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Wachstum: Apple oder Samsung? Apple!

Was wurde nicht schon auf Apple geschimpft, was wurde nicht schon orakelt. Ohne Steve Jobs ginge gar nichts, Cook sei nicht der Richtige, Mitarbeiter verlassen Apple scharenweise, Produkte seien nicht innovativ, die Pipeline sei leer, Samsung sei wesentlich stärker, habe Apple längst im Absatz überholt. Ich habe nie etwas darauf gegeben, als Wachstumsexperten schauen wir schließlich stets hinter die Kulissen.

Lassen wir die Fakten sprechen, denn Daten machen ja bekanntlich betroffen (natürlich gut recherchiert, aber ohne Gewähr):

  • Gestern (31.07.) vermeldete Samsung einen erneuten Gewinnrückgang, nämlich um fast 25% im Vergleich zum Vorjahresquartal. Dies war der dritte Gewinnrückgang zum jeweiligen Vorjahresquartal in Folge.
  • Der Aktienkurs von Samsung lag vor zwei Tagen (30.07.) bei 1,341 mKRW (Millionen Südkoreanische Won), ein Jahr zuvor lag der Kurs bei ca. 1,28 mKRW, das entspricht einem Plus von nicht einmal fünf Prozent. Der Dax legte im gleichen Zeitraum um etwa 16 Prozent zu.
  • Apples erstes Quartal 2014 (beginnend Ende September 2013) wies den höchsten jemals erzielten Umsatz eines Quartals aus: 57,59 Mrd. USD. Gewinn: 13,07 Mrd. USD, der zweithöchste Quartalsgewinn überhaupt. Rendite: fast 23 Prozent vor Steuern.
  • Das aktuell abgeschlossene Quartal von Apple, bis Ende Juni weist einen Umsatz von 37,43 Mrd. USD und einen Gewinn von 7,75 Mrd. USD aus. Rendite: Immer noch fast 21 Prozent vor Steuern. Wachstum zum Vorjahresquartal: Mehr als 12 Prozent.
  • Der Aktienkurs von Apple lag gestern bei 73,45 Euro an der Frankfurter Börse (Apple hat vor kurzem einen Split vollzogen), fast so hoch wie zum all-time-high im Herbst 2012 und über 50 Prozent über dem Kurs vor 12 Monaten.

Wer performt hier besser?

Lassen wir jetzt noch einmal die Emotionen ins Spiel kommen: Samsung als koreanischer Massenanbieter, Apple als Lifestyle-Unternehmen, bei dem man dabei sein „muss“. Wenn ich Aktien kaufen würde und mich zwischen den beiden entscheiden müsste, welche wären es wohl? Natürlich würde ich auf Apple setzen (dies ist ausdrücklich meine persönliche Meinung und keine offzielle Kaufempfehlung!) und die Damen und Herren von Samsung dabei beobachten, wie sie aus der Misere herauskommen.

Diejenigen von Ihnen, mit denen ich regelhaft in Kontakt bin werden nun einwenden, dass ich doch immer betone, dass dies Zahlen seien, die einem Blick in den Rückspiegel glichen. Richtig. Aber ist es nicht statthaft, davon auszugehen, dass diese Ergebnisse nicht ausschließlich mehr auf Steve Jobs zurückzuführen sind? Ist es nicht statthaft, anzunehmen, dass derzeit, zu dieser Stunde, bei Apple fieberhaft an Neuentwicklungen gearbeitet wird, so wie es bisher immer war? Was wurde das iPhone 5 enttäuscht aufgenommen. Verpasst haben die Kritiker, dass es eine CPU enthält, die das Betreiben von Spielen erlaubt, die auf anderen Smartphones nicht laufen können, eine CPU, die den Wettbewerbern den Schneid abkauft und welche die Wettbewerber kleinlaut zugeben lässt, dass Apple 12 Monate voraus sei. Hört, hört.

Gestern (31.07.) war auch in der Presse zu lesen, dass Samsung und Apple Smartphone-Marktanteile an chinesische Smartphone-Hersteller verloren hätten. Ich wiederhole: Marktanteil ist nur sekundär relevant in Sachen Wachstum. Es geht um profitables Wachstum, um Rendite, um qualitatives Wachstum als Vorbereitung für neue Höhen. Apple wird weiter wachsen und seinen Weg konsequent weiter gehen. Wir werden es erleben.

Solche und weitere Prinzipien erfolgreicher Marken diskutieren wir auf dem 11. Internationalen Marken-Kolloquium gemeinsam mit unseren Referenten. Nur noch kurze Zeit sind Anmeldungen möglich. Infos hier oder bei mir per Mail.

© 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

In Generationen denken

In einem Gespräch mit einem Unternehmer, dem Mehrheitsgesellschafter eines unserer Klientenunternehmen, kamen wir vor kurzem auf das anscheinend immer kurzfristigere Denken zu sprechen. Sein Vater habe ihm beigebracht, in Generationen zu denken, nicht in Jahren oder gar in Quartalen, so der Unternehmer.

Es wäre in vielen Unternehmen ausgesprochen hilfreich, wenn dieses Denken (wieder) Einzug hielte. Mögen börsennotierte Unternehmen auch „genötigt“ sein, Quartalszahlen zu liefern – einer der Gründe, dessenthalben sich immer wieder einmal Unternehmen von der Börse zurückziehen – und dabei gut auszusehen, haben Familienunternehmen überhaupt keine Not, sich den Zahlen auszuliefern.

Sprechen wir lieber über Inhalte. Sprechen wir über Generationen, nicht über Quartale.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Die persönliche Sicht: Der Wert von Aktienkursen als Wachstumsindikatoren

Aktienkurse sind als Wachstumsindikatoren nicht hilfreich. Aktienkurse sagen ebensowenig über den tatsächlichen Wert eines Unternehmens aus, wie über die Qualität der Produkte, über die Qualität der Mitarbeiter oder über die Wachstumschancen aus. Aktienkurse sind maßgeblich von Irrationalität geprägt. Wie sonst wäre es erklärbar, dass Unternehmen regelhaft „überbewertet“ sind, dass Due Diligences zu ganz anderen Resultaten führen, als die reine Kursbetrachtung es nahelegen würde?

Denjenigen, die sich wirklich mit profitablem Wachstum eines Unternehmens auseinandersetzen möchten, bleibt es nicht erspart, sich mit den handelnden Personen (und zwar nicht nur auf der Top-Ebene), mit den Innovationsprozessen, mit der Produktpalette und den in Entwicklung befindlichen Produkten auseinanderzusetzen. Es bleibt ihnen nicht erspart, sich über den Vertrieb und das Marketing zu informieren und Chancen und Risiken abzuschätzen. Der Aktienkurs selbst ist ein Wert, der in die Irre führt und der zu kurzfristigem Optimieren anregt. Nicht zuletzt deshalb ziehen immer wieder Unternehmen, die wirklich profitabel wachsen wollen, die Konsequenz, sich von der Börse zurückzuziehen. Ein mitunter weiser Schritt, führt er doch häufig zu langfristigerem Denken, das für profitables Wachstum, wie wir bei Mandat es verstehen, erforderlich ist. Wohl den börsennotierten Unternehmen – und davon gibt es einige! -, die dem Analystendruck nicht nachgeben und allen Aktienkursen zum Trotz eine erfolgreiche, langfristige Strategie verfolgen.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die Kurzfrist-Falle

Die Phrase, dass wir kurzfristig Resultate produzieren müssten, weil wir langfristig alle tot seien, wird Keynes zugeschrieben. Lassen wir den Zynismus beiseite, können wir feststellen, dass es natürlich erforderlich ist, auch schnelle Resultate vorzuweisen und Powerziele zu verfolgen, die bereits kurzfristige Wirkung zeigen. Wenn wir dabei aber das langfristige Denken außen vor lassen, haben wir uns in Sachen Wachstum keinen Gefallen getan.

Quartalsdenken

Den Gipfel der Kurzfristigkeit erfahren Unternehmen, die ausschließlich in Quartalen denken. Verstehen wir uns richtig: Natürlich ist es für börsennotierte Unternehmen, die unter strenger Beobachtung der Anteilseigner und Analysten stehen, erforderlich, Quartalszahlen vorzulegen. Wer sich aber zum Ablieferer reduzieren lässt und sich von Quartal zu Quartal rettet, hat mit Zitronen gehandelt, denn irgendwann rächt sich diese Nicht-Strategie.

Nach mir die Sintflut?

Interessant ist, dass das vielfach kolportierte „Nach-mir-die-Sintflut“-Denken gar nicht so häufig vorhanden ist. Es sind häufig einfach geübte Praktiken, die dazu führen, dass immer weiter das getan wird, was immer schon getan wurde, nämlich das Vorlegen schöner Quartalszahlen. Welche internen Bemühungen dazu erforderlich sind, ist häufig sekundär – dies sind ja „eh-da“-Aufwände.

Überzeugung statt Erfüllung von Erwartungen

Unternehmen müssen sich keineswegs der Quartalsoptimierung hingeben. Ein konsequent geführter Dialog mit Shareholdern und Analysten, der Aufschluss über die Strategie und die dahinter liegenden Maßnahmen gibt, ein klarer Wachstumsplan, der verbindlich nachgehalten wird, kann Wunder wirken. Vorstände, die sich der Mühe unterzogen haben, diesen Dialog zu führen, haben nahezu immer davon profitiert, weil sie aus der Kurzfrist-Falle herauskamen.

Verbindlichkeit als Pflicht

Die „Kehrseite“ ist dann allerdings eine strenge Verbindlichkeit, unabhängig davon, ob versprochene Resultate eingehalten wurden, oder nicht. Offenheit, Transparenz, das Antizipieren von Maßnahmen sind Pflicht. Wird hier – wissentlich oder unwissentlich – gepfuscht, wird ein Unternehmen gnadenlos abgestraft. Nicht jede Unternehmensführung will sich dieser Pflicht unterziehen. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.

Geschäftsbericht als Spiegel

Es gibt einen ganz einfachen Weg, festzustellen, ob ein Unternehmen eine Wachstumsstrategie hat, oder nicht: Man lege die Geschäftsberichte mehrerer Jahre nebeneinander und lese die Vorworte des Aufsichtsrates und des Vorstandes. Werden Themenfäden weitergesponnen? Wird Bezug genommen auf Versprochenes und wird gespiegelt, was davon eingetreten ist? Profitabel wachsende Unternehmen tun dies vorbildlich.

Wachstum ist eben kein Zufall.

(c) 2011, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH