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Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 517: Meadows und die vermeintlichen Grenzen des Wachstums

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 517: Meadows und die vermeintlichen Grenzen des Wachstums

Besonders aufgefallen ist mir kürzlich ein Beitrag im Premiumbereich von faz.net aus der F.A.S., der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“, mit dem Titel „Wachstumskritik – ,Ich habe dazugelernt in den fünfzig Jahren‘“, ein Bericht über Dennis Meadows und ein Gespräch mit ihm. Meadows, Co-Autor von „Die Grenzen des Wachstums“ (das Jahrzehnte später ein Update als „Die neuen Grenzen des Wachstums“ erhielt), ist sich klar darüber, dass sein Buch mehr besprochen, als gelesen wurde: „Und leider gilt das sowohl für die Leute, die sagen, sie mögen das Buch, als auch für diejenigen, die es nicht mögen.“ (Zitat aus o. g. Artikel).

Ich habe die „Grenzen des Wachstums“ Anfang der 1990er Jahre und auch später die „Neuen Grenzen“ aufmerksam gelesen. Stets fiel mir auf, dass eine wesentliche Limitierung darin bestand, den Erklärungsversuch der Zukunft aus der Gegenwart vorzunehmen, was ich für falsch hielt und nach wie vor für falsch halte. Wir werden die morgigen Probleme mit Instrumenten und Methoden von morgen lösen, nicht mit denen von heute und wir müssen heute dafür sorgen, an die Lösung heranzugehen. Ersetzen Sie von mir aus „Probleme lösen“ durch „Möglichkeiten schaffen“, darauf kommt es mir jetzt nicht an.

1972 trafen „Die Grenzen des Wachstums“ auch auf eine Ölkrise. Wir würden kein Öl mehr haben, das war die Befürchtung. 2022: Wir tanken immer noch – aktuell zu horrenden Preisen und mit absehbarem Abwenden vom Erdöl, aber wir tanken noch.

Jawohl, es gibt einige (physikalische) Grenzen, die wir zur Kenntnis nehmen müssen. Eine davon ist die begrenzte Fläche auf der Erde – für mich stellen sich Mond oder Mars als Alternative nicht sonderlich attraktiv dar. Ein Irrtum, an dem Wachstumsgegner immer wieder festhalten ist, dass die Menschheit sich quasi ins Unendliche steigern werde. Dies ist nicht Erkenntnisgegenstand der Wissenschaft – und das hat sich hoffentlich auch inzwischen in der Politik herumgesprochen –, denn es wird von einem Peak bei circa elf Milliarden Menschen ausgegangen, dazu hat auch Rosling in „Factfulness“ ausführlich geschrieben. 200.000 Menschen überwinden täglich „extreme Armut“, 300.000 Menschen erlangen täglich erstmals Zugang zu Strom und Wasser. Das ist laut Rosling auch Teil der Wahrheit, die nur nicht zu uns durchdringt.

Wir müssen uns also mit physikalischen Grenzen auseinandersetzen – wie bekommen wir es hin, dass elf Milliarden Menschen auf der Erde leben und mit den verfügbaren Ressourcen klarkommen? Wobei wir dabei schon eine Einschränkung implizieren. „Verfügbare Ressourcen“? Wir wissen nicht, ob die Ressourcennutzung und -verfügbarkeit in zehn, zwanzig, dreißig Jahren eine andere sein wird, ob Innovationen es ermöglichen, eine ganz andere Sicht auf die Dinge zu haben. Neulich las ich die Frage: „Wer sagt uns eigentlich, dass wir nicht Dinge erfinden können, die atomare Endlager unnötig machen?“ – Ich werde dazu als Laie keine Position vertreten, aber wir müssen uns auch mit solch kontroversen Fragen auseinandersetzen und wir müssen uns mit diesen Themen beschäftigen wollen, ergebnisoffen.

Ich bin fest davon überzeugt, dass Wachstum, richtig verstanden – also nicht als „Raubbau“, wie uns gerne unterstellt wird, sondern als kerngesunde Weiterentwicklung –, ein immanentes Bestreben des Menschen ist – nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Wir müssen uns vor Augen halten, dass dieses Wachstum – und das ist ein weiterer meiner Kritikpunkte an den „Grenzen“ von 1972 – sich nicht auf ein „Mehr des Gleichen“ reduzieren darf. Darüber spreche ich in nahezu jedem meiner zahlreichen Vorträge.

Beeindruckt hat mich, dass Meadows, inzwischen 79 Jahre alt, im Interview sagt, dass er zahlreiche Einladungen zu „Degrowth“ Initiativen habe, aber daran nicht teilnehme. Zitat aus o. g. Beitrag: „Der Begriff ,Degrowth‘ sei ihm zu negativ, sagt er. ,Er ist gegen Wachstum, aber nicht explizit für etwas‘, findet Meadows. ,Aber ohne eine positive Vision ist die Menschheit nicht zu motivieren.‘“

Das lassen wir genau so stehen.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

 


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Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 491: Nochmal Zukunft

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 491: Nochmal Zukunft

In der vergangenen Woche haben Sie meinen Wachstums-Wochenstart zum Thema „Zukunft gestalten“ bekommen. Ich möchte gerne das Thema „Zukunft“ in dieser Woche, der Wahlwoche in Deutschland, erneut aufgreifen. Wie sagte Einstein: „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich, zu leben.“

Bei Diskussionen um Lösungen für gegenwärtig und zukünftig relevante Themen – Klimakrise, Energiewende, und so fort – stelle ich regelhaft fest, dass sie in die Zukunft fortgeschrieben werden. Probleme werden extrapoliert, es werden Prognosen erstellt, Hypothesen aufgestellt, validiert, verworfen. Es wird ausgiebig über das Problem, das verbal häufig zur Krise aufgebaut wird, gesprochen. Dann werden Maßnahmen zur vermeintlichen Lösung des Problems ins Leben gerufen und dann hofft man, dass die Maßnahmen – die oft genug nicht dramatisch genug sein dürfen – greifen.

Dabei stelle ich ebenso regelhaft fest, dass ein Aspekt völlig außer Acht gelassen wird: Nicht nur die Probleme entwickeln sich weiter. Nein, auch die Lösungsmethoden bleiben doch nicht stehen. Technologie, Management, alles entwickelt sich weiter. Es wird aber fast immer versucht, das Problem von morgen mit den Kenntnissen über die Methoden und Instrumente von heute zu lösen.

Es wird so getan, als würde sich das Problem weiterentwickeln, wir aber, die wir vorangehen, die wir unserem Innovationsstreben, unserem Entwicklungswillen Gestalt geben wollen und werden, wir werden ausgeblendet. Dieses Vorgehen führt aber gefährlich in die Irre. Warum? Weil wir zu kurz springen. Wir dürfen nämlich darauf vertrauen, dass Innovationen stattfinden werden, welche die heutigen Probleme wesentlich besser lösen werden, als wir es uns heute vorstellen können.

Das, was auf politischer Ebene stattfindet, wiederholt sich im Unternehmen. Es wird einfach von heute auf morgen geschlossen, ein „Mehr des ewig Gleichen“ ist stets eine latente Gefahr. Sie kennen unsere Einstellung: Wachstum ist nicht Wiederholung des Bestehenden, selbst wenn dies derzeit erfolgreich ist. Wachstum entsteht durch kluge Weiterentwicklung von Produkten, Leistungen, Kunden, Mitarbeitern – und der eigenen Person – und dazu ist es erforderlich, dass Sie sich verdeutlichen, dass sich Bedarfe ebenso weiterentwickeln wie Produktionsmethoden, Lieferketten, gesellschaftliche Werte und vieles andere mehr.

Deswegen: Schauen Sie, wenn Sie in Richtung Zukunft denken, immer auf ein Gesamtbild. Wenn Sie schon Annahmen treffen, dann bitte auch gründlich. Denken Sie in Szenarien. Die wichtigste Voraussetzung: Sie benötigen ein klares Bild über den Zielzustand. 

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle


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Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 425: Der „Feind“ ist draußen

Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 425: Der „Feind“ ist draußen

In einem Interview mit Friedrich Merz in der F.A.Z., in dem es unter anderem um das Europa der Zukunft ging, las ich, dass es in Europa Unternehmen gibt, die Produkte herstellen, die damit beworben werden, dass keine Teile aus Deutschland verbaut sind. Ich habe es nicht verifiziert, aber wenn es stimmt, muss das nicht nur ein erneutes Aufrütteln zum Handeln im Sinne des europäischen Gedankens zur Folge haben, sondern es ist ein weiterer Beleg dafür, dass Gemeinschaften oft zu klein ausgelegt werden und man sich die Welt zu einfach macht.

Zu häufig wird der „Feind“ innen gesucht, nicht außen. Nehmen wir das obige Beispiel: Statt darüber nachzudenken, dass es für Europa gut ist, wenn wir uns zusammentun und für Europa einstehen, jeder nach seinen Stärken und dabei diejenigen, die Europa am liebsten schwach sehen würden und für andere Systeme einstehen – Russland und China nur als Beispiel – sorgsam beobachten und im Wettbewerb um die besten Produkte und das beste Staatensystem schlagen, brüsten sich europäische Unternehmen also damit, keine deutschen Bauteile verbaut zu haben (vermutlich, unter der Annahme, dass Deutschland als Exportnation vermeintlich auf Kosten anderer Staaten über Gebühr egoistisch profitiert, was natürlich nur die halbe Wahrheit ist). Das, liebe Unternehmenslenker, ist wesentlich zu kurz gesprungen.

Ich bin ein großer Freund der Globalisierung und werde nicht gegen den weltweiten, offenen Handel wettern, aber wenn wir schon einen Gegner suchen, dann doch bitte außerhalb Europas, dann suchen wir doch bitte diejenigen, die es sich strategisch zum Ziel gemacht haben, Europa zu schwächen.

Sind Sie noch da? Wir, die wir jetzt kopfnickend am Rechner sitzen und das hier lesen, können uns nämlich alle mitnichten zurückziehen, wenn wir in unsere Unternehmen schauen. Wie oft wird der „Feind“ drinnen zum Thema in Besprechungen, Diskussionen, E-Mails?

„Der Vertrieb verkauft dauernd Dinge, ohne uns zu fragen, ob wir sie auch produzieren können.“ – „Wenn der Einkauf mal ein wenig aus den Hufen kommen würde, könnten wir auch besser verkaufen.“ – „Wüsste ich vom Vertrieb eher, wie die Spezifikation genau ist, könnte ich auch schneller produzieren lassen.“ – „Die Unternehmensführung muss mal ein bisschen investieren, nicht immer nur fordern, außerdem brauchen wir bessere Preise.“ – … Wollen wir fortsetzen?

Wir haben in einem DAX Konzern seinerzeit ein Projekt durchgeführt mit dem Titel „OPS + M&S + IT = Gewinn“. In dem Unternehmen hatten sich die betrieblichen Einheiten (Operations, OPS), Marketing und Vertrieb (Marketing and Sales, M&S) und IT dermaßen in den Haaren gelegen, dass viele Millionen Euro Marktpotenzial auf der Straße liegengeblieben sind. Das Problem: Der „Feind“ wurde innen gesucht. In einem der ersten Projektmeetings haben wir ein Bild gezeigt, das darlegte, wie alle Kräfte gebündelt und auf die wirklichen „Feinde“, nennen wir sie „Wettbewerber“, gerichtet werden konnten, auf diejenigen, die tatsächlich auf die Kunden unseres Klienten scharf waren.

Wenn Ihnen das Wort „Feind“ nicht gefällt, sei’s drum, dann nehmen Sie ein anderes, aber wenn wir so manche Diskussion in unseren Unternehmen verfolgen, ist der Begriff schon angebracht und es hilft, bei der erforderlichen drastischen Darstellung.

Machen Sie im Unternehmen klar: Alles, was darauf ausgerichtet ist, den eigenen Fachbereich auf Kosten anderer gut aussehen zu lassen, oder ausschließlich den eigenen Fachbereich gut aussehen zu lassen, ist gänzlich ungeeignet, um Marktvorteile zu schaffen. Es ist zu kurz gesprungen, es ist zu billig. Die wirkliche Aufgabe, bei allem Ringen um die beste Lösung, ist es, den Wettbewerb zu schlagen. Der Gegner ist draußen, nicht drinnen. Das gilt für Unternehmen, wie für konkurrierende Staatensysteme.

So geht Wachstum.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

 


Die Frage der Woche:

„Interne Diskussionen sind bei uns …“

Um an der Umfrage teilzunehmen klicken Sie einfach auf: Wachstumsfrage der Woche

 

In der letzten Woche haben wir gefragt: „Wie steht es um die Existenz und Bekanntheit der Strategie Ihres Unternehmens?“

Ihre Antwort:

  • Wir haben eine Strategie und wenn man die Mitarbeiter fragt, können sie diese auch benennen. – 59 %
  • Wir haben eine Strategie aber sie ist den meisten Mitarbeitern nciht bekannt. – 29 %
  • Wir haben keine explizite Strategie. – 12 %

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Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 405: „Beleg dazu?“

Wachstums-Wochenstart

Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 405: „Beleg dazu?“

Neulich, im Flugzeug, auf dem Weg nach München, früh, sehr früh, am Morgen: „Was möchten Sie essen oder trinken?“ – „Ich hätte gerne die Laugenstange, einen Kaffee mit Milch und ein stilles Wasser.“ – „Gern.“ Es kam das Bestellte. Die Flugbegleiterin tippte danach in ihr mobiles Endgerät die Einzelheiten ein.

Dann kam sie, die unvermeidliche Frage:

„Beleg dazu?“

Ich, genervt: „Nee, danke“. Dann, nach kurzem Stutzen: „Wozu eigentlich? Ich muss doch gar nichts bezahlen.“ – „Das ist davon unabhängig. Der Bon weist Null Euro aus, aber ich muss Sie das fragen und ich muss den Bon auch drucken, ich kann das nicht vermeiden.“ Sprach’s, druckte den Bon, schaute mich an, ich schüttelte den Kopf, sie zuckte mit den Schultern, warf den Bon weg und schob den Trolley weiter.

Die Frage „Beleg dazu?“, seit Anfang des Jahres millionenfach gestellt, hat das Potenzial, zum Unwort des Jahres zu werden. Die Bonpflicht ist eine Farce. Sie ist der Sieg der Mittel über den Zweck. Sie ist das perfekte Beispiel, dass etwas nicht vom Ziel rückwärts, sondern von einer vermeintlich nicht zufriedenstellenden Situation vorwärts gedacht wurde. Hätte man rückwärts gedacht, wäre man auf die Frage gekommen, was man benötigt, um eine (noch) höhere Sicherheit zu erlangen, dass bei Kassenvorgängen keine Manipulation, sprich Steuerhinterziehung, erfolgt (was übrigens in Flugzeugen natürlich an der Tagesordnung ist – Ironie Ende). Die Antwort wäre nicht gewesen: „Einen Bon“ und der Vortrag, dass das in anderen Ländern üblich sei, ist ein sehr, sehr lahmer Vortrag.

Man wäre darauf gekommen, Belege elektronisch zu speichern, von mir aus vorher vom Kunden freizugeben, was auch immer, aber die Antwort „einen Bon drucken“ ist eine totale Fehlleistung. Im Übrigen gibt es bereits elektronische Lösungen, es ist also nicht einmal Raketenwissenschaft. Man könnte darüber sprechen, die Kassen noch manipulationssicherer zu machen, als sie schon sind. Bereits heute muss man schon erhebliche kriminelle Energie entwickeln, um die Kasse zu manipulieren.

Eine ganze Branche – der gesamte Einzelhandel – wird unter Generalverdacht gestellt. Nicht schlecht.

Das ist nicht Wachstum, wie wir es verstehen, den Vorschlag „einen Bon drucken“ hätten Sie von uns nicht gehört, wir hätten uns mit Ihnen etwas Schlaueres einfallen lassen und das dann auch zu Ende durchgeführt. Nein, das ist keine Schlaubergerei, das tun wir in vergleichbaren Fällen jeden Tag mit unseren Klienten.

Für diejenigen von Ihnen, die nicht mit uns arbeiten, ist eine erste Arbeitshilfe die folgende: Wenn es an die Lösung eines Problems geht, stellen Sie immer – immer! – erst die Frage nach dem Ziel. Das tun Sie schon? Wunderbar. Dann sollten Ihre Mitarbeiter diese Methode auch kennen. Die Lösungen werden stets besser, im Sinne gesunden profitablen Wachstums.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

 

Die Frage der Woche: „Wie stehen SIe zur Bonpflicht?“ Um an der Umfrage teilzunehmen klicken Sie einfach auf: Wachstumsfrage der Woche

In der letzten Woche haben wir gefragt „Haben Sie ein wirksames Verfahren eingerichtet, um sicherzustellen, dass all Ihre wichtigen Themen stets auf der Spur sind?“ Ihre Antwort: „Ja“ sagten 75% und „Nein“ meinen 25%.

 

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Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 390: Die naheliegende Lösung

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Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 390: Die naheliegende Lösung

Bereits an jenem Morgen bemerkte ich, dass das Wasser bei uns im Bad weniger warm war als sonst. Da wir aber zahlreiche Termine hatten, verschob ich den Gedanken auf später. Einige Stunden danach merkte ich, dass gar kein warmes Wasser mehr floss, das Wasser blieb schlicht kalt. Aus ganz unterschiedlichen Gründen hatte ich keine Möglichkeit, der Sache sofort nachzugehen, erst am späteren Abend ging ich in den Heizungskeller, sicher hatten wir ein Programm falsch aktiviert.

Zu meiner Überraschung war dem nicht so. Heizung und Warmwasseraufbereitung waren korrekt eingestellt, das Aggregat war eingeschaltet, aber alle Zeiger standen auf Nullstellung: 20 Grad. Keine Heizung, kein warmes Wasser. Temperatur am Warmwasserbehälter: Ebenfalls 20 Grad. Die Fehlersuche nahm ihren Lauf: Der Blick in die Bedienungsanleitung war nur wenig hilfreich, es zeigte sich nur eine dürftige Störabhilfeanleitung. Ich montierte die Frontabdeckung des Heizgerätes ab, um festzustellen, dass nichts festzustellen war. Den Ein-Aus-Schalter hatte ich schon mehrfach betätigt, es tat sich nichts. Den Gang zur Haus-Elektrozentrale mit Sicherungsanlage hätte ich mir auch sparen können: Sicherung aus, ein, nichts veränderte sich. Einmal zur Sicherheit den FI-Schalter betätigen, das ganze Haus für ein paar Sekunden ohne Strom, nach dem Wiedereinschalten tat sich an der Heizung – nichts.

Ich dachte genauer nach: Der Heizungsinstallateur war neulich da. Hatte er etwas verändert? Was bedeutet eigentlich „kein Strom“, wenn es nicht die Sicherung ist? Ich montierte den Deckel des Heizgerätes ab, stieß auf zwei Stromkabel und holte ein Messgerät. Auf beiden 230-Volt-Leitungen war kein Strom. Ein Kabelbruch? An zwei Leitungen, die beide maßgeblich unter Putz verlaufen, spontaner Kabeldoppelbruch? Geradezu ausgeschlossen, nie im Leben. Aber wo, verflixt, könnte der Fehler sein?

Es war 22 Uhr geworden und resigniert teilte ich meiner Frau mit, dass wir am Folgetag wohl den Installateur – welchen auch immer – anrufen würden. Dumm nur: Der Folgetag war ein Feiertag, was unsere Laune nicht übermäßig hob. Als ich meiner Frau beim späten Abendessen erläuterte, welche Dinge ich überprüft hatte und ich dabei gedanklich noch einmal die beiden Stromleitungen verfolgte, wurde mir plötzlich klar, wo ich zu suchen hatte. Ich verließ den Abendtisch, ging in den Keller, holte eine Leiter, blickte hinter ein Weinregal im Nebenraum des Heizungsraumes, zog mit spitzen Fingern einen Weihnachtsteller hervor, der aus luftiger Höhe abgestürzt war und sich zwischen Regal und …

… den Notschalter der Heizung geschoben hatte.

Klick.

Das anschließende Wummern der Heizung war meine Tagesbelohnung.

Nun lag alles glasklar vor mir: Der Teller war heruntergefallen, weil am Tage zuvor ein Brett umgefallen war und den Heizungskeller versperrt hatte; meine Frau musste etwas kräftiger an der Tür rütteln, um aus dem Heizungsraum zu kommen, dabei wurde das Weinregal offenbar bewegt, Teile der oben auf dem Regal liegenden Weihnachtsdeko gerieten ins Wanken, der Weihnachtsteller schob sich hinter das Regal und „bediente“ den Not-Aus der Heizung. Zwar hatte ich den Schalter gegen unbeabsichtigtes horizontales Fehlbedienen seinerzeit gesichert, an vertikale Einflüsse hatte ich aber nicht gedacht.

Das Problem war gelöst, wir waren happy und dieser Wochenstart entstand noch in der Nacht desselben Tages. Wieder einmal war es die naheliegendste Lösung, die zutraf. Nicht wir, die wir eine falsche Einstellung vorgenommen hatten, nicht der Installateur, der etwas falsch gemacht hat und schon gar nicht der doppelte Kabelbruch: Der Not-Aus-Schalter war’s. Ich glaube, ich kann von mir behaupten, dass ich in Beratungsprojekten und bei Mandat immer unverzüglich auf die naheliegendste Lösung zu kommen versuche, aber vor Ablenkung davon bin auch ich nicht gefeit.

Vielleicht hatten Sie Freude an dieser Geschichte und schauen einmal, bevor Sie das nächste Mal eine Überkomplizierung in Ihrem Unternehmen vollziehen, was die naheliegendste Lösung wäre. Man nennt sie übrigens auch „Occam’s Razor“ und wir haben die Suche danach in unsere Beratungsarbeit fest integriert.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

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Mandat Wachstums-Wochenstart #96: „Das ist aber schlimm!“

Der erste Unterschied zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Menschen wird durch das Wörtchen „so“ deutlich (siehe Mandat Wachstums-Wochenstart #95), der zweite wesentliche Unterschied besteht in der Reaktion von Menschen auf eingetretene Ereignisse.

Eine Situation ist, wie sie ist. Der Umgang mit der Situation bestimmt darüber, wie erfolgreich ein Mensch ist. Ich meine damit natürlich nicht ausschließlich wirtschaftlichen Erfolg, sondern ganzheitlichen.

Eine Lieferung fällt aus. „Das ist aber schlimm!“ – Der Eine regt sich furchtbar auf, macht den Lieferanten „rund“, sucht Schuldige im Unternehmen und beklagt den Umsatzausfall. Der Andere versucht, eine Lösung zu finden, spricht mit Kunden, sucht interne Rettungsmöglichkeiten und versucht – wenn das alles erledigt ist – diesen Fehler für die Zukunft abzustellen.

Ein großer Kunde geht verloren. „Das ist aber schlimm!“ – Der Eine nutzt dies als Rechtfertigung dafür, dass die Jahresziele in den Wind geschrieben werden können, der Andere versucht, mit dem Kunden zu sprechen,  neue Kunden aufzubauen, weil nun Kapazitäten vorhanden sind, spricht mit der Bank darüber, dass die Linien möglicherweise ein wenig erhöht werden müssen und nutzt die Chance, sich am Markt noch besser zu positionieren.

Probleme lösen statt über Situationen zu lamentieren. So kann man die Unterschiede in der Haltung zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Menschen wohl am besten beschreiben.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Der Wachstums-Wochenstart #21: Erst beobachten, dann werten

Ihr Fokus in dieser Woche: Beobachten Sie erst und werten Sie erst dann.

Die meisten von Ihnen kennen Inspektor Columbo, gespielt durch den inzwischen leider verstorbenen Peter Falk. Man mag ihn mögen oder nicht, den kauzigen Polizisten im Regenmantel, darum geht es nicht. Es geht um die Methode:

Columbo beobachtet erst und wertet dann. Dies ist eine Reihenfolge, die im Business viel zu kurz kommt.

Gehen Sie in dieser Woche einmal mit offenen Augen durch Ihren Betrieb, durch Ihr Unternehmen und beobachten Sie. Immer, wenn Sie sich dabei erwischen, dass Sie etwas werten, wie

  • „Das geht viel zu langsam“
  • „Der sieht aber müde aus“
  • „Da müsste ich helfen“
  • … (Ergänzen Sie Ihre Beispiele)

gehen Sie einen Schritt zurück und versuchen Sie, auf der Beobachtungsebene zu bleiben. Beschreibend, objektiv. Springen Sie nicht zu schnell auf die Wertungsebene und schon gar nicht auf die Lösungsebene. Beobachten Sie erst und werten Sie erst dann.

Probieren Sie es einmal aus – Sie werden zu bemerkenswert besseren Lösungen gelangen.

Ihr Guido Quelle

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH
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