Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 566: Mit Kollegen reisen
In Bewerbungsprozessen gab es bei uns früher die „Müsliriegel-Frage“, die wir uns stellten, wenn ein Bewerbungsgespräch abgeschlossen und der Bewerber gegangen war:
„Stell Dir vor, es ist fünf Uhr morgens, Du stehst mit dem Kandidaten, den wir gerade interviewt haben, am Bahnhof in Paris nach einem anstrengenden Klientenmeeting am Vortag. Ihr hattet eine kurze Nacht, jetzt geht es weiter zum nächsten Klienten. Ihr hattet keine Gelegenheit zu frühstücken und ob es im Zug etwas gibt ist fraglich. Du hast noch einen letzten Müsliriegel in Deiner Aktentasche. Teilst Du den Müsliriegel mit Deinem neuen Kollegen oder isst Du ihn lieber heimlich selbst?“
Jaja, natürlich, die Frage darf man heute im Zuge aller denkbaren Denkverbote nicht mehr stellen, sie ist nicht AGG-kompatibel, vermutlich macht man sich damit in multipler Hinsicht sanktionierbar, daher ist die Müsliriegelfrage natürlich ein Rückblick in unsere Vergangenheit, in der es noch kein AGG gab. Ist doch klar.
In unserem Beruf reisen wir viel. Kennen Sie das Gefühl, mit einem Menschen im Auto zu sitzen, der Gesprächsstoff ist ausgegangen und es tritt Schweigen ein? Kennen Sie das? Haben Sie schon einmal festgestellt, dass es unterschiedliche Formen des Schweigens gibt? Das selbstverständliche Schweigen, jeder ist bei sich, es muss ja nicht immer geredet werden und das unangenehme Schweigen, jeder sucht krampfhaft, das Gespräch aufrechtzuerhalten? Letzteres ist nahezu unaushaltbar und körperlich spürbar.
Wenn wir reisen, lachen wir enorm viel. Wir besprechen im Auto Klientenbelange miteinander, schauen, wo wir uns verbessern können, wir planen Fachliches, aber wir sprechen auch viel über private Erlebnisse und, wie gesagt, wir lachen enorm viel. Für unsere „Neuen“ ist das manchmal etwas, sagen wir, „strange“, vulgo „merkwürdig“, aber sie sind schnell abgeholt. So sind wir schon oft mit breitem Grinsen über die Autobahn gehuscht. Auch im Hotel stocken die Gespräche bei uns nicht und wenn geschwiegen wird, fällt dies in die Kategorie „selbstverständliches Schweigen“, es muss nicht dauernd geredet werden, man ist vertraut miteinander.
Für ein funktionierendes Team ist es zwingend erforderlich, dass man sich schätzt. Wir sprechen bei Mandat von uns als eine „Leistungsgemeinschaft“. Wir müssen uns nicht dauernd in den Armen liegen, nicht fortwährend private Unternehmungen miteinander durchführen (vor allem keine vom Unternehmen aufgezwungenen), aber wir müssen uns schätzen. Ist das eine hinreichende Bedingung? Nein, denn das würde zwar zu „Gemeinschaft“, aber nicht zu „Leistung“ passen. Aber: Wachstumsstarke Unternehmen achten sehr wohl auf die Passung, nicht nur auf die Zeugnisse.
Der Mensch zählt.
Auf eine gute Woche!
Ihr und Euer
Guido Quelle