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Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 659: Restaurants haben es schwer

23. Oktober, 11:30 Uhr. Mein erstes Meeting in München ist beendet, das Meeting war gut, das Wetter ist „semi“, es nieselt, manchmal regnet es auch. Ich habe keinen Schirm dabei, weil es mit einer Aktentasche, einem Cabin-Trolley und einem Schirm kompliziert wird. Mittagessen, das wäre jetzt prima, ich bin schon um vier aufgestanden. Google Maps wird’s richten, ich bin mitten in der Stadt, das kann nicht schwer sein.

Richtig: Es besteht eine große Auswahl naheliegender Restaurants. Ich wähle eines aus, mache mich auf den Weg und verlaufe mich prompt, zumindest finde ich das Restaurant nicht. Ach, komm, das kann doch nicht wahr sein. Dafür beginnt es jetzt, kräftiger zu regnen. Das will nicht recht passen, mit Businesskleidung und Gepäck.

Ich stelle mich unter. Statt auf mein Smartphone und google Maps schaue ich mich um und stelle fest, dass ich unmittelbar neben einem – anderen – Restaurant stehe. Die Karte ist vielversprechend, die Öffnungszeiten sind es nicht. Es ist Viertel vor Zwölf, der Laden macht um 12 auf und ich verspüre keine Neigung, im kühlen Regen zu warten. Aber, man kann ja mal an der Tür ziehen. Siehe da: Die Tür ist nicht verschlossen, ich trete ein und warte.

Eine Dame kommt, ich bekunde, dass ich wisse, dass es vor der Öffnungszeit ist, dass ich mich aber freuen würde, einen Platz einnehmen zu können. Die Dame: „Auf welchen Namen haben Sie reserviert?“ Ich, baff, weil ich diese Frage mittags an einem Wochentag nicht erwartet habe: „Ich habe gar nicht reserviert.“ Die Dame jongliert ein wenig am Tablet. „Das Team ordnet sich gerade noch, es kann ein wenig dauern, aber ich habe einen Platz für Sie. Darf ich Ihnen Ihre Garderobe abnehmen?“

Ich gebe ihr meinen Mantel, die Dame weist mir einen Platz zu, wo ich auch den Trolley und die Aktentasche bequem abstellen kann. Ich bedanke mich für die Flexibilität.

Es folgt eine Aneinanderreihung freudvoller Momente: Äußerst freundliche, kompetente Mitarbeiter, eine Speisekarte, die allein schon Freude macht, hinzu einige Spezialitäten des Tages, man reicht mir ein Magazin für die Überbrückung der Pause, ebenso wie ein selbstgemachtes Stück Brot, frisch aus dem Ofen. Wasser wird nachgeschenkt, sobald das Glas nahezu leer ist, das Gericht ist eine Wonne, der Umgang miteinander gleichermaßen.

Das Beste: Der Laden füllt sich. Es wird 12:00, 12:30, 12:45 Uhr, das Restaurant ist ausgebucht. Menschen werden namentlich begrüßt, manche treffen sich hier und alle haben reserviert. Ich staune. Ja, es ist München, aber es ist auch ein ganz normaler Mittag an einem ganz normalen Mittwoch.

Ich spreche die Dame vom Empfang an, frage, ob dies ihr Restaurant sei, was sie bejaht. Ich beglückwünsche sie zu Design, Karte, Mitarbeitern und dem, was sie hier geschaffen hat. Sie freut sich, man sei ja schon zwölf Jahre dort. Ich freue mich auch und entgegne, dass Dauer kein Qualitätskriterium sein muss. Eher ein Qualitätsbeweis.

Als ich um etwa 13 Uhr das gut gefüllte Restaurant verlasse, ist mir mehreres klar:

  • Niemand komme mir mehr mit „Oh, oh, Restaurants haben es schwer“. Mag sein, wir alle haben es an der einen oder anderen Stelle „schwer“, denn wenn es leicht wäre, wären alle erfolgreich. Nein, es geht.
  • „Fachkräftemangel“ oder „Arbeitskräftemangel“ ist nicht nur eine Frage der Anzahl verfügbarer Personen, sondern eine Frage des Sogs. Der Arbeitgeber trägt dazu bei, ob er „Arbeitskräftemangel“ hat oder nicht. Die Mitarbeiter dort waren spitze.
  • In dieses Restaurant werde ich wieder gehen.

Wo machen Sie einen Unterschied?

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

 

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 605: Wenn eine Tür sich schließt

… dann öffnet sich eine neue, so sagt man und meist ist das auch so.

Kennen Sie Kortrijk? Kortrijk liegt in Belgien und war meiner Frau und mir bis vor kurzem kein Begriff. Wie so oft führten unsere Hunde uns in eine uns unbekannte Stadt, in diesem Fall eben nach Kortrijk. Wir hatten unsere Hunde für die Teilnahme an der Euro-Dog-Show gemeldet und standen, wie so häufig, auf dem Messeparkplatz mit unserem Reisemobil.

Freitagabend. Zeit für ein Dinner. Wie immer gab es drei Optionen: Im Auto kochen, Lieferando bemühen oder essen gehen. Die dritte Option entfällt an Messestandorten oft, weil es schlicht keine oder keine guten Restaurants in der Nähe gibt. In diesem Fall sagte uns google maps aber, dass dies anders sei, also landeten wir in einem der angezeigten Restaurants. Einfach über die Straße, das war prima.

Wir bekamen einen Platz und waren sehr angetan von der Qualität der Speisen und auch das Ambiente fanden wir nett. Beim Zahlen wollten wir für Samstagabend direkt wieder reservieren, erfuhren aber zu unserem Erstaunen, dass das Restaurant am Wochenende stets geschlossen hat. Öffnungstage sind Dienstag bis Freitag. Wir staunten.

Samstagabend. Die Ausstellung war erfolgreich und wir wollten noch eine Nacht an der Messe stehenbleiben, am Sonntag abfahren. Das Restaurant vom Vortag fiel aus, also schauten wir nach dem Restaurant drei Häuser weiter, dann eben Burger. Aaaaber: Auch das Burger-Restaurant hat dieselben Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag.

Also doch kochen? Och, nö, keine Lust. Also machten wir uns auf zum etwa sieben Fußminuten entfernten japanischen Restaurant, das nicht nur geöffnet, sondern auch einen Platz für uns beide hatte. Was für eine gute Entscheidung, hierher zu gehen. Kochen am Tisch, köstliche Speisen, großes Feuer beim Flambieren, Showkochen vom Feinsten in hoher Qualität. Das war ein toller Abend, den wir nicht hätten missen mögen. Da gehen wir wieder hin. Und das in Kortrijk, einer Stadt, die wir bislang nicht einmal auf der Karte hätten verorten können.

Wieder einmal dachten wir: Wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich eine neue.

Im Business ist es genauso: Ein Kunde springt ab, ein Mitarbeiter kündigt, ein Lieferant fällt aus, ein Konkurrent übernimmt das Unternehmen, auf das wir selbst ein Auge geworfen haben. Ist das auf den ersten Blick super? Mitnichten. Aber: Wir wissen aus der Vergangenheit, dass sich in solchen Situationen hinterher immer neue Chancen ergeben haben.

Wachstumsdenken zeigt sich auch dadurch, dass wir Situationen annehmen, wie sie sind und dann nach noch besseren Möglichkeiten und Chancen Ausschau halten. Haben Sie dies im Hinterkopf, wenn das nächste Mal Trübsal geblasen wird.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 568: Nichts los in Restaurants?

Immer wieder höre ich, dass in Restaurants nichts oder nur wenig los sei. Die Menschen hätten kein Geld zum Ausgehen, Personal bekäme man auch keines mehr, die Betriebskosten stiegen und so fort. Ich komme zu dem Schluss, dass dies nur bei Restaurants beklagt wird, die unternehmerische Fehler begehen. Es gibt nämlich erfolgreiche und auch extrem erfolgreiche Restaurants.
Beispiel 1
New York, Nobu 57th, ein Mittwochabend, wir lieben das japanische Restaurant. Meine Frau und ich haben am Mittag selbst über die Concierge im Hotel, die uns als VIP-Gäste avisiert hat, keine Reservierung vor 21:45 Uhr bekommen. Also machten wir uns spontan gegen 19 Uhr auf den Weg, weil wir wussten, dass das Nobu immer auch Laufkundschaft aufnimmt und man dann eben an der Bar oder sonst wo warten muss.
Im Nobu angekommen, war schnell klar: Die Bar ist auch belegt. Der ganze Laden war proppenvoll. Wir schätzten, dass es sicher um die 200 bis 250 Gäste sein mussten, vielleicht mehr. Das Team nahm uns in die Warteliste auf, notierte meine Mobilnummer und avisierte: „Current waiting time is an hour.“ Wow. Egal, wir orderten Cocktails und eh‘ wir uns versahen, hatten wir nach 15 Minuten einen Platz. Zwar nicht am Tisch, aber an der Sushi-Bar, was noch besser war.
Man darf sich die Sushi-Bar im Nobu nicht so vorstellen, wie wir es aus Deutschland oft kennen: Irgendwelche Gerichte rollen auf dem Band an allen vorbei. Nixda. Wir saßen direkt an der Sushi-Zubereitung, wo neun (neun!) Köche überaus beschäftigt waren. Hinten in der Küche für die warmen Gerichte arbeiteten sicher noch einmal fünf oder sechs Köche, zahlreiche Ober flogen durch den Raum. Wir sprechen von einem Mittwochabend. Nein, die Ausrede „Manhattan“ zählt nicht. Der Wettbewerb ist riesig in Manhattan. Erst als wir gegen 22:30 Uhr nach einem fulminanten Überraschungsmenü (erfahrungsgemäß der ultimative Tip!) das Restaurant verließen, war es ein wenig ruhiger geworden.
Beispiel 2
New York, Bond 45 (at 46th), ein Donnerstagabend, 17 Uhr. Wir hatten “pre-theater dinner” reserviert und die Logistik klappte bestens. Als wir das Restaurant um 18:30 Uhr verließen, war es voll. Proppenvoll. Nein, „Manhattan“ zieht hier auch nicht als Erklärung. In den Straßen rund um den Broadway reiht sich ein gutes Restaurant an das andere.
Ich kann weitere Beispiele anführen, das Monterey (Manhattan, East 50th) zum Beispiel, wo wir kürzlich Lunch einnahmen, war jeden Mittag voll, aber auch „unser“ italienisches Restaurant in unserem Vorort in Dortmund gehört zu den Erfolgreichen. Zur Standardkarte haben sich über die Jahre so leckere Spezialgerichte addiert, dass wir fast gar nicht mehr aus der Standardkarte bestellen – außer, wenn wir etwas abholen. Samstagabend, telefonische Pizzabestellung. „Kommen Sie bitte in 35 Minuten, Ihre Abholnummer ist die 100“. Sie zählen täglich und wir sprechen von einem Restaurant mit Dutzenden Plätzen, das bestens gefüllt war.
Misserfolg oder ausbleibender Erfolg ist oft eine Ausrede, man macht es sich zu einfach. Wachstum kommt immer von innen. Die genannten Restaurants könnten sich auch über Mitarbeitermangel beklagen. Vielleicht tun sie das sogar, aber drinnen ist immerhin der Bär los.
Stehen wir uns nicht also selbst im Weg. Stoppen wir das Wehklagen und krempeln wir die Ärmel hoch. Wachstum hat nämlich auch etwas mit Anpacken zu tun.
Auf eine gute Woche!
Ihr und Euer
Guido Quelle

 

 

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 561: Anweisen, statt hinweisen

Mandat Wachstums Wochenstart Nr 561 Anweisen statt hinweisen

Unser jährliches, dreitägiges Mandat Jahres-Kick-Off findet immer Offsite und immer im Januar eines Jahres statt. Das Kick-Off 2023 liegt jetzt etwa 1 ½ Wochen zurück. Am zweiten Abend waren wir zunächst beim Indoor-Schwarzlicht-3D-Minigolf (bei dem Kollege Pascal Kowsky haarscharf, aber doch beeindruckend, dank einiger 1er-Schläge, den ersten Platz belegte), danach gingen wir zu Fuß in ein gutes Restaurant zum Dinner.

Dort angekommen gehe ich in den Waschraum und stelle bereits während des Händewaschens durch visuelle Kontrolle fest, dass die Papierhandtücher, von denen auf Grund des ersichtlichen Inhalts des Papierkorbs noch vor geraumer Zeit reichlich verfügbar waren, verbraucht worden sein müssen. Ein Rundumblick gibt Aufschluss: Es gibt keine Alternative. Der beherzte Blick in den Waschtischunterschrank zeigt: Putzmittel ja, Handtücher nein. Ein Händeerwärmer (vulgo „schlechter elektrischer Händetrockner“) ist ebensowenig vorhanden wie ein professioneller Dyson „Blade“.

Ich verlasse mich auf die Trocknung der Hände an der Luft (nein, ich bin kein großer Freund davon, in einer solchen Situation Toilettenpapier herbeizuschaffen), schreite die Treppe in den Gastraum nach oben und gebe an der Theke freundlich folgenden Hinweis: „Auf dem Herren-WC sind keine Handtücher mehr vorhanden.“ Der freundliche Mann hinter dem Tresen lächelt und bedankt sich: „Oh, das ist nett, dass Sie mir das sagen.“

Zwanzig Minuten später kommt Kollege Sebastian Kraemer aus dem Waschraum. Meine interessierte Frage: „Und, sind Handtücher nachbestückt worden?“ beantwortet er schmunzelnd mit einem „Nein“. Er ahnte: Daraus wird ein Wochenstart.

Zwei Stunden später, ich bin wieder im Waschraum: keine Handtücher. Der Wochenstart ist gesetzt.

Was ist die Lektion? Weisen Sie etwas an, weisen Sie nicht nur auf einen Missstand hin. Ja, ich war nicht in der Position, in diesem Restaurant eine Anweisung zu geben, aber ich bin sicher: Hätte ich es getan, wären Handtücher im Waschraum ausgelegt worden. Wenn Sie etwas bewirken wollen, sagen Sie Ihrem Vertrieb nicht „Ich habe festgestellt, dass wir im Quartal 2 weniger Umsatz gemacht haben als geplant“, sondern weisen Sie Ihren Vertrieb an: „Sie haben in Q2 x Euro weniger Umsatz gemacht, als Sie in der Planung angegeben haben. Ändern Sie diesen Trend unverzüglich und berichten Sie mir ab sofort jeden Montag von 9 bis 10 Uhr über den Fortschritt. Wir treffen uns montags in meinem Büro.“

Wachstum entsteht nicht allein durch Hinweise.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

 

 


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Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 481: „Das macht uns aus!“

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 481: „Das macht uns aus!“

Es ist herrlich, wieder zu reisen und in Restaurants gehen zu können. Auf unserer Lieblingsinsel herrschte zu unserer Anreise die Pflicht, zur Fährfahrt einen negativen tagesaktuellen (offiziellen) Corona-Test vorzuweisen, die Fähre wird nur zu zwei Dritteln ausgelastet, auf der Insel gibt es eine Teststation, zweimal pro Woche möge man sich testen lassen, wenngleich die Gastgeber es bei deutlich abnehmender, einstelliger Inzidenz auch nicht mehr verpflichtend einfordern. Aber das Angebot ist barrierearm, es wird ein Lolly-Test gemacht, die Terminvergabe ist online im Drei-Minuten-Takt möglich, ohne Termin kann man sich auch testen lassen, muss nur ein Formular ausfüllen, gegebenenfalls etwas warten, alles ist sehr bequem. Es gibt überhaupt keinen Grund, das Testangebot nicht zweimal pro Woche anzunehmen. Viele Gastgeber arbeiten mit Luca, die ganze Insel ist sehr bemüht, „sauber“ zu bleiben.

Eines der Restaurants, das wir auf der Insel gerne besuchen, hat trotz aller Lockerungsmöglichkeiten nach wie vor die Regel, dass man nur mit einem tagesaktuellen Negativ-Test oder mit vollem Impfschutz, nachzuweisen per Impfpass, Einlass erhält. Damit möchte man die Gäste und auch das noch nicht vollständig durchgeimpfte Personal schützen. Wir finden das gut und nachvollziehbar.

Aaaaber, nicht alle finden das gut. Meine Frau und ich bekamen am Dinnertisch mit, wie sich Gäste, die eine Reservierung vornehmen wollten, darüber monierten, dass diese Regelung besteht. Selbst, wenn man erst einmal geimpft ist, brauche man einen Test? Jawohl. Selbst, wenn man einen zwei Tage alten Test hätte, gälte dieser nicht? Richtig, man wolle Gäste und Personal schützen. Argumente, Diskussion, blablabla.

Dann das vermeintliche Killerargument: „Andere Restaurants handhaben das aber anders, viel lockerer.“

Die klare, deutliche, höfliche und überraschende Antwort des Obers?

„Tja. Das macht uns aus!“

Stille. Pause. Ruhe. Keine weitere Diskussion.

Wir fanden das großartig. Das war mal ein Statement. Klar, deutlich, differenzierend, positiv. Und meine Frau sagte sofort: „Das wird ein Wochenstart.“

Was nehmen wir für „Wachstum“ mit? Manche allfällige Diskussion muss unbedingt abgebrochen werden. Dies funktioniert oft nicht mit Argumenten, weil es dann immer weiter, immer weiter geht. Manche Diskussion bedarf einer Ich- (oder Wir-) Aussage. Wir wollen das so, wir finden das gut und überdies ist es ein Vorteil und ein Differenzierungskriterium. Manche zähe Diskussion benötigt dieses Überraschungsmoment.

Ob die Gäste reserviert haben? Das haben wir nicht mehr verfolgt, aber zumindest konnten die beteiligten Mitarbeiter weiterarbeiten. Wachstum benötigt eben positive Klarheit.

 

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle


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Mandat Wachstums-#Wochenstart Nr. 329: Seien Sie vorbereitet!

Meine Frau und ich testeten neulich ein Restaurant mit Biergarten in Dortmund, um herauszufinden, ob wir mit Gästen dort essen wollen würden. Das Resultat: Nein, das wollen wir nicht.

Wir kamen in den Biergarten und das erste, was uns auffiel, waren zwei Hornissen, die einige Gäste in Aufregung brachten, was das Personal aber nicht wichtig nahm. Wir maßen dem zunächst keine Bedeutung zu, setzten uns, bestellten ein Getränk und hatten anschließend Fragen zur Speisenauswahl. Der Ober, nicht besonders aufmerksam, dafür eher langsam, konnte unsere Fragen nicht beantworten, außer dass das eine Gericht die Spezialität des Hauses sei. Des Lesens kundig wusste ich das aus der Karte. Sein Hinweis: „Ich bin erst seit zwei Wochen da“. Ich finde, das ist eine lange Zeit, da kann man schon ein paar Details gelernt haben. Wir gaben unsere Bestellung auf.

Wir warteten. Lange. Ich musste an Loriot denken: „Herr Ober, können WIR Ihnen etwas bringen?“

Die beiden Hornissen brachten unsere Tischnachbarn zwischenzeitlich immer mal wieder ein wenig durcheinander, viel lästiger fanden wir die Wespen, die unser Essen, das sehr spät nach dem Nicht-Genuss eines aus Zutaten, die schon bessere Zeiten gesehen hatten, zusammengestellten Salats vom Buffet kam, leckerer fanden als wir.

Das Essen war eines der wenigen, das wir in den letzten Jahren wirklich deutlich bemängelt haben. Die übliche Frage: „Hat es Ihnen geschmeckt?“ – bei halbvollen Tellern eine komische Frage – beantworteten wir mit „Nein, leider nicht“ und wir nannten die Gründe. Diese tolle Möglichkeit, sich durch entsprechendes Verhalten zu differenzieren vergab der Ober – ein Kollege von „Ober Langsam“ – leider. Er schwieg und ich wusste, was kam.

Richtig: Wir bekamen einen Schnaps angeboten. Wir hatten alkoholfreie Getränke, waren mit dem Auto da, die Außentemperatur betrug noch fast dreißig Grad. Keine gute Idee. Wir bedankten uns freundlich und baten um die Rechnung, auf die wir noch zehn Minuten warteten. Immerhin waren die Wespen inzwischen abgezogen. Dort waren wir an jenem Tag zweimal: Zum ersten und zum letzten Mal.

Zum Thema „Vorbereitung“: Ein Ober muss vorbereitet sein, wenn ein Gast das Essen reklamiert. Das kann passieren, man braucht eine gute Antwort und ein gutes Verhaltensrepertoire. Ein Außen-Restaurant muss auf Wespen vorbereitet sein, man kann mit geeigneten Pflanzen zumindest Abhilfe schaffen. Die Führung muss anders planen. Bei stabiler Wettervorhersage müssen im Biergarten genügend Bedienungen am Start sein, diese müssen ausgebildet sein, einen Anfänger, der die Karte nicht kennt, kann man dann nicht einsetzen. Rauchpausen – wie gesehen – sind ein No-Go fürs Personal, wenn der Laden brummt und das Schönste ist: All das kann mit wenigen Aktivitäten geändert werden. Da haben wir noch gar nicht über die Verbesserung der Speisen nebst deren Zubereitung gesprochen.

Vorbereitung kann man nicht nachholen und Mitarbeiter auf Standards vorzubereiten, ist eine Frage von Führung.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

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Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 168: Händeerwärmer und Kopfhauterhitzer

Mandat Wachstums-WochenstartWenn man sich häufig in Hotels und Restaurants aufhält, staunt man immer wieder über offensichtliche Relikte der Vergangenheit. So finden sich – durchaus in Restaurants gehobener Kategorie – in den Waschräumen regelhaft sogenannte Händetrockner, die den Namen nicht verdienen, weil sie unlustig warme Luft im Raum verteilen, welche die Hände zwar nicht trocknet (diese „Trocknung“ entsteht nur durch das mechanische Reiben der Hände aneinander) aber jene Hände gleichwohl zu verbrennen drohen, wenn man dem Ausstoßpunkt zu nahe kommt. Diese Geräte werden von (ehemals) nennenswerten Markenenblemen geziert, taugen aber nichts. Das Resultat: Wir wischen die Hände am Ende des Prozesses mit dem eigenen Taschentuch oder, schlimmer, an der Hose trocken.

Gleiches in Hotels: Lustlos laue Luft wird im Badezimmer auch gehobener Hotels aus den 1.000 Watt Föns gewirbelt, denen klassischerweise immer wieder der Aufsatz fehlt, welcher den Lufthauch wenigstens ein bisschen bündeln und kanalisieren könnte (wer klaut eigentlich so einen Aufsatz?). Kommt man der Kopfhaut zu nahe, entsteht durch die Hitze, die der Fön abgibt, die Gefahr einer Kopfhautverbrennung. Auch hier: (Ehemals) klangvolle Marken, bedauerlicherweise fehlende Wirkung.

Und das soll Premium sein? Nein, danke, davon habe ich ein anderes Verständnis. Die Lehre daraus: Schauen Sie einmal auf Ihre Prozesse, Leistungen und Produkte: Was ist in die Jahre gekommen? Was hat sich überholt? Wo ist – im übertragenen Sinne – der Austausch des alten Händetrockners gegen einen modernen Dyson Airblade sinnvoll? Denken Sie daran: Ihre Kunden sagen es Ihnen vielleicht nicht, aber sie werden es bemerken und sie werden es begrüßen wenn ihnen jemand eine Alternative zu Überholtem bietet.

Wollen Sie wachsen, müssen Sie dieser Jemand sein.

Jede Woche ein Wachstumsimpuls per Video: „Five Minutes for Growth“ – Die Mandat Wachstums-Videoserie, Staffel 1
SOLD OUT, Warteliste: 12. Internationales Marken-Kolloquium im Kloster Seeon.

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Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 151: Geduldsproben vermeiden

Mandat Wachstums-WochenstartMeine Absicht: Einen Tisch im „Azul“, einem der beiden Restaurants im Mandarin Oriental, Miami, bestellen. Eigentlich keine große Sache – meint man.

Der Vorgang:

  • E-Mail am Sonntag an die zu diesem Zweck. angegebene E-Mail-Adresse gesendet. Reservierungswunsch: Montag Abend, 19:30 Uhr.
  • E-Mail kommt mit einem Autoresponder zurück: Man sei Montag bis Freitag unter dieser Mailadresse verfügbar, von 9 bis 18 Uhr. Nächstmöglich also: Montag 9 Uhr.
  • Anruf bei der angegebenen Reservierungs-Telefonnummer  am Montag Morgen auf dem Weg zum Flughafen Frankfurt. Ortszeit Deutschland: 5:00 Uhr Montag Morgen, Ortszeit Miami: 23.00 Uhr Sonntag Abend.
  • Dummerweise hat die freundliche Mitarbeiterin keine Kompetenz zugewiesen bekommen. Nachdem ich zweimal meinen Namen buchstabiert habe und sie meinen Wunsch aufgenommen hatte, sagt sie, das Azul hätte am Montag stets geschlossen. A-ha.
  • Ich teile der Dame mit, dass wir dann eben ins „La Mar“, das zweite Restaurant, gehen werden. Gut, sie werde eine Reservierungsanfrage stellen.
  • „Ich dachte, das sei nun eine Reservierung!?“ – „No, sorry, how can we reach you at the phone in order to talk about the reservation request?“
  • In den USA angekommen, eine Nachricht auf meiner Voice-Mailbox. Ich hätte einen Reservierungswunsch ausgesprochen und man wolle nun mit mir darüber sprechen. Eine genuschelte Rückrufnummer durfte natürlich nicht fehlen.
  • Anruf bei der Rückrufnummer, meinen Namen dreimal buchstabiert, meinen Unmut geäußert. Immerhin: Reservierung fixiert.
  • Am Abend: Das Essen war prima – Ah, sagte ich, dass sie meinen Namen immer noch falsch geschrieben hatten, obwohl ich Hausgast war?

Stellen Sie Ihre Kunden nicht auf eine Geduldsprobe. Stellen Sie vielmehr all Ihre kundengerichteten Prozesse so auf den Kopf, dass der Kunde sofort Hilfe bekommt, egal auf welchem Weg. Stellen Sie überdies sicher, dass Sie ausschließlich kompetente Mitarbeiter einstellen und geben Sie ihnen auch Entscheidungsbefugnis. Hindern Sie Ihre Kunden also nicht am Kauf, sondern helfen Sie ihnen, zu kaufen.

Es ist so leicht, sich zu differenzieren.

Jede Woche ein Wachstumsimpuls per Video: „Five Minutes for Growth“ – Die Mandat Wachstums-Videoserie, Staffel 1 – Jeden Dienstag erhalten Sie ein etwa 5-minütiges Video zu persönlichem und unternehmerischen Wachstum. Sie erhalten alle Episoden der seit Januar 2015 laufenden Staffel, nichts geht Ihnen verloren. Zur Information und Registrierung. Fünf kostenfreie Episoden gibt es hier zu sehen.

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Mandat Wachstums-Wochenstart #92: Ein Benimm-Seminar genügt nicht

Neulich in einem Restaurant: Vier Erwachsene nehmen an einem reservierten Tisch Platz, erhalten ihre Getränke und prosten sich formvollendet zu: „Auf einen schönen Abend“. Ganz ohne die Gläser erklingen zu lassen, denn sowohl die Formulierung als auch das Nicht-Anstoßen sind ja kniggemäßig korrekt. Einige Minuten später, das Gespräch ist im Gange, das Menü ist geordert, zückt einer der Gäste sein Smartphone hervor, um wie selbstverständlich irgendetwas (unterhalb der Tischkante) zu checken. Dahin war er, der Geist des Herrn Knigge.

Ein Benimm-Seminar genügt nicht, um sich gutes Benehmen anzueignen. Gutes Benehmen muss man leben. Lieber miteinander anstoßen und sich zuprosten, als die Formeln zu kennen und bei Tisch mit dem Smartphone surfen. Wie sagt unsere Benimm-Trainerin immer? „Es ist wichtig, die Regeln zu kennen und dem Umfeld entsprechend anwenden zu können.“ Eine gewisse Flexibilität ist also erlaubt. Dazu gehört aber nicht das Smartphone bei Tisch.

Merke: Auch wenn es „alle“ tun, wird Falsches nicht richtiger.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Die persönliche Sicht: Gastronomen, hört endlich auf, zu jammern

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir geht Gejammer generell auf die Nerven, also auch das der Gastronomen. Wie viele Gastronomen klagen über schlechtes Geschäft, gestiegene Bierpreise, schlechtes Wetter, wenig Zuspruch? Ergänzen Sie die Liste. In Dortmund hat just ein Restaurant in exponierter Lage, am neu entstandenen Phoenixsee, geschlossen, obwohl es noch gar nicht so lange geöffnet war. Wundersam. Immerhin: Wir haben kein Gejammer mitbekommen. Der Laden hat einfach zugemacht.

Aber: Jetzt kommt Harry. Harry ist Inhaber eines Restaurants, etwas entfernt von unserem Wohnort, in das meine Frau und ich sehr gern gehen. Harry hat eine bodenständige, ehrliche Karte, ist Gastronom durch und durch und seine Söhne wachsen langsam in seine Fußstapfen. Harry ist eine Marke. Wenn man in Harrys Restaurant sitzt, wird man erkannt, begrüßt, immer freundlich bedient, immer in guter Qualität. Harry weiß, wie das Business läuft. Als wir vor kurzem einen Tisch bekommen wollten, war der Laden voll, Harry freute sich, dass wir wieder einmal da waren, sicherte uns einen Tisch in wenigen Minuten zu und wir kamen ins Gespräch über den vollen Laden. Harry daraufhin: „Das ist das beste Jahr. Wie immer. Es war bisher immer das beste Jahr.“ Hatte ich erwähnt, dass Harry mit dem gleichen „schlechten Wetter“ zu kämpfen hatte, wie alle anderen Gastronomen?

Kein Gejammer, kein Wort über steigende Einkaufspreise, nichts. Harry freut sich stattdessen, dass der Laden brummt. Und wir freuen uns auch, denn das garantiert, dass wir noch oft dort einkehren können.

Gastronomen: Hört endlich auf, zu jammern und fragt Harry, wie es geht.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH