Die persönliche Sicht: Der Wahlkampf hat längst begonnen

Dass der Wahlkampf für die Wahlen zum Deutschen Bundestag 2013 bereits längst begonnen hat, ist nicht nur daran zu erkennen, dass die SPD-Troika keine Gelegenheit auslässt, medial zu wirken – wenngleich dies nicht unbedingt der Qualität der Aussagen zuträglich ist -, oder dass der Außenminister wieder aus der Versenkung auftaucht. Es ist auch daran zu erkennen, dass jetzt die „wirklich wichtigen Themen“ angegangen werden; die Themen, die uns Bürgerinnen und Bürger wirklich bewegen.

Bei einem dieser Themen ist der Bundesverkehrsminister gerade im Rampenlicht: Die Kennzeichen der Fahrzeuge in Deutschland sollen die lokale Zugehörigkeit wieder zeigen können. WIT für Witten, LÜN für Lünen, PUS für Pusemuckel. Wunderbar. Dafür bedarf es eines komplexen und Zeit in Anspruch nehmenden Genehmigungs- und Änderungsverfahrens, das aber mit einem Handstreich vom Tisch gewischt wird: Alles ist ganz einfach.

Das hören andere Zielgruppen sicher auch gern: Reisemobilfahrer, zum Beispiel, die ein Fahrzeug mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3.5 Tonnen bewegen, dürfen zwar mit maximal 100 km/h über die Autobahn fahren, müssen sich aber an das LKW-Überholverbot halten. Bisher wurde ein entpsrechender Änderungswunsch stets mit dem komplizierten Verfahren, das erforderlich wäre, um dies zu ändern, abgewiegelt. Aber wenn es um unsere Kennzeichen geht, sind natürlich auch mehr Menschen betroffen, als die Handvoll betroffener Reisemobilfahrer. Das Wahlvolk will gewonnen werden.

Haben wir schon davon gesprochen, dass wir im Verkehrsbereich auch an den Flughafen BER denken könnten, der einiger Zuwendung zeitlicher und inhaltlicher Natur bedürfte, durchaus auch auf ministerialer Ebene? Oder dass der Flughafen DTM (Dortmund), wenn er denn mehrere Dutzend Millionen Euro, die er möglicherweise unberechtigt erhalten hat, zurückzahlen muss, von der Insolvenz bedroht ist? Nebenthemen. Ablenken heißt die Devise.

Nein, meine Damen und Herren Politiker. Wenn Sie jetzt schon mit dem Wahlkampf beginnen und sich aus den echten Sachthemen heraushalten, handeln Sie nicht meinem Wahlauftrag gemäß. Inhalte, bitte.

Ihr Guido Quelle

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Höflichkeit und Anstand

Immer wieder wundert man sich, wie sehr traditionelle Werte, wie Höflichkeit und Anstand, unter Druck stehen müssen, haben sie doch offenbar häufig Egoismus und Gleichgültigkeit zu weichen.

Wenn wir neue KollegInnen suchen, veranstalten wir regelhaft Assessment-Center, die wir selbst gestaltet haben und die uns eine gute Entscheidungsgrundlage auf objektiven Kriterien liefern. Die Assessment-Center werden von uns minutiös geplant und unterscheiden sich maßgeblich von den landläufig gefürchteten „Psycho-Veranstaltungen“, von denen wir gar nichts halten.

Auch für die Besetzung einer Azubi-Stelle haben wir jüngst wieder ein AC veranstaltet. Da wir aus der Vergangenheit wussten, dass einige KandidatInnen ohnehin nicht erscheinen, obwohl sie zugesagt haben, gingen wir diesmal sicher: Wir haben zwei Tage vor dem AC bei allen eingeladenen Kandidaten erneut nachtelefoniert und um eine Bestätigung ihrer Teilnahme gebeten.

Sagte ich „gingen wir sicher“? Ich meinte: „wollten wir diesmal sicher gehen“. Von den eingeladenen 12 KandidatInnen erschien die Hälfte – und das trotz zwei Tage zuvor erfolgter Bestätigung. Gemeldet haben sich diese Menschen nicht, auch nicht im Nachhinein.

Natürlich ist es gut für uns, dass wir uns auf diese Weise nicht mit Menschen beschäftigen mussten, deren Verständnis von Verlässlichkeit unserem nicht im Entferntesten ähnelt und wir nehmen das natürlich auch nicht persönlich. Gleichwohl finde ich dieses Verhalten unverschämt, unerhört, ungezogen. Wir sprechen über Menschen, die volljährig sind, wählen gehen dürfen und als „Erwachsene“ gelten. Wir können valide davon ausgehen, dass sie dieses Verhalten musterhaft ausüben. Hoffentlich werden sie entweder stets rechtzeitig enttarnt oder sie lernen dazu. Von uns gibt es jedenfalls eine förmliche Absage. Das gebietet die Höflichkeit.

Die gute Nachricht darin: Mit einfachen Dingen, wie Höflichkeit, Anstand, Verlässlichkeit, die sämtlich keinen Cent kosten, kann man sich heute schon dramatisch überdurchschnittlich präsentieren.

Ihr Guido Quelle

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Die persönliche Sicht: Umverteilung? Noch mehr?

Warum sind bei dem Thema „Umverteilung“ eigentlich immer alle so schnell? Nicht nur der bekannte Herr Bsirske, ohnehin selten um substanzlose Polemik verlegen, auch der Rest der Gewerkschaften und natürlich auch die Bundes-Opposition schämen sich nicht, das Thema „Umverteilung von oben nach unten“ so zu thematisieren, als gäbe es nicht schon genug Umverteilung.

Das Pareto-Prinzip versagt total bei der Frage, wie viel Prozent der Steuerzahler wie viel Prozent des Steueraufkommens verantworten. 20/80? Schön wär´s. Wie viel Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland gar keine Steuern zahlen, ist auch ein schönes Thema.

Dass nun einige der potenziell von einer Vermögenssteuer, einer Vermögensabgabe oder einer Erhöhung des Spitzensteuersatzes Betroffenen sich zu profilieren versuchen, indem sie sagen, das sei genau richtig, macht die Sache weder besser noch richtiger. Ich habe einen Vorschlag: Zahlen Sie doch freiwillig wieder 56 Prozent Steuern und geben Sie dabei direkt auch einen Teil Ihres Vermögens ab. Vielleicht als nicht absetzbare Spende an den Finanzminister? Herrn Schäuble wird es freuen.

Es kann nicht oft genug wiederholt werden: Wachstum beginnt bei gezieltem Investieren und beim Sparen unnötiger Ausgaben – wie wäre es mit weniger Staatsbediensteten, weniger Einmischung der öffentlichen Hand, weniger unnötigen Gesetzen, weniger Behörden, deren Leistung gleich Null ist? – und nicht mit Umverteilung oder Einnahmenerhöhung. Wer so denkt, unterliegt dem, was unsere US-Kollegen eine „poverty mentality“ nennen. Wachstum hat etwas mit gezieltem Investieren und mit Sparen zu tun.

Der Staat sollte weiterhin sparen und das Investieren darf er dann uns Unternehmern überlassen. Wir machen das schon.

Ihr Guido Quelle

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Die persönliche Sicht: „Geschenkannahme nicht gestattet“

Vor kurzem sandte ich eines meiner Bücher an einen leitenden Manager – Ressort-Geschäftsführer – eines bekannten deutschen Unternehmens. Ich signierte das Buch und fügte eine persönliche Note hinzu, da ich annahm, dass der Empfänger einen hohen Nutzen aus dem Buch ziehen kann, um das Wachstum seines Unternehmens weiter zu steigern.

Wer beschreibt mein Erstaunen, als vor einigen Tagen das Buch mit einem Begleitschreiben zurück kam, mit dem Hinweis, dass ”wir in unserem Hause, der Firma …, eine eindeutige und klare Geschenkeregelung haben, die allen Mitarbeitern im Grundsatz verbietet, Geschenke anzunehmen.“

Ich finde das lachhaft. Natürlich, niemand braucht mehr nachzudenken – einfach alles ablehnen. Aber ist das nicht über das Ziel hinaus geschossen? Glaubt wirklich jemand, wir erhalten ein 400.000 Euro Mandat, weil wir ein Fachbuch an jemanden gesendet haben? Ein verkappter Bestechungsversuch, geschickt getarnt? Bitte …

Nein, wenn bei einem Discounter, wie z. B. bei Aldi, die grundsätzliche Regelung herrscht, dass eine Reklamation eines Kunden nicht abgelehnt werden darf, ist das eine sinnvolle Regelung. Aber eine Regel, die die Annahme eines Fachbuchs, das obendrein noch Wert schafft, für 39,95 Euro nicht zulässt, zeigt, dass das Unternehmen sich mit der Urteilskraft seiner Mitarbeiter nicht auseinandersetzen möchte.

Aber selbst bei Beibehalten der Regel hätte es Alternativen gegeben, wie zum Beispiel
– „Danke für Ihr Buch, wir erlauben uns, Ihnen einen Scheck über 39,95 beizufügen“, oder
– „Danke für Ihr Buch, wir haben es in unsere Bibliothek eingestellt, damit möglichst viele Mitarbeiter etwas davon haben“, oder
– „Danke für Ihr Buch, wir werden es für unsere jährliche Wohltätigkeits-Tombola nutzen“.

Es hätte also auch andere Wege gegeben. Die Regel aber, dabei bleibe ich, ist Unsinn.

Ihr Guido Quelle

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: „Prekäre“ Arbeitsverhältnisse

Haben Sie auch ein mulmiges Gefühl bei dem Wort „prekär“?

Der DUDEN – dem ich gegenüber Wikipedia immer noch den Vorzug gebe – schreibt zu „prekär“: „in einer Weise geartet, die es äußerst schwer macht, die richtigen Maßnahmen, Entscheidungen zu treffen, aus einer schwierigen Lage herauszukommen; schwierig, heikel, misslich“ (Quelle: www.duden.de)

Somit wird es auch als Adjektiv bei „prekären Arbeitsverhältnissen“ nicht besser. Genau mit diesem Begriff werden aber Arbeitsverhältnisse beschrieben, in denen sich Mitarbeiter in Zeitarbeitsfirmen befinden. Neulich war es wieder etwas von „prekären Arbeitsverhältnissen in der Pflege“ zu lesen. Für mich hat das einen ganz, ganz schlechten Beigeschmack, erscheint es mir doch so, als würden hier Zeitarbeitsfirmen durch gezielte Wortwahl ebenso gezielt in Misskredit gezogen.

Zeitarbeitsfirmen haben einen wesentlichen Anteil daran, dass die Arbeitsmarktsituation in Deutschland im Moment entspannt ist und in Krisenzeiten nicht angespannter war. Sie bieten Menschen die Möglichkeit, in – ACHTUNG: sozialversicherungspflichtigen!! – Beschäftigungsverhältnissen zu arbeiten, sie bieten die Chance, mehrere Unternehmen kennen zu lernen, manche bieten die Möglichkeit der Übernahme durch den Auftraggeber. Mancher Mitarbeiter eines Zeitarbeit-Unternehmens freut sich darüber, so viele andere Unternehmen kennen zu lernen und dabei auch seinen Horizont zu erweitern.

Zeitarbeitsfirmen bieten den Auftraggebern Flexibilität, die Möglichkeit, sich wirtschaftlichen Situationen anzupassen und sie leisten damit einen ganz, ganz wesentlichen Beitrag dafür, dass Arbeitsplätze nicht ins billigere, flexiblere Ausland verlagert werden.

Eines unserer Klientenunternehmen gehört zu den Top 10 der deutschen Zeitarbeitsunternehmen. Die Art und Weise, wie man sich dort um Mitarbeiter kümmert, ist vorbildlich und ich bin sicher, das ist bei vielen anderen Zeitarbeitsfirmen in und unterhalb der Top 10 ebenso.

Nein, wer sozialversicherungspflichtige, und damit für Einzahlungen in die maroden Staatskassen sorgende, Arbeitsverhältnisse, die freiwillig zwischen einem Mitarbeiter und einem Zeitarbeitsunternehmen geschlossen werden, als „prekär“ bezeichnet, hat eine politische Agenda. Und das finde ich unredlich. Für mich ist das Modell der Zeitarbeit ein Bestandteil des Wachstums.

Ihr Guido Quelle

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Die persönliche Sicht: Grenzen des Wachstums

Es hört nicht auf. Das Mahnen, dass die Grenzen des Wachstums erreicht oder sogar schon überschritten seien, findet kein Ende. Gerade erst ist, erneut von Meadows et al., eine Revitalisierung des Gedankengutes aus „Die Grenzen des Wachstums“ erfolgt, in Form einer Neubewertung, ca. 30 Jahre später. Bedauerlicherweise wurde dabei nicht berücksichtigt, geschweige denn gewürdigt, dass die ursprüngliche Veröffentlichung von Meadows et al. in zahlreichen Punkten völlig neben der später erlebten Realität stand.

Es kann nicht oft genug betont werden: Um mögliche Grenzen des Wachstums auszuloten bedarf es mehr als eines Extrapolierens aus der Gegenwart in die Zukunft. Wachstum ist nicht „Mehr des Gleichen“, Wachstum basiert auf Innovation, auf neuen Produkten, neuen Dienstleistungen, neuen Chancen, die sich teilweise sogar aus eklatanten Missständen ergeben. Wer dies antizipieren möchte, steht vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Das gilt auch für Meadows et al.

Wenn wir intelligent innovieren, stets die Umwelt – damit meine ich nicht nur die Natur – im Auge behaltend, sind die Grenzen des Wachstums noch lange nicht erreicht, auch, wenn wir zwischenzeitlich Dellen zu verkraften haben.

Ihr Guido Quelle

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Analysten- und Prognose-Fehler

Wenn es eines weiteren Belegs bedurft hätte, dass Analysten keine Zauberer sind und Prognosen oft das Papier nicht wert sind, auf dem sie verfasst wurden, dann wurde er vor einigen Tagen präsentiert: Auf +0,1 Prozent wurde die Produktionssteigerung für Mai 2012 geschätzt. Tatsächlich betrug die Steigerungsrate im Mai 2012 aber +1,6 Prozent.

Warum sich ein solcher Irrtum einstellen kann? Weil Menschen nicht in die Zukunft sehen können, weil es keine Garantien für die Zukunft gibt, weil die Glaskugel, die uns die Zukunft vorhersagt, nicht existiert und weil sämtliche Prognoseversuche, unabhängig davon, dass die Werkzeuge besonders ausgefeilt sein mögen, unsicher bleiben.

Der Fehler sind auch nicht die Prognosen selbst, sondern der Fehler im System besteht darin, dass wir den Prognosen so hohen Glauben schenken. Wir müssen viel mehr darauf achten, situativ zu entscheiden, unseren gesunden Menschenverstand einzusetzen und – vor allem – uns von Prognosen nicht das Leben diktieren zu lassen.

Wie kann es sein, dass ein Unternehmens-Analyst zu einem „Sell“ kommt und ein anderer Analyst eine Aktie auf „strong buy“ setzt? Wie kann es sein, dass Ökonomen zu grundsätzlich unterschiedlichen Prognosen in Sachen „Europa“ kommen – im Übrigen ohne dabei eine Lösung vorzustellen, was Bundestagspräsident Norbert Lammert kürzlich kritisierte?

Wenn wir einsehen, dass wir nicht in die Zukunft sehen, sie – und das damit verbundene Wachstum – aber heute sehr wohl gestalten können, ist die Verantwortung für unser Handeln auch wieder ein Stück näher zu uns gerückt. Leider möchte das nicht jeder, bedeutet es doch möglicherweise einen etwas unbequemeren Weg.

Ihr Guido Quelle

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Die persönliche Sicht: Besserwisserei ist billig

Was zu erwarten war, ist eingetreten: Nach der Fußball-EM wissen 80 Millionen Nationaltrainer, die zugleich auch alle Schiedsrichter sind, was man hätte tun müssen, um doch Europameister zu werden. Die Startaufstellung war’s. Die hätte man wirklich besser gestalten sollen. Viel zu spät umgestellt. Das darf doch einem Profi, wie „dem Löw“ nicht passieren.

Stop!

Niemand von uns war auf dem Spielfeld, niemand von uns hat das Training miterlebt, niemand von uns hat sich strategische Gedanken machen müssen, niemand von uns hat den Druck auszuhalten gehabt, der auf der Mannschaft und auf dem Trainer lag (Seitenbemerkung: Das Gehalt ändert nichts am Druck!). Aber am Ende wussten es viele von uns wieder einmal besser.

Hinterher ist man immer schlauer. Und wenn man nicht beteiligt ist, ohnehin. Besserwisserei ist billig. Das beginnt bei Fußballaufstellungen, geht über Maßnahmen, die angesichts einer möglichen Virenepidemie „viel zu früh und viel zu überzogen“ ergriffen werden und reicht bis in unser tägliches Geschäft hinein: „Diese strategische Maßnahme war von vorneherein für die Katz'“ (oder alternativ: „Das hätte man viel früher machen sollen.“)

Natürlich bilden wir uns alle unser Urteil, aber was nicht angemessen ist, ist der Satz „Er (Sie) hätte das nur so und so machen müssen, dann wäre es ein Erfolg geworden.“ Wir sind nicht „Er“ (oder „Sie“) und haben leicht reden.

Warum beginnen wir nicht einfach vor der eigenen Haustür? Klappt bei uns alles? Ist alles auf Wachstum getrimmt? Haben wir nicht auch Misserfolge zu verzeichnen, nach denen wir diejenigen irgendwohin wünschen, die uns hinterher sagen: „Mensch, Du hättest das doch nur so und so machen müssen“?

Wachstum beginnt zuhause. Also starten wir doch dort.

Ihr Guido Quelle

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Die persönliche Sicht: Verbot statt Einsicht?

In New York plant Bürgermeister Bloomberg ein Verbot von kalorienintensiven Soft Drinks, die mehr als einen halben Liter groß sind. Der Grund: Die New Yorker seien zu dick. Abgesehen davon, dass Bloomberg hier am Selbstbestimmungsrecht der US-Bürger rüttelt, stellt sich die generelle Frage, wie weit Verbote eigentlich noch gehen sollen.

Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass jedes Verbot umgangen werden kann: Man nehme hier also einfach zwei kleinere Drinks an Stelle eines großen. Überdies müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass es manche Menschen einfach nicht kümmert, wie sie sich ernähren und dass ein Verbot daran weniger ändert, als es Einsicht zu tun vermag. Erziehung und Information helfen, Verbote helfen in der Regel nicht.

Wann ändern sich Menschen? Konkreter: wann ändern wir uns?

  • Notwendige Bedingung Nr. 1: Es muss ein Nutzen für uns erkennbar sein.
  • Notwendige Bedingung Nr. 2: Es muss eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit bestehen, dass dieser Nutzenunter vertretbarem Aufwand eintritt (je höher der erkannte Nutzen, desto höher der aufbringbare Einsatz).
  • Hinreichende Bedingung: Wir müssen dies beides nicht nur intellektuell erkannt haben, sondern wir müssen den echten Wunsch verspüren, zu handeln, wir müssen uns auf die Veränderung verpflichten, denn sie bedeutet eine Verhaltensänderung.

Warum so viele Verbote? Vielleicht, weil sie weniger Mühe machen, als es bedeuten würde, Überzeugungsarbeit zu leisten?

Ihr Guido Quelle

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Die persönliche Sicht: Warum wird so vieles zur Pflicht?

Vor kurzem gab es eine Online-Petition, um den Deutschen Bundestag dazu zu veranlassen, die von Mitgliedern der Bundesregierung ins Gespräch gebrachte Rentenversicherungspflicht für Selbstständige zu kippen, bzw. gar nicht erst zu verabschieden. Mindestens 50.000 Unterzeichner waren erforderlich, mehr als 80.000 Unterzeichner haben sich eingefunden, so dass die Petition nun – glücklicherweise – in die parlamentarische Beratung geht.

Eine Rentenversicherungspflicht für Selbstständige ist ein Irrtum. Von einem Selbstständigen darf man erwarten, dass er oder sie die Einkommensgestaltung – auch im Rentenalter – eigenverantwortlich in die Hand nimmt. Meines Erachtens ist das angeführte Argument, dass im Alter viele Selbstständige von staatlichen Transferleistungen leben müssten, eine Farce. Es geht hier um das Füllen der Rentenkassen, weil sich niemand mehr anders zu helfen weiß.

Warum wird eigentlich so vieles zur Pflicht?  Rentenversicherungspflicht für Selbstständige, Pflichtmitgliedschaft in Kammern, geplante Pflichtmitgliedschaft in – unglaublich ineffizienten – gesetzlichen Krankenversicherungen für alle? Die Liste ließe sich beliebig ergänzen.

Ich bin der festen Überzeugung, dass wir mit unserem Staat, mit unserem Wachstum, mit unserem Wohlstand wesentlich weiterkämen, wenn Bundes- und Landesregierungen, aber auch kommunale Räte, mehr auf den selbstständigen Bürger setzten. Wir sind nämlich weder alle dumm, noch faul, noch müssen wir den ganzen Tag gesagt bekommen, was wir zu tun oder zu lassen haben.

Der Staat hat noch nicht bewiesen, dass er besser für uns sorgen kann, als wir es selbst zu tun in der Lage sind. Wenn wir in unseren Unternehmen so viel zur Pflicht machen würden, wie es uns staatlicherseits vorgemacht wird, hätten wir entmündigte Mitarbeiter. Übrigens: Die wachstumsstärksten Unternehmen aus unserem Klientenportfolio sind diejenigen, die ihren Mitarbeitern einen großen Freiraum innerhalb klar definierter Leitplanken lassen. Kann jeder damit umgehen? Nein, aber die Mehrheit kann es sehr wohl.

Manchmal sollte unternehmerisches Denken mehr Schule machen.

Ihr Guido Quelle

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH