Rover kaufen möchte und mich darüber wundere, einen leeren Showroom vorzufinden.

  • Verkäufer (mustert mich von oben bis unten): „Ja, die Autos sind alle ‚drüben‘, es ist eine Aktion hier.“
  • Ich: „Alle ‚drüben‘??“
  • Verkäufer: „Genau. Wofür interessieren Sie sich? Für einen Evoque?“
  • Ich: „Für einen klassischen Range Rover.“
  • Verkäufer: „Einen Sport?“
  • Ich: „Für einen klassischen Range Rover!“
  • Verkäufer (mustert mich erneut, ungläubig): „Unser Vorführwagen ist unterwegs. Ich habe kein Modell hier. Die Lieferzeit ist in neun Monaten.“
  • Ich: „Danke.“

Ende des Gesprächs.

Der nächste Händler:

  • Ich: „Guten Tag, ich bin Guido Quelle und interessiere mich für einen Range Rover.“
  • Verkäufer: „Guten Tag, mein Name ist … und das trifft sich ausgezeichnet, denn ich verkaufe Range Rover.“
  • Ich: „So ein Zufall.“

Beide lachen. Wir gehen aus dem Showroom auf das Freigelände. Der Verkäufer begrüßt meine Frau mit Handschlag.

Das Gespräch verläuft weiterhin freundlich, der Verkäufer nimmt meine Verwunderung über die Lieferzeit ernst, betont aber, dass auch er daran nichts ändern könne, weist darauf hin, dass die neue Langversion eine Lieferzeit von aktuell drei Jahren (!) hat und ist selbst auch nicht besonders begeistert darüber. Er könne mir gern einen Vorführwagen besorgen, aber an der Lieferzeit könne er nichts ändern.

Wir trennen uns freundlich – ein gutes Gespräch. Dreimal darf man raten, wo ich einen Range erneut anfragen würde, wenn die Lieferzeiten einmal wieder akzeptabel wären.

Lektionen:

  1. Die „Frontline“ entscheidet über eine Marke: Der Marke Landrover hat der erste Verkäufer geschadet, der zweite hat es wieder wettgemacht.
  2. Range Rover liefert ein Beispiel dafür, was geschieht, wenn man nicht auf den Erfolg vorbereitet ist und schadet der Marke durch die inakzetablen Lieferzeiten. Ich werde jedenfalls keinen RR bestellen.
  3. Lassen Sie sich selbst nie – niemals – von Äußerlichkeiten leiten und instruieren Sie auch Ihren Vertrieb, Äußerlichkeiten nicht zur Basis für Beurteilungen zu nehmen. Auch Menschen in legerer Kleidung können ein Auto, eine Uhr, ein Schmuckstück, ein Haus bezahlen.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.