Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 400: „C’est moi, le directeur!“
Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 400: „C’est moi, le directeur!“
Es war ein warmer Tag in jenem Spätsommer in Cannes als meine Frau und ich draußen in einem Café in einer Seitenstraße der Croisette saßen und es uns gutgehen ließen. Kaffee, Cappuccino, Sonne, herrlich. Wir beobachteten die Menschen im Café, die Menschen, die vorbeizogen, den regen Autoverkehr.
Parkplätze sind in Cannes rar und auch die Seitenstraße des Cafés war völlig zugeparkt, Stoßstange an Stoßstange, wie man es kennt aus Südfrankreich. Einzig ein Platz direkt vor dem Café war noch frei. Er war besonders gekennzeichnet und musste irgendeine Bedeutung haben. Wir kümmerten uns nicht weiter darum, bis eine dunkle Mercedes S-Klasse sich langsam durch die Straße schob und der Fahrer zielstrebig, langsam fahrend exakt diesen Parkplatz einnahm.
Dem Wagen entstieg ein gepflegter Herr mit recht üppigem weißem Haarschopf, nicht ganz schlank, vielleicht um die Mitte Sechzig, kurzärmeliges helles Sommerhemd mit großem Blumenmuster, helle Chinos, hochwertige braune Slipper, ohne Socken getragen. Er ging gemessenen Schrittes um das Auto herum, öffnete die rechte hintere Tür, nestelte im Inneren des Autos herum, kam mit einem Yorkshire-Terrier heraus, behielt diesen auf dem Arm und ging in das Café.
Genauer gesagt: Er wollte in das Café gehen.
In der Zwischenzeit hatte nämlich einer der Kellner den Falschparker bemerkt, kam aus dem Inneren des Cafés nach draußen und redete auf den Herrn mit dem Yorki auf dem Arm ein. Wir bekamen alles live mit: Dies sei ein reservierter Parkplatz, es sei unmöglich, dort zu parken, ob der Mann denn nicht lesen könne, das sei ja typisch, nur weil er ein großes Auto hätte, er müsse sofort woanders parken … Südfrankreich pur, ein bisschen hatte es etwas von Louis de Funès. Großes Kino.
Der Mann blieb ruhig und bahnte sich seinen Weg durch die Außentische, auf Kurs ins Innere des Cafés. Kurz vor der weit geöffneten bodentiefen Fensterfront, die als großzügiger Eingang diente, blieb er stehen, blickte den Kellner, der immer noch auf ihn einredete, an und fragte: „A qui est réservée la place de parking?“ (Für wen ist der Parkplatz reserviert?) Der Kellner unterbrach seinen Redeschwall, machte sich gerade, nahm nahezu Haltung an: „C’est le parking du directeur“, raunte er bedeutsam.
Der Mann nickte, ging weiter drehte sich noch einmal kurz zum Kellner, hielt kurz inne, blickte den Kellner fest an und sagte mit ruhiger, tiefer Stimme: „C’est moi, le directeur“. Während er ins Innere ging, seinen Yorki auf dem Arm, sich am Tresen einen Pastice bestellte und mit dem Personal hinter dem Tresen scherzte, war der offenbar noch neue Kellner damit beschäftigt, sich seine tiefrote Farbe aus dem Gesicht zu atmen und dann um den Direktor herumzutänzeln. Wir haben uns gekringelt vor Lachen. Wieder ein Beispiel für: „Erst fragen, dann handeln“. Wir haben jedenfalls ein großzügiges Trinkgeld spendiert für diese filmreife Szene.
Ihnen und Euch allen frohe Weihnachten!
Ihr und Euer
Guido Quelle
Die nächste Wachstumsfrage folgt in der nächsten Woche.
In der letzten Woche haben wir gefragt „Wie zufrieden sind Sie mit der Effizienz Ihrer administrativen Abläufe?“ Ihre Antwort:
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© 2019, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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