Mandat Wachstums-#Wochenstart Nr. 345: Sich selbst ein Bild machen
Was hören wir nicht alles über andere. Wir hören etwas über Unternehmen, Personen, Institutionen, Kunden. Wir ahnen, dass das, was wir von einem Dritten hören und in den Medien wahrnehmen, irgendwie gefiltert ist, aber von wem und wie? Wir tendieren dazu, in einer Wolke zu leben, was gerade durch die sozialen Medien noch verstärkt wird: Wir folgen denjenigen, die unserer Meinung nahe stehen, unsere Follower / Freunde / Verknüpfungen stehen uns wiederum nahe, es besteht die Gefahr, dass man sich im Kreis dreht und sich nur noch selbst bestätigt.
Dieser Gefahr muss man sich bewusst sein, denn nicht immer besteht die Möglichkeit, sich Informationen aus erster Hand zu verschaffen, manchmal aber sollte man das tun und manchmal ergeben sich auch überraschend Gelegenheiten.
Ich hatte vier dieser Gelegenheiten in der vergangenen Woche, die für mich allesamt äußerst lehrreich waren: Es begann mit einem Einblick in das sonst so verschlossene Unternehmen amazon mit überraschenden Fakten, im weiteren Verlauf hatte ich erhellende Gespräche mit Abgeordneten und Mitarbeitern des Deutschen Bundestages. Es schlossen sich auf dem Deutsch-Ukrainischen Wirtschaftsforum in Berlin, zu dem ich eingeladen war, fundierte wirtschaftliche und politische Informationen über die Ukraine an. Anlässlich dieser Veranstaltung hatte ich überdies die Gelegenheit, Bundeskanzlerin Angela Merkel wieder einmal so klar und deutlich positioniert zu erleben, wie man sie nur direkt erlebt – dann, wenn kein medialer Informationsfilter dazwischen ist.
Sich selbst ein Bild zu machen ist wichtig, will man sich Meinungen bilden, Argumente finden, Entscheidungen treffen. Das Zuhören auch denen gegenüber, die eine gänzlich andere Ansicht vertreten, als man selbst – wie zum Beispiel dem in Russland geborenen Taxifahrer, der mich zum Bahnhof fuhr und der eine gänzlich andere Auffassung der Lage in der Ukraine hatte als ich – ist wichtig, denn sonst redet man aneinander vorbei und entfernt sich von der sogenannten Realität.
Auch in Unternehmen ist dies von erheblicher Bedeutung. Viele Diskussionen drehen sich im Kreis und vor allem versuchen viele Beteiligte zu häufig, sich selbst zu bestätigen, wenn es besser wäre, die andere Seite zu verstehen und dies in seine Argumentation einzubauen. Der Klassiker ist hier die Diskussion über die Bedürfnisse von Kunden, die häufig stattfindet, ohne dass jemand auch nur die Spur einer verlässlichen Basis für die Vermutungen hat und stattdessen einzelne Kunden für das Ganze herangezogen werden.
Man verschaffe sich in wichtigen Fragen selbst ein Bild und verharre nicht in dem berühmten Satz: „Ich habe mir meine Meinung gebildet, kommen Sie mir jetzt nicht mit Tatsachen.“
Auf eine gute Woche!
Ihr und Euer
Guido Quelle
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© 2018, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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