Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 242: „Ich sach ma so …“
„Ich sach ma so“ bringt mich auf die Palme: „Ich sach ma so, die Sache ist schwierig.“ Schön ist auch die ausformuliertere Variante „Ich sach ma so, sach ich ma …“ – es vergehen gefühlte Stunden, bis die Person auf den Punkt kommt. Die Kurzform „Ich sach“ ist nicht besser. Gerne auch mit gedehntem „I“ wie in „Ihhhhhch sach“, gerne auch mitten im Satz.
„Sozusagen“ ist auch schön. Das Wort hat eine Bedeutung, aber ich sach ma so: Viermal im Satz muss es sozusagen nicht sein – sach ich ma.
Irgendwann in einem Meeting hatte ein Teilnehmer ein schnell gesprochenes Wort zur Hand, das ich gar nicht verstand. Es lautete „Immrundnomm“. Verstanden? Ich auch nicht. Aber nach einer Weile kam ich drauf. Sprechen Sie es einmal aus, wir alle gemeinsam: „Imrundnomm“. Na? Richtig: „Im Grunde genommen“. Auch gerne viermal im Satz. Das geht dann so:
„Ich sach ma so, imrundnomm ist das doch ganz einfach, wir müssen nur – da müssen Sie sich natürlich sozusagen drum kümmern – imrundnomm die IT fragen, die dann, sach ich mal, den Schalter imrundnomm nur umlegt, nach einiger Zeit natürlich erst, sozusagen. Ist klar, sach ich ma.“
Übertrieben? Mitnichten. Hören Sie einmal hin. Überall Füllsel.
Auch Wiederholungen sind interessant. Beispiel: „Ich meine, dass wir das … dass wir das nicht weiter verfolgen sollten“ oder „Wir haben das nicht … nicht geplant, sondern nur angedacht.“
Nein, es geht mir nicht um Perfektion und auch ich habe mitunter Füllsel in meinen Sätzen. Aber: Sprache informiert unser Hirn und ist zugleich Ausdruck unseres Denkens. Wenn wir nicht klar sind, eiern wir herum. Wenn wir oft genug herumgeeiert sind, schleichen sich Füllsel ein. Das kann ein einfaches „emm“ oder „äh“, alternativ auch „äh, äh, äh“ sein, über obige Beispiele bis hin zu eloquenteren Varianten wie „Jo wissen Sie, I sog Ihnen was“ – wie Franz Beckenbauer gerne auf Fragen antwortete.
Bemerkenswert ist, dass sich Menschen, die viel Zeit miteinander verbringen, das Sprechen voneinander abschauen – im Guten wie im Schlechten, inhaltlich wie prozessual. Ich habe das häufig im Arbeitsumfeld und im Privaten beobachtet.
Sorgen Sie in Ihrem Umfeld für Klarheit im Denken und für klares Sprechen. Sie können mit gutem Beispiel vorangehen. Und schauen Sie auf solche Füllsel, denn oft genug sind sie Ausdruck mangelnder gedanklicher Klarheit.
Ich sach ma so: Eine gute Woche!
Ihr und Euer
Guido Quelle
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© 2016, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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