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Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 644: Passt Ihnen das nicht?

Neulich auf dem Gelände, auf dem sich auch meine Reinigung befindet. Ein Mix aus Ladengeschäften, ein Restaurant, ein Bäcker, ein Laden, in dem man auch seine Postsachen erledigen kann, das Ganze in einem Wohngebiet, es ist immer allerlei los auf den Parkplätzen, zudem es nicht allzu großzügig zugeht. Man muss sich ein wenig Mühe geben, einzuparken und manchmal kann man sogar nicht in unmittelbarster Nähe des gewünschten Geschäfts parken, sondern muss 30 oder 40 Meter laufen.

Manchen erscheint das zu viel. Eine Kundin der Reinigung hatte sich diese übertriebene Mühe nicht gemacht und parkte unmittelbar vor der Reinigung, eigentlich war es fast in der Reinigung. Jedenfalls parkte sie so, dass man um ihr Auto einen Bogen machen musste, sowohl per Fahrzeug als auch per pedes.

Ich schätze derart unsoziales Verhalten nicht sonderlich und war ohnehin „gut drauf“ an dem Tag, also betrat ich die Reinigung, sagte fröhlich „Guten Tag“, was die Angestellte erwiderte, die Kundin nicht. Ich zur Kundin: „Sagen Sie bitte, ist das …“ – ich zeigte auf die Motorhaube, über die ich 30 Sekunden vorher nahezu noch gestolpert war – „… Ihr Auto?“

Die Kundin, ohne mich eines Blickes zu würdigen: „Ja. Und?“

 

Ich: „Da haben Sie ja besonders schlecht geparkt.“

Aaaah, ich hatte sie. Sie drehte sich um: „Besonders schlecht geparkt? Besonders schlecht geparkt?“ Sie brauchte die Wiederholung offenbar zum Denken. Dann: „Ja und? Passt Ihnen das etwa nicht?“

Ich, nach kurzer Pause, akzentuiert: „Nein, das passt mir überhaupt nicht.“

Das Gesicht war unbezahlbar, ich kann es nicht beschreiben, ein Mix aus Staunen, Ratlosigkeit, Überforderung, Ärger. Sie münzte all das in Tat um, wandte sich wieder ihren Reinigungsangelegenheiten zu und murmelte irgendwas. Der Mitarbeiterin war das alles natürlich unangenehm und sie sagte richtigerweise nichts, mir war’s egal, ich hatte artikuliert, was ich artikulieren wollte.

Wie bekommen wir jetzt die Wachstumskurve? Ich denke, so: Es ist wichtig, sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren und eine gewisse Toleranz zu haben. War das unsoziale Parken der Dame wesentlich? Nein, ich konnte um das Auto umhergehen und umherfahren. Ich hätte es also auch ignorieren können. Andererseits: Manchmal müssen auch Kleinigkeiten eine gewisse Aufmerksamkeit erfahren, sonst funktionieren auch große Dinge nicht mehr.

Kennen Sie das auch, im Unternehmen? Regeln, die immer mal wieder ein wenig gedehnt werden? Sicherheitsschuh-Pflicht im Produktionsbereich, der Standortleiter huscht aber „nur ‘mal eben“ mit Business-Schuhen durch, Rauchverbot auf dem Gelände, aber es liegen Kippen herum, Anweisungen, Kunden keine erfundenen Geschichten als Ausrede zu präsentieren, aber einmal ist keinmal und so fort. Jedes Ereignis für sich ist keine große Sache, könnte man meinen, aber warum gibt’s dann Regeln?

Auch Regeln des Zusammenlebens sind wichtig, da brauchen wir uns noch gar nicht auf die offizielle Vorschriftsebene zu bewegen.

Weisen Sie gelegentlich darauf hin, wenn Regeln nicht eingehalten werden. Solange Sie es nicht übertreiben, erzielt es Wirkung. Regeln, die nicht kontrolliert werden, können sie übrigens ersatzlos streichen.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 543: „Dumme Regeln“

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 543: Dumme Regeln

Ich bestellte kürzlich ein ganz bestimmtes Vogelfutter, das mir von einem Ornithologen zur ganzjährigen Fütterung unserer gefiederten Gartenfreunde empfohlen wurde. Zuvor hatte ich nichts bei dem Shopanbieter bestellt, ich musste mich also durch den Bestellprozess hangeln. Erfreulich: Es ging recht einfach über Paypal-Direkt. Der Kauf wurde grundsätzlich freigegeben, zur abschließenden Bestätigung sollte ich meine Kundendaten noch einmal kontrollieren und, wenn gewünscht, ein Kundenkonto anlegen, sonst als Gast fortfahren.

Ich änderte die Mailadresse, klickte „Kundenkonto anlegen“. Eine Telefonnummer war erbeten, das Geburtsdatum ebenfalls. Beides wollte ich nicht angeben. Klick, ab die Post.

Von wegen. Die Telefonnummer sollte ich eingeben. Nun, von mir aus. Eine unserer Festnetznummern trug ich ein. Klick, ab die Post.

Von wegen. Mein Geburtsdatum sollte ich eingeben. Auf keinen Fall wollte ich das tun. Sicher lag es an der Tatsache, dass ich ein Kundenkonto anlegen wollte. Also: Kein Kundenkonto anlegen.

Das war aber nicht mehr möglich. Ich brach den Bestellvorgang ab, machte alles noch einmal, diesmal ohne Kundenkonto. Das gleiche Spiel: Telefonnummer und Geburtsdatum eingeben. Zähneknirschend folgte ich den Anweisungen, damit ich den Vorgang vom Tisch hatte. In einer Begleitnachricht zur Bestellung machte ich meinem Unmut darüber Luft, dass bei der Bestellung von Vogelfutter mein Geburtsdatum abgefragt würde (ich möchte auch keine „Herzliche Glückwünsche“-Mail von einem Bot haben …).

Tags darauf die Antwort: Das Geburtsdatum sei „nötig, um zu verifizieren, dass Sie volljährig sind. Sie können aber auch gerne ein fiktives Datum hinterlegen.“

Klar, natürlich: Ich zahle per Paypal, dahinter liegt eine Kreditkarte, alles wird autorisiert und der Vogelfutterkauf benötigt dann noch mein Geburtsdatum, das ich aber auch fälschen kann, weil’s eh‘ nicht überprüft wird, nur damit der Händler im Betrugsfall sagen kann „Ich habe aber alles getan, um mich abzusichern“? Was kommt demnächst? Kaufen wir Vogelfutter mit der Personalausweis-App? Ich hatte jedenfalls Spaß und ein Wochenstart-Thema.

So wie es sehr wohl dumme Fragen gibt, gibt es auch dumme Regeln – und zwar zuhauf. Die hier dargestellte Regel gehört dazu. In Wachstumsprojekten mit den Teams unserer Klientenunternehmen hinterfragen wir immer bestimmte Regeln, weil diese oft hinderlich und wenig nützlich sind. Viele Regeln sind Absicherungsregeln, alte Regeln, Machtregeln.

Wir raten dringend: Schaffen Sie jede Regel ab, die nicht kontrolliert wird. Lassen Sie sich weder vom Controlling noch von Ihrer Compliance-Abteilung vor den Karren spannen. Die Wahrscheinlichkeit liegt nahe, dass Ihre Mitarbeiter wissen, welche Regel Sinn ergibt und welche (nicht) kontrolliert wird.

Was würden wir tun, wenn wir wüssten, dass die Geschwindigkeit im Straßenverkehr niemals kontrolliert würde? Eben.

Achja: Und bei Gelegenheit bestellen Sie ‘mal etwas in Ihrem Online-Shop. Wer weiß …

 

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

 

 


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Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 437: Gesetze und Regeln und das Maß

Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 437: Gesetze und Regeln und das Maß

Neulich beim Geldabheben: Ein älterer Mann steht am Automaten neben mir, ohne „Alltagsmaske“. Ich, nebenläufig: „Sie haben Ihre Maske vergessen.“ Er, ruhig: „Ich weiß, als ich hier eintrat, fiel’s mir auf.“
Ich: „Kann passieren.“ Ich gebe an meinem Automaten meine PIN ein, er entnimmt am anderen Automaten sein Geld und verlässt den Raum. Der Abstand zwischen uns beiden war hinreichend, die gemeinsame Zeit an den beiden Automaten sehr gering, kein Grund für Aufregung. Ich war sicher, er meinte es ernst. In der Tat: Es kann passieren, dass man seine Maske vergisst, nicht jeder hat sie dauernd um den Hals hängen. Wobei ich vermutlich erst meine Maske geholt hätte und nicht ohne eine solche eingetreten wäre, obwohl mich das Tragen und das Denken an die Maske wirklich inzwischen nervt. Aber ich halte es eben für richtig. Es ist ein bisschen wie im Stau: Man nimmt nicht den Standstreifen, um kilometerlang an allen vorbeizufahren.

Der Mann war offenkundig kein „Verweigerer“, sonst wäre er vermutlich vehementer in das Gespräch eingestiegen. Maß halten, das ist ein Gebot der Stunde, wie ich finde. Wir brauchen so viele Gesetze und Regeln, weil es immer wieder genügend Deppen gibt, die Freiheit mit Verantwortungslosigkeit und Egofokussierung verwechseln. Ich spreche dabei noch gar nicht von Kapitalverbrechen, aber warum muss offensichtlich sinnvolles Verhalten mit Gesetzen versehen und mit Strafen bewehrt werden? Weil es keine Einigkeit darüber gibt, was das richtige Vorgehen ist. Weil Menschen sich profilieren, weil sie Recht haben wollen. Weil Menschen sagen: „Ha, was interessiert’s mich? Mir passt’s nicht, ich mache es nicht.“

Ich würde mir wünschen, und dazu habe ich mehrfach auch schon geschrieben, dass wir eine bessere Urteilsfähigkeit in der Gesellschaft erlangen. Das mag eine hehre und (zu) große Absicht sein, aber ich möchte daran mitwirken und das tue ich auch, sowohl in unserer Firma als auch im Ehrenamt als auch an der Hochschule. Hätten wir eine solche, benötigten wir weniger Gesetze und vielleicht sogar weniger Regeln. Davon bin ich überzeugt. Viele sind aber inzwischen im Vollkaskostaat gewohnt, dass man uns vieles vorschreibt, wir müssen uns nur an die immer mehr werdenden Regeln und immer mehr werdenden Gesetze (gab es eigentlich mal die Idee des Überprüfungs- und Verfalldatums?) halten und alles ist gut. Wohin das führt, sieht man in China. Wir müssen dringend – und daran können wir alle arbeiten – darauf hinwirken, dass das Dauervorschreiben nicht erforderlich ist. Unsere Demokratie lebt vom Denken, nicht vom dummen Befolgen. Ja, das ist schwieriger, aber lohnend.

Da der Wochenstart (fast) immer einen Unternehmensbezug haben soll: Schauen Sie einmal in Ihr Unternehmen: Wo sind „Gesetze“ eingebaut, die möglicherweise durch ein klügeres Miteinander und eine Regel ersetzt werden können? Wo sind Regeln eingebaut, deren Einhaltung nicht kontrolliert wird? Wo sind Menschen, die sich notorisch nicht an Sinnvolles und Verabredetes halten?

Das Unternehmen ist ein Bestandteil und in vielerlei Hinsicht auch ein Abbild unserer Gesellschaft. Tragen Sie dazu bei, dass es weniger Gesetzen und Regeln bedarf, dass im Unternehmen Klarheit darüber besteht, was „Maß halten“ bedeutet und dass Sie dadurch im Endeffekt viel, viel schneller werden.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

 

 


Die Frage der Woche:

„In unserem Unternehmen…“

Um an der Umfrage teilzunehmen klicken Sie einfach auf: Wachstumsfrage der Woche

 

In der letzten Woche haben wir gefragt: „Wie ist Ihr Eindruck in Ihrer Branche?“

Ihre Antwort:

  • Die Unternehmen unserer Branche schauen eher optimistisch in die Zukunft und gestalten diese aktiv. – 50 %
  • Die Unternehmen unserer Branche schauen eher neutral in die Zukunft und warten eher ab, was geschieht. – 50 %
  • Die Unternehmen unserer Branche schauen eher pessimistisch in die Zukunft und beklagen sich stark. – 0 %

 

Balance


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Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 399: Nicht schimpfen, besser machen

Wachstums-Wochenstart

Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 399: Nicht schimpfen, besser machen

Viele schimpfen auf den Öffentlichen Dienst. Prozesse seien zu ineffizient, Doppelarbeit sei die Regel. In der Tat kann man sich des Eindrucks nicht immer erwehren, dass in der öffentlichen Verwaltung immer mehr Regeln immer mehr Prozesse bedingen und immer mehr Menschen erforderlich sind, um Dinge zu tun, die ohne diese (unnötigen) Regeln gar nicht erforderlich wären. Das System erhält und rechtfertigt sich selbst, dieser Eindruck kann mindestens stellenweise entstehen.

Wenn dieser Eindruck entsteht, schimpfen wir. Wir schimpfen auf die Kompliziertheit, die Unnötigkeit und die Langsamkeit des Systems und werden nicht müde, den Öffentlichen Dienst heranzuziehen, wenn es um Ineffizienz und teilweise sogar Ineffektivität geht. Jeder kann über irgendetwas berichten: Seien es lange Wartezeiten im Amt, langsame Bauantragsbearbeitungen, lange Verwaltungsvorgänge, unnötige Abläufe, mangelnde Zuständigkeiten, Formulare, die hin und her gesendet werden müssen, statt sie online auszufüllen und von einem Computer auswerten zu lassen und so fort.

Halten wir einen Moment inne, stellen wir fest, dass es in Unternehmen mitunter haargenau so zugeht, insbesondere im Bereich der Regelerfindung und des Selbsterhalts. Mitarbeiter benötigen eine neue Auswertung, diese wird einmal gemacht, danach immer wieder in der Routine, das ganze passiert zehn Mal, zack, benötigt man neues Personal im Controlling. Es stellt sich eine missbräuchliche Mittelverwendung im Unternehmen ein, neue Planungs- und Sicherungsroutinen werden eingerichtet und, zack, benötigt man neues Personal im Compliance-Bereich. Neue Messungen ergeben, dass die Anzahl der Neukunden nicht den Vorgaben entspricht und, zack, sucht man neues Personal im Vertrieb.

Es wird nicht immer hinreichend hinterfragt, ob die Einmalauswertung vielleicht genügt, ja, ob sie überhaupt erforderlich ist, ob der missbräuchliche Mitteleinsatz ein Einzelfall war oder ob Neukunden wirklich zur Strategie passen, beziehungsweise ob die Neukundenakquisition im in Rede stehenden Gebiet tatsächlich vielversprechend ist. Der Ruf nach mehr Personal, oder allgemeiner: mehr Ressourcen, schallt so schnell, dass man das OB gar nicht mehr stark genug hinterfragt, sondern sich auf das WIE und WANN konzentriert.

Schimpfen wir also nicht auf den Verwaltungen und deren vermeintliche (und in Teilen tatsächlichen) Selbsterhalt- und Selbstbeschäftigungstendenzen, bevor wir unsere Hausaufgaben gemacht haben, nämlich jeder Ressourcenaddition nur nach sorgfältiger Prüfung von Alternativen und noch sorgfältigerer Hinterfragung des „Warum“ zuzustimmen. In unseren Mandaten zur Verschlankung und Verschnellung von Abläufen stehen solche Fragen im Kern und sie bringen immer wieder faszinierende Diskussionen über Wertschöpfungsbeiträge an den Tag.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

 

Die Frage der Woche: „Wie zufrieden sind Sie mit der Effizienz Ihrer administrativen Abläufe?“ Um an der Umfrage teilzunehmen klicken Sie einfach auf: Wachstumsfrage der Woche

In der letzten Woche haben wir gefragt „Glauben Sie, dass es am Jahresende schwieriger ist, Gespräche mit Entscheidern über neue Geschäftsmöglichkeiten zu führen, als zu anderen Zeiten im Jahr?“ Ihre Antwort: „Ja“ sagten 24 % und „Nein“ denken 76 %. Eine Begründung dafür lautete: „Wieso? Der Dezember ist ein Monat wie jeder andere, wenn es um Chancen geht.“

 

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Zwangsbeglückung, oder: Vom Umgang mit E-Mails

Die im Sommerloch kursierende Nachricht, dass Daimler ermöglichen will, dass E-Mails, die im Urlaub eines Mitarbeiters eingehen, direkt gelöscht werden, löst – vorsichtig formuliert – eine noch größere Verwunderung aus, als das Abschalten des E-Mail-Servers bei Volkswagen nach einer bestimmten Uhrzeit am Abend. Man stelle sich vor, man sendet eine E-Mail an einen Mitarbeiter eines Unternehmens und erhält folgenden Autoresponder: „Sehr geehrter Absender, ich bin derzeit im Urlaub, mein Stellvertreter ist …, den Sie unter … erreichen. Ihre E-Mail an mich wird nicht weitergeleitet, sondern wurde automatisch gelöscht.“ Ich würde mich fragen, ob es der 1. April wäre.

Kaum ein Thema beherrscht in Sachen digitaler Technologie die Medien derzeit mehr als der Umgang mit Smartphones im Allgemeinen und mit E-Mails im Besonderen. Die Zwangsbeglücker sind schnell auf der Bühne und es gibt pauschale Beglückungsprogramme: Server ab einer gewissen Uhrzeit abschalten, E-Mails im Urlaub löschen lassen, was darf es sein? Mit Verlaub: Eingehende Briefe, Faxe, von Kollegen oder Projektpartnern abgegebene Aktenordner können auch nicht einfach „gelöscht“ werden. Das wurden sie auch nie.

Versäumt wird bei den gutmenschlichen Beglückungsversuchen, auf die Selbstständigkeit der Mitarbeiter zu setzen. Statt dass Führungskräfte in ihre Pflicht zu führen auch integrieren, dass sie sich mit ihren Mitarbeitern gemeinsam über den Umgang mit E-Mails und auch mit der Menge eingehender E-Mails verständigen, gibt es das volle Programm der Bevormundung.

Wie wäre es mit folgendem Konsens in einem Unternehmen:

  • E-Mails werden nur gesendet, wenn es erforderlich ist,
  • E-Mails werden nicht zur Diskussion wichtiger Dinge genutzt,
  • ein „CC“-Verteiler wird nicht zur Absicherung des eigenen Tuns genutzt,
  • „BCC“ findet nicht statt,
  • jede Person entscheidet eigenständig, ob und wann sie eine E-Mail sendet,
  • jede Person entscheidet eigenständig, ob sie außerhalb der Arbeitszeit E-Mails abruft
  • es besteht keine Pflicht zur Beantwortung von E-Mails außerhalb der Arbeitszeit (so auch im Urlaub), es sei denn, es wurde ausnahmsweise projekt- oder themenbezogen etwas Abweichendes vereinbart,
  • wenn es ausnahmsweise etwas wirklich Wichtiges gibt, das den Einbezug einer im Urlaub befindlichen Person erfordert, erfolgt der Kontakt per SMS oder Telefon.

Dies erfordert natürlich den gemeinsamen Dialog über „wichtig“ und „unwichtig“, es erfordert eine gemeinsame E-Mail-Kultur. Bei der obigen Liste handelt es sich um unaufgeschriebene aber thematisierte Empfehlungen, wie sie in meinem Unternehmen existieren und – viel besser: auch funktionieren.

© 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Die persönliche Sicht: „Geschenkannahme nicht gestattet“

Vor kurzem sandte ich eines meiner Bücher an einen leitenden Manager – Ressort-Geschäftsführer – eines bekannten deutschen Unternehmens. Ich signierte das Buch und fügte eine persönliche Note hinzu, da ich annahm, dass der Empfänger einen hohen Nutzen aus dem Buch ziehen kann, um das Wachstum seines Unternehmens weiter zu steigern.

Wer beschreibt mein Erstaunen, als vor einigen Tagen das Buch mit einem Begleitschreiben zurück kam, mit dem Hinweis, dass ”wir in unserem Hause, der Firma …, eine eindeutige und klare Geschenkeregelung haben, die allen Mitarbeitern im Grundsatz verbietet, Geschenke anzunehmen.“

Ich finde das lachhaft. Natürlich, niemand braucht mehr nachzudenken – einfach alles ablehnen. Aber ist das nicht über das Ziel hinaus geschossen? Glaubt wirklich jemand, wir erhalten ein 400.000 Euro Mandat, weil wir ein Fachbuch an jemanden gesendet haben? Ein verkappter Bestechungsversuch, geschickt getarnt? Bitte …

Nein, wenn bei einem Discounter, wie z. B. bei Aldi, die grundsätzliche Regelung herrscht, dass eine Reklamation eines Kunden nicht abgelehnt werden darf, ist das eine sinnvolle Regelung. Aber eine Regel, die die Annahme eines Fachbuchs, das obendrein noch Wert schafft, für 39,95 Euro nicht zulässt, zeigt, dass das Unternehmen sich mit der Urteilskraft seiner Mitarbeiter nicht auseinandersetzen möchte.

Aber selbst bei Beibehalten der Regel hätte es Alternativen gegeben, wie zum Beispiel
– „Danke für Ihr Buch, wir erlauben uns, Ihnen einen Scheck über 39,95 beizufügen“, oder
– „Danke für Ihr Buch, wir haben es in unsere Bibliothek eingestellt, damit möglichst viele Mitarbeiter etwas davon haben“, oder
– „Danke für Ihr Buch, wir werden es für unsere jährliche Wohltätigkeits-Tombola nutzen“.

Es hätte also auch andere Wege gegeben. Die Regel aber, dabei bleibe ich, ist Unsinn.

Ihr Guido Quelle

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH