„Denk‘ Dir doch selbst, was gemeint ist“ – Qualität in der Online-Redaktion
Qualität ist ein wesentlicher Wachstumsparameter. Bedauerlicherweise gerät exakt dieser Parameter in der Welt des schnellen, virtuellen Denkens und Handelns zunehmend ins Hintertreffen. Beobachtbar ist dies täglich in der Online-Berichterstattung. Hier ein Beispiel: Wer sich, wie ich, mit Freude „The Voice Kids“ angesehen hat, konnte am vergangenen Freitag einmal mehr eine Überraschung erleben: Welch großartige Stimmen! Davon handelt auch der folgende Textausschnitt, den ich hiermit im Original aus dem Onlineangebot der Berliner Morgenpost zitiere:
„In der Sendung hatten Kinder nach der Vorbild der Erwachsenen bei „The Voice of Germany“ zunächst in sogenannten „Blind Auditions“ gesunken – die Juroren hörten sie nur, sahen sie aber nicht, die Stimme sollte entscheiden. Jedes Kind, dass weiter kam, bekam dann einen Juror ans Mentor an die Seite gestellte, dabei waren Lena, Tim Bendzko und Henning Wehland.“ Quelle (so gelesen und herauskopiert am Vormittag des 12. Mai 2013): http://mobil.morgenpost.de/vermischtes/article116080707/Michele-aus-Basel-gewinnt-The-Voice-Kids.html
Schauen wir genauer hin (Die Hervorhebungen sind von mir):
- „… nach der Vorbild …“
- „… in … „Blind Auditons“ gesunken …“ (Ich finde, das ist schon fast wieder lustig)
- „Jedes Kind, dass weiter kam, …“
- „… bekam einen Juror ans Mentor …“
- „… an die Seite gestellte …„
Das waren fünf – wie ich finde deftige – Fehler in zwei Sätzen. Über Stil und Satzbau haben wir hier noch gar nicht gesprochen. Und jetzt fragen mich manche immer noch, warum ich empfehle, auszuwählen, was man liest? Warum ich empfehle, dafür Sorge zu tragen, dass man seiner Heimatsprache mächtig ist? Ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Text keinem FAZ-Redakteur so aus der Feder geflossen wäre – nein, auch nicht online. Ich habe vor kurzem von einer Redakteurin gehört, im Online-Angebot müsse es sehr schnell gehen und es dürften sich dann auch Fehler einschleichen. Abgesehen davon, dass die obige Meldung keinen Dringlichkeitscharakter hat, bin ich gänzlich anderer Auffassung: „Online“ und „schnell“ dürfen keine Entschuldigungen für abgrundtief schlechte Qualität sein. D’rum prüfe, was man lese.
(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH