Nationale und internationale Rassehundeausstellungen sind meist ein großes Ereignis. Einige tausend Hunde werden vorgeführt, die Ausstellungen finden in der Regel in Messehallen statt und sind – zumindest in Deutschland – auch meist mit einer größeren Ausstellung von begleitenden Produkten verbunden, so dass sich zahlreiche Handels- und Industrieunternehmen mit Messeständen präsentieren. Ein nennenswerter Aufwand, meist zwei Tage lang, meist von 8 oder 9 Uhr bis 17 oder 18 Uhr.
Als Hundeaussteller nutzen wir mitunter die Zeit nach der Präsentation, um uns mit Freunden zu unterhalten und noch etwas im Messerestaurant zu essen – so auch im vergangenen Dezember in einer deutschen Messestadt. Das Speisenangebot dort ist – zumindest für eine Messe – überdurchschnittlich gut, es wird sogar serviert, es gibt mehr als „Currywurst, Pommes, Mayo“, wenn – ja: wenn – man Glück hat.
Das hatten wir aber nicht. Als wir an jenem in Rede stehenden Samstag im Messerestaurant saßen, waren wir sehr erstaunt, dass es eben doch nur noch jenes typische Messeessen „Currywurst, Pommes, Mayo“ gab – und das um 15 Uhr. Alles andere war „aus“, wie es uns höflich-kurz auf nordhessisch vermittelt wurde. Schade, eigentlich. Am nächsten Tag, Sonntag, waren wir früher im Restaurant, aber auch um 14 Uhr waren die meisten Gerichte nicht mehr verfügbar. Die Begründung fiel diesmal ausführlicher aus: „Der Koch möchte schließlich so früh wie möglich Feierabend haben.“ Ah, ein gaaaaaaaaanz schlechter Grund, da war mir das knappe „ist aus“ vom Vortag lieber.
Es ist kurz nach 14 Uhr, die Messe geht mindestens bis 17 Uhr, die Vorstellung der Siegerhunde im großen Ehrenring beginnt gleich, aber der Koch möchte „Feierabend“ haben und der Typ im Service hat sogar noch Verständnis dafür? Freunde, ihr habt die falsche Einstellung. Ob der Betreiber des Restaurants diese Einstellung kennt? Wohl kaum. Umsatz? Ist doch egal, Hauptsache „Feierabend“. Wer mich kennt, weiß, dass das Wort „Feierabend“ ohnehin geeignet ist, mich auf die Palme zu bringen.
Es sind übrigens nicht nur größere Organisationen, in denen ein solches selbstoptimierendes Verhalten dem Anspruch des Unternehmens diametral gegenüber steht. Vielleicht ist der Koch ja der Eigentümer des Restaurants, dann kann er machen, was er will, aber solange er Mitarbeiter ist, ist er dem Unternehmen verpflichtet und nicht dem eigenen Wunsch nach „Feierabend“. Wir müssen übrigens gar nicht beim Koch verweilen, denn das Bewusstsein zu schaffen für das richtige Selbstverständnis der Arbeit, ist Aufgabe der Führung. Hier hat die Führung dann wohl einen schlechten Job gemacht.
In Wachstumsinitiativen, die wir mit unseren Klienten starten, begegnen uns solche Selbstoptimierungen, oft über Jahre entwickelt, häufig. Der Erfolg der Vergangenheit überdeckt dabei oft den Missstand. Wenn wir über Wachstum sprechen wollen, müssen wir erst einmal dafür Sorge tragen, dass die Bereitschaft dafür überhaupt gegeben ist. Mit „Feierabend“ kommen wir nicht weiter und mit schlechter oder gar ohne Führung auch nicht.
Feierabend!
Auf eine gute Woche!
Ihr und Euer
Guido Quelle
© 2018, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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