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In der Hauptverwaltung wird das Haupt verwaltet

Sprache prägt unser Denken. Während sich unsere Unternehmen ändern, während sich die Art und Weise unserer Zusammenarbeit ändert, während Innovationen immer schneller über den Globus wandern, sind wir mit Begriffen im Rahmen des unternehmerischen Umfelds immer noch in der Steinzeit – teilweise sogar gesetzlich begrifflich verankert.

Beispiele:

  • Wie heißen die Unternehmenszentralen häufig? „Zentrale“, weil sich alles um das Zentrum dreht? „Verwaltung“, damit deutlich wird, wer das Sagen hat? Oder es ist es sogar die „Hauptverwaltung“, in der offensichtlich das Haupt verwaltet wird (bestenfalls ist es nur das Haupt aller Verwaltungen, wobei wir diese doch immer wieder versuchen, so gering wie möglich zu halten, oder?)
  • Der „Vorstand“ steht irgendwem oder irgendetwas vor, er bewegt sich also nicht, der „Vorsitzende des Vorstandes“ sitzt immerhin – ein Privileg. Währenddessen führen Geschäftsführer die Geschäfte (den abgegriffenen Witz mit den Zitronenfaltern sparen wir uns hier) und Unternehmer unternehmen offenbar etwas.
  • In der „Hauptversammlung“ oder der Gesellschafterversammlung versammelt man sich, von Bewegung ist hier auch nicht viel zu spüren.
  • Auch der „Betriebsrat“ klingt nicht danach, als würde dort etwas entstehen, man „rät“. Die „Mitarbeitervertretung“ vertritt immerhin die Mitarbeiter.

Manchmal ist es schon spannend, wohin uns unsere Sprache führt. Das ist solange in Ordnung, wie sich das Selbstverständnis einer Unternehmenszentrale als Dienstleister, das der Vorstände und Geschäftsführer als Unternehmenslenker und das der Anteilseignertreffen als Impulsgeber und Herausforderer darstellt. Werden manche für uns selbstverständliche Begriffe tatsächlich so gelebt, wie sie sind, werden sie schnell zur Wachstumsbremse. Und wer hat nicht schon Hauptverwaltungen erlebt, in denen man das Gefühl hatte, dass tatsächlich nur das Haupt verwaltet wird?

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Der Wachstums-Wochenstart #30: Formulieren Sie präzise

Ihr Fokus in dieser Woche: Formulieren Sie präzise.

Zu häufig sind Formulierungen vage, lassen sich Interpretationen ableiten, sind Auslegungen möglich. Formulieren Sie in dieser Woche präzise, was Sie meinen und vergewissern Sie sich, falls erforderlich, dass dies auch verstanden wurde.

Ich hatte vor kurzem einen Sitznachbarn auf einem Flug von Stuttgart nach Düsseldorf in der Lufthansa Business Class, der sich unmöglich benommen hat. Wir saßen in Reihe 2, also mit viel Beinfreiheit, aber einer Frontwand, an der mein Sitznachbar seine Schuhe abstützte. Er telefonierte, obwohl die Maschine schon rollte, was die Stewardess zurecht auf die Palme brachte und was ihm eine scharfe Zurechtweisung einbrachte, er schnallte sich nur widerwillig an und er klappte ungefragt einen Tisch herunter, neben dem mein Jacket hing.

Ich sagte zu ihm in ruhigem Ton: „Ich finde, Sie sind ein ausgesprochener Flegel“, was ihn wiederum rasend machte. Ich gab nichts darum und widmete mich wieder meiner MP3-Aufzeichnung auf dem iPhone. Die Stewardess lächelte wissend, gab mir etwas zu trinken und ließ ihn wissen, dass ihre Kollegin sich später um ihn kümmern werde.

Die präzise Formulierung hilft, Dinge nur einmal sagen zu müssen. Üben Sie das. Und denken Sie daran, dass Sie nicht von Fremden geliebt werden müssen.

Ihr Guido Quelle

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Der Wachstums-Wochenstart #5: Achten Sie auf Ihre Sprache

In dieser Woche geht es um Ihre Sprache. Achten Sie einmal darauf, welche Botschaften Sie senden, sowohl schriftlich als auch dann, wenn Sie Ihre Mitarbeiter ansprechen. Insbesondere achten Sie einmal darauf, wie sehr Sie sich in Substantiven verlieren. Ich nenne dies „Substantivübertreibung“.

Wenn Sie sich Präsentationen ansehen – in nicht enden wollenden Powerpointschlachten -, werden Sie immer wieder auf Substantive stoßen. Nahtlos aneinandergereiht, vom Redner abgelesen. Aber auch in powerpointfreien Vorträgen staunt der Zuhörer nicht schlecht, dass die Substantivübertreibung auch dort stattfindet. Am deutlichsten wird es in der Schriftsprache.

Aber auch das gesprochene Wort bietet Fallen. Dieser Satz könnte am Montag Morgen in einem beliebigen Meeting gesagt werden:

„Meine Damen und Herren, die vorliegende Feststellung der mangelnden Rentabilität beruht darauf, dass wir im Rahmen einer Zusammenarbeit mit unseren Wirtschaftsprüfern eine neue Modellierung von Kennzahlen in unser Controlling aufgenommen haben. Die Analyse hat ergeben, dass Handlungsbedarf in allen Geschäftsbereichen besteht. Ich bitte Sie um die Erstellung einer entsprechenden Entscheidungsvorlage, wie Sie in Ihren Geschäftsbereichen damit umzugehen gedenken.“

14 Substantive ohne Anrede. Kommt Ihnen das bekannt vor?
Wie wäre dies?

„Meine Damen und Herren, wir sind in allen Geschäftsbereichen nicht rentabel. Dies haben wir gemeinsam mit unseren Wirtschaftsprüfern herausgefunden, indem wir eine neue Sicht auf unsere Zahlen aufgebaut haben. Ich bitte Sie darum, mir in einer Woche entscheidungsreif mitzuteilen, wie Sie in Ihren Geschäftsbereichen konkret damit umgehen werden.“

Es geht also auch mit 6 Substantiven. Die Botschaft ist klar.

Bei welcher Gelegenheit können Sie Ihre Mitarbeiter in dieser Woche verständlicher ansprechen?

Ihr Guido Quelle

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH