Wie bitte? Interne Bremsen (und Bremser) sollen wichtiger sein als externe? Konjunkturelle Dellen, Wettbewerbsverzerrungen, politische Rahmenbedingungen, ungeeignete Rohstoffpreise sollen weniger wichtig sein als interne Wachstumsbremsen? Das darf doch nicht wahr sein.
Doch, das ist es – und jetzt werden wir über einige Gründe sprechen. Doch zuvor möchte ich darum bitten, dass Sie – auch wenn es nur für die Dauer des Lesens dieses CEO-Tipps ist – meinem der Erfahrung entstammenden Rat folgen und anerkennen, dass es keinen Sinn macht, im Unternehmen mächtig Schub zu geben oder gar Druck zu machen, solange es stark wirksame Bremsen und Bremser gibt, weil schlicht zu viel Energie verpufft.
Wenn wir also annehmen, dass wir erst die wachstumshemmenden Bremsen lösen müssen, so wie wir es mit unseren Klienten regelhaft in Beratungsmandaten zur Schaffung profitablen Wachstums tun, wird der erste Blick nahezu reflexartig regelhaft auf die externen Bremsen gelegt. Beispiele? Siehe oben. Teilweise branchenabhängig kommen noch das Wetter (Baubranche, Modeindustrie, Einzelhandel, Gartenmärkte), die starke (alle Unternehmen) oder fehlende (Pharmabranche) Grippewelle, infrastrukturelle Maßnahmen der Kommune (Einzelhandel, Gastronomie), Feiertage (alle Unternehmen) oder die Ferienzeit (Handel und Bau) hinzu. All diesen Bremsen gemein ist, dass das jeweilige Unternehmen sie nicht beeinflussen kann, es also keinen Sinn ergibt, sich in großem Lamento zu ergehen. Überdies gelten solche Rahmenbedingungen nicht für das singuläre Unternehmen, sondern für eine Vielzahl von Unternehmen. Und was beobachtet man regelhaft? Man beobachtet, dass unter gleichen schlechten äußeren Rahmenbedingungen arbeitende Unternehmen völlig unterschiedlich abschneiden. Woran mag das liegen?
Es liegt an den internen Bremsen. Es liegt daran, dass einige Unternehmen verstanden haben, dass es wertvoller ist, sich auf den eigenen Gestaltungsspielraum zu konzentrieren und an dem Lösen interner Bremsen zu arbeiten, als sich über externe Bremsen zu beschweren, die man ohnehin nicht ändern kann. Zugegeben: Einige Branchen sind konjunkturanfälliger als andere, aber auch innerhalb dieser konjunkturanfälligen Branchen finden sich völlig unterschiedlich leistungsfähige Unternehmen wieder. Es ist wesentlich wirksamer, lohnender und für die „Unternehmensgesundheit“ heilsamer, sich die eigenen Wachstumsbremsen vor Augen zu führen und sie Schritt für Schritt zu lösen, begonnen bei der jeweils wichtigsten, stärksten Bremse. Dabei ist ein Top-Down-Vorgehen, begonnen bei Ihnen, dem CEO, zwingend und ein daraus abgeleitetes bereichsweises Vorgehen sehr zu empfehlen.
Bevor also demnächst wieder jemand in Ihrem Unternehmen die Stimme erhebt und sich über externe Bremsen echauffiert, weisen Sie ihn darauf hin, dass es zunächst darum geht, die internen Bremsen zu lösen. Das staunende Gesicht wollen Sie vielleicht fotografisch festhalten.
Wie dieses Lösen interner Bremsen vor sich gehen kann und auf welche Aspekte pro Bereich Wert zu legen ist, habe ich in meinem Grundlagenwerk „Profitabel wachsen – Wie Sie interne Bremsen lösen und Ihrem Unternehmen neuen Schub geben“ (SpringerGabler) im Detail beschrieben.
© 2016, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York. ***
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