Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 713: Genügsamkeit

Es ist kurz vor Weihnachten. Die Blicke auf die Dinge werden verklärter, bei vielen ist schon Ruhe eingekehrt, viele Unternehmen befinden sich in den Weihnachtsferien. Das Jahr ist fast abgeschlossen, so richtig viel ausrichten können wir nicht mehr, dafür hatten wir das ganze Jahr über Zeit. Die üblichen Jahresabschlussrallyes finden in puncto Versicherungs- und Notarverträgen statt, auch der Einzelhandel versucht, seinen vermutlich wichtigsten Monat, weiter zu pushen.

Es ist auch die Zeit, in der sich zwei wesentliche Fragelager bilden. Die einen fragen sich: „Ist es nicht genug? Dürfen wir nicht mit einer gewissen Genügsamkeit auf die Dinge blicken? Warum eilen wir immer weiter?“ Die anderen fragen „Wo können wir im nächsten Jahr mehr Gas geben, welcher Initiative können wir mehr Schub verleihen? Wo können wir den Markt aufmischen, mehr gewinnen, weniger verteidigen müssen?“

In welches Team gehören Sie? In das Team „Genügsamkeit“ oder in das Team „Aufbruch“? Möchten Sie lieber bewahren oder erobern? Verteidigen oder wachsen?

Ich gehöre in Team 2. Die aufmerksamen und langjährigen Leser meines Wachstums-Wochenstarts wissen, dass wir mit einem Klientenunternehmen viele Jahre sehr erfolgreich gearbeitet haben, das einen Grundsatz hatte: „Es ist nie genug“. Das bezog sich nicht (nur) auf Umsatz und Gewinn, sondern auf Qualität, Innovation, Begehrlichkeit der Marke und der Produkte, Brillanz der Mitarbeiter und so weiter.

Ob man sich dies zu eigen machen möchte, sei dahingestellt, jedenfalls ist die Richtung mit diesem Anspruch klar, bei allen damit verbundenen möglichen Nachteilen. In einem Podcast wurde ich neulich gefragt, was unser Anspruch bei Mandat ist und ich erläuterte, dass wir die Besten sein wollen, wenn es darum geht, Unternehmen dabei zu unterstützen, gesund profitabel zu wachsen. So steht es in der Vision von Mandat und das meinen wir auch ernst.

„Die Besten?“

„Ja, natürlich die Besten. Was soll denn unser Anspruch sein? Wir wollen die Achtbesten sein? Die Viertbesten, hinter x, y und z?“

Ja, auch Zufriedenheit mit Erreichtem gehört zum Leben und zum Erfolg. Es ist wichtig, den Erfolg auch zu genießen, aber ich verstehe Erfolg als Prozess, nicht nur als singuläres Ereignis. Genügsamkeit steht bei mir nicht an erster Stelle. Ich kann zufrieden mit etwas sein, es gehört auch dazu, manches zu bewahren, was bewahrenswert ist, aber allgemeine Genügsamkeit wird sich bei mir wohl nicht einstellen. Die Bewertung darüber überlasse ich anderen.

Eins ist jedenfalls klar: Jetzt kommt erst einmal die Weihnachtszeit und die gehört definitiv in die Kategorie „Besinnlichkeit, Dankbarkeit und Freude“. Ich wünsche Ihnen, wie auch immer Sie Weihnachten verbringen, ob Sie es feiern oder nicht: Tun Sie es so, wie Sie es für richtig halten.

Sie lesen von mir noch einmal in 2025, am nächsten Montag.

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 712: Was wir von Google lernen können

Ich schreibe diesen Wochenstart im ICE auf der Fahrt von Berlin nach Hause, es ist der 26.11.2025 und ich las heute Morgen einen bemerkenswerten Beitrag in der FAZ („Googles neue Wunderwaffe“) zur KI-Strategie von Google. Erinnern Sie sich noch, dass der Google-CEO vor etwa zwei Jahren offenbarte, dass Google in Sachen KI „blank“ war? Mich erstaunte das damals sehr, hatte ich doch gedacht, Google sei immer ganz weit vorn in den technologischen Fragen, die für das Unternehmen relevant sind – und KI ist ganz sicher für Google relevant.

Der CEO, Sundar Pichai, wurde zitiert mit „Wir fahren in einem aufgemotzten Honda Civic ein Rennen gegen Sportwagen“ und meinte mit den Sportwagen die Wettbewerber, allen voran ChatGPT.

Heute, zwei Jahre später, sieht die Welt ganz anders aus. Google hat einen erheblichen Schwenk vollzogen, hat, typisch Google, enorm viel Zeit und Geld investiert, um dieses strategische Wettbewerbsdefizit aufzuholen. Google kommt nun nicht nur an den Wettbewerb heran, sondern bereitet ihm auch signifikante Schwierigkeiten, nicht nur in der KI-Software. Nein, weil man schon einmal dabei war, hat man bei Google auch direkt Nägel mit Köpfen gemacht und auf der Hardware-Seite Maßstäbe gesetzt: Google produziert die Chips für seine Rechenzentren jetzt selbst.

Google beherrscht auf diese Weise die gesamte Wertschöpfungskette: Chips, Modell, Endkunde. Microsoft wurde im Wert überholt, der Aktienkurs hat sich verdreifacht. Heute lese ich auch, ebenfalls in der FAZ, dass der Aktienkurs von Nvidia gestern dadurch beeinträchtigt wurde, dass ein Bericht über die Lieferung von Googles „KI-Chips“ an Meta erschienen war.

Google hat also nicht nur Wettbewerbsfähigkeit wiederhergestellt, sondern den Markt richtig in Schwung gebracht.

So. Nun sind wir alle nicht Google. Aber – wie immer – lässt sich einiges aus dieser Story lernen. Für uns als Berater zu gesundem profitablen Wachstums sind das für unsere Klienten mindestens diese drei Aspekte:

  1. Seien Sie auf der Hut, der Wettbewerb ist oft schneller als Sie meinen. Hüten Sie sich vor Selbstgefälligkeit, vor allem bei Erfolg.
  2. Wenn Sie einen Turn-Around oder einen strategischen Schwenk vornehmen müssen, dann sagen Sie das auch klar und deutlich, keine „Hidden Agenda“, keine vermeintlichen Schuldgefühle, raus mit der Botschaft, an alle, die es wissen müssen.
  3. Zielen Sie immer auf das Ziel hinter dem Ziel. Wenn Sie nicht hinreichend wettbewerbsfähig sind, darf das Ziel nicht allein die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit sein. Erstens schläft der Wettbewerb auch nicht und wenn Sie nun schon richtig Gas geben müssen, dann nutzen Sie die Aufbruchssituation auch dafür, den Wettbewerb direkt zu ärgern.

Ist das leicht? Nein. Ist es möglich? Ja!

Wo würden Sie gern über das eigentliche Ziel hinausschießen? Und jetzt kommen Sie mir bitte nicht mit Betriebsergebnissen, ich meine das inhaltlich. Ergebnisse sind nur das Resultat vergangenen Handelns.

Auf eine gute Woche

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 711: Hört noch jemand zu?

Niemand hört zu. Schon Ephraim Kishon, den ich bereits in meiner Jugend sehr geschätzt habe, beklagte dieses Phänomen und verwendete es in mancher Satire. Niemand? Nun, fast niemand. Jedenfalls habe ich den Eindruck gewonnen, auf Reisen, im Business, im Hobby, dass es manchen vollkommen egal ist, wie die Antwort auf eine Frage lautet und ob überhaupt geantwortet wird.

Hotel- oder Reisebuchungen über eine meiner Firmenkreditkarten, die wir mit dem persönlichen Betreuer der Kreditkartengesellschaft verabreden, erfolgen fast immer über meine private Anschrift und nicht selten über meine private Kreditkarte bei derselben Gesellschaft. Wie oft habe ich schon im Hotel sowohl die Rechnungsanschrift als auch die Kreditkartennummer ändern müssen? Neulich hatte ich einen Fahrservice mit Sixt Ride gebucht und staunte nicht schlecht, als die Summen für die beiden Fahrten meiner privaten Kreditkarte belastet wurden. Alles nicht tragisch, umständlich aber allemal. Wir haben dieses Thema jetzt noch einmal, hoffentlich final, bei der Kreditkartengesellschaft platziert.

Man bestellt etwas im Restaurant und es geschieht meiner Wahrnehmung zufolge immer öfter, dass die Bedienung nochmal wiederkommt und etwas nachfragt. Das „Zuhören“ können wir auch in übertragenem Sinn anwenden. Ich gebe in einem Hotel zum Einchecken meine Visitenkarte ab und beim Auschecken wird die Anschrift erfragt.

Auch elektronisch wird ein Schuh aus dem „Nicht-Zuhören“. Wenn man bei einem bedeutenden deutschen Schienenreiseunternehmen eine Buchung vorgenommen hat, kommt gelegentlich die Frage, ob man an einer Befragung teilnehmen möchte, wie das Buchungserlebnis war. Danach folgen zwölfundneunzig andere Fragen, unter anderem, welche Klasse man gebucht hat, welchen Reiseverlauf und so fort. Ja, nehmt doch die Daten aus meiner Buchung, verflixt nochmal. Ich habe den Vorgang abgebrochen.

So, und nun andersherum. Wie überraschend und angenehm ist es, wenn Menschen zuhören. Sie haben das auch schon erlebt, da bin ich sicher: Jemand macht Ihnen ein kleines Geschenk, das Sie besonders wertschätzen, weil Sie irgendwann einmal erwähnt haben, dass Ihnen etwas Bestimmtes besonders gefällt und dieses Geschenk sich genau darum dreht. Sie kommen in ein Hotel und werden mit Namen begrüßt und man erinnert sich daran, dass Sie sich vegetarisch ernähren. Jemand, mit dem Sie sprechen und dem Sie einen komplexen, vielleicht sogar komplizierten Sachverhalt erläutern, gibt Ihnen ungefragt ein, wie wir es nennen, „Rebriefing“, sagt Ihnen also, was er verstanden hat und es ist genau das, was Sie meinten.

Herrlich.

Wir können mit Aufmerksamkeit und ein wenig Arbeitsspeicher im Gehirn eine Menge ausrichten. Der Dreisatz „Zuhören, Merken, Umsetzen“ ist gar nicht so schwer.

Wo wünschen Sie sich mehr „Zuhören“?

Auf eine gute Woche

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 710: Das Gestaltbare gestalten

Häufig werde ich gefragt, was die größten Wachstumsbremsen sind. Auch neulich wieder in einem Interview war dies eine Frage. Ich werde gefragt, wo Unternehmen jetzt die Kraft zum Wachsen hernehmen sollen und wo Potenziale liegen.

Meine Antwort ist immer dieselbe: Erstens: Die größten Wachstumsbremsen liegen innen, nicht außen und zweitens verschwenden Unternehmen mit einer wichtigen Sache sehr viel Zeit, die Kraft zum Wachstum kostet.

Der Reihe nach: Jawohl, innen, in den Unternehmen liegen die wesentlichen Bremsen. Die Politik, die Konjunktur, das Wetter, die Kunden, die Wettbewerber, sie sind für alle Marktteilnehmer identisch. Vor allem: Wir können sie nicht ändern. Und genau hier kommen wir auf Punkt 2 meiner Standardantwort: In vielen Unternehmen wird erhebliche Zeit verschwendet, sich mit genau diesen Aspekten und einem damit einhergehenden, ausladenden Lamento über die unzureichende Politik, die schwache Konjunktur, die Kunden, die es einfach nicht verstehen wollen oder über die Aktivitäten der Wettbewerber zu echauffieren.

Das ist Zeitverschwendung und Zeit ist wichtiger als Geld, weil ich sie nicht zurückerhalte. Ich kann verlorenes, zu viel gezahltes, falsch investiertes Geld wiederverdienen, aber ich bekomme die verschwendete Stunde nicht zurück. Sie ist für immer verloren.

Wenn Sie sich Zeit freispielen wollen, dann definieren Sie Ihr Spielfeld präzise. Mehr noch: Stoppen Sie jegliche Diskussion darüber, was nicht zu ändern ist. Bestimmen Sie eindeutig Ihren Standort, legen Sie also fest, wo sie im Wettbewerbsumfeld, im Markt stehen, wie sie angebotsseitig, also in Bezug auf Produkte, Dienstleistungen, Service und den Preis positioniert sind, erzielen Sie darüber Einigkeit, wie Sie im Vergleich zum relevanten Wettbewerb stehen und ob Sie ihre Kunden wirklich kennen. Finden Sie heraus, wer Ihre idealen Kunden sind und inwiefern diese Kenntnis von Ihrem Angebot haben. Stellen Sie fest, wie Sie am Markt auftreten und überprüfen Sie, ob dieser Marktauftritt richtig ist.

Und dann definieren Sie Veränderungs- oder Verstärkungsmaßnahmen und ziehen diese konsequent durch. Bedenken Sie: Die Rahmenbedingungen sind für alle gleich.

Stoppen Sie hitzige Diskussionen über hohe Energiepreise, ruckelnde Lieferketten, Zölle oder ähnliche Aspekte. Diese Faktoren müssen Sie auf eine bestimmte Art und Weise angehen:

Schnell.

Lösen Sie die Probleme und kümmern Sie sich um das Gestaltbare. Stellen Sie dabei fest, wo genau die Bremsen in Ihrem Unternehmen liegen.

Das ist der wesentliche Hebel für Ihr unternehmerisches Wachstum.

Also, direkt im nächsten „Schwadronierungs-Meeting“: Abbruch der Diskussion, Konzentration der Debatte auf die gestaltbaren Aspekte. Fertig.

Sie werden sehen: Das wirkt Wunder!

Auf eine gute Woche

Ihr und Euer

Guido Quelle