Die persönliche Sicht: Es soll der Beste machen!

Mir reicht’s. Das ganze parteistrategische Geschacher um Gesichtswahrung, Pöstchen und Positionierung ist nicht dienlich. Die Wahl in Deutschland mit der anschließenden, Ewigkeiten dauernden Verhandlung um eine große Koalition, die Tatsache, dass 470.000 SPD-Mitglieder nun darüber abstimmen, ob es eine solche große Koalition geben soll, oder nicht – lachhaft –, das nicht aufhören wollende sich-in-Stellung-Bringen für Ämter, all das lässt in Vergessenheit geraten, dass die Parteien nur Vehikel sind, Interessenvertretungen, Wertegemeinschaften. Sie sind aber nicht der Staat, sie sind nicht Deutschland. Die mandatierten Personen sind mit einem Auftrag, dem Land zu dienen ausgestattet. Sie sind nicht mit dem Auftrag ausgestattet, einer Partei zu dienen, oder gar sich selbst.

Ich möchte, dass wir eine Regierung bekommen, in welcher der oder die Beste der gewählten Parteien für den jeweiligen Job genau diesen Job macht und nicht derjenige, der sich dadurch am besten strategisch und machtpolitisch für 2017 positioniert. Es geht längst nicht mehr um die Sache – falls es überhaupt darum ging. Es geht nur noch um Macht und Ego. Das finde ich schon in Unternehmen schwach. In einer (potenziellen) Regierung aber finde ich es dem Wähler gegenüber herablassend und persönlich nahezu unerträglich.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Die persönliche Sicht: Gastronomen, hört endlich auf, zu jammern

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir geht Gejammer generell auf die Nerven, also auch das der Gastronomen. Wie viele Gastronomen klagen über schlechtes Geschäft, gestiegene Bierpreise, schlechtes Wetter, wenig Zuspruch? Ergänzen Sie die Liste. In Dortmund hat just ein Restaurant in exponierter Lage, am neu entstandenen Phoenixsee, geschlossen, obwohl es noch gar nicht so lange geöffnet war. Wundersam. Immerhin: Wir haben kein Gejammer mitbekommen. Der Laden hat einfach zugemacht.

Aber: Jetzt kommt Harry. Harry ist Inhaber eines Restaurants, etwas entfernt von unserem Wohnort, in das meine Frau und ich sehr gern gehen. Harry hat eine bodenständige, ehrliche Karte, ist Gastronom durch und durch und seine Söhne wachsen langsam in seine Fußstapfen. Harry ist eine Marke. Wenn man in Harrys Restaurant sitzt, wird man erkannt, begrüßt, immer freundlich bedient, immer in guter Qualität. Harry weiß, wie das Business läuft. Als wir vor kurzem einen Tisch bekommen wollten, war der Laden voll, Harry freute sich, dass wir wieder einmal da waren, sicherte uns einen Tisch in wenigen Minuten zu und wir kamen ins Gespräch über den vollen Laden. Harry daraufhin: „Das ist das beste Jahr. Wie immer. Es war bisher immer das beste Jahr.“ Hatte ich erwähnt, dass Harry mit dem gleichen „schlechten Wetter“ zu kämpfen hatte, wie alle anderen Gastronomen?

Kein Gejammer, kein Wort über steigende Einkaufspreise, nichts. Harry freut sich stattdessen, dass der Laden brummt. Und wir freuen uns auch, denn das garantiert, dass wir noch oft dort einkehren können.

Gastronomen: Hört endlich auf, zu jammern und fragt Harry, wie es geht.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Das Ego im Weg

So wichtig ein gesundes Ego auch ist, steht ein übersteigertes Ego doch vielen positiven Entwicklungen im Wege. In der Politik lässt sich dies ganz offensichtlich erkennen, wenn ein Parteivorsitzender oder ein anderer Spitzenpolitiker beispielsweise seine vermeintliche eigene Strahlkraft in der Öffentlichkeit als Maßstab für den Erfolg nimmt. Glücklicherweise hilft hier der Wähler als Souverän hinreichend bei der Neuorientierung – wenn der Wähler sich interessiert und es mitbekommt.

Aber nicht nur in der Politik ist das Phänomen „übersteigertes Ego“ zu beobachten. Das Phänomen tritt häufiger auf, als man meint – mitunter auch verdeckt. Gar nicht verdeckt war es meiner Auffassung zufolge bei Jürgen Schrempp, dem ehemaligen CEO der DaimlerChrysler AG. Etwas verdeckter – wiederum meiner persönlichen Meinung zufolge – bei Michael O’Leary, dem CEO von Ryanair, der tatsächlich denkt, er würde seine Kunden mit üblen Beschimpfungen beeindrucken oder gar zu seiner Airline locken.

Schauen Sie einmal in die Welt: Wo fällt Ihnen übersteigertes Ego auf? Sie werden Muster erkennen. Ein Muster ist, dass diese Menschen sich oft nur mit Ja-Sagern umgeben und alle Andersdenkenden kaltgestellt und weggebissen haben. Immer dann, wenn Sie dieses Muster erkennen, ist Gefahr im Verzug. Aus einem Unternehmen, in dem eine solche Kultur herrscht, verschwindet man als Mitarbeiter möglichst rasch.

Wer stets im Rampenlicht steht, kann selbst nicht leuchten, lautet eine Weisheit. Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass ein „Chef“ oder eine „Chefin“ vorne steht, wenn es um repräsentative Funktionen, um Meinungsbildung, Pressekontakte oder die Verkündung interner Entwicklungen geht. Es sollte nur genug Gelegenheiten für Mitarbeiter geben, sich auch zu profilieren und vor allem auch Bedenken zum Ausdruck bringen zu können.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Der Modebegriff „lückenlose Aufklärung“

Seit einiger Zeit wird zunehmend „lückenlos aufgeklärt“. Die Grünen wollen für lückenlose Aufklärung in Sachen ihrer ausgesprochen bedenklichen Vergangenheit in Sachen Pädophilie sorgen, die Landesregierung in NRW verspricht lückenlose Aufklärung in Bezug auf Giftmüll in Kohlebergwerken, die „NSA-Abhöraffäre“ muss selbstverständlich lückenlos aufgeklärt werden und auch Schieflagen bei Banken oder Unternehmen, verursacht durch Fehlverhalten, rufen nach einer lückenlosen Aufklärung.

Es kommt bei der „lückenlosen Aufklärung“ entscheidend darauf an, wer den Bedarf schneller erkennt: Derjenige, der eine „lückenlose Aufklärung“ vom (politischen) Gegner fordert, oder derjenige, der initiativ für die „lückenlose Aufklärung“ sorgen will, um eben diesem Gegner zuvor zu kommen. Jemand in verantwortlicher Position, der etwas auf sich hält, sorgt für die „lückenlose Aufklärung“ dabei nicht nur hinter, sondern vorzugsweise vor den Kulissen, ja, auf der Bühne. Es ist wichtig, der „lückenlosen Aufklärung“ eine mediale Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen, sonst verschießt man sein Pulver unnötig.

Ich habe einen Vorschlag für die Gegenwart: Weniger Lärm, mehr Aufklärung, mehr Resultate. Anstatt über die Tätigkeit der „lückenlosen Aufklärung“ zu schwadronieren, kann die Energie besser in eben diese Aufklärung investiert werden, um schnelle Resultate zu präsentieren. Das mag weniger spektakulär sein, ist der Sache aber dienlicher.

Und nun noch ein Vorschlag für die Zukunft: Die Energie, die in das Fordern oder das Versprechen von „lückenloser Aufklärung“ und das möglicherweise tatsächliche „lückenlose Aufklären“ gesteckt wird, kann noch sinnvoller in gegenwärtig wirkende Prävention gesteckt werden. Sauberes, akkurates Handeln, dem Gemeinwohl entsprechend und Regeln von Moral und Anstand befolgend, kann späteres „lückenloses Aufklären“ gänzlich ersparen.

Prävention statt Reparatur – ein Grundsatz, den wir im Übrigen auch in unseren Klientenprojekten zu unternehmerischem Wachstum stets favorisieren. Mit ständiger Reparatur ist Wachstum nicht möglich.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Verantwortlichkeit bei Steuerausgaben

Roland Tichy, Chefredakteur der Wirtschaftswoche sagte vor etwa zwei Wochen in einer Fernsehsendung sinngemäß, es sei ein Irrtum, anzunehmen und es unlauter, zu artikulieren, dass wir ein armer Staat seien und daher Steuererhöhungen erforderlich seien. Deutschland sei ein reicher Staat, der das ihm zur Verfügung stehende Geld verschleudere. Der Bund der Steuerzahler wird Tichy Recht geben und das Schwarzbuch zeigt auch jährlich, wo das Geld verbrannt wird.

Ich habe mir oft Gedanken darüber gemacht, warum dies so ist und bin zu folgender Erkenntnis gelangt: Es liegt daran, dass niemand wirklich verantwortlich ist für die Verwendung (Verschwendung) von Steuergeldern. Ich sage damit nicht, dass niemand zuständig sei. Zuständigkeiten gibt es reichlich – wahrscheinlich auch zu viele. Nein, es geht nicht um Zuständigkeit, sondern um Verantwortlichkeit. Niemand kann wirklich zur Rechenschaft gezogen werden, wenn Steuergelder ganz offensichtlich verprasst werden. Es ist einfach niemand greifbar. Irgendwer hat immer irgendeinen Grund, die Absicherungsmechanismen funktionieren tadellos und am Ende des Tages ist das Geld weg und der Steuerzahler schaut mal wieder in die Röhre – was meist immer noch besser ist, als auf die Steuerabzüge auf der Lohn- oder Gehaltsabrechnung zu schauen.

Mangelnde Verantwortlichkeit ist eines der wesentlichen Übel in der öffentlichen Verwaltung – und auch in Unternehmen, nebenbei. Mangelnde Verantwortlichkeit führt zu ungenügender Produtivität, zu Verschwendung, zu Dienst nach Vorschrift, zu einer Haltung, die Tätigkeit wichtiger sein lässt, als Resultate.

Wenn wir wirklich damit beginnen wollen, einmal abgesehen von ideologisch getriebenem Umverteilungs-Wahnsinn -, dass unsere Steuergelder wirksamer verwendet werden, müssen wir Verantwortlichkeiten in der Verwaltung schaffen und uns nicht mit Zuständigkeiten zufriedengeben.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Einfach mal die Klappe halten

Ich sitze in der Business Class auf einem Lufthansa Flug nach Zürich, als sich folgender kurzer Dialog zwischen einer einsteigenden Dame und einem einsteigenden – offenbar dazugehörenden – Herrn abspielt:

  • Sie: „Was ist denn der Unterschied zwischen Business und Economy Class?“
  • Er: „Der mittlere Sitz ist frei, das ist alles.“

Falsch.

  • Man darf an speziellen Schaltern einchecken, mit in der Regel kürzeren Wartezeiten. Das macht es schneller
  • Es gibt eine Fast Lane zur Sicherheitskontrolle oder es gibt eine spezielle Sicherheitskontrolle. Das macht es ebenfalls schneller.
  • Man darf eher einsteigen. Das macht es bequemer.
  • Man kann – auch ohne Frequent Flyer, Senator oder HON Circle Member zu sein -, in die Lounge. Das macht es wiederum bequemer.
  • Der Sitzabstand ist größer. Bequemer.
  • Es gibt an Bord etwas zu essen, was insbesondere bei sehr frühen Flügen das Frühstück ersetzen kann.
  • Das Gepäck wird mit „Priority“ versehen und ist vor den anderen Gepäckstücken am Band. Schneller.
  • Achja, und der Mittelsitz ist in der Tat frei, was es ermöglicht, zu arbeiten, ohne dass der Nachbar einem über die Schulter linst.

Dass ich hier keine Werbung für Business oder First Class Flüge machen möchte, wird wohl auf der Hand liegen. Übrigens kann ein First Class Flug in die USA einige Stunden Wartezeit bei der Immigration ersparen, denn First Class Passagiere werden zuerst aus dem Flugzeug gelassen. In New York JFK kann das dazu führen, dass ein First Class Passagier schon in Manhattan einen Kaffee trinkt, während ein Economy Class Passagier derselben Maschine noch in der Immigration Schlange steht.

Aber: mir geht es nicht darum, welche Klasse besser ist. Das entscheidet jeder für sich. Mir geht es darum, dass man gelegentlich lieber einfach die Klappe hält, wenn man keine Ahnung hat.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Teilzeit? Nicht Teilzeit? Was denn nun?

Jahrelang – und immer noch – wurden und werden Unternehmen angehalten, Angebote für Teilzeitarbeitsplätze zu schaffen. Es bestehen sogar gewisse Verpflichtungen, die Unternehmen hinsichtlich Teilzeitarbeitsplätzen einhalten müssen. Jetzt, plötzlich, wird beklagt, dass es noch zu viele Teilzeitarbeitende gebe, also Beschäftigte, die kein „normales“ Arbeitsverhältnis hätten. Wenn diese unverständliche Feststellung nicht dem aktuellen Bundestagswahlkampf geschuldet ist, ist sie ein Witz. Bestenfalls.

Ich habe an dieser Stelle bereits über das Unwort der „prekären“ Arbeitsverhältnisse geschrieben, damals ging es um die ungerechtfertigte despektierliche Betrachtung der wachstumsfördernden Branche der Zeitarbeit. Was, bitte, ist denn ein „normales“ Arbeitsverhältnis? Viele Mitarbeiter freuen sich, dass sie eine Teilzeitbeschäftigung haben, weil diese wesentlich besser in ihren Lebensentwurf passt, als eine „normale“ – sprich: „Vollzeit“ – Beschäftigung. In einigen Branchen machen Vollzeitbeschäftigungen überhaupt keinen Sinn, zum Beispiel im Pharmagroßhandel, dessen Hauptkommissionierzeiten in der Vormittags- bis zur Mittagszeit liegen, bedingt durch das Bestellverhalten der Kunden und das ausgesprochene Lieferversprechen. In dieser Zeit werden mehr helfende Hände benötigt, als in den anderen Stunden des Tages. Was ist die Alternative, zudem sich viele Mitarbeiter freuen, (nach-) mittags wieder daheim zu sein?

Wenn man sich den krassen Unterschied der Position Deutschlands in der Liste der wettbewerbsfähigsten Staaten (Rang 4!) und der Liste der Beurteilung der strukturellen Wettbewerbsfähigkeit des Arbeitsmarktes (Rang 113) ansieht, braucht man nicht lange zu fragen, woran wir arbeiten müssen. Die Tatsache, dass wir trotz nicht gerade wachstumsfreundlicher arbeitsrechtlicher und arbeitsmarktbezogener Strukturen das weltweit viertstärkste Land in Sachen Wettbewerbsfähigkeit sind, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir arbeitsmarktpolitische Flexibilität benötigen, um unser Wachstum auch in Zukunft sicherstellen zu können. Das beginnt bei befristeten Arbeitsverhältnissen, geht über die Frage des Kündigungsschutzes und der Zeitarbeit und hört bei Teilzeit noch lange nicht auf.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Der Wert von Aktienkursen als Wachstumsindikatoren

Aktienkurse sind als Wachstumsindikatoren nicht hilfreich. Aktienkurse sagen ebensowenig über den tatsächlichen Wert eines Unternehmens aus, wie über die Qualität der Produkte, über die Qualität der Mitarbeiter oder über die Wachstumschancen aus. Aktienkurse sind maßgeblich von Irrationalität geprägt. Wie sonst wäre es erklärbar, dass Unternehmen regelhaft „überbewertet“ sind, dass Due Diligences zu ganz anderen Resultaten führen, als die reine Kursbetrachtung es nahelegen würde?

Denjenigen, die sich wirklich mit profitablem Wachstum eines Unternehmens auseinandersetzen möchten, bleibt es nicht erspart, sich mit den handelnden Personen (und zwar nicht nur auf der Top-Ebene), mit den Innovationsprozessen, mit der Produktpalette und den in Entwicklung befindlichen Produkten auseinanderzusetzen. Es bleibt ihnen nicht erspart, sich über den Vertrieb und das Marketing zu informieren und Chancen und Risiken abzuschätzen. Der Aktienkurs selbst ist ein Wert, der in die Irre führt und der zu kurzfristigem Optimieren anregt. Nicht zuletzt deshalb ziehen immer wieder Unternehmen, die wirklich profitabel wachsen wollen, die Konsequenz, sich von der Börse zurückzuziehen. Ein mitunter weiser Schritt, führt er doch häufig zu langfristigerem Denken, das für profitables Wachstum, wie wir bei Mandat es verstehen, erforderlich ist. Wohl den börsennotierten Unternehmen – und davon gibt es einige! -, die dem Analystendruck nicht nachgeben und allen Aktienkursen zum Trotz eine erfolgreiche, langfristige Strategie verfolgen.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Ich möchte keine Wahlgeschenke

Die üblichen Kapriolen, die vor einer Bundestagswahl stattfinden, scheinen sich in diesem Jahr noch einmal zu multiplizieren. Wahlgeschenke werden allerorten versprochen, man überbietet sich gegenseitig dabei, wer der besonderes große Heilsbringer ist. Ich kann das nicht ausstehen. Und damit bin ich nicht allein, denn ich kenne viele Menschen, die diesen Unsinn durchschauen und nicht an das große, unendliche Füllhorn glauben.

Ich möchte auch keine Steuererhöhungen nach der Wahl erleben. Die Steuern sind hoch genug, die Steuereinnahmen des Staates waren noch nie so hoch wie heute. Es wird nur nicht vernünftig mit den Steuergeldern gewirtschaftet. Die Ankündigungen, dass Steuererhöhungen nur „fünf Prozent“ der Bevölkerung betreffen würden, ist ebenso unlauter, wie die heilsbringenden Wahlgeschenke. Die Seiteneffekte wären immens und würden unter anderem ein weiterer Schritt in Richtung Egalisierung sein; „Soziale Gerechtigkeit“ ist der Euphemismus dafür. Wir sind aber im Kapitalismus zuhause und selbst, wenn wir sagen, dass uns der Begriff „Kapitalismus“ zu hart erscheint, weil wir eine „soziale Marktwirtschaft“ haben – was an sich eine gute Sache ist – funktionieren „Markt“ und „Wirtschaft“ nicht mit Gleichmachungsbestrebungen.

Der Staat hat noch nicht unter Beweis gestellt, dass er besser wirtschaften kann als Unternehmerinnen und Unternehmer. Würden wir Unternehmer mit unseren Einnahmen so wirtschaften, wie der Staat, wären wir in Nanosekunden handlungsunfähig. Steuererhöhungen sind überdies eine Wachstumsbremse, insbesondere dann, wenn dadurch Wahlgeschenke finanziert werden, deren Sinn und Wirkung fraglich sind und die lediglich diejenige Macht kaufen sollen, welche die Parteien zu erlangen oder zu verteidigen anstreben.

Wie wäre es mit Ehrlichkeit? Wie wäre es mit der Aussage, dass wir zunächst weiter konsolidieren müssen? Wie wäre es, wenn man den Bürgerinnen und Bürgern stärker die Wahl überlässt, wie sie ihre Einnahmen verwenden? Wie wäre es, wenn die kämpfenden Parteien sich trefflich über die Sache streiten und ihrem Bürger, dessen Stimme sie erhalten möchten, für klug und mündig anerkennen? Meint man wirklich, wir seien so dumm, dass wir die Kapriolen nicht erkennen?

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Ich möchte nicht von Fremden geduzt werden

Geht Ihnen das Geduze auch so auf die Nerven? Oder fällt es Ihnen gar nicht mehr auf? Wenn ich mich richtig erinnere, hat IKEA – oder war es Apple? – damit begonnen. Ich fand das damals schon sehr befremdlich, als ich in einem Katalog zum ersten Mal mit „Du“ angeredet wurde. Heute ist es egal, wo man hinschaut. Man wird von Fremden einfach geduzt. Es beschränkt sich ja längst nicht mehr auf IKEA und Apple. Im Restaurant, in Online Stores (bei amazon werde ich mit „Hallo Prof. Dr.“ begrüßt, auch lustig), in sozialen Medie, überall „Du“.

Ich finde das nicht passend und die Erklärungen, die sich in einer höheren werblichen Aufmerksamkeit, in mehr Nähe oder in sonstigen mir das Duzen nicht sympathischer machenden Gründen ausdrücken, sind mir gleichgültig. Die deutsche Sprache kennt das „Du“, das „Sie“ und in der Schweiz und anderen Regionen gibt es sogar noch das „Ihr“. Warum müssen wir uns alle duzen?

Oh, ja, weil das die Amerikaner uns so vormachen, richtig, die globale Welt, wir müssen uns anpassen. Nichts da, weit gefehlt. Auch in den USA gibt es Konventionen. Das „you“ darf darüber nicht hinwegtäuschen, ebensowenig die Tatsache, dass sich viele in den USA mit Vornamen anreden. Solange man sich dies auf gleicher Ebene nicht anbietet, findet das Beim-Vornamen-Nennen nicht statt. Wenn „Andrew“ sich im Ritz-Carlton in Naples an der Rezeption meldet, wird er mich trotzdem nicht mit „Guido“ anreden. Ebensowenig werde ich „James Allistair“, den CEO eines Unternehmens, den ich kennen lerne, selbstverständlich mit „Mr. Allister“ ansprechen, es sei denn, er sagt „Hi, I’m James, good to see you.“

Das „Du“ hat, finde ich, immer noch etwas Vertrautes und man muss es sich gegenseitig verdienen. Bei Mandat duzen wir uns alle, unabhängig davon, wie alt wir sind oder welche Funktion wir ausüben. Studierende, Auszubildende, Berater, Assistenten, Geschätsführung, wir sind alle per „Du“. Das ist aber etwas anderes. Es gehört zu unserer Unternehmenskultur seit jeher. Duzen wir deshalb wildfremde Menschen? Nein, und das ist auch richtig so. Ein wenig Distanz kann nicht schaden, nutzen wir die Nuancen, die unsere Sprache und der Umgang miteinander uns bieten. Unangenehme Dinge werden nicht angenehmer durch permanente Wiederholung.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH