Schlagwortarchiv für: System

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 597: Es dem Kunden leicht machen

Ich abonniere drei Wohnmobil-Magazine, von denen ich bei zweien auch Digitalabos habe (das dritte bietet kein Digitalabo an). Zugegebenermaßen lese ich die Magazine nahezu nie digital, ich habe sie lieber in der Hand und damit auch Augen-Abwechslung vom Bildschirm, aber die Dateien sind super, um nach Schlagworten zu suchen.

Auch in diesem Monat kam wieder die Mail, von beiden, dass mein Magazin abrufbar sei. Es wird nicht gepusht, sondern ich muss es mir ziehen. So weit, so gut. Hier die Unterschiede:

Magazin 1:

  • Ein Klick auf das Icon in der Mail, daraufhin öffnet sich der Browser mit der Website.
  • Ein Klick auf das „Herunterladen“-Feld.
  • Das Dokument wird geladen.
  • Summe: Zwei Klicks.
  • Urteil: Okay.

Magazin 2:

  • Ein Klick auf das Icon in der Mail, daraufhin öffnet sich der Browser mit der Website.
  • Klick ins Feld „Mailadresse“.
  • Mailadresse eingeben (nein, sie wird nicht sofort vorgeschlagen).
  • Hinweis, dass man mir eine Mail gesendet habe.
  • Zurück zu Outlook, Klick zum Mailabrufen.
  • Mail geht ein, Klick auf den enthaltenen Link.
  • Browser öffnet sich wieder. Klick auf das Download-Feld.
  • Das Dokument wird geladen.
  • Summe: Fünf Klicks, eine Mailadresseneingabe, zwei Programmwechsel.
  • Urteil: Finde den Fehler.

Ich habe die Technik-Yogis bei Magazin 2 angeschrieben. Es kommt eine höfliche Antwort „[ANREDE], ich versuche Ihnen gerne eine ausführliche Erklärung zu liefern: …“ Danach folgt eine 1.472 Zeichen (!) lange Erklärung (jajajaja, ich habe Word nachzählen lassen), warum es nicht einfacher ginge und dass es ihnen leidtäte. Der Grund: „Das System“.

Ja, Leute, dann ist Euer System eben – streng wissenschaftlich gesprochen – großer Mist.

Ob ich mich darüber aufrege? Nicht mehr. Ich zahle den Preis des Unkomfortablen, weil ich das Magazin gerne digital haben möchte. Müsste ich mich zwischen den beiden Magazinen entscheiden, wäre Magazin 2 raus.

Und jetzt wir alle: Wie einfach machen wir es unseren Kunden wirklich? Machen wir es so wie amazon und lassen unsere Kunden als willige Deppen die Rechnungen selber drucken? Oder wie Einzelhändler, die den Check-out jetzt durch den Kunden (Euphemismus: „Self Scanning“) vornehmen lassen? Oder machen wir es den Kunden wirklich einfach und versuchen, dass sie barrierefrei mit uns in Kontakt sind?

Es ist Ihre Entscheidung, unsere Entscheidung, aber als nicht-praktizierender Informatiker möchte ich eines nicht hören: „Das System …“.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 381: Handlungs-Wirkungs-Relation

Wachstums-Wochenstart

Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 381: Handlungs-Wirkungs-Relation

Wissen Sie, was ich im Lehrplan an Schulen, Hochschulen, in der Ausbildung, in der unternehmerischen Weiterbildung regelhaft vermisse? Ich vermisse die Vermittlung des Zusammenhangs zwischen Handlung und Wirkung. Ich nenne dies die „Handlungs-Wirkungs-Relation“.

Diese Relation, diese Beziehung, ist eminent wichtig, wenn es um Wachstum geht, denn das Schaffen von Wachstum ist keine direkt transaktionale Beziehung, sondern eine Beziehung zwischen Handlung und Wirkung, die nicht nur zeitverzögert, sondern auch multikausal ist. Jede Wirkung einer Handlung tritt zeitverzögert ein, selbst wenn ich eine Maschine einschalte, dauert es bis zum Status „An“ mindestens den Bruchteil einer Sekunde. Jawohl, diesen Bruchteil nehmen wir nicht wahr, aber er ist vorhanden. Wenn ich einem Kunden sage „Es kostet fünf Euro neunzig“, erhalte ich einige Sekunden später das Geld, eine Kreditkarte, eine Handyzahlung, was auch immer. Diese Verzögerung ist schon größer, wird aber auch nicht wahrgenommen. Im Übrigen ist eine Unterbrechung oder Fremdeinflussnahme zwischen den Vorgängen „Handlung“ und „Wirkung“ in den beiden genannten Fällen (Stromstörung oder Gewitter im ersten Fall, Feueralarm, Raubüberfall oder Zahlungsmittel vergessen im zweiten Fall) sehr unwahrscheinlich.

Wir haben uns an das Transaktionale so gewöhnt, dass es vielen Menschen immer schwerer fällt, komplexe Systemzusammenhänge zu betrachten, Zusammenhänge, innerhalb derer Ursache und Wirkung – Handlung und Wirkung – nicht direkt miteinander in Zusammenhang gebracht werden können. Diejenigen von Ihnen, die schon mit uns gearbeitet haben, wissen, dass wir betonen, dass der Erfolg von „heute“ das Ergebnis der Handlungen von „gestern“ ist und keinesfalls ein Garant für den Erfolg „morgen“, denn für diesen müssen wir buchstäblich heute die richtigen Dinge tun.

Die Krux ist, dass die strategisch wichtigen Themen, die Wachstumsthemen, die Veränderungsthemen, die im Unternehmen erforderlich sind, fast nie mit einer kurzen Reaktionszeit versehen sind. Klar, man kann Sofortmaßnahmen ergreifen, aber die strategischen Veränderungen brauchen Zeit. Dies ist eine angreifbare Zeit, weil allerlei inzwischen passieren kann. Zudem ist die Wirkung, die erzielt wird, selten einer einzelnen Handlung zuzuordnen (Multikausalität).

Hier liegt ein Schlüssel: Wir müssen in den Schulen, an den Universitäten und Hochschulen, in der Ausbildung und auch in unseren Unternehmen vermehrt einen Beitrag dazu leisten, dass wir mehr Systemverständnis erlangen. Und – besonders wichtig: Wir müssen in unseren Wachstumsinitiativen so lange diskutieren, bis wir einen Beschluss haben, der von der Unternehmensführung getragen wird, der dann auch durchgesetzt und nicht dauernd hinterfragt wird, egal, was an minderwichtigen Dingen passiert.

Wenn Sie einen Baum pflanzen, graben Sie ja auch nicht alle drei Tage nach, ob er angeht. Das tut er dann nämlich sicher nicht.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

Um jeden Montagmorgen automatisch mit einem Wachstumsimpuls in eine erfolgreiche Woche zu starten, registrieren Sie sich für unseren kostenfreien Mandat Wachstums-Wochenstart in unserem Onlineshop: Wachstums-Wochenstart abonnieren

 

© 2019, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
© Jogger: 456750597_anyaberkut istock.com