Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 193: Die passive Ansprache und das verpasste Potenzial
Eine E-Mail: „Bitte keine Newsletter mehr senden“. Eine andere E-Mail, mit Anhang: „Bitte nicht mehr so machen“. Eine Haftnotiz: „Bitte im Ordner ‚Allgemeines’ ablegen“. Oder der Knaller: Die Haftnotiz „Bitte erledigen“ oder „Bitte machen“. Die Steigerung: „Erledigen, bis Montag“.
Diese indirekten Ansprachen sind im unternehmerischen Führungskontext, in der Zusammenarbeit nicht nur grob unhöflich, sie bergen auch verpasste Chancen. Was geschieht hier? Erstens: Der Sender vermeidet die direkte Ansprache, er distanziert sich damit vom Adressaten und ob dies bewusst oder unbewusst geschieht, ist für das Ergebnis völlig unerheblich. Zweitens: Der Empfänger fühlt sich nicht direkt angesprochen und schon gar nicht wertgeschätzt. Es ist eine Distanz eingebaut und das Vermeiden der direkten Ansprache birgt nicht selten eine Scheu.
Wir wollen hier keine Hobbypsychologie mit interessierten Laien betreiben, sondern auf der Wirkungsebene verbleiben. „Bitte senden Sie uns keine Newsletter mehr“, ist zugegebenermaßen etwas länger, erreicht mich aber direkt, ist grammatikalisch korrekt und überdies höflich, wenngleich die Bitte natürlich rhetorisch ist und selbstverständlich als Appell verstanden wird. „Peter, bitte lege dies im Ordner ‚Allgemeines’ ab“, ist ebenfalls keine Bitte, die Widerspruch erwarten lässt, aber gleichermaßen höflich und korrekt, ebenso wie „Martina, bitte erledige dies bis Montag“.
Achten Sie in Ihrem Unternehmen darauf, dass die direkte Ansprache erhalten bleibt, unabhängig davon, ob sie schriftlich oder mündlich, auf Haftnotizen, in E-Mails, in persönlichen Gesprächen oder in Telefonaten geschieht. Nutzen Sie das Potenzial der Bitte und lassen Sie nicht zu, dass eine Distanz durch das Indirekte entsteht.
Übrigens: Auch im Alltag erleben wir die indirekte Ansprache laufend: „Hunde anleinen!“. „Einfahrt freihalten!“. „Rechtzeitig reservieren!“. So würden wir besser angesprochen: „Bitte leinen Sie Ihre Hunde stets an“. „Bitte halten Sie die Einfahrt Tag und Nacht frei“. „Bitte reservieren Sie mindestens eine Woche vorher“. Es geht, wenn man will. Und dass der Bittende keinen Widerspruch erwartet, wissen wir alle.
Ein frohes neues Jahr für Sie! Und: „Weiterlesen“ 😉
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© 2015, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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