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Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 464: Von Improvisation und Können

Mandat Wachstums-Wochenstar® Nr. 464: Von Improvisation und Können

Jan Josef Liefers, den meisten wohl besser bekannt als Professor Karl-Friedrich Boerne aus dem Münster-Tatort, war vor einiger Zeit in der NDR-Talkshow zu Gast, einer Sendung, die meine Frau und ich dann, wenn Hubertus Meyer-Burckhardt und Barbara Schöneberger sie moderieren, nicht zu verpassen versuchen – die beiden sind einfach ein klasse Moderatorenduo, doch ich schweife ab. Liefers hat etwas gesagt, das mich zu diesem Wochenstart veranlasste. Er sagte fast wörtlich: „Je genauer man weiß, was man will, desto besser kann man improvisieren.“

Stimmt, dachte ich, das passt exakt zu dem, wie wir unser Geschäft verstehen, es passt zu dem, was wir unseren Klienten vermitteln, es räumt vor allem mit dem Irrtum auf, dass „Improvisieren“ etwas mit amateurhaftem Verhalten zu tun hat oder dass es vor dem Desaster bewahrt, das regelhaft aus mangelnder Vorbereitung entsteht. Je klarer das Ziel, desto gerichteter ist die Improvisation.

Wenn ich in Unternehmen sehe, wie ungeschickt mitunter durch amateurhafte Improvisation zu kaschieren versucht wird, dass jemand in einem Teilprojekt ein Arbeitspaket nicht verstanden hat, dass man es nicht für nötig befunden hat, sich auf den Projektreview vorzubereiten, weil man meint, dass mangelnde investierte Zeit im Meeting nicht auffällt, wenn ich mir anschaue, welche Behelfslösungen ohne Sinn und Verstand geschaffen werden, dann wird mir klar: Oft fehlte das Ziel, es fehlte das Können oder es fehlte die Überzeugung, dass Vorbereitung erforderlich ist – oder es mangelte schlicht an allen drei Aspekten.

Ich selbst mag es, zu improvisieren, Dinge aus dem Stegreif zu erarbeiten, auf eine bestimmte, unerwartete Situation schnell zu reagieren, aber ich tue dies nicht, wenn ich das Ziel nicht kenne oder wenn ich das Risiko, dass andere mit in ein Scheitern der Improvisation hineingezogen würden, als zu hoch einschätze. Es ist ein Irrtum, anzunehmen, dass das, was leicht aussieht, auch leicht ist. Auch die Improvisation bedarf der Vorbereitung, sie bedarf der Auseinandersetzung mit dem erwünschten Ergebnis und: Sie bedarf des Könnens. Improtheater mit Laien sieht anders aus, als Improtheater mit Profis. Man kann nicht alles vorbereiten, aber Improvisation darf nicht zur Erfordernis oder zum Selbstzweck werden.

Improvisation kann eine Tugend sein, weil Sie mit ihrer Hilfe mehr Situationen erfolgreich meistern, als wenn alles stur vorbereitet werden müsste. Wenn Sie Improvisation in Ihrem Unternehmen fördern wollen, müssen Sie drei Dinge unbedingt sicherstellen: Erstens einen Rahmen, innerhalb dessen sich Mitarbeiter bewegen dürfen, zweitens Exzellenz im Tun, drittens das Bewusstsein, dass Improvisation ein additives, kein ausschließliches Handlungselement sein soll.

Impro? Klar, aber nicht nur mit Herz, sondern auch mit Sinn und Verstand.  

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

 


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© 2021, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 446: Improvisation

Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 446: Improvisation

Meine Vorlesung „International Management“ hatte ich, weil für Fernstudenten und in der Vergangenheit sehr bewährt, wieder als Telefonkonferenz geplant. Gemeinsam die Inhalte des Scripts, zu besprechen, ist viel besser, als „betreutes Lesen“ zu veranstalten. Ich brauche kein stabiles Datennetz, bin von überall aus „vorlesungsfähig“. So auch an jenem Montag aus dem Reisemobil, mit dem meine Frau und ich mit unseren Hunden wieder einmal privat unterwegs waren.

Zur vereinbarten Zeit loggte ich mich mit Telefon und Rechner in meinen Telekonferenzraum ein und stellte fest, dass bereits drei Teilnehmer dort waren. Was mich irritierte: Es fehlten 90 Prozent der Teilnehmer, denn 31 Studierende waren mir gemeldet worden. Zudem handelte es sich bei den Fehlenden fast ausschließlich um indische Studenten. Egal, alle waren im Vorfeld über das Hochschul-Nachrichtensystem informiert worden, vielleicht gab es einen Terminkonflikt, ich legte los. Da wir ausschließlich deutschsprachige Teilnehmer im Raum hatten, einigten wir uns auf eine deutschsprachige Vorlesung.

Etwa 20 Minuten nach dem Start erschien auf meinem Bildschirm eine indische Telefonnummer und ein Teilnehmer kam hinzu. Auf Englisch angesprochen sagte er, es gebe unter den Studenten Unsicherheit, weil niemand wüsste, ob die Vorlesung im Webinarsystem der Hochschule oder in welchem System auch immer stattfände. Super, dachte ich, das hat ja prima geklappt mit der Kommunikation, was natürlich nichts an der Situation änderte und wobei sich herausstellte, dass nur die wenigsten überhaupt in ihre Mails im Hochschulsystem geschaut hatten. Ich vermutete, dass die indischen Teilnehmer diesmal nicht in Deutschland waren, sondern, vermutlich coronabedingt, in Indien.

Die Situation: Inzwischen fünf Teilnehmer in meinem Telekonferenzraum, über 20 Teilnehmer warteten irgendwo in der virtuellen Welt auf mich, der ich im Reisemobil in Niedersachsen saß und die dreistündige Vorlesung halten wollte – aber in einem anderen Konferenzsystem. Super Lage.

Mein erster Impuls: Schluss für heute, einen Termin anhängen und ab demnächst mit Zoom arbeiten. Aber, halt: ohne Alternativversuch aufgeben? Nein. Ich verfüge nicht über die persönlichen Mailadressen der eingeschriebenen Studenten (danke, DSGVO), die Hochschulmails wurden offenbar nicht abgerufen, der indische Student sagte aber, man habe eine Whatsapp-Gruppe. Ich bat die Fünf Anwesenden, mir direkt eine Mail zu senden, erzeugte von meinem Zoom-Account einen Link, sendete ihn an die Fünf und bat darum, diesen Link in der Whatsapp-Gruppe zu verteilen. Wir verabredeten uns auf „in 7 Minuten“ im Zoomraum. Wir beendeten die Telefonkonferenz.

Nun galt es, schnell zu sein: Einloggen in Zoom, Kamera aus, Ton aus, eine Word-Folie „Start at 4:45 PM“ erstellen und einblenden, ab ins Bad, rasieren, umziehen (es ist immer mindestens ein weißes Hemd und ein Sakko im Schrank), für ordentliches Licht sorgen, sicherstellen, dass der virtuelle Hintergrund (unser Boardroom in New York) funktioniert, die Haare richten, zurück an meinen Platz.

Ton an, Kamera an, Action. Pünktlich starteten wir mit der Zoom-Konferenz. Über 30 Studenten waren präsent und wir konnten – auf Englisch – wie geplant verfahren. Dank zahlreicher Freiwilliger, die sich, wie im Vorfeld erbeten und offenbar doch teilweise gelesen, vorbereitet hatten, wurde es eine prima interaktive Session. Dass ich mich zwischendurch um laut schlabbernd trinkende und teilweise Blödsinn machende Hunde im Reisemobil kümmern musste, hakte ich lachend unter „besondere situative Umstände“ ab, der Qualität der Veranstaltung tat dies keinen Abbruch.

19:00 Uhr. Abschluss. Ende der Konferenz. Die Improvisation war gelungen. Hier sind die Erfolgsfaktoren:

  • Ich habe nicht sofort aufgegeben, nicht einfach einen neuen Termin angesetzt, sondern hatte das Ziel fest im Auge: Die Vorlesung sollte stattfinden.
  • Ich beherrsche die erforderlichen Werkzeuge virtuos, inklusive Detail-Features.
  • Ich wusste schnell, was zu tun ist, habe klare Anweisungen geben, kein „Bla Bla“, kein umfassendes Abwägen aller Optionen, habe schnell entschieden.
  • Ich hatte das beste Interesse des Gegenübers im Sinn, denn ich hätte ja auch darauf bestehen können, dass sich alle in den Telko-Raum einwählen.
  • Ich mag Herausforderungen.

Es ist im Geschäftsleben wie bei einem Künstler: Eine gelungene Improvisation setzt Vorbereitung durch Lernen und erworbene Fähigkeit voraus, sonst wird sie amateurhaft. Insofern passt dieser Wochenstart auch wieder zu „Vorbereitung kann man nicht nachholen“.

Sorgen Sie in Ihrem Unternehmen dafür, dass zwei Dinge stimmen: persönliche Einstellung und fachliche Fähigkeit. Das ist eine prächtige Basis für gelungene Improvisation.

In diesem Sinne: Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

 

 


Die Frage der Woche:

„In unserem Unternehmen beobachte ich, dass … “

Um an der Umfrage teilzunehmen klicken Sie einfach auf: Wachstumsfrage der Woche

 

In der letzten Woche haben wir gefragt: „In unserem Unternehmen…“

Ihre Antwort:

  • stellen wir die richtigen Fragen, aber wir ziehen nicht die richtigen Schlüsse – 9 %
  • stellen wir die richtigen Fragen und ziehen auch die richtigen Schlüsse daraus – 33 %
  • stellen wir zu wenige Fragen, wir handeln oft aus vermeintlichem Wissen.  – 58 %

 

Balance


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© 2020, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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