Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 660: Autolanding wirft Fragen auf
Linda Vollberg und ich flogen kürzlich in einem Airbus A320 neo nach Wien und bereits der Abflug verspätete sich wegen dichten Nebels am Zielort. Kurz vor der Landung meldete sich der Pilot aus dem Cockpit und informierte uns wie folgt: „Meine Damen und Herren, wir haben dichten Nebel in Wien und werden heute ein Autolanding durchführen, das heißt, das Flugzeug wird alleine landen. Dazu ist es zwingend erforderlich, dass Sie alle Ihre Smartphones und Tablets komplett ausschalten: Nein, der Flugmodus ist nicht hinreichend, die Geräte müssen komplett ausgeschaltet sein. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben und wir wollen ja auf der Landebahn landen, nicht neben der Landebahn.“
Einmal abgesehen davon, dass ich den letzten Zusatz als wenig vertrauenerweckend empfand und mir gerade vorstellte, wie Menschen, die mit Flugangst oder Flugskepsis im Flieger saßen, dies aufnehmen würden, stellte ich mir die folgenden Fragen:
- Wie sollen denn im Flugmodus befindliche Smartphones und Tablets ein solides Autopilotsystem beeinflussen?
- Wenn die Beeinflussung wirklich möglich wäre, was ist das denn für ein fragiles System?
- Was passiert, wenn nicht alle Passagiere dem Appell folgen?
Meine Überzeugung: Die gesetzliche Vorschrift mag bestehen, ist aber aus technischer Sicht Unfug. Vermutlich könnten wir sogar alle zusammen telefonieren, surfen, Daten herunterladen, ohne dass auch nur ein kleiner Teil des Bordsystems beeinflusst würde. So müsste das System zumindest ausgelegt sein.
Natürlich befolgte ich den Appell, es schadete ja nicht, aber „Unfug“ dachte ich dennoch.
Die Landung, indes, erfolgte tadellos, wir landeten sogar auf der Landebahn, wie vorgesehen. Beim Ausstieg erkundigte ich mich noch bei der Crew, ob ich es wirklich richtig verstanden hatte, dass es sich um eine vollautomatische Landung und nicht nur einen ILS-Approach handelte und mir wurde dies bejaht. Ich fand das bemerkenswert.
Gefragt habe ich mich in diesem Zusammenhang, wie viele Gesetze es wohl gibt, die Unfug sind und keine echte Berechtigung haben, außer dass man einen höchst unwahrscheinlichen oder gar unmöglichen Fall absichern will.
Im Anschluss daran fragte ich mich, wie viele Regeln es in Unternehmen wohl gibt, die ähnlichen Mustern entsprechen. Ich denke, wenn wir mit dreißig Prozent rechnen, ist das noch konservativ.
Denken Sie daran: Leitplanken und Regeln müssen Sinn ergeben und gerade im wirtschaftlichen Umfeld dürfen wir nicht alles absichern, was alle möglichen und unmöglichen Fälle erfasst. Wir werden Fehler machen, sowieso. Außerdem gilt: Was nicht kontrolliert wird, muss weg.
Wir müssen schlank bleiben. Das gilt auch für Gesetze.
Auf eine gute Woche!
Ihr und Euer
Guido Quelle