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CEO-Tipp des Monats Mai 2014: Was der CEO über Logistik wissen muss

Meine Auffassung zu Logistik hat sich im Vergleich zum Beginn meiner Beratungskarriere gründlich gewandelt. War ich als junger Berater noch der Ansicht, Logistik reduziere sich auf Transportieren, Umschlagen, Lagern, hat sich dies spätestens dann dramatisch verändert, als ich die ersten Logistikprojekte selbst betreut habe, seien es Reorganisationsprojekte, Outsourcingprojekte oder, als bisheriger Gipfel unserer Logistikprojekt-Karriere, der Gewinn des Deutschen Logistikpreises durch die damalige ANZAG, die heutige Alliance Healthcare Deutschland, durch Projekte, die wir gemeinsam miteinander ins Leben gerufen haben. Erkannt habe ich dabei auch, dass es dem CEO gut tut, sich mit der Logistik mehr zu beschäftigen, als er meint, dass es nötig wäre. Hier sind fünf Hinweise für den CEO, um seinem Unternehmen Prinzipien und Intelligenz der Logistik stärker verfügbar zu machen:

1. Logistiker kennen fast alle Prozesse im Unternehmen. Das in unseren Wachstumsprojekten häufig bemerkte Problem ist, dass die Logistiker nicht hinreichend häufig von der Unternehmensführung nach ihrer Meinung gefragt werden. Logistiker denken in Prozessen – zumindest, wenn es sich um gute Logistiker handelt. Fragen Sie die Logistikexperten in Ihrem Hause häufiger nach deren Meinung, wenn es Ihnen darum geht, bestehende Prozesse zu verbessern.

2. Es ist ein Unterschied, ob man Logistik als Kostenfaktor oder als Wachstumsfaktor betrachtet. Die meisten Unternehmen, die ich kenne, habe noch ein erhebliches Potenzial, um ihre Logistik stärker als Wachstumsfaktor zu nutzen. Zu viele Gespräche drehen sich um die Senkung von Logistikkosten, zu wenige Gespräche drehen sich darum, wie den Kunden mithilfe der Logistik noch bessere Leistungen zugeführt werden können, die mit erheblichen Umsatz-und Gewinnsteigerungen verbunden sind.

3. Die Schnittstelle zwischen der IT und der Logistik ist oft stiefmütterlich gestaltet. Dies ist insbesondere dann fatal, wenn es darum geht, Prozesse zu verändern, denn die IT ist heute selbstverständlich in jedem Prozess präsent. Wenn die Schnittstelle zwischen IT und Logistik aber nicht definiert ist oder nicht funktioniert, liegt hier eine Gefahr, die durch eine strukturierte Initiative gebannt werden muss.

4. Die Schnittstelle zwischen Vertrieb und Logistik ist häufig noch schlechter ausgeprägt, als die Schnittstelle zwischen IT und Logistik. Sie funktioniert häufig nur auf Zuruf. Hier liegt eine besondere Gefahr geborgen, denn häufig muss die Logistik das halten, was der Vertrieb verspricht. Wenn im Vorfeld aber keine Abstimmung erfolgte, hat der Vertrieb, und damit das Unternehmen, mit Zitronen gehandelt, wenn Kunden plötzlich angesichts eines nicht eingehaltenen Versprechens irritiert sind.

5. Viele Unternehmen, die meinen, Logistik sei eine ihrer Kernkompetenzen und die darauf beharren, ihre Logistik selbst durchzuführen, übersehen, dass sie besser beraten wären, die operativen Logistikprozesse auszulagern und die konzeptionelle Intelligenz im Hause zu behalten und sie mit der konzeptionellen Intelligenz eines Dienstleisters zu kombinieren. Dies funktioniert allerdings nur dann, wenn akzeptiert wird, dass Kostensenkungen bei der Auslagerung der Logistik häufig zu Beginn eines solchen Projektes hoffnungslos überschätzt werden.

Dies waren nur fünf Gedanken dazu, wie der CEO sich seiner Logistik noch mehr zu Nutze machen kann. Über dieses Thema lässt sich noch trefflich weiter sprechen. Wenn Sie aus unserer Erfahrung schöpfen möchten, kontaktieren Sie mich: guido.quelle@mandat.de

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York. ***

Der CEO-Tipp des Monats ist Auszug aus dem monatlich erscheinenden Mandat Growthletter, der kostenfrei bezogen werden kann: Anmeldung

Die aktuelle Ausgabe ist hier zum Download verfügbar (PDF, ca. 3 MB) ***

Wie profitables Wachstum nicht funktioniert: Pharmagroßhandel Deutschland

Mit Rabatten wurde noch nie sinnvolles Wachstum geschaffen. Eine ganz offensichtliche Wachstumsirrtums-Drehscheibe findet sich in der Arzneimittelversorgung. Wenngleich der Endverbraucher die Unternehmen, welche die Apotheken versorgen, auch selten kennt, sind sie publik, handelt es sich doch zu einem großen Teil erstens um börsennotierte Unternehmen und zweitens um einen oligopolisierten Markt. Die führenden Pharmagroßhändler Phoenix, Gehe (Celesio), Alliance Healthcare (ex-ANZAG), Noweda, Sanacorp teilen sich 85% des Marktes untereinander auf, die Zahlen sind transparent.

Die Art und Weise, in der die apothekenbeliefernden Großhändler insbesondere auf dem deutschen Markt agieren, ist aus meiner Sicht nur durch mangelnde Ideen, ein falsches Verständnis von Kundenbeziehungen, ein fehlendes Angebot und irrige Annahmen über Wirkzusammenhänge erklärbar. Der Kern-Wettbewerbsvorteil, der beim Apotheker ausgespielt wird, ist nämlich … (Trommelwirbel) … der Rabatt an die Apotheken. Das nenne ich einmal eine richtig gute Idee. So soll Wachstum also funktionieren. Interessant.

Auf Rabatt kann man ein Geschäftsmodell nicht gründen und auch die immensen Produktivitätsverbesserungen, die der Pharmagroßhandel kontinuierlich erzielt, können die erodierenden Margen nicht auffangen. Die Folge: sinkende Gewinne im Deutschland-Geschäft. Die Inhaber der Apotheken freut es, werden sie allein durch die Rabattschlacht vermutlich einige hundert Millionen Euro in diesem Jahr hinzuverdienen – bei gleicher oder sogar steigender Lieferleistung, wohlgemerkt. Natürlich versuchen die Großhändler, die abbrechenden Gewinne, die auch nicht im Sinne der Aktionäre oder Anteilseigner sind, aufzufangen, aber der Wirkhebel der Produktivitätsverbesserungen ist weitgehend genutzt. Auch das Heil im Ausland zu suchen, ist bestenfalls ein zeitliches und lokales Verschieben des Problems, denn wenn man keine Antworten auf die Frage hat, wie man Apotheken besser an das Unternehmen binden kann, als mittels Reduzierung des Abgabepreises, sei es durch direkten Rabatt oder durch „Naturalrabatt“, findet man diese Antworten auch nicht im Ausland.

Nein, der Pharmagroßhandel hat Chancen verspielt und sich zu stark auf seine Kernkompetenz „Logistik“ konzentriert, ohne sie durch additive, attraktive Angebote zu unterfüttern. Dabei waren die Chancen durchaus vor einiger Zeit gegeben, als vor etwa zehn Jahren die ersten Kooperationssysteme aufgebaut wurden. Der Webfehler: Die Kooperationssysteme wurden von jeher mit dem Fokus auf „Einkauf“ konfiguriert. Die Systeme (Vivesco, Linda, meine Apotheke, usw.) sind nicht konsequent in Richtung Markt weiterentwickelt worden und zu viele Branchenmanager lehnen sich zurück mit dem Hinweis darauf, dass es sich in Deutschland um einen gesetzlich reglementierten Markt handele, innerhalb dessen ein weiterreichendes Wirken gesetzlich nicht möglich sei. Mit Verlaub, ich finde, dass hier deutlich Luft nach oben besteht.

Solange die Wachstumsideen des Pharmagroßhandels in Deutschland sich auf das Senken der Verkaufspreise und auf das Halten von Marktanteilen im Oligopol beschränken, ist hier kein Staat zu machen. Hier ist ein Vorschlag zur Produktivitätsverbesserung: Man reduziere den Außendienst auf exakt Null Personen. Auf einen Außendienst kann eine Organisation, die nur über Rabatte verkauft, nämlich getrost verzichten. Möchte man dies nicht, versehe man den Außendienst mit attraktiven Angeboten für die Apotheken.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Logistik: Kostenfaktor oder Umsatztreiber?

Es ist ein wesentlicher Unterschied, ob Unternehmen ihre Logistik nur als Kostenfaktor sehen, den man möglichst „streamlinen“ muss, oder ob es sich nicht besser empfiehlt, die Logistik als Umsatztreiber, oder sagen wir zumindest, als Umsatzbefähiger, zu sehen. Ich habe meine erste Logistikstudie vor 20 Jahren geleitet. Es ging damals um eine europäische Studie zu logistischen Allianzen und bereits damals wurde deutlich, dass diejenigen Unternehmen, die ihre Logistik gezielt als Vertriebs- und Marketinghilfe einsetzten, wesentlich erfolgreicher waren, als diejenigen, die immer nur die Kosten der Logistik gesehen haben und diese – weil „böse“ – versuchten, zu senken.

Wachstum kommt nicht aus dem Senken von Kosten. Wachstum kommt von oben, von der Top-Line. Und Wachstum kommt von innen. Will man im Unternehmen nach Potenzialen suchen, um das Wachstum zu fördern, kommt man an der Logistik als eine der wesentlichen Querschnittsaufgaben nicht vorbei. Natürlich möchte der Vertrieb möglichst permanente Lieferfähigkeit, natürlich möchte das Marketing vollmundige Belieferungsversprechen abgeben können und natürlich wollen auch alle Kunden zu bestimmten Zeitpunkten beliefert werden und alles muss just-in-time sein. Es geht aber nicht darum, alle Anforderungen zu erfüllen. Es geht zunächst darum, die Sichtweise zu verändern: Die Kernfrage muss sein: Wie kann uns die Logistik helfen, weitere Kunden zu akquirieren, weitere Leistungen abzubilden, wie kann uns die Logistik dabei helfen, Markt zu machen?

Dass dies eine immer noch ungewöhnliche Sichtweise ist, lässt sich auch an den Kennzahlensystemen der Unternehmen beobachten, denn die „Logistikkosten“ verschiedener Unternehmen lassen sich in der Regel nicht miteinander vergleichen. Sind es manchmal die reinen Frachtverbringungskosten, werden anderswo Kapitalbindungskosten, IT-Kosten, Overheadkosten, etc. mit eingerechnet.

Wir haben seinerzeit die Andreae-Noris Zahn AG (seit April 2013 „Alliance Healthcare Deutschland AG“), mit den von uns begleiteten Projekten dabei unterstützt den Deutschen und den Europäischen Logistikpreis im selben Jahr zu erlangen. Das war nur möglich, weil wir die Sichtweise auf die Logistik geändert haben.

Es muss ja nicht gleich der Deutsche Logistikpreis sein, aber was tun Sie, um Ihre Logistik als Wachstumstreiber einzusetzen und sie nicht nur auf der Kostenseite erscheinen zu lassen?

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Politik und Wachstum

Jeder Bauer weiß, dass die Kuh erst Gras benötigt, bevor sie Milch gibt. Jeder Unternehmer weiß, dass es eines Investments bedarf, damit Wachstum möglich wird. Wie sagte mir Horst Trimborn, ehemaliger Vorsitzender des Vorstandes der Andreae-Noris Zahn AG (heute ein Mitglied der Alliance Boots Gruppe) in einem Gespräch im Rahmen der Mandat Telekonferenz-Serie „Dimensionen des Wachstums“? „Wachstum muss Geld kosten, damit es Geld bringt.“ (Link führt zur Presseinformation als PDF)

Was für Unternehmen gilt, gilt ausdrücklich nicht für die Politik. Es ist nicht Aufgabe der Politik, Geld auszugeben, um für Wachstum zu sorgen. Es ist nicht Aufgabe des Staates, direkt für Beschäftigung zu sorgen. Es ist Aufgabe der Politik und des Staates, dafür Sorge zu tragen, dass die private Wirtschaft die Rahmenbedingungen vorfindet, die dazu genutzt werden können, für Wachstum und für Beschäftigung zu sorgen. Einmischungen des Staates in diesen Prozess müssen so gering wie möglich gehalten werden.

Bei der ständigen Diskussion darüber, was die Politik, was der Staat seinen Bürgern (insbesondere in Wahlzeiten seinen Wählern) Gutes tun werde und dass der Staat für Wachstum sorgen müsse, ist zuviel Eigennutz der handelnden Personen im Spiel. Ebenso im Spiel ist Misstrauen gegenüber uns Unternehmern, dass wir tatsächlich zum Wohle des Ganzen für Wachstum sorgen würden. Liebe Politiker, die Sie den Staat als Wachstumsmotor sehen: Schauen Sie einmal auf die Finanzen der weitaus meisten Unternehmen und stellen Sie bitte fest, dass Gewinne regelhaft reinvestiert werden, um weiteres Prosperieren zu gewährleisten. Zum Wohle aller.

Wachstum ist mehr als „Mehr des Gleichen“. Somit brauchen wir auch nicht mehr Intervention des Staates, sondern – richtig: weniger.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH