Wachstum und Sport – Ein Interview mit Bernd Höhle
Wir beobachten heute eine zunehmend kritische Haltung gegenüber Wachstum in der Gesellschaft. Der Begriff ist schlicht und einfach nicht attraktiv. Manch einer fordert sogar, dass ein Wachstumsstopp eintreten müsse.
Wir stellen uns entschieden dagegen. Wir sagen: Wachstum muss wieder in der Gesellschaft ankommen. Denn es gilt: Nur wer Wachstum als erstrebenswert empfindet, erkennt, wie er sich selbst positiv weiterentwickeln kann und wird dieses intelligente Wachstum auch in sein Unternehmen tragen.
Deshalb möchten wir mit unseren „Wachstumshorizonten“ zeigen, wie sehr Wachstum in unserer Gesellschaft und in unserem Alltag verankert ist – dass es ein essenzieller Teil unseres täglichen Lebens ist und uns nicht nur im wirtschaftlichen Kontext begegnet. Unser Ziel: profitables, gesundes Wachstum. Gehen Sie mit uns auf diese Reise.
Wachstum und Sport – Ein Interview mit Bernd Höhle
Mandat: Was haben Sie im Sport gelernt?
Bernd Höhle: Ich möchte vorausschicken, dass ich Kampfkunst, Kampfsport und Fitness betreibe. Ich betone das, weil Kampfkunst viel mehr als nur Sport ist – es ist ein Lifestyle, eine Philosophie mit einer Lebenseinstellung dahinter. Was hat mich das gelehrt? Vor allem Demut. Der Sport lehrte mich, all meine Wertvorstellungen und Tugenden: Respekt, Fleiß, Loyalität, Toleranz, Barmherzigkeit, Mut, Selbstbeherrschung, Ehrgeiz, Höflichkeit, Durchhaltevermögen, Kampfgeist, Achtsamkeit, Zielsetzung und Zielverfolgung. In der Kampfkunst sprechen wir vom „Do“ – dem Weg, den ein jeder von uns geht und der einen formt.
Mandat: Ein Weg, der sicher nicht immer einfach ist?
Bernd Höhle: Ich betreibe Kampfkunst seit nunmehr 35 Jahren und bin stolz darauf, trotz eines hohen Meistergrads ein „Ewiger Schüler“ sein zu dürfen. Den Umgang mit Niederlagen sehe ich dabei als eine zentrale Fähigkeit an, denn jede Niederlage hat mich auch meinem Erfolg nähergebracht. Man lernt im Kampf mehr aus den Fehlern, als aus den Siegen.
Mandat: Was passiert, wenn es nichts mehr zu lernen gibt?
Bernd Höhle: Wir im Trainerkollegium sagen, ein Schüler weiß, was er kann und ein Schwarzgurt weiß, was er nicht kann. Sie wissen bestimmt, dass der Schwarze Gurt den Meisterrang symbolisiert. Das heißt, es gibt immer noch viel zu lernen und es wäre auch deprimierend, wenn man diesen Lernprozess vollständig abschließen könnte. Das wäre wie eine Sammlung, die vervollständigt wird – wie traurig, wenn diese nach Jahren mühseliger Sammelarbeit komplett wäre. Dann würde sie im Keller verschwinden und man sucht sich eine neue Aufgabe. Das ist in der Kampfkunst nicht möglich – also ein Lifetime-Ziel. Daher auch die besondere Wichtigkeit der Demut.
Mandat: Und bis dahin?
Bernd Höhle: Es gibt natürlich viele Zwischenziele: Das waren in meinem Fall zum Beispiel diverse Weltrekorde.
Anfangs stand eine verrückte Vision, die durch intensive Recherche, viel Fleiß, Mut und Durchhaltevermögen trotz vieler Rückschläge und enormem Ehrgeiz Realität wurde. Ohne den großen Willen, viel Fleiß und unbändige Leidenschaft hätte ich es aber nicht geschafft.
Mandat: Das klingt, als wäre Wachstum für Sie vor allem ein persönlicher Entwicklungsprozess. Wann hat das begonnen?
Bernd Höhle: Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen. Ich war 13 Jahre alt und saß mit meinem Vater im Wohnzimmer. Er fragte, was ich später mal beruflich machen möchte. Ich antwortete, einen eigenen Kampfkunstclub führen – zu einer Zeit, in der Kampfsportclubs in der Gesellschaft wenig akzeptiert waren, geschweige denn als lohnendes Geschäftskonzept galten. Am selben Tag entwarf ich ein Logo und einen Plan.
Mit 17 Jahren hatte ich nach der Ablegung der Trainerprüfung meine eigene Gruppe in einem Gymnastikraum eines hiesigen Fitnesscenters, mit 19 eigene Räume. Später kaufte ich mein Elternhaus und baute es zum Center um. Heute, mit 45 Jahren, ist das Center immer noch in diesem Haus. So wurde die anfängliche Vision zur erfolgreichen Realität.
Mandat: Lernen Sie auch von Ihren Schülern?
Bernd Höhle: Für diese Geschichte muss ich etwas weiter ausholen: Sie müssen wissen, ich bin Rekordhalter in Liegestützen auf rohen Eiern unter den Händen und Füßen – nichts von mir berührt den Boden, denn ich halte mein Gewicht dabei vollständig auf den Eiern. Etwas, das jeder normale Mensch zunächst für unmöglich hält.
Für Auftritte übte ich des Öfteren im Wohnzimmer, in diesem Fall im Beisein meines Jüngsten – damals 4 Jahre alt. Er guckte gespannt zu. In einem Moment der Pause setzte ich mich an meinen Laptop und staunte nicht schlecht, als ich kurze Zeit später zu ihm herübersah. Da hatte er seine Hände im Liegestütz auf den Eiern postiert und versuchte es selbst. Ich dachte: „Wow, er kann ja noch nicht „wissen“, dass das „eigentlich“ nicht geht. Darum tut er es einfach.“
Mandat: Wie hat dieser Moment Sie beeinflusst?
Bernd Höhle: Für mich ein Mega-Gänsehautfaktor. Was habe ich nicht alles verworfen, weil ich durch Erziehung, Bildung und Glaubenssätze dachte, es könne nicht funktionieren. Eine Woche später wollte er mit mir spielen und ich schlug ihm vor, Liegestütze zu machen. Seine Antwort: „Wir haben doch keine Eier.“ Fantastisch, was anderen total absurd und unmöglich erschien, war für ihn Status Quo! Durch diese Erkenntnis konnte ich auch meine eigene Leistungsgrenze weiter verschieben.
Mandat: Welche Lehre ziehen Sie daraus? Was bedeutet Wachstum im Sport?
Bernd Höhle: Wachstum ist für mich nicht die Frage, was ich tun könnte oder müsste, sondern die Frage, was mich noch einschränkt und welche Glaubenssätze mich hindern.
Der Sport und die Kampfkunst lehrten mich unter anderem:
- Technik schlägt Kraft.
- Ein Kampf wird zum großen Teil im Kopf gewonnen oder verloren.
Bernd Höhle
Weltrekord-Halter und Kampfkunst-Experte: Bernd Höhle, Präsident des internationalen Kampfkunst-Verbandes der „Martial Arts Association – International“, ist nicht nur ein international bekannter Kampfkunst-Experte, der für seine sportlichen und humanitären Einsätze vielfach national und international ausgezeichnet wurde. Er ist überdies selbst als Unternehmer zweiter Generation im Bauwesen tätig, führt als Inhaber sein eigenes Kampfkunst-Center und kann die Brücke zwischen Kampfkunst und Unternehmertum perfekt schlagen.