Die persönliche Sicht: „Das steht mir zu!“ oder „Wer bezahlt eigentlich einem Unternehmer das Risiko?“
Mir geht das immer größer werdende Anspruchsdenken, das „Entitlement“, das „ich-will-auch-etwas-von-dem-Kuchen-haben“-Denken gehörig auf den Nerv. Jeder will an irgendetwas teilhaben, in vielen Unternehmen, gern auch im öffentlichen Dienst, wollen vor allem immer mehr Menschen an Dingen teilhaben, zu denen sie gar keinen Beitrag leisten. Bevor wir aber über die Verselbstverständlichung des Verteilens von Unternehmensgewinnen an die Mitarbeiter und einen damit verbundenen „Anspruch“, sei er auch nur gedanklich präsent, sprechen, müssen wir auch über einen Anspruch auf die Verteilung des möglichen Unternehmensverlustes auf alle sprechen dürfen. Wenn Unternehmer, dann auch richtig.
Es ist immer alles so leicht: x Prozent mehr Gehalt, natürlich jedes Jahr, Weihnachtsgeld, natürlich auch jedes Jahr, mehr Urlaub, demnächst gehen wir mit 50 in die Rente. Es ist doch egal, wer es zahlt, dafür können wir ja die Vermögenssteuer wieder einführen, Kapitalerträge mit dem persönlichen Steuersatz versehen und überhaupt: Der Spitzensteuersatz ist ein Hebel. Schließlich lesen wir ja zunehmend, dass dieser Steuersatz in Deutschland gar nicht so hoch so – im internationalen Vergleich. Dass wir noch zahlreiche andere Steuern haben, wird in den „internationalen Vergleich“ je nach politischer Neigung des Journalisten gern vergessen.
Nein, so geht das nicht. Leistung muss sich lohnen; für Mitarbeiter und auch für Unternehmer, für Eigentümer, die ein erhebliches Risiko eingehen, das auch einer Vergütung bedarf. Wer bezahlt einem Unternehmer eigentlich das Risiko? Gehälter müssen jeden Monat fließen, Maschinen müssen laufen, Mieten wollen bezahlt werden, Lieferanten ebenso. Unternehmertum muss sich auch wirtschaftlich auszahlen und nicht nur intellektuell, gestaltend, persönlich befriedigend, auf der Ebene des „etwas-für-die-Gesellschaft-Tuns“. Teilhabe ohne Risiko? Warum eigentlich?
Unsere wachstumsstarken und wachstumswilligen Klientenunternehmen haben glücklicherweise eine andere Kultur, unabhängig davon, ob es sich um Unternehmen in privater Hand oder um börsennotierte Unternehmen handelt: Die Klienten, mit denen wir arbeiten, verstehen es, ein Umfeld zu schaffen, indem das Anspruchsdenken niedrig und der Leistungswille hoch ist. Dies sind Unternehmen, in denen Gerechtigkeit nicht mit Gleichheit verwechselt wird, in denen Unterschiede noch einen Reiz ausmachen.
Haben wir ein Glück, dass wir überwiegend mit solchen Unternehmen arbeiten und was habe ich ein Glück, dass in meinem eigenen Unternehmen das Wort „Leistung“ in Versalien geschrieben wird.
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© 2015, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.