Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 374: Halb voll oder halb leer?

Wachstums-WochenstartAuf Wohnmobil-Stellplätzen geht es etwas enger zu als auf Campingplätzen, insbesondere in Hoch-Zeiten. Als wir am Pfingstmontag auf einem unserer favorisierten Stellplätze im Münsterland ankamen, hatten wir Glück, überhaupt noch einen Platz zu finden. Mit unserem Auto brauchen wir immer ein wenig Raum zum Rangieren und so parkten wir auf einem markierten Stellplatz, aber mit der linken Heckseite tatsächlich hart auf der Grenze zu den Nachbarn auf der linken Seite, gerade noch auf „unserer“ Parzelle.

Als unsere Nachbarn mit den Rädern wieder zu ihrem Wohnmobil kamen, sprach ich sie darauf an, ob es ihnen zu eng sei. Sie meinten, das ginge in Ordnung, sie würden ohnehin in Kürze abreisen.

Einige Stunden später trafen neue Nachbarn ein. Als ich dies sah, ging ich zu ihnen, es handelte sich um ein Schweizer Paar. Es ergab sich folgender Dialog:

„Guten Tag, ist es Ihnen zu eng mit unserem Fahrzeug?“

„Zu eng? Nein, Keineswegs. Wir haben noch einen Stellplatz bekommen, obwohl es so voll ist und wir freuen uns über das, was wir haben und ärgern uns nicht über das, was wir nicht haben.“

Bemerkenswert, oder? Das eine ist die Haltung an sich und das andere die Artikulation derselben. Wie oft erleben wir, dass das Haar in der Suppe gesucht wird, vor allem in der Presse und in den sozialen Medien? So wurde beispielsweise kürzlich auf einigen Social Media Plattformen kundgetan, dass in Dortmund im letzten Jahr 1.651 neue Wohnungen entstanden sind und sich jetzt 1.651 neue Mieter freuen können. Prompt kam die Retourkutsche: Das reiche nicht und man habe sich mehr vorgenommen, das Ziel sei verfehlt. Mir fehlen bei so etwas immer die Worte.

Wie auch immer: Das Schweizer Reisepaar hat mich beeindruckt, wie an diesem Wochenstart erkennbar wird. Die beiden wissen nicht einmal, dass nun, in diesem Augenblick, einige Tausend Menschen über sie und ihre prima Einstellung gelesen haben. Wenn sich nun nur die Hälfte von uns, die wir diesen Wochenstart lesen, zwei-, dreimal an „Wir freuen uns über das, was wir haben und ärgern uns nicht über das, was wir nicht haben“ erinnert, wäre das doch großartig. Und wenn wir den Spruch in Meetings, Führungsgespräche, Strategiediskussionen einbringen, ist das noch besser.

Klar: Es geht immer mehr und es geht immer besser. Aber manchmal schaue man einfach hin und freue sich über das bereits Erreichte.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

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© 2019, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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