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Die persönliche Sicht: Grenzen des Wachstums

Es hört nicht auf. Das Mahnen, dass die Grenzen des Wachstums erreicht oder sogar schon überschritten seien, findet kein Ende. Gerade erst ist, erneut von Meadows et al., eine Revitalisierung des Gedankengutes aus „Die Grenzen des Wachstums“ erfolgt, in Form einer Neubewertung, ca. 30 Jahre später. Bedauerlicherweise wurde dabei nicht berücksichtigt, geschweige denn gewürdigt, dass die ursprüngliche Veröffentlichung von Meadows et al. in zahlreichen Punkten völlig neben der später erlebten Realität stand.

Es kann nicht oft genug betont werden: Um mögliche Grenzen des Wachstums auszuloten bedarf es mehr als eines Extrapolierens aus der Gegenwart in die Zukunft. Wachstum ist nicht „Mehr des Gleichen“, Wachstum basiert auf Innovation, auf neuen Produkten, neuen Dienstleistungen, neuen Chancen, die sich teilweise sogar aus eklatanten Missständen ergeben. Wer dies antizipieren möchte, steht vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Das gilt auch für Meadows et al.

Wenn wir intelligent innovieren, stets die Umwelt – damit meine ich nicht nur die Natur – im Auge behaltend, sind die Grenzen des Wachstums noch lange nicht erreicht, auch, wenn wir zwischenzeitlich Dellen zu verkraften haben.

Ihr Guido Quelle

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Wachstum: Und wenn der Kuchen nicht größer wird?

Neulich in einem Boardroom: Der Vorstand diskutierte leidenschaftlich über Wachstum, Wachstumsziele, Wachstumsansprüche. Es wurde schnell klar, dass der Wettbewerb sich nicht einfach, nicht schnell und natürlich vor allem nicht freiwillig etwas von seinem Teil des Kuchens wegnehmen lassen würde – dafür waren die Wettbewerber inzwischen einfach zu stark aufgestellt. Massives Wachstum des angestammten Marktes war in diesem Geschäftsjahr auch nicht zu erwarten.

Inmitten der Diskussion kam dann irgendwann die unvermeidliche Frage: „Und wie wollen wir dann wachsen, wenn der Kuchen nicht größer wird?“

Schweigen. Wir klinken uns hier aus …

… denn wir können es gar nicht oft genug wiederholen: Wachstum ist nicht „Mehr des Gleichen“. Es geht nicht darum, darauf angewiesen zu sein, dass das angestammte Geschäft permanent wächst. Das ist eine mögliche Facette des Wachstums, aber es ist nicht die einzige. Im Gegenteil: Das blinde Vertrauen auf das angestammte Geschäft führt zu einem gefährlichen Tunnelblick.

Profitables Wachstum bedarf der Innovation. Es bedarf des Umdenkens und es bedarf des Über-Bord-Werfens mancher liebgewonnener Gewohnheiten, liebgewonnener Produkte – ja und auch mancher liebgewonnener Kunden. Innovation beginnt im Kopf der Führung und aus dieser Innovationsmentalität müssen die erforderlichen Prozesse, Verfahren, Systeme – und letztlich auch die entsprechende Organisation stammen.

Innovation als Basis für Wachstum bedeutet, zu akzeptieren, dass Produktlebenszyklen endlich sind, anzuerkennen, dass Sog effektiver ist als Druck und es bedeutet die Mühe auf sich zu nehmen, herauszufinden, was die Kunden tatsächlich brauchen, statt ihnen ständig nur das zu liefern, was sie wollen.

Nehmen Sie diese Unbequemlichkeit schon auf sich? Und Ihre Mitarbeiter? Wie steht es mit denen?

Ihr Guido Quelle

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Wachstum durch Innovationen? Verlassen Sie sich nicht auf Ihre Kunden.

Viel Geld wird für Kundenbefragungen, Marktforschung, Vertriebsoffensiven ausgegeben. Das Ärgerliche ist nur, dass ein großer Teil dieses Geldes besser anders hätte verwendet werden sollen, nämlich dann, wenn die Kundenbefragungen, Marktforschungen und Vertriebsoffensiven zum Ziel haben, herauszufinden, was Kunden wollen, um Kunden dann damit zu bedienen.

So entstehen nur selten Innovationen – und wenn Innovationen entstehen, dann sind dies meist keine echten Sprunginnovationen. Der Grund: Kunden wissen meist sehr wohl, was sie wollen, aber Kunden wissen meist nicht, was sie brauchen (könnten).

Niemand brauchte in der Vergangenheit ein iPhone. Hätte man Menschen vor der Erfindung des iPhones gefragt, was sie wollen, hätten sie vermutlich gesagt „Ein kleineres Handy mit längerer Akkulaufzeit“, „Ein bisschen mehr Design“, „Einen größeren Speicher für SMS und Kontakte“, vielleicht sogar „Ein Handy mit wirklich gutem Musikklang“. Niemand hätte gesagt: „Ich brauche ein stylishes Mobiltelefon, das alles kann und das mein gesamtes Leben revolutioniert. Ein Telefon, das mir Restauranttipps in der Nähe gibt, mir den Weg in einer unbekannten Stadt weist, mit dem ich von überall auf der Welt Zugriff auf all meine Daten habe, mit der gesamten Welt vernetzt bin, mich in meinen Social Communities bewegen kann und das überdies mit mir spricht.“

Steve Jobs und seine Teams wussten aber, dass dies ein Bedürfnis der Menschen sein könnte – das Resultat ist bekannt.

Als das Automobil erfunden wurde, waren die Menschen überaus skeptisch, denn warum sollte eine Kutsche ohne Pferde fahren? Viel zu unsicher.

Als der Personalcomputer erfunden wurde, sagten führende Köpfe der Branche, dass der Markt für solche Computer auf weniger als ein Dutzend weltweit begrenzt sei.

Lineares Denken bringt uns nicht weiter.

Um Sprunginnovationen zu schaffen, genügt es nicht, sich linear weiterzuentwickeln. Geben Sie sich nicht zufrieden damit, dass Ihr Vertrieb Ihren Kunden das gibt, was sie wollen. Sie werden sonst überholt. Sie müssen Ihrer Mannschaft dabei helfen, das herauszufinden, was Ihre Kunden brauchen (könnten). Ihre Kunden werden Sie lieben. Dies ist ein Element von Wachstumsintelligenz und so entsteht Wachstum und Wohlstand.

Ihr Guido Quelle

(c) 2011, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Wachstumsintelligenz: Der PDCA-Zyklus und seine schnell erreichten Grenzen

Manche Dinge hört man so häufig, dass man sie gar nicht mehr in Frage stellt. Vor einigen Tagen war es das Thema „Wissensmanagement“, dessen wir uns an dieser Stelle angenommen haben, heute wollen wir mit dem Nutzen einer ebenfalls als wundersam gepriesenen Methode aufräumen: Dem PDCA-Zyklus.

Horden von Studenten sind schon durch mit dem PDCA-Zyklus vertraut gemacht worden. Plan, Do, Check, Act und eine beliebige Wiederholung desselben sei optimal, um Prozessverbesserungen und Innovationen herbeizuführen. Tatsächlich?

Ein geschlossenes System kann nicht genügen

Wenn wir als richtig anerkennen, dass profitables Wachstum nicht vorwiegend aus der Optimierung eines (geschlossenen) Systems entsteht, sondern dass Wachstumsintelligenz erforderlich ist, die neue Impulse aus der Außenwelt zu verarbeiten in der Lage ist, springt das gebetsmühlenartige Wiederholen von Plan, Do, Check, Act, Plan, Do, Check, Act, … wesentlich zu kurz. Zu sehr lebt man von der eigenen Welt, es kommt in diesen Zyklus wenig bis nichts von außen herein.

„R“ = „Retrieve“

So gut PDCA in einer unternehmensindividuellen Ausprägung für die Optimierung bestehender Prozesse auch sein mag: Wir brauchen eine Spürnase „draußen“. Daher habe ich bereits 2007 in einem Fachartikel des Mandat-Newsletters, Ausgabe 02/2007 (PDF hier) das „R“ für „Retrieve“ eingeführt. Aufgabe derer, die mit „R“ beschäftigt sind, ist das spezifisch gestaltete Einbringen neuer Informationen, Inhalte, Trends, Tricks, Beobachtungen, die dann strukturiert bewertet und abgearbeitet werden können, bevor ein „PDCA“ startet. Und bevor eine neue Runde von PDCA startet, ist es erforderlich, die „R“-Verantwortlichen zu fragen, ob es neue Erkenntnisse gibt.

Strukturierter Innovationsprozess

Sie können „R“ auch für „Recherche“ nutzen. Sinn und Zweck ist es, stets Informationen aus der Außenwelt in das Unternehmen zu bringen, unabhängig davon, wie deren Bewertung letztendlich ausfällt. Wachstumsintelligente Unternehmen nutzen den Informationszufluss von außen gezielt. Wenn dann der RPDCA-Zyklus gut gestaltet ist, kann er ein wirksames Hilfsmittel zur Innovation sein. Der PDCA-Zyklus ist es jedenfalls nicht.

Ihr Guido Quelle

(c) 2011, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH