Schlagwortarchiv für: FAZ

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 589: Vorsicht: Kurzfristdenken

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) veröffentlichte auf faz.net am 30. Juni 2023 einen Beitrag mit dem Titel „Der Bundestag verliert die Zukunft aus dem Blick“. Darin wird thematisiert, dass die deutsche Bundespolitik in Sachen „Zukunftsorientierung“ gemäß einer Studie des „Centrum für Europäische Politik“ und der „Zukunft-Fabrik.2050“ „seit Jahren“ abnehme und die „Bewältigung akuter Krisen […] dafür mehr und mehr Raum“ einnehme.

Die Forscher haben gemäß faz.net sämtliche Redebeiträge im Bundestag von 1949 bis 2021 mit Methoden des maschinellen Lernens ausgewertet und sind zu dieser Erkenntnis gekommen. Zukunftsthemen seien immer weniger thematisiert worden.

Nehmen wir einmal an, dass die Ergebnisse belastbar sind. Wäre dies so, dann würde uns politisch in Deutschland eine strategische Lücke blühen, denn Strategie muss ja bekanntlich in der Gegenwart gestaltet werden, auf die Zukunft zu hoffen, das ist eine schlechte Idee.

So. Nun raus aus der Politik. Im Unternehmen ist es nämlich nicht anders. Es kommen immer wieder kleinere und größere Störungen oder auch Krisen auf uns zu und es bleibt vielen vermeintlich immer weniger Zeit für strategisches Denken. Natürlich müssen die Störungen beseitigt und natürlich muss den Krisen begegnet werden, aber die Begegnung von Störungen reicht eben nicht aus, vor allem dann nicht, wenn sie als Grund dafür dient, dass im Augenblick keine Zeit mehr dafür da sei, sich mit der strategischen Weiterentwicklung des Unternehmens zu beschäftigen.

Unsere erfolgreichsten Klientenunternehmen schaffen beides. Gemeinsam gelingt es uns, eine Balance zu finden zwischen dem zwingend notwendigen Löschen von Feuern („Gehe nicht auf die Jagd, wenn Dein Haus brennt“, so lautet auch einer meiner Vortragstitel) und dem Gestalten der Zukunft. Wir stellen dabei oft fest, dass manches, was aus der Organisation als unbedingt und sofort zu lösen artikuliert wird, weniger wichtig ist als es auf den ersten Blick erscheint. Nicht nur deshalb sind unsere Klientenunternehmen unserer Kenntnis nach sämtlich besser aus der Corona-Krise gekommen als der relevante Wettbewerb.

Das ist mitnichten Zufall. Wir sortieren die Themen und ordnen sie in eine Themenlandschaft ein. Was ist wann an der Reihe? Was ist sofort zu erledigen? Vor allem aber: Was bedeutet das für unsere strategische Ausrichtung und wohin wollen wir in Zukunft? Das sind Fragen, die uns gemeinsam beschäftigen.

Wie schaut es bei Ihnen aus? Machen Sie es besser als die Bundespolitik? Gehören auch Sie zu denen, die den relevanten Wettbewerb nicht nur wegen des besseren Produkts, sondern auch wegen besserer Unternehmensführung, wegen stärkerer strategischer Ausrichtung schlagen? Schreiben Sie mir!

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Washington Post, Bezos und Wachstum: Was wir lernen können

Der vielleicht bemerkenswerteste Satz im Rahmen des Verkaufs der Wahsington Post an den Privatmann Jeff Bezos stammt aus einem Brief von Donald Graham, dem Vorstandsvorsitzenden des Konzerns: „Das Zeitungsgeschäft hat nicht aufgehört, Fragen aufzuwerfen, auf die wir keine Antworten haben.“ So wird Graham auf FAZ.net heute Morgen zitiert.

Abgesehen davon, dass ich es respektabel finde, wenn eine Konzernleitung eingesteht, keine Antworten mehr auf die anstehenden Fragen zu haben, sind hier Lehren daraus, für alle diejenigen von uns, die sich mit Wachstum auseinandersetzen:

  • Die anderen: „Das Zeitungsgeschäft“ kann keine Fragen aufwerfen. Es sind nicht die anderen. Man ist als Washington Post Teil „des Zeitungsgeschäfts“. Man kann, darf, soll und muss es mitgestalten. Chance verpasst durch Abstraktion auf „das Zeitungsgeschäft“.
  • Die Zielgruppe: Es gibt durchaus Zeitungen, die erfolgreich agieren. Was, also, ist fehlerhaft konfiguriert worden? Welche Rolle spielen die Leser? Sterben sie aus, wie es bei manchen Zeitungen der Fall ist? Hat man versäumt, die Zielgruppe weiterzuentwickeln? Offenbar.
  • Die Marke: Die Marke wurde damit einhergehend nicht zeitgemäß weiterentwickelt. Dass so etwas auch in konservativen Unternehmen der Branche funktioniert, macht die FAZ deutlich vor. Obwohl bei der FAZ um jede noch so geringe Veränderung gerungen wird (was Sinn ergibt!), wird beispielsweise das Online-Business und auch das bezahlte Online-Business konsequent weiterentwickelt, ohne die hohe redaktionelle Qualität zu verlieren.
  • Die Mitarbeiter: Es ist nicht die Aufgabe des Vorstandsvorsitzenden, Antworten auf die Fragen „des Zeitungsgeschäfts“ zu finden, zumal die Washington Post, wie es heißt, zuletzt nur noch 14% des Konzernumsatzes repräsentierte. Aber es ist die Aufgabe der Mitarbeiter, eine Zeitung weiterzuentwickeln. Dazu gehört das Miteinander zwischen Redaktion, mit dem Bedarf – im Falle der Washington Post – des hohen Qualitätsniveaus, aber dazu gehören auch Mitarbeiter, die sich mit der strategischen und taktischen Positionierung beschäftigen und die mit der Redaktion entsprechend ringen. Ganz offenbar gab es hier erhebliche Defizite.

Die Probleme der Washington Post liegen in der Vergangenheit, nicht so sehr in der jüngeren Zeit. Die Bremsen des Unternehmens liegen innen, nicht außen. Es wurde versäumt, ein Unternehmen, eine Traditionsmarke, gezielt weiter zu entwickeln und es wurde versäumt zu akzeptieren, dass Wandel, Fokus und Weglassen wesentliche Treiber für profitables Wachstum sind.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Wir lesen zu wenig

Die Frankfurter Rundschau hat vor kurzem Insolvenz angemeldet. Zahlreiche andere Zeitungen straucheln, die FTD ist während ich dies schreibe, vorsichtig formuliert,“gefährdet“. Das Zeitungssterben ist kein ausschließlich deutsches Phänomen, sondern ein globales Problem.

Nun kann man trefflich darüber streiten, ob die Qualität der Blätter, die nicht wirtschaftlich überleben, gut genug war, denn schließlich gibt es ja auch Zeitungen und auch Magazine, denen es (verhältnismäßig) gut geht. Man kann ebenso darüber fachsimpeln, ob es für das eine oder andere Print-Medium nicht besser gewesen wäre, sich zeitiger auf Online-Inhalte zu konzentrieren und einen Sog auszuüben, so dass diese Inhalte nicht nur unter zusätzlichen Gestehungskosten, sondern auch zu einem gewissen Deckungsbeitrag produziert werden.

Das ist aber nicht mein Punkt heute. Mein Punkt ist: Wir lesen zu wenig. Mit „wir“ meine ich „uns“, uns alle. Wir werden von Online-Portalen mit Müll bombardiert, huschen von einer Information zur nächsten, merken gar nicht, was für einen – mit Verlaub – Mist man uns da vorsetzt und meinen dann, wir wären informiert.

Das ist zu kurz gesprungen. Zur ausreichenden Information, zur weiteren fachlichen Bildung und zur weiteren Sprachbildung gehört die Lektüre einer überregionalen Tageszeitung, wie zum Beispiel der FAZ, sowie das regelhafte Lesen von Fachliteratur und von Fiktion. Das Medium spielt dabei keine Rolle, es ist unerheblich, ob das Lesen auf einem iPad, einem Computer, einem Kindle stattfindet, oder man sich doch des traditionellen Formats bedient.

Lesen ist ein wesentlicher Baustein des persönlichen Wachstums. Überdies hilft es dabei, sich Zeit für etwas zu nehmen, ganz bewusst. Wer nicht liest, kann nicht mitreden. Wer nicht liest, kann nicht wachsen. Wer nicht liest, bleibt stehen. Der Langfrist-Effekt ist noch viel schwerwiegender: Wir werden dümmer.

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Die Billig-Verlierer

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 12. März 2012 gab es einen Artikel von Jakob Strobel y Serra über den Billig-Wahn bei Lebensmitteln. Dieser Beitrag sprach mir aus dem Herzen und hat mich voll erreicht. „Die überwältigende Mehrheit der Deutschen gibt deutlich mehr Geld für Motorenöl als für Salatöl aus“, heißt es dort beispielsweise. Wohin soll das führen? Zu nichts. Oder bestenfalls in die Irre. Der Billig-Wahn bei Lebensmitteln muss aufhören. Es sind die Konsumenten, die den Markt und den Preis bestimmen. Wenn wir mehr bezahlen, steigt auch die Qualität.

Aber der Lebensmittelbereich ist ja nur die eine Seite der Medaille – wenngleich er auch besonders fatale Auswirkungen hat. Das Billig-Denken zieht sich durch alle möglichen Branchen hindurch:

  • Viele Menschen wollen für 9,99 Euro eine tolle Jeans haben – bitte mit ein paar Applikationen –, das T-Shirt idealerweise schon für 2,99 Euro – gern mit ein paar frechen Prints – und abends bei Junkfood und Bier echauffieren sie sich dann über das Unding der Kinderarbeit in Bangladesh. Guten Appetit.
  • Billig-Autos haben insbesondere im Kleinstwagenbereich Konjunktur. Haben Sie einmal gesehen, was geschieht, wenn ein solches Auto einen Crash hat? Es bleibt nichts – nichts, gar nichts – übrig, wenn die Zugmaschine eines LKW (ohne Anhänger, ohne Last) mit 50 km/h auf so ein Auto, dessen Marke ich hier nicht nennen werde, auffährt. Nach dem Unfall sieht man nicht einmal mehr, dass da ein Auto war. Nur der auffahrende Laster steht ein wenig höher.
  • Elektrogeräte aus Billig-Produktion? Klar, warum soll man zuviel Geld dafür bezahlen? Hauptsache, die Waschmaschine wäscht. Das Geschrei ist dann groß, wenn sich elektrische Sicherheitsmängel einstellen, aber das hätte natürlich mit der Miele-Waschmaschine auch passieren können. Gut, dass wir nicht so viel dafür ausgegeben haben. Ist schon klar. Und die Sicherheitsstandards und Umweltstandards in der Billig-Produktion in China? Mein Gott, man kann sich doch nicht um alles kümmern.
  • Mich irritiert die gespaltene Zunge vieler Menschen, die dieser Billig-Geiz-Mentalität nacheifern, sehr. Einerseits gehen sie auf die Straße, um für „mehr“ zu streiken, andererseits sind sie nicht bereit, auch „mehr“ zu investieren. Missgunst, Misstrauen, Egoismus sind hier nicht selten Triebfedern.

  • „Sie fliegen Business Class? Ach, dann gehören Sie zu denen, die immer an den anderen vorbeirennen!“ Alternativ: „Sie fliegen First Class? Geben Sie das Geld lieber den Armen, die Economy Class kommt genauso schnell an!“
  • „Der fährt einen Ferrari? Auf welcher Steuersünder-CD der wohl zu finden ist?“ (Ersetzen Sie Ferrari durch Bentley, Lamborghini, eigentlich alles, was nicht Mainstream ist)
  • „70 Euro für das Kilo Rinderfilet? Unverschämtheit!“
  • Einer unserer besten Klienten sagte neulich, als wir über ein neues, größeres Projekt sprachen, dass er die Qualität unserer Beratung sehr schätze, dass er wisse, dass Qualität Geld kostet und dass wir wüssten, dass er sich nie wie auf dem Basar verhalten würde. Stimmt. Wir auch nicht. Und mit der gegenseitigen Fairness kommen wir bestens miteinander zurecht: Top-Qualität für gutes Geld. Für erstklassige Honorare können wir erstklassige Mitarbeiter einstellen und ausbilden, die unsere Klienten erstklassig unterstützen, damit diese wiederum erstklassige Produkte und Dienstleistungen anbieten. Was ist dagegen einzuwenden?

    Wer immer ohne Not nach dem billigsten Angebot jagt, ist ein Verlierer.

    Ihr Guido Quelle

    (c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH