Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 696: Irgendwann ist nie

„Das will ich irgendwann unbedingt machen“. Haben Sie auch so etwas? Etwas, das Sie „irgendwann unbedingt machen“ wollen? Einen Traum, einen Wunsch? Achtung, das ist etwas anderes als das oft in meinen Beiträgen und Vorträgen bemühte „Eigentlich müssten wir ‘mal“. „Eigentlich müssten wir ‘mal“ ist meist auf sachliche, fachliche Themen bezogen, nicht nur im Berufsleben, sondern auch im Privaten.

„Eigentlich müssten wir ‘mal unsere Kunden neu klassifizieren“ (unser Sortiment durchforsten, unsere Lieferanten neu ordnen, unsere Prozesse straffen, unsere Strategie … – Sie wissen schon), das sind Aspekte aus dem Geschäftsleben, aber genauso präsent ist „eigentlich müssten wir mal die Garage aufräumen“ (den Dachboden klarieren, die Hecke schneiden, das Gartenhaus streichen, den Zaun … – Sie wissen schon).

„Eigentlich müssten wir ‘mal“, dahinter steckt meist eine Verpflichtung, etwas, das Arbeit bereitet, etwas Konkretes. Das meine ich heute aber nicht. Ich meine „Das will ich irgendwann unbedingt machen“. Sie merken schon, das Wort „will“ ist viel stärker als „müsste“. Hinter diesem Willen steckt oft ein Traum, mindestens aber ein Wunsch. Und eines haben beide Formulierungen, die Verpflichtung („müsste“) und der Traum („will“) gemein: Ohne Plan, ohne Konzept, ohne Tat wird beides nicht geschehen.

Einer meiner Träume war es schon als Junge, LKW zu fahren. „Irgendwann“ wollte ich das „unbedingt machen“. Ich war schon immer ein Auto- und Maschinen-Fan, kannte als Junge alle Automarken und -modelle und die ganz Großen, die wollte ich auch irgendwann einmal fahren dürfen. Das sachliche Erfordernis ergab sich nicht und auch die finanziellen Prioritäten waren stets andere. Als unsere finanzielle Situation sich zunehmend entspannte, fehlte – was? Richtig: Die Priorität, denn der Job fordert vollen Einsatz. Nein, nein, sagen Sie nicht es fehlte die Zeit, denn Zeit ist eine Ressource, die Verwendung von Zeit ist eine Frage von Prioritäten. „Zeige mir Deinen Kalender und ich nenne Dir Deine Prioritäten“, sage ich gern zu Menschen, die behaupten, sie hätten keine Zeit.

Ich habe mir nun in diesem Sommer, mit Theorie-Lernen seit spätem Frühjahr, diese Zeit genommen – der eine oder die andere von Ihnen hat schon in den sozialen Medien davon Kenntnis genommen – und habe meinen LKW-Führerschein gemacht. Herrlich war das. Einen Traum habe ich mir damit verwirklicht, ich bin mit „Rudi“ (einem 26-Tonner Actros) unter Anleitung meines Fahrlehrers einige Stunden auf Übungsfahrt gewesen und habe es genossen. 917 Fragen lernen? 50 meist technische prüfungsrelevante Aufgaben am Auto lernen? Den Truck auch durch enge Gassen bewegen? Natürlich hatte ich Zeit.

Wieder einmal ist mir klar geworden, was wir alle wissen: „Irgendwann“ ist nie. Wir müssen Farbe bekennen, wollen wir nicht „irgendwann“ bedauern, dass wir immer nur „irgendwann“ gesagt haben. Oder wir streichen den Traum. Das aber, das wird erfahrungsgemäß nichts, denn Träume kommen immer wieder.

Träume enthalten Wünsche und diese sind die Vorboten von Zielen. Die Brücke zwischen Traum, Wunsch und Ziel, die dürfen wir allerdings selber bauen.

Irgendwann ist nie. Was ist Ihr „Irgendwann“?

Auf eine gute Woche

Ihr und Euer

Guido Quelle