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Die persönliche Sicht: Amtliche Warnung vor Windböen

Spätestens seitdem es Wetter-Apps gibt, nehmen die „amtlichen Warnungen“ zu. Inzwischen wird jeden zweiten Tag im Herbst amtlich vor Windböen gewarnt. Das liest sich dann beim DWD so: „Es treten Windböen mit Geschwindigkeiten bis 60 km/h (17 m/s, 33 kn, Bft 7) … auf.“ Ich kann mich nicht erinnern, dass früher so häufig vor Windböen gewarnt wurde und das führe ich nicht auf bessere Prognoseinstrumente zurück. Ich spreche auch nicht von Sturmböen, Orkanböen oder schlimmeren Ereignissen, sondern von Windböen. Eine kurze Bö mit sieben Windstärken mag einen Segler verunsichern, in einer deutschen Stadt hingegen sollte sie einfach nur zur Kenntnis genommen weden können.

Wir werden zunehmend entselbstständigt. Menschen stehen nachts bei „rot“ an der Fußgängerampel, obwohl weit und breit kein Auto zu sehen ist und auch nicht damit zu rechnen ist, dass eines kommt, „Straßenschäden“-Schilder haben eine noch bessere Konjunktur als „Markierung fehlt“-Zeichen, die aber auch schon keine schlechte Vermehrung erfahren. Auf Waldwegen wird vor mangelnder Befestigung gewarnt. Abgesackt mit dem Auto? Wir haben Sie gewarnt. Dass der Kaffee inzwischen überall mit einer „heiß“-Warnung versehen ist, daran haben wir uns schon gewöhnt. Oh, ehrlich, so heiß? Ich hätte ihn gerne kalt. „Vorsicht: Kalt!“

In unserem Wohnmobil ist ein Piktogramm-Hinweis angebracht, der uns davor bewahren soll, bei geschlossener Verdunkelung der Windschutzscheibe und der vorderen Seitenfenster loszufahren. Schade, das wollte ich schon immer probieren: Blindflug mit einem Dreiachser. Nichts darf man.

Genug des Sarkasmus. In unseren Unternehmen können wir eine Menge tun. Vor allem können wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei unterstützen, ihr Urteilsvermögen zu stärken, Erfahrungen zu machen, die dazu führen, dass sie sicherer in jedweder relevanten Situation werden. Wir können einen Punkt hinter die Entselbstständigung machen, und das sollten wir auch tun. „Vorsicht, selbstdenkende Bürger“. Auch ein nettes Schild.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.