Die persönliche Sicht: Die Frauenquote schadet
Viviane Reding wird nicht müde, ihr persönliches Ziel einer verbindlichen Frauenquote in europäischen Unternehmen zu propagieren und es ist zu befürchten, dass uns hier noch weitere politische Gefechte ins Haus stehen. Obwohl – was heißt „befürchten“? Wir sollten uns die politischen Gefechte wünschen, denn der Vorstoß ist unsinnig.
Die Bundesregierung hat bereits signalisiert, dass sie die Initiative von Frau Reding nicht unterstützen und auf eine andere Art dazu beitragen wird, dass Frauen mehr Chancen in Unternehmen erhalten. Wie das aussieht, bleibt abzuwarten
Eine verbindliche Frauenquote kann den Unternehmen nachhaltig schaden (siehe unter anderem FAZ vom 10. September 2012 in „Der Volkswirt“ über die Frauenquote in Norwegen), sie wird hektische Postenbesetzungen auslösen, die vom Wesentlichen ablenken und vor allem: Sie wird den Frauen nicht gerecht. Der geringschätzige Begriff der „Quotenfrau“ kommt nicht von ungefähr.
Nein, wüster Regulierungswahn bringt uns wieder einmal nicht weiter. Ohne die Überzeugung in den Unternehmen, dass Leistung unabhängig vom Geschlecht ist, ohne die Bereitschaft, die Stärken der Geschlechter für das Wachstum der Unternehmen einzusetzen, wird sich nichts zum Positiven wenden.
Im Übrigen kenne ich persönlich erfreulicherweise keinen Unternehmer oder Manager, weder in unserem Klientenportfolio, noch in meinem umfangreichen Netzwerk, der sich gegen Frauen in Managementpositionen ausspricht – nein, auch nicht außerhalb des offiziellen Protokolls. Natürlich gibt es diese Positionen: „Was ist, wenn Sie ein Kind bekommen?“, „Sind Sie nicht besser zuhause bei Ihren Kindern aufgehoben?“, „Schaffen Sie das denn?“, „Was sagt denn Ihr Mann dazu?“ Dies sind Fragen, die Bewerberinnen nicht unbekannt sind. Wer Frauen in leitenden Positionen – oder sogar generell im Unternehmen – aber ablehnt, hat eine Persönlichkeitsstörung und ihm ist auch mit Vorschriften nicht beizukommen. Eben diese Vorschriften müssen wir aber befürchten, wenn sich nichts bewegt.
Noch setzt die Bundesregierung auf Eigeninitiative und Selbstverpflichtung (was heißt eigentlich „Pflicht“ in diesem Zusammenhang?) der Unternehmen. Wir sind gut beraten, diese Chance zu nutzen. Jede Regulierung wird nach hinten losgehen. Und bitte sagen Sie jetzt nicht „Das betrifft uns nicht, wir fallen gar nicht unter die Regulierungsgröße.“ Hier geht es um eine Denkhaltung.
Ihr Guido Quelle
(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH