Die persönliche Sicht: „Mein Präsident“
Die Wahlen in den USA sind seit eineinhalb Wochen gelaufen, die Wogen um den Wahlkampf haben sich geglättet, es ist wieder nahezu Routine eingekehrt und wir können wieder einmal etwas aus den USA lernen. Nein, ich favorisiere nicht so einen Personenwahlkampf wie in den USA, auch das Volumen und die Intensität ist meiner Auffassung zufolge nicht erstrebenswert. Aber wir können etwas von den US-Bürgern lernen, denn ausgesprochen viele Amerikaner unterstützen nach dem Wahlausgang den Präsidenten der Vereinigten Staaten, weil es „ihr“ Präsident ist – unabhängig davon, ob sie Barack Obama nun gewählt haben, oder nicht.
Ich habe inzwischen viele US-Kollegen und einige von ihnen sind zu Freunden geworden. Wir haben in den letzten Monaten oft über Politik diskutiert, mitunter kontrovers, wie es sich gehört. Eines ist ihnen gemein: Sie wollen, dass „ihr“ Präsident ihr Land nach vorne bringt und die Welt nicht etwa China überlässt. Sie wünschen sich einen Präsidenten, der für die ganze Nation denkt und handelt.
Was geschieht in Deutschland nach der Wahl? Darf die nächste Kanzlerin, der nächste Kanzler, auch auf die Unterstützung aller Deutschen hoffen? Ich fürchte, nicht. In der Vergangenheit wurden vor allem die Fehler des jeweiligen Regierungschefs gesucht, von denen die sie oder ihn nicht wollten. Ich würde mir aber wünschen, dass, unabhängig vom Wahlausgang im September, wir Deutschen nach der Wahl zusammenstünden und „unsere“ Kanzlerin, oder „unseren“ Kanzler dabei unterstützten, Deutschland und Europa nach vorne zu bringen, ob wir nun Angela Merkel oder Peer Steinbrück „gewählt“ haben (und nun komme mir bitte niemand mit der Weisheit, dass man in Deutschland den Bundeskanzler nicht direkt wählen kann).
Würde uns das nicht gut tun?
Ihr Guido Quelle
(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH