Die persönliche Sicht: Höflichkeit und Anstand
Immer wieder wundert man sich, wie sehr traditionelle Werte, wie Höflichkeit und Anstand, unter Druck stehen müssen, haben sie doch offenbar häufig Egoismus und Gleichgültigkeit zu weichen.
Wenn wir neue KollegInnen suchen, veranstalten wir regelhaft Assessment-Center, die wir selbst gestaltet haben und die uns eine gute Entscheidungsgrundlage auf objektiven Kriterien liefern. Die Assessment-Center werden von uns minutiös geplant und unterscheiden sich maßgeblich von den landläufig gefürchteten „Psycho-Veranstaltungen“, von denen wir gar nichts halten.
Auch für die Besetzung einer Azubi-Stelle haben wir jüngst wieder ein AC veranstaltet. Da wir aus der Vergangenheit wussten, dass einige KandidatInnen ohnehin nicht erscheinen, obwohl sie zugesagt haben, gingen wir diesmal sicher: Wir haben zwei Tage vor dem AC bei allen eingeladenen Kandidaten erneut nachtelefoniert und um eine Bestätigung ihrer Teilnahme gebeten.
Sagte ich „gingen wir sicher“? Ich meinte: „wollten wir diesmal sicher gehen“. Von den eingeladenen 12 KandidatInnen erschien die Hälfte – und das trotz zwei Tage zuvor erfolgter Bestätigung. Gemeldet haben sich diese Menschen nicht, auch nicht im Nachhinein.
Natürlich ist es gut für uns, dass wir uns auf diese Weise nicht mit Menschen beschäftigen mussten, deren Verständnis von Verlässlichkeit unserem nicht im Entferntesten ähnelt und wir nehmen das natürlich auch nicht persönlich. Gleichwohl finde ich dieses Verhalten unverschämt, unerhört, ungezogen. Wir sprechen über Menschen, die volljährig sind, wählen gehen dürfen und als „Erwachsene“ gelten. Wir können valide davon ausgehen, dass sie dieses Verhalten musterhaft ausüben. Hoffentlich werden sie entweder stets rechtzeitig enttarnt oder sie lernen dazu. Von uns gibt es jedenfalls eine förmliche Absage. Das gebietet die Höflichkeit.
Die gute Nachricht darin: Mit einfachen Dingen, wie Höflichkeit, Anstand, Verlässlichkeit, die sämtlich keinen Cent kosten, kann man sich heute schon dramatisch überdurchschnittlich präsentieren.
Ihr Guido Quelle
(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH