Mandat Wachstums-#Wochenstart Nr. 312: Der Unterschied

Mandat Wachstums-Wochenstart

Unterwegs auf unserer kürzlich abgeschlossenen Tour mit dem Wohnmobil, in Mainfranken: Vor dem angekündigten Wind wollte ich die Markise einziehen, hatte die Fernbedienung schon in der Hand, plötzlich brach das ganze Gebilde mit einem enormen Knall in sich zusammen. Meine Frau und ich hatten neben einem Riesenschreck alle Hände voll damit zu tun, die schwere Markise, nun auch dem Wind ausgesetzt, in irgendeiner Form zu bändigen, was letztlich nur mit Hilfe eines Stellplatznachbarn gelang. Offensichtlich war aber, dass das Ding nicht mehr zu gebrauchen war, beide Ausleger waren abgebrochen – ohne Sturm. Immerhin konnten wir das Tuch einziehen, fixieren und waren fahrfähig.

Nur etwa 50 Kilometer trennten uns vom Fahrzeug-Herstellerwerk, also wagte ich einen Telefonversuch am nächsten Morgen: Man habe zwar überhaupt keine Zeit (es war Saison), wir könnten unmöglich einen Termin bekommen, aber man könne uns ja schlecht wegschicken mit der defekten Markise, wir sollten einfach vorbeikommen, müssten (lange) warten und dann könne man sehen, was zu tun ist. Gesagt, getan, wir machten uns auf den Weg.

Der verantwortliche Meister vor Ort: Ja, alles würde zeitlich sehr knapp, wir müssten auch sicher bis 15 Uhr warten, aber dann müsse man gegebenenfalls „eben länger arbeiten“. Pünktlich um 15 Uhr kam der Wagen in die Halle und es bestätigte sich, dass die Markise ausgetauscht werden musste. Ein Ersatz könnte unverzüglich besorgt werden und der Austausch, der fast einen Tag dauern würde, könnte am nächsten Tag geschehen. Man hätte zwar keinen Schimmer, wie das alles zeitlich untergebracht würde, aber das würde sich schon richten, sollte nicht unser Problem sein.

Wir übernachteten auf dem Stellplatz direkt am Werk. Am folgenden Morgen um sechs Uhr lag eine Tüte mit Brötchen auf der Treppe. Überraschung! Um Sieben fuhren wir das Auto vor, ein Gerüst zur Markisen(de)montage war schon aufgestellt, das Auto wurde in die Halle gefahren, alle Fahrzeugplätze waren besetzt. Im großzügigen Warteraum für Kunden: Tische mit bequemen Sesseln, WLAN, ein Computer, falls man keinen eigenen dabei hat, Kaffeemaschine, Kühlschrank mit Wasser, Hinweise zu Fahrradtouren in der näheren Umgebung, einige Nachrüstprodukte zum Anschauen und so weiter.

Einige Stunden später: Das Problem gelöst, die Markise erneuert, alles wieder funktionsfähig, die defekte Markise wird überdies auf einen potenziellen Materialfehler überprüft. Zufriedene Kunden verlassen das Werksgelände – und erzählen das Erlebnis natürlich weiter. Nebenbei schafften wir auf diese Weise noch unseren fest vereinbarten Termin in Luxemburg am Folgetag.

Der Wachstumsgedanke: Wenn Sie als Premium-Anbieter Premium-Produkte haben und Premium-Kernleistungen anbieten, wird dies als selbstverständlich vorausgesetzt und – Achtung! – nicht mehr separat gewürdigt, sondern erwartet. Die Frage ist: Wie können Sie sich differenzieren? Hier geschah dies dadurch, dass wir ernst genommen wurden, durch die Bereitschaft, sich den Schaden trotz eigentlich nicht vorhandener Mitarbeiterkapazität anzusehen, das Kümmern um Ersatz, die Brötchentüte auf der Treppe – übrigens bei jedem Auto, das dort über Nacht stand (ein Ein-Euro-Schritt, den das Controlling direkt kaputtrechnen könnte, da kommen schnell einige Tausend Euro im Jahr zusammen) –, die umsichtige Warte-Umgebung, die professionelle Einstellung der Mitarbeiter („Dann müssen wir eben länger arbeiten“) und den unbedingten Willen zur Lösung.

Für die richtige Einstellung bedarf es der Überzeugung. Einstellung kann man nicht kaufen.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

 

© 2018, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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