Schlagwortarchiv für: Einstellung

Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 640: Es zieht sich wie Kaugummi

Kürzlich, am Spätnachmittag eines sehr abwechslungsreichen Tages führte mich eine „Besorgungsrunde“ erst in die Reinigung, dann in den gegenüberliegenden Baumarkt.

In der Reinigung treffe ich immer fröhliche Mitarbeiterinnen an. Ja, auch sie freuen sich auf den Teil des Tages nach der regulären Arbeit, ja, auch sie freuen sich auf das Wochenende, aber das ist ja alles in Ordnung. Alles zu seiner Zeit. Jedenfalls ist die Stimmung dort immer gut, nie verlieren die Damen die Geduld, auch schwierige Aufgaben werden angenommen, zeitliche Sonderwünsche, wenn erforderlich und machbar, realisiert. Auch an jenem Tage. Wir scherzten, wünschten einander einen schönen Tag und ein routiniertes „bis nächste Woche!“

Ganz anders im Baumarkt. Ich gehe durch den Hauptgang und komme an einem Duett vorbei, bestehend aus einer Mitarbeiterin und einem Mitarbeiter, die sich augen- und ohrenscheinlich über irgendwelche Interna echauffierten. Da sie mitten im Weg standen, musste ich nah an ihnen vorbei und hörte einige Einzelheiten. Stark fand ich den Mitarbeiter: „Poah, das zieht sich heute aber wieder alles wie Kaugummi“ und das verstärkende „Das stimmt“ von der Mitarbeiterin.

Ich ging weiter und dachte mir „Wie schade“. Es gibt doch so vieles, was man tun kann. Wie viele Kunden laufen im Baumarkt ganz offensichtlich ohne Orientierung herum und suchen etwas, trauen sich aber nicht jemanden anzusprechen? Ich möchte den Gag von Dieter Nuhr „Wenn Sie im Baumarkt eine Frage haben, dann müssen sie sich tot stellen, dann werden die Mitarbeiter zutraulich und denken, Sie seien einer von ihnen“ gar nicht über Gebühr strapazieren, aber ich dachte „Menschenskinder, helft doch den Kunden, dann zieht es sich auch nicht wie Kaugummi, dann habt Ihr den ganzen Tag über freudvolle Aufgaben.“

Im Wachstums- und Führungskontext: Diesen Dialog zwischen den beiden Mitarbeitern hat die Marktleitung und die Geschäftsführung nicht mitbekommen. Wie viele Mitarbeiter mögen noch so denken? Wie wirkt sich eine solche Haltung auf die Kultur aus?

In der Führung ist das, was wir nicht sehen und hören, mindestens so relevant, wie das, was wir sehen und hören. Dummerweise ist der nicht-offensichtliche Teil meist größer als der offensichtliche.

Welche Einstellung herrscht in Ihrem Unternehmen? Ist man happy, wenn man ein wenig Zeit hat, weil man sich dann Dingen widmen kann, die sonst zu kurz kommen? Ist man happy, wenn man viel Arbeit hat, weil man dann viel Wert schafft? Sucht man sich aktiv Aufgaben? Oder versucht man, Aufgaben jenseits des Üblichen zu vermeiden, möglichst unsichtbar zu sein und Tage, die sich ziehen „wie Kaugummi“ möglichst geduldig zu ertragen?

Wie auch immer Ihre Antwort ist: Die Einstellung von Mitarbeitern ist sowohl durch deren intrinsische Motivation geprägt als auch durch Ihr Führungsverhalten, das den inspirierenden Rahmen geben soll.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

 

Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 374: Halb voll oder halb leer?

Wachstums-WochenstartAuf Wohnmobil-Stellplätzen geht es etwas enger zu als auf Campingplätzen, insbesondere in Hoch-Zeiten. Als wir am Pfingstmontag auf einem unserer favorisierten Stellplätze im Münsterland ankamen, hatten wir Glück, überhaupt noch einen Platz zu finden. Mit unserem Auto brauchen wir immer ein wenig Raum zum Rangieren und so parkten wir auf einem markierten Stellplatz, aber mit der linken Heckseite tatsächlich hart auf der Grenze zu den Nachbarn auf der linken Seite, gerade noch auf „unserer“ Parzelle.

Als unsere Nachbarn mit den Rädern wieder zu ihrem Wohnmobil kamen, sprach ich sie darauf an, ob es ihnen zu eng sei. Sie meinten, das ginge in Ordnung, sie würden ohnehin in Kürze abreisen.

Einige Stunden später trafen neue Nachbarn ein. Als ich dies sah, ging ich zu ihnen, es handelte sich um ein Schweizer Paar. Es ergab sich folgender Dialog:

„Guten Tag, ist es Ihnen zu eng mit unserem Fahrzeug?“

„Zu eng? Nein, Keineswegs. Wir haben noch einen Stellplatz bekommen, obwohl es so voll ist und wir freuen uns über das, was wir haben und ärgern uns nicht über das, was wir nicht haben.“

Bemerkenswert, oder? Das eine ist die Haltung an sich und das andere die Artikulation derselben. Wie oft erleben wir, dass das Haar in der Suppe gesucht wird, vor allem in der Presse und in den sozialen Medien? So wurde beispielsweise kürzlich auf einigen Social Media Plattformen kundgetan, dass in Dortmund im letzten Jahr 1.651 neue Wohnungen entstanden sind und sich jetzt 1.651 neue Mieter freuen können. Prompt kam die Retourkutsche: Das reiche nicht und man habe sich mehr vorgenommen, das Ziel sei verfehlt. Mir fehlen bei so etwas immer die Worte.

Wie auch immer: Das Schweizer Reisepaar hat mich beeindruckt, wie an diesem Wochenstart erkennbar wird. Die beiden wissen nicht einmal, dass nun, in diesem Augenblick, einige Tausend Menschen über sie und ihre prima Einstellung gelesen haben. Wenn sich nun nur die Hälfte von uns, die wir diesen Wochenstart lesen, zwei-, dreimal an „Wir freuen uns über das, was wir haben und ärgern uns nicht über das, was wir nicht haben“ erinnert, wäre das doch großartig. Und wenn wir den Spruch in Meetings, Führungsgespräche, Strategiediskussionen einbringen, ist das noch besser.

Klar: Es geht immer mehr und es geht immer besser. Aber manchmal schaue man einfach hin und freue sich über das bereits Erreichte.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

Um jeden Montagmorgen automatisch mit einem Wachstumsimpuls in eine erfolgreiche Woche zu starten, registrieren Sie sich für unseren kostenfreien Mandat Wachstums-Wochenstart in unserem Onlineshop: Wachstums-Wochenstart abonnieren

 

© 2019, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
© Jogger: 456750597_anyaberkut istock.com

Mandat Wachstums-#Wochenstart Nr. 312: Der Unterschied

Mandat Wachstums-Wochenstart

Unterwegs auf unserer kürzlich abgeschlossenen Tour mit dem Wohnmobil, in Mainfranken: Vor dem angekündigten Wind wollte ich die Markise einziehen, hatte die Fernbedienung schon in der Hand, plötzlich brach das ganze Gebilde mit einem enormen Knall in sich zusammen. Meine Frau und ich hatten neben einem Riesenschreck alle Hände voll damit zu tun, die schwere Markise, nun auch dem Wind ausgesetzt, in irgendeiner Form zu bändigen, was letztlich nur mit Hilfe eines Stellplatznachbarn gelang. Offensichtlich war aber, dass das Ding nicht mehr zu gebrauchen war, beide Ausleger waren abgebrochen – ohne Sturm. Immerhin konnten wir das Tuch einziehen, fixieren und waren fahrfähig.

Nur etwa 50 Kilometer trennten uns vom Fahrzeug-Herstellerwerk, also wagte ich einen Telefonversuch am nächsten Morgen: Man habe zwar überhaupt keine Zeit (es war Saison), wir könnten unmöglich einen Termin bekommen, aber man könne uns ja schlecht wegschicken mit der defekten Markise, wir sollten einfach vorbeikommen, müssten (lange) warten und dann könne man sehen, was zu tun ist. Gesagt, getan, wir machten uns auf den Weg.

Der verantwortliche Meister vor Ort: Ja, alles würde zeitlich sehr knapp, wir müssten auch sicher bis 15 Uhr warten, aber dann müsse man gegebenenfalls „eben länger arbeiten“. Pünktlich um 15 Uhr kam der Wagen in die Halle und es bestätigte sich, dass die Markise ausgetauscht werden musste. Ein Ersatz könnte unverzüglich besorgt werden und der Austausch, der fast einen Tag dauern würde, könnte am nächsten Tag geschehen. Man hätte zwar keinen Schimmer, wie das alles zeitlich untergebracht würde, aber das würde sich schon richten, sollte nicht unser Problem sein.

Wir übernachteten auf dem Stellplatz direkt am Werk. Am folgenden Morgen um sechs Uhr lag eine Tüte mit Brötchen auf der Treppe. Überraschung! Um Sieben fuhren wir das Auto vor, ein Gerüst zur Markisen(de)montage war schon aufgestellt, das Auto wurde in die Halle gefahren, alle Fahrzeugplätze waren besetzt. Im großzügigen Warteraum für Kunden: Tische mit bequemen Sesseln, WLAN, ein Computer, falls man keinen eigenen dabei hat, Kaffeemaschine, Kühlschrank mit Wasser, Hinweise zu Fahrradtouren in der näheren Umgebung, einige Nachrüstprodukte zum Anschauen und so weiter.

Einige Stunden später: Das Problem gelöst, die Markise erneuert, alles wieder funktionsfähig, die defekte Markise wird überdies auf einen potenziellen Materialfehler überprüft. Zufriedene Kunden verlassen das Werksgelände – und erzählen das Erlebnis natürlich weiter. Nebenbei schafften wir auf diese Weise noch unseren fest vereinbarten Termin in Luxemburg am Folgetag.

Der Wachstumsgedanke: Wenn Sie als Premium-Anbieter Premium-Produkte haben und Premium-Kernleistungen anbieten, wird dies als selbstverständlich vorausgesetzt und – Achtung! – nicht mehr separat gewürdigt, sondern erwartet. Die Frage ist: Wie können Sie sich differenzieren? Hier geschah dies dadurch, dass wir ernst genommen wurden, durch die Bereitschaft, sich den Schaden trotz eigentlich nicht vorhandener Mitarbeiterkapazität anzusehen, das Kümmern um Ersatz, die Brötchentüte auf der Treppe – übrigens bei jedem Auto, das dort über Nacht stand (ein Ein-Euro-Schritt, den das Controlling direkt kaputtrechnen könnte, da kommen schnell einige Tausend Euro im Jahr zusammen) –, die umsichtige Warte-Umgebung, die professionelle Einstellung der Mitarbeiter („Dann müssen wir eben länger arbeiten“) und den unbedingten Willen zur Lösung.

Für die richtige Einstellung bedarf es der Überzeugung. Einstellung kann man nicht kaufen.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

 

© 2018, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
© Sprinter: mezzotint_fotolia – Fotolia.com