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Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 608: Kann ich später zur Prüfung kommen?

Die aufmerksamen Leser werden mitbekommen haben, dass ich in diesem Wintersemester wieder die Vorlesung „Entrepreneurship“ gehalten habe, in der vier Teams vier Start-ups konzipieren. Die Teams sind zwischen drei und fünf Personen stark, es kommt auf jeden einzelnen und auf die Teamleistung an.

An einem Vorlesungstag war eine Gruppe nur mit einem Studenten besetzt. Wo die anderen seien? Sie seien krank.

An einem weiteren Vorlesungstag fehlten nach der Mittagspause drei Studenten. Einer einfach so, die anderen seien „arbeiten“. Ich sagte, dass ich auch arbeiten würde und notierte die drei Fehlenden, weil die Anwesenheit in dieser Vorlesung – wie angekündigt – mit bewertet wird. In Tat und Wahrheit ist es nämlich weniger eine Vorlesung, wie man sich denken kann, denn es sollen ja – mindestens konzeptionell – Start-ups entstehen.

Eine Woche vor der Prüfung, zu der alle Studenten zur gleichen Uhrzeit in der Hochschule sein müssen, fragt mich eine Studentin, ob sie später zur Prüfung kommen könne, sie käme aus einer Stadt in Süddeutschland und ihr Zug sei erst um 10:50 Uhr in Leverkusen, wo die Prüfung aber in der Hochschule schon um 10:15 startet. Ich: „Nein.“ Sie – nach langem „Aber“: „Ok, ich buche um.“

Geht doch, möchte man sagen, aber schön ist das nicht. Es wird zu leichtfertig mit Verbindlichkeit umgegangen.

Pflicht, Disziplin, Verbindlichkeit, das sind natürlich ganz dröge Worte, aber ich halte viel von ihnen und noch mehr von den hinter den Worten liegenden Inhalten. Sie erleichtern nämlich das Zusammenleben und -arbeiten. Ich stelle fest, dass vielfach recht lässig ein simpler Weg gesucht wird, der oft darüber führt, dass mehrere andere sich anpassen müssen. Davon halte ich gar nichts.

Auf der anderen Seite hat das auch eine gute Seite. Erstens kann man sich als Gegenüber in Konsequenz üben. Zweitens kann man sich ganz leicht von vielen differenzieren, indem man einfach pünktlich, verlässlich, verbindlich, zuverlässig, zuvorkommend, berechenbar, ehrlich, konsequent ist. Es wird sofort bemerkt. Je schlechter das Allgemeinniveau, desto stärker die Chance, sich durch vermeintliche Selbstverständlichkeiten zu differenzieren – darüber schrieb ich auch im Wachstums-Wochenstart vor acht Wochen.

Ich werde, wir werden häufig gefragt, wie man die Unternehmenskultur positiv verändert und wir haben eine Reihe von Antworten darauf, die hier auszuführen zu weit ginge. Eines haben sie aber alle gemeinsam:

Sie, ja Sie, liebe Leserin, lieber Leser, Sie müssen vorangehen, sonst glauben alle, es ginge auch anders.

Auf eine frohe Weihnachtswoche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 459: Kulturunterschiede und Arrangements

Mandat Wachstums-Wochenstar® Nr. 459: Kulturunterschiede und Arrangements

In der jüngeren Vergangenheit habe ich wieder Prüfungen abgenommen für eine der Hochschulen, an denen ich lehre – in diesem Fall im Fachgebiet „International Management“ – und die meisten Kandidatinnen und Kandidaten kamen nicht etwa aus Deutschland, sondern aus Indien. Auch Kandidaten aus Frankreich, Mexiko und Brasilien waren dabei.

Ich lerne in solchen Prüfungen immer dazu. Einmal ganz abgesehen davon, dass die indischen Studentinnen und Studenten sämtlich pünktlich und wie verabredet in unserer virtuellen Prüfungskonferenz erschienen waren – im Gegensatz zu ihren deutschen Kommilitonen und Kommilitoninnen – habe ich mit dem einen oder anderen Studenten auch sehr lehrreiche Gespräche über unterschiedliche kulturelle Ausprägungen geführt.

So ist beispielsweise die Einstellung zum Thema „Pünktlichkeit“ in Deutschland eine gänzlich andere als in Indien. Während in Deutschland (und auch in vielen deutschen Unternehmen in Indien) Pünktlichkeit zwingend erwartet wird, ist es in Indien (und auch in Brasilien, beispielsweise) völlig akzeptabel, wenn man zu einer Verabredung 30 Minuten oder gar eine Stunde zu spät kommt. Zwar war mir dies bekannt, aber ich habe trotzdem aus Forschung-Neugierde mehrere Studenten gefragt, wie man sich unter diesen Bedingungen arrangiert und verabredet.

Die Antwort ist so simpel wie logisch: wenn ein Meeting um 14:00 Uhr beginnen soll, verabredet man sich einfach für 13:00 Uhr. Dann ist davon auszugehen, dass das Meeting um 14:00 Uhr startet. Um 13:00 Uhr ist ohnehin noch niemand da.

Ich habe mehrfach herzhaft gelacht. Den Gesprächspartner, mit denen ich darüber gesprochen habe, habe ich natürlich vermittelt, dass es sich nicht um ein despektierliches Lachen handelt, sondern dass ich mich einfach an der Kreativität der Lösung erfreue.

Vielfach ist es viel einfacher, sich mit unterschiedlichen Kulturen zu arrangieren, als man meint. Natürlich ist die in einem Land herrschende Kultur die führende – so würde ich mich in Indien der oben genannten Regeln arrangieren können, wie ich auch erwarte, dass meine Studentinnen und Studenten pünktlich erscheinen, und nicht eine Stunde später. Gleichwohl zeigt dies, dass Lösungen, Kulturen miteinander zu verbinden, statt Trennendes zu betonen, viel näher liegen, als man meinen könnte.

Was dies mit Wachstum zu tun hat? Nun, wir und viele unserer Klientenunternehmen haben bereits internationales Geschäft, und ich bin sicher, viele von Ihnen denken darüber nach, das internationale Geschäft deutlich auszubauen. Dabei ist es unerlässlich, dass man nicht meint, man könne die heimische Kultur und die heimischen (Arbeits-) Gewohnheiten eins zu eins in ein anderes Land exportieren. Viel einfacher ist es, wenn man die Gewohnheiten und die kulturellen Unterschiede kennt, wenn man sich darauf einstellt und das Geschäft deutlich verstärkt, indem man sich synchronisiert.

Miteinander statt gegeneinander. Das gilt für das ganze Leben, nicht nur für das Business.

Auf eine gute Woche

Ihr und Euer

Guido Quelle

 


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© 2021, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 107: Zeit ist wichtiger als Geld

Mandat WWS LogoAls ich noch Selbstmanagement-Vorlesungen gehalten habe, kamen wir irgendwann zu dem Punkt, an dem ich meinen Studenten sagte, dass Zeit wichtiger ist als Geld. Sie können sich denken, was eine häufige Reaktion war. Richtig: „Der hat gut reden“. Gerade diejenigen Studenten, die sich das Studium selbst finanzierten – was an der privaten Hochschule, an der ich lehre durchaus eine Herausforderung ist – konnten sich das nicht vorstellen. Zeit wichtiger als Geld? Unmöglich.

Es ist aber so. Wenn wir 50 Euro verlieren, können wir sie wieder verdienen, wenn wir einen Auftrag nicht bekommen, bekommen wir einen anderen. Wenn wir aber eine Stunde verlieren, ist sie für immer verloren. Unter anderem deshalb sind auch schlecht bezahlte Geschäfte wirklich schlechte Geschäfte. Ich finde, es ist besser, in der Hängematte zu liegen, als einen faulen Auftrag anzunehmen.

Nutzen wir also die einzelnen Stunden jedes Tages und warten wir nicht darauf, dass irgendwann eine bessere vorbeikommt. Wir sind es, die darüber entscheiden, ob eine Stunde gut wird, oder nicht.

© 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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