Immer wieder entflammen Diskussionen um die „Paywall“, hinter der #Medieninhalte versteckt seien. Gemeint ist damit, dass Medien, seien es Tageszeitungen, Wochenzeitungen, Monatsmagazine oder Anbieter visueller Inhalte, Beiträge zum Beispiel auf Twitter antickern, aber man nur dann vollen Zugriff auf den gesamten Beitrag hat, wenn man entweder den Beitrag kauft, einen Tagespass löst oder ein reguläres Abo hat. Diese Praxis stößt im Netz regelhaft auf Widerspruch und Widerstand. Man könne doch wichtige Inhalte nicht hinter eine „Paywall“ stellen, also bildhaft hinter eine Mauer, die nur durch Bezahlung durchlässig wird. Erregung macht sich breit, das könne man doch in einer #Informationsgesellschaft nicht tun.
Doch, man kann. Man sollte sogar. Sonst wird nämlich kein geistiges Geschäftsmodell mehr funktionieren.
Allerdings ist der Begriff „Paywall“ von den Befürwortern einer gänzlich freien Informationsgesellschaft, von der niemand weiß, wie man sie bezahlen soll, wohl bewusst tendenziös gewählt, suggeriert er doch, dass es eine Mauer gebe. Es gibt aber keine Mauer. Es gilt, eine Eintrittskarte zu kaufen. Wie bei einem Konzert: Draußen hängt das Plakat, will ich in die Halle, brauche ich ein Ticket. Ich kann auch entscheiden, draußen zu bleiben. So einfach ist das. Und niemand begehrt auf.
Ebenso käme wohl niemand ernsthaft auf die Idee, dass man einen Supermarkt mit einem vollen Einkaufswagen ohne zu bezahlen verlassen könnte. Wo ist dann die Paywall? An der Kasse? Kein Aufschrei?
Medien bieten heute schon so viele Inhalte frei, ohne Abo, an, so dass man einmal zurückblicken sollte, was wir schon gewonnen haben. Kommt eigentlich einer der Gegner bezahlter Informationen – oder Befürworter der „Alle Informationen sind frei“-Haltung – auf die Idee, dass Qualität ihren Preis hat? Es kursieren so viele Texte von sogenannten Experten mit fragwürdigem Inhalt im Netz, dass es einen schaudern lässt. Das Dumme ist: Man kann die sogenannten Experten von den wirklichen Experten mitunter kaum unterscheiden, hat man von einem Thema nur ein oberflächliches Verständnis.
Als ich mich vor einigen Jahren für ein bestimmtes Auto interessierte, habe ich viel im Netz recherchiert, bin in Foren auf Testberichte gestoßen, verfasst von Amateuren, denen später nachgewiesen wurde, dass sie das Auto nie gefahren haben und war auf diese Weise schnell wieder bei Medien, für die ich ein Abo hatte oder deren Beiträge ich kaufte. Wie viele Menschen fallen auf Gesundheitstipps herein, die von Menschen geschrieben wurden, die keine Ahnung haben, sondern sich nur aufschwingen? Hier wird es sogar gefährlich.
Wir brauchen ein gesundes Verständnis dafür, dass nicht nur dingliche, anfassbare Produkte, sondern auch immaterielle Güter vergütet werden, ansonsten verarmen wir alle. Geistige Arbeit, Qualität (und #Qualitätsjournalismus) haben ihren Preis. Der Begriff der „Paywall“ ist jedenfalls irreführend, falsch und verachtet geistige Arbeit.
Auf eine gute Woche!
Ihr und Euer
Guido Quelle
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© 2018, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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