Aus. Der Motor ist plötzlich aus. Zündung aus, Zündung an. Nichts. Die Batterie macht keine Startanstalten. Weiterfahren? Unmöglich. Ein denkbar ungeeigneter Ort, auf der rechten Spur der A8 auf dem Weg nach Karlsruhe und die Schweiz am Stauende – mit einem Siebeneinhalbtonner, den wir nicht „mal eben“ wegschieben können. Misslich, mindestens.
„Susanne, bitte gib mir eine Warnweste“, bitte ich meine Frau. „Ich werde versuchen, die Batterie zu laden.“ Spreche es, fahre die Ausstiegstreppe herunter und verlasse das Auto vorsichtig auf die Autobahn, wo die Autos rechts neben der rechten Spur auf der Ausfahrtspur dem Stau entkommend vorbeizischen – ganz schön flott. Bevor die ersten LKW hinter uns hupen können, habe ich die Warnblinklampe, die wir mitführen müssen, etwa 30 bis 40 Meter hinter unserem Reisemobil aufgebaut, die LKW freundlich beiseite gewunken und das Batterieladegerät angeschlossen. Mittels eines Spannungswandlers, der 12 Volt in 230 Volt umwandelt, können wir die Starterbatterie aus den 510 Ampèrestunden starken Aufbaubatterien autark aufladen.
Die LKW hinter uns nehmen uns als Staugrund gelassen. Inzwischen gesellt sich die Autobahnpolizei, die uns gar nicht rechtzeitig gesehen hat, zu uns, parkt vor uns und ich erwarte eine Art Verhör. Nichts dergleichen geschieht. Die beiden Beamten erkundigen sich wohlwollend nach dem Sachstand, loben die aufgestellte Warnlampe und stellen noch zwei „Hütchen“ dazu, um die Gefahrenstelle weiter abzusichern. Wir unterhalten uns, ich habe das „Go“, die Batterie zu laden – ein Schlepper würde im Zweifel noch länger brauchen. Der erste Startversuch nach 10 Minuten schlägt fehl, wir warten sicher weitere 15 Minuten und besprechen das weitere Vorgehen. Ich sage den beiden, dass wir auf jeden Fall die Ausfahrt nehmen und die Autobahn verlassen werden, gehe ins Cockpit, starte … der Motor läuft. Lampe einsammeln, kräftig bedanken, nur runter von der Bahn. Die beiden Polizisten haben uns moralisch sehr geholfen. Sie winken.
In einem Industriegebiet in Pforzheim machen wir Halt, der Motor läuft, ich telefoniere mit verschiedenen Iveco-Werkstätten und der Iveco-Notfallhotline. Während des Telefonats geht der Motor wieder aus. Es riecht etwas verbrannt. Natürlich ist der Startversuch vergebens. Wir haben uns diesen Platz ausgesucht mit Blick darauf, dass wir hier – auch mit unseren Hunden – länger stehen müssen. Iveco aktiviert den Notdienst, der gegen 19 Uhr eintrifft. Diagnose: Lichtmaschine, weiteres Fahren auf keinen Fall zu empfehlen, die „Lima“ könnte verglühen. Ob er eine Lichtmaschine in Karlsruhe habe, könne er morgen feststellen, sagt der Monteur. Wir gehen mit den Hunden, machen uns etwas zu essen und schlafen in unserem (eigentlich) rollenden Zuhause.
07:30, nächster Tag. Eine Lichtmaschine sei vorhanden, sagt der Monteur, also aktiviere ich den Abschleppdienst über unseren speziellen XXL-Schutzbrief. Am späten Vormittag kommt der Schlepper nebst Begleitfahrzeug, zwei top-fähige Mitarbeiter heben das Auto vorn vorsichtig an und bauen dann die Kardanwelle aus. Wir dürfen beim Transport angeschnallt mit Hunden im Wohnmobil bleiben, das ist ein Abenteuer. Der Fahrer des Schleppers fährt mit extrem großer Umsicht.
In Karlsruhe werden wir erwartet, die Kardanwelle wird wieder eingebaut, eine neue Lichtmaschine ebenfalls, wir haben Priorität, da wir den Notfall über Iveco Italien gebucht haben. Punkt 18 Uhr ist unser Auto abfahrbereit. Wir fahren auf einen nahegelegenen Campingplatz und tags darauf, zwei Tage später als gedacht, weiter in die Schweiz.
Auch wenn einige meinen, wir hätten mächtig Pech gehabt, sind wir anderer Ansicht: Wir haben Glück gehabt und zwar enorm: Das Malheur geschah bei langsamem Verkehr am Stauende, wir haben Ruhe und Umsicht bewahrt, wir hatten alles Erforderliche dabei und konnten sichern und uns selbst helfen, die Polizei kam und hat uns unterstützt, der Ausfall geschah genau neben einer Ausfahrt, wir haben ein ruhiges, beleuchtetes, begrüntes Industriegebiet gefunden, in dem wir auch mit den Hunden gehen konnten, der Notdienst kam noch am Abend, eine Lichtmaschine war vorhanden, wir haben sofort einen Schwerlastschlepper bekommen, wir brauchten kein Zusatzauto, sondern durften während des Schleppens im Auto bleiben, der Einbau hat tadellos funktioniert, uns allen ist nichts passiert.
Pech oder Glück gehabt? Die Perspektive entscheidet. Immer. Wir hatten Glück.
Auf eine gute Woche!
Ihr und Euer
Guido Quelle
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© 2022, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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